Schmidt, Helmut
- Lebensdaten
- 1918 – 2015
- Geburtsort
- Hamburg-Barmbek
- Sterbeort
- Hamburg
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Bundeskanzler ; Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen ; Bundesminister der Verteidigung ; Mitherausgeber der Zeit ; Musiker ; Volkswirt
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 118608819 | OGND | VIAF: 12314986
- Namensvarianten
-
- Schmidt, Helmut Heinrich Waldemar
- Schmidt, Helmut
- Schmidt, Helmut Heinrich Waldemar
- He er mu te Shi mi te
- Heermute-Shimite
- Hel mu teu Syu mi teu jeo
- Helmuteu-Syumiteujeo
- Išmīt, Hilmūt
- Shimite, He'ermute
- Shimite, Heermute
- Shumitto, Herumuto
- Shumitto, Herumūto
- Smit, Chelmut
- Syumit'ŭ, Helmut'ŭ
- Syumiteujeo, Helmuteu
- Šmidt, Chėlmut
- Šmidt, Gelʹmut
- Šmidt, Helʹmut
- Šmit, Chelmut
- Šmīdt, Hīlmūt
- シュミット, H.
- シュミット, ヘルムート
- ヘルムート・シュミット
- 施密特, 赫尔穆特
Vernetzte Angebote
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- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
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- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
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- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
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- Hans Bohnenkamp (1893–1977)
- Hans-Jürgen Wischnewski (1922–2005)
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- Henry Kissinger (1923-2023)
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- Leonid Breschnew (1906–1982)
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- Ronald Reagan (1911–2004)
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Personen in der GND - familiäre Beziehungen
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- Ahlers, Conrad (NDB-online)
- Barzel, Rainer (NDB-online)
- Brandt, Willy / Tarnname, seit 1949 amtlicher Name (NDB-online)
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- Genscher, Hans-Dietrich (NDB-online)
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-
Schmidt, Helmut Heinrich Waldemar
1918 – 2015
Politiker, Bundeskanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen, Bundesminister der Verteidigung, Mitherausgeber der "Zeit"
Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974 bis 1982, steuerte die Bundesrepublik Deutschland durch die Sicherheits- und Wirtschaftskrisen der 1970er und frühen 1980er Jahre. Zu den größten Errungenschaften seiner Kanzlerschaft zählen die Gründung des Europäischen Währungssystems (EWS) sowie der innenpolitisch hoch umstrittene NATO-Doppelbeschluss. Parteiübergreifende Anerkennung fand Schmidts entschlossener Umgang mit dem Terror der „Roten Armee Fraktion“ (RAF) im „Deutschen Herbst“ 1977. Nach Ende seiner Kanzlerschaft blieb Schmidt als Medienfigur und Publizist bis in sein hohes Alter im öffentlichen Leben präsent.
Lebensdaten
Geboren am 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek Gestorben am 10. November 2015 in Hamburg Grabstätte Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg Konfession evangelisch-lutherisch -
Autor/in
→Mathias Häußler (Regensburg)
-
Zitierweise
Häußler, Mathias, „Schmidt, Helmut“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118608819.html#dbocontent
Jugend, Kriegszeit, Studium
Schmidt wuchs als ältester Sohn eines Lehrers in Hamburg-Barmbek in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Prägend waren der autoritär-strenge Erziehungsstil des Vaters und die Erfahrung der reformpädagogischen, ko-edukativen Lichtwark-Schule, wo er seine spätere Ehefrau Hannelore „Loki“ Glaser kennenlernte. Nach dem Abitur 1937 wurde Schmidt zum halbjährigen Reichsarbeitsdienst eingezogen und meldete sich anschließend freiwillig zum Militärdienst, an den sich 1939 unmittelbar der sechsjährige Kriegsdienst als Leutnant (zuletzt Oberleutnant) der Luftwaffe anschloss.
Schmidts Einstellung zum NS-Regime war ambivalent: Er war zumindest anfangs von Adolf Hitler (1889-1945) fasziniert, empfand Pflichtgefühl im Dienst für das eigene Land und identifizierte sich stark mit der Institution der Wehrmacht, die er auch später gegen teils starken Widerspruch verteidigte. Wegen des geheim gehaltenen Wissens um seinen leiblichen jüdischen Großvater lehnte er jedoch Teile der NS-Ideologie nach eigenen Angaben bereits früh ab. Diese Haltung verstärkte sich durch seine Kriegserfahrungen an der Ostfront im Winter 1941/42 und durch seine Abkommandierung zu den Volksgerichtshofs-Schauprozessen gegen die Attentäter des 20. Juli 1944. Der NSDAP trat er nicht bei. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs geriet Schmidt in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im August 1945 entlassen wurde.
Im Wintersemester 1945/46 begann Schmidt mit dem Studium der Volks- und Staatwissenschaften an der Universität Hamburg, da das ursprünglich angestrebte Studium der Architektur dort nicht angeboten wurde. Besonders beeindruckte ihn Karl Schiller (1911–1994), Professor für Wirtschaftstheorie und Senator in Hamburg, dessen Protegé und späterer Rivale er wurde.
Berufliche und parteipolitische Anfänge
Nach dem Ende des Studiums arbeitete Schmidt von 1949 bis 1953 als Schillers persönlicher Referent in der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr, anschließend als Leiter des Verkehrsamts. Am 22. Mai 1946 trat er in die SPD ein, inspiriert von Gesprächen mit dem religiösen Sozialisten Hans Bohnenkamp (1893–1977) während der gemeinsamen Kriegsgefangenschaft; auch der britische Militärgouverneur Hamburgs Sir Vaughan Berry (1891–1979) spielte bei Schmidts früher politischer Sozialisierung eine bedeutende Rolle, indem er Schmidt und andere politisch Interessierte regelmäßig zu informellen deutsch-britischen Teestunden und Diskussionsrunden einlud. Im Sommer 1947 übernahm Schmidt den Vorsitz des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds in der britischen Besatzungszone und organisierte u. a. ein internationales Studententreffen mit Teilnehmern aus 15 Ländern in Hamburg-Barsbüttel.
Schmidt zählte früh zu einem kleinen Reformflügel der SPD, der im Gegensatz zur dogmatisch-sozialistischen Linie der Parteiführung eine klassenübergreifende, inklusive Politik nach Vorbild der britischen Labour-Regierung vorzog. In der Außenpolitik kritisierte er offen die Ablehnung des Ruhrstatuts (1949) sowie des Schuman-Plans (1950) durch die SPD-Parteispitze um Kurt Schumacher (1895–1952) und warb stattdessen für eine kooperative Europapolitik, die die Sicherheitsinteressen von Nachbarstaaten wie Frankreich berücksichtige. 1953 zog Schmidt in den Deutschen Bundestag ein, dem er bis 1962 sowie von 1965 bis 1987 angehörte. Unterbrochen wurde diese Abgeordnetentätigkeit von einer Amtszeit als Hamburger Polizei- bzw. Innensenator von Dezember 1961 bis Dezember 1965, wo sein zupackendes, couragiertes Handeln während der Hamburger Sturmflut im Februar 1962 nationale wie internationale Anerkennung fand und seinen Ruf als „Krisenmanager“ begründete.
Politischer Aufstieg
In den 1950er und 1960er Jahren erlebte Schmidt einen steilen politischen Aufstieg, bei dem er sich als Verkehrs- und anschließend als Sicherheits- und Verteidigungsexperte profilierte. Neben seinem Eintreten für die Wiederbewaffnung Deutschlands mit einer politisch kontrollierten Bundeswehr („Staatsbürger in Uniform“) machte Schmidt in diesem Bereich v. a. mit seinen Büchern „Verteidigung oder Vergeltung“ (1961) und „Strategie des Gleichgewichts“ (1969) auf sich aufmerksam, Dokumente seiner strategischen Überzeugungen, die dank englischsprachiger Übersetzungen auch international beachtet wurden. Gleichwohl betonte Schmidt in den 1960er Jahren auch stets die überragende Bedeutung der deutsch-französischen Kooperation für die deutsche Außenpolitik, die es trotz der gaullistischen Herausforderung zu bewahren gelte. Schließlich gilt er als früher Architekt der „Ostpolitik“, die er im Juni 1966 mit einer vielbeachteten Rede auf dem SPD-Parteitag sowie einer publizistisch lautstark begleiteten Privatreise in die Sowjetunion im folgenden Monat öffentlichkeitswirksam unterstützte. Ab 1966 fungierte er als Stellvertreter Fritz Erlers (1913–1967) als SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag und stieg nach dessen Tod im Februar 1967 zu seinem Nachfolger auf, wobei ihn eine enge Abstimmung mit seinem CDU-Gegenüber Rainer Barzel (1924–2006) auszeichnete.
Bundesminister
In der sozialliberalen Regierung Willy Brandts (1913–1992) war Schmidt von 1969 bis 1972 Bundesminister der Verteidigung und betrieb eine breit angelegte Reform- und Modernisierungsagenda, u. a. durch eine Verkürzung der Grundwehrzeit auf 15 Monate, die Gründung der Bundeswehruniversitäten Hamburg und München sowie den sog. Haarnetz-Erlass, der die Vorschrift zum Kurzhaarschnitt der Soldaten liberalisierte. Nach dem Rücktritt seines einstigen Förderers Schiller übernahm Schmidt im Juli 1972 kurzzeitig dessen kombiniertes Amt als Finanz- und Wirtschaftsminister; nach den Bundestagswahlen 1972 verblieb er im Finanzministerium und gab das Amt des Wirtschaftsministers an den Koalitionspartner FDP ab. Im Zentrum von Schmidts Aktivitäten stand v. a. die internationale Koordination von Finanz- und Wirtschaftspolitik nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Weltwährungssystems und der ersten Ölpreiskrise 1973/74, die er auf informelle Weise in Kooperation mit seinen Amtskollegen aus Großbritannien, Frankreich und den USA im Rahmen der „Library Group“ forcierte und die für ihn eine Inspiration für die Einführung der Weltwirtschaftsgipfel während seiner Kanzlerschaft darstellten. Innenpolitisch unterstützte Schmidt das im November 1973 vom Kabinett im Eilverfahren beschlossene Energiesicherungsgesetz, das u. a. vier „autofreie Sonntage“ zur Einsparung von Erdöl einführte. Diese Regierungserfahrungen prädestinierten Schmidt zum Nachfolger Brandts, als dieser im Mai 1974 in Folge der sog. Guillaume-Affäre zurücktrat.
Bundeskanzler: Außenpolitik
Schmidts Amtszeit als Bundeskanzler vom 16. Mai 1974 bis 1. Oktober 1982 war von internationalen wie nationalen Krisen geprägt. Zwar haftete Schmidt zeitlebens das Image eines zupackenden Pragmatikers an, gleichwohl beruhten seine politischen Handlungen auf einem breiten intellektuellen Fundament sowie auf enger Abstimmung mit seinem informellen Beraterkreis, u. a. Klaus Bölling (1828–2014), Manfred Schüler (geb. 1932) und Hans-Jürgen Wischnewski (1922–2005) („Kleeblatt“). Im Zentrum von Schmidts frühen Kanzlerjahren stand weiterhin die wirtschafts- und finanzpolitische Koordination der westlichen Wirtschaftsmächte. Schmidt spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung des Europäischen Rats (1974) und der Weltwirtschaftsgipfel (1975); in diesen Institutionen spiegelten sich sowohl seine Überzeugung von der Notwendigkeit international abgestimmter Stabilitätspolitik als auch ein elitäres Politikverständnis und Präferenz für „Personal Diplomacy“. Neben Schmidts engen Beziehungen zum US-amerikanischen Präsidenten Gerald Ford (1913–2006), dessen Außenminister Henry Kissinger (1923-2023) und Finanzminister George Shultz (1920–2021) ist insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing (1926–2020) zu nennen, die die deutsch-französischen Beziehungen nach den fiskal- und energiepolitischen Zerwürfnissen der frühen 1970er Jahre auf ein neues Niveau brachte.
Generell spiegelte die herausgehobene Position des deutschen Bundeskanzlers in diesen multilateralen Foren die wachsende Bedeutung der Bundesrepublik auf internationaler Bühne wider, was v. a. in Schmidts Gastgeberrolle beim Bonner Weltwirtschaftsgipfel 1978, den er später als Höhepunkt seiner Kanzlerschaft bezeichnete, seinen Ausdruck fand. Gleichwohl verschoben sich die Akzente in Schmidts Außenpolitik: Waren die frühen Jahre seiner Amtszeit noch von enger Kooperation mit der US-amerikanischen Regierung unter Ford geprägt, führten wirtschaftspolitische Differenzen mit dessen Nachfolgern Jimmy Carter (geb. 1924) und Ronald Reagan (1911–2004) zu einem stärkeren Fokus auf wirtschafts- und fiskalpolitische Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Wichtigstes Resultat war die Gründung des Europäischen Währungssystems (EWS) 1978/79, das als Vorläufer der heutigen Europäischen Währungsunion gilt.
In der Sicherheits- und Außenpolitik stellte Schmidts exponierte Rolle in Genese und Umsetzung des NATO-Doppelbeschlusses die wichtigste, aber auch umstrittenste Etappe seiner Kanzlerschaft dar. Schließlich war es Schmidt, der mit seiner berühmten Rede am Londoner „International Institute for Strategic Studies“ im Oktober 1977 als erster Regierungschef öffentlich auf die Disparität zwischen Ost und West im Feld der taktisch-nuklearen Mittelstreckenwaffen hingewiesen und die Wiederherstellung des strategischen Gleichgewichts eingefordert hatte. Ebenso war es Schmidt, der im Rahmen eines informellen Gipfeltreffens der Regierungschefs der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Bundesrepublik auf der französischen Atlantikinsel Guadeloupe die Kernpunkte des NATO-Doppelbeschlusses getreu seinen eigenen strategischen Überzeugungen festzurren konnte und diesen Beschluss auch gegen starken innenpolitischen Widerstand verteidigte. Gleichzeitig versuchte Schmidt, die Errungenschaften deutscher Ostpolitik vor dem Hintergrund eines sich wieder verschärfenden Kalten Kriegs abzusichern: In Reaktion auf die sowjetische Invasion in Afghanistan 1979 sowie auf die Erklärung des Kriegsrechts in Polen 1981 stellte sich Schmidt jeweils – erneut in enger Abstimmung mit seinen westeuropäischen Amtskollegen – gegen von US-amerikanischer Seite geforderte weitreichende Wirtschafts- und Handelssanktionen und versuchte zugleich, blockübergreifende Kontakte zu erhalten: So besuchte er im Juli 1980 den sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew (1906–1982) in Moskau sowie im Dezember 1981 SED-Generalsekretär Erich Honecker (1912–1994) am Werbellinsee.
Innenpolitik
Auch innenpolitisch haftete Schmidt zeitlebens das Image als „Krisenmanager“ an, wobei die Erfolge eher durchwachsen waren. Zwar schnitt die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich der 1970er und frühen 1980er Jahre verhältnismäßig gut ab, doch gelang es auch Schmidt nicht, die Spirale aus Staatsverschuldung, Inflation und Arbeitslosigkeit („Stagflation“) dauerhaft zu durchbrechen. Gleichwohl wurde unter seiner Kanzlerschaft im März 1976 das Mitbestimmungsgesetz vom Deutschen Bundestag verabschiedet, dessen vorbereitende Parteikommission Schmidt bereits in den 1960er Jahren als Fraktionsvorsitzender geleitet hatte.
Parteiübergreifende Anerkennung erhielt Schmidt zudem für seine kompromisslose Haltung gegenüber dem Terror der „Rote Armee Fraktion“ während des „Deutschen Herbsts“, sowie insbesondere für die erfolgreiche Stürmung der entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“ in Mogadischu durch das Bundeswehr-Spezialkommando GSG 9.
Die letzten Jahre von Schmidts Kanzlerschaft waren von zunehmenden wirtschafts- und sozialpolitischen Differenzen mit dem Koalitionspartner FDP geprägt („Lambsdorff-Papier“ von September 1982 zur marktwirtschaftlichen Neuorientierung), die letztlich zum Rücktritt der vier FDP-Bundesminister am 17. September 1982 sowie dem anschließenden Sturz Schmidts durch ein konstruktives Misstrauensvotum im Bundestag führten. Auch die Abkehr der SPD vom NATO-Doppelbeschluss im folgenden Jahr wurde gemeinhin als Bruch der Partei mit der Sicherheitspolitik ihres Ex-Kanzlers gesehen. Auf Regierungsebene führte Helmut Kohl (1930–2017) Schmidts Politik weitgehend fort, insbesondere im Bereich der Außen- und Deutschlandpolitik.
Publizist
Nach seiner Zeit als Bundeskanzler blieb Schmidt als Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ von 1983 bis 2015 sowie Autor von über zwanzig Büchern und 280 Artikeln allein für „Die Zeit“ eine starke Stimme im politischen Diskurs der Bundesrepublik und darüber hinaus. Er befasste sich v. a. mit den philosophischen und ethischen Grundlagen seiner Politik sowie größeren weltpolitischen und geostrategischen Fragen. Seine mediale Präsenz, verbunden mit seinem als Markenzeichen geradezu zelebrierten Zigarettenkonsum, führte in seinen letzten Lebensjahren zu einer fast kultischen Verehrung.
1972 | Orden wider den tierischen Ernst |
1978 | Theodor-Heuss-Preis der Theodor Heuss Stiftung, Stuttgart |
1983 | Ehrensenator der Universität Hamburg |
1998 | Carlo-Schmid-Preis der Carlo-Schmid-Stiftung, Stuttgart |
2003 | Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg |
2006 | Adenauer-de-Gaulle-Preis (mit Valéry Giscard d’Estaing) |
2007 | Henry-Kissinger-Preis der American Academy, Berlin |
2010 | Henri-Nannen-Preis (seit 2022 Stern-Preis) des Verlags Gruner + Jahr |
2011 | Millennium-Bambi der Hubert Burda Media, Offenburg |
2012 | Eric-M.-Warburg-Preis des Vereins Atlantik-Brücke, Berlin |
2013 | Hanns Martin Schleyer-Preis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung, Berlin |
2016 | Hamburg Airport Helmut Schmidt |
2018 | 2-Euro Gedenkmünze |
2018 | Sonderbriefmarke 70 Eurocent |
2022 | Helmut-Schmidt-Zukunftspreis des Zeitverlags und des New Institut Hamburg |
überwiegend nach 1982 | Ehrenbürger der Städte Hamburg, Bonn, Bremerhaven, Berlin, Barlachstadt Güstrow und des Landes Schleswig-Holstein |
überwiegend nach 1982 | Ehrendoktorwürden, u. a.:
Deutschland: Universität der Bundeswehr (Hamburg), Universität Potsdam, Universität Marburg USA: Harvard University, Johns Hopkins University, Newberry College South Carolina, Temple University, Tulane University, Georgetown University, University of Scranton, Connecticut State University China: Chung-Hsing-Nationaluniversität Japan: Keiō-Universität, Fukuoka Universität, Hiroshima Universität Korea: Hansung Universität, Seoul Universität Israel: Universität Haifa UK: Universität Oxford, Universität Cambridge Frankreich: Universität Paris-Sorbonne Italien: Istituto Universitario de Bergamo Griechenland: Universität Athen Belgien: Katholische Universität Leuven Spanien: Universidad Internacional Menéndezy Pelayo, Santander |
Nachlass:
Schmidt-Archiv, Bundeskanzler Helmut Schmidt Stiftung, Hamburg. (weiterführende Informationen)
Archiv der sozialen Demokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, 1/HSAA. (politischer Nachlass) (weiterführende Informationen)
Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, PERS 1/44 926 und PERS 6/182 222. (Personalakten Bundesminister der Verteidigung und der Wehrmacht).
Bundesarchiv Koblenz, Abt. B, Bestand B 136 Bundeskanzleramt.
Gedruckte Quellen und Editionen:
Meik Woyke (Hg.), Willy Brandt/Helmut Schmidt. Partner und Rivalen. Der Briefwechsel (1958–1992), 2015.
Verteidigung oder Vergeltung. Ein deutscher Beitrag zum strategischen Problem der NATO, 1961.
Strategie des Gleichgewichts. Deutsche Friedenspolitik und die Weltmächte, 1969.
Als Christ in der politischen Entscheidung, 1976.
"The 1977 Alastair Buchan Memorial Lecture", in: Survival 20 (1978), S. 2–10.
Der Kurs heißt Frieden, 1979.
Eine Strategie für den Westen, 1986.
Handeln für Deutschland, 1993.
Zur Lage der Nation, 1994.
Auf der Suche nach einer öffentlichen Moral. Deutschland vor dem neuen Jahrhundert, 1998.
Globalisierung. Politische, ökonomische und kulturelle Herausforderungen, 1998.
Die Selbstbehauptung Europas. Perspektiven für das 21. Jahrhundert, 2000.
Die Mächte der Zukunft: Gewinner und Verlierer in der Welt von morgen, 2004.
Auf dem Weg zur Deutschen Einheit, 2005.
Helmut Schmidt/Giovanni di Lorenzo, Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt, 2009.
Helmut Schmidt/Fritz Stern, Unser Jahrhundert. Ein Gespräch, 2010.
Einmischungen. Seine besten ZEIT-Artikel von 1983 bis heute, 2010.
Helmut Schmidt/Peer Steinbrück, Zug um Zug, 2011.
Helmut Schmidt/Giovanni di Lorenzo, Verstehen Sie das, Herr Schmidt?, 2012.
Ein letzter Besuch. Begegnungen mit der Weltmacht China. Gespräch mit Lee Kuan Yew, 2013.
Mein Europa. Reden und Aufsätze, 2013.
Autobiografische Werke:
Menschen und Mächte, 1987, 131991, Taschenbuchausg. 1998.
Die Deutschen und ihre Nachbarn. Menschen und Mächte, T. 2, 1990, Taschenbuchausg. 1992.
Politischer Rückblick auf eine unpolitische Jugend, in: Helmut Schmidt/Hannelore Schmidt/Willi Berkhan/Wilfriede Berkhan/Ruth Loah/Ursula Philipp/Dietrich Strothmann (Hg.), Kindheit und Jugend unter Hitler, 1994, S. 188–254.
Weggefährten. Erinnerungen und Reflexionen, 1996, Taschenbuchausg. 1998.
Außer Dienst. Eine Bilanz, 2008, Taschenbuchausg. 2010.
Was ich noch sagen wollte, 2015, 32016.
Monografien und Sammelbände:
Klaus Bölling, Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt. Ein Tagebuch, 1982.
Hélène Miard-Delacroix, Partenaires de choix? Le Chancelier Helmut Schmidt et la France, 1993.
Michael Schwelien, Helmut Schmidt. Ein Leben für den Frieden, 2003.
Hartmut Soell, Helmut Schmidt, Bd. 1: Vernunft und Leidenschaft. 1918–1969, 2003, Bd. 2: Macht und Verantwortung. 1969 bis heute, 2008.
Klaus Wiegrefe, Das Zerwürfnis. Helmut Schmidt, Jimmy Carter und die Krise der deutsch-amerikanischen Beziehungen, 2005.
Detlef Bald, Politik der Verantwortung. Das Beispiel Helmut Schmidt. Das Primat des Politischen über das Militärische 1965–1975, 2008.
Henning Albrecht, Pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken. Helmut Schmidt und die Philosophie, 2008.
Johannes von Karczewski, „Weltwirtschaft ist unser Schicksal“. Helmut Schmidt und die Schaffung der Weltwirtschaftsgipfel, Bonn 2008.
Hans-Joachim Noack, Helmut Schmidt. Die Biographie, 2008.
Theo Sommer, Unser Schmidt. Der Staatsmann und Publizist, 2010.
Martin Rupps, Helmut Schmidt, der letzte Raucher. Ein Porträt, 2011.
Dominik Pick, Brücken nach Osten. Helmut Schmidt und Polen, 2011.
Rainer Hering, „Aber ich brauche die Gebote…“. Helmut Schmidt, die Kirchen und die Religion, 2012.
Gunter Hofmann, Willy Brandt und Helmut Schmidt. Geschichte einer schwierigen Freundschaft, 2012.
Matthias Waechter, Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing. Auf der Suche nach Stabilität in der Krise der 70er Jahre, 2011.
Martin Rupps, Helmut Schmidt. Ein Jahrhundertleben, 2013.
Sabine Pamperrien, Helmut Schmidt und der Scheißkrieg. Die Biografie von 1918 bis 1945, 2014.
Thomas Birkner, Mann des gedruckten Wortes. Helmut Schmidt und die Medien, 2014.
Gunter Hofmann, Helmut Schmidt. Soldat, Kanzler, Ikone, 2015.
Thomas Karlauf, Helmut Schmidt. Die späten Jahre, 2016.
Kristina Spohr, Helmut Schmidt. Der Weltkanzler, 2016.
Reiner Lehberger, Die Schmidts. Ein Jahrhundertpaar, 2018.
Meik Woyke, Helmut Schmidt. 100 Seiten, 2018.
Mathias Häußler, Helmut Schmidt and British-German Relations. A European Misunderstanding, 2019.
Aufsätze:
Hélène Miard-Delacroix, Ungebrochene Kontinuität: Francois Mitterrand und die deutschen Kanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl, 1981–1984, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 47 (1999), S. 539–558.
Guido Thiemeyer, Helmut Schmidt und die Gründung des europäischen Währungssystems 1973–1979, in: Franz Knipping/Matthias Schönwald (Hg.), Aufbruch zum Europa der zweiten Generation: Die europäische Einigung 1969–1984, 2004, S. 245–268.
Matthias Schulz, Vom „Atlantiker“ zum „Europäer“? Helmut Schmidt, deutsche Interessen und die europäische Einigung, in: Mareike König/Matthias Schulz (Hg.), Die Bundesrepublik Deutschland und die europäische Einigung 1949–2000. Politische Akteure, gesellschaftliche Kräfte und internationale Erfahrungen. Festschrift für Wolf D. Gruner zum 60. Geburtstag, 2004, S. 185–220.
Tim Geiger, Die „Landshut“ in Moagdischu. Das außenpolitische Krisenmanagement der Bundesregierung angesichts der terroristischen Herausforderung 1977, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 57 (2009), S. 413–456.
Matthias Schulz, The Reluctant European. Helmut Schmidt, the European Community, and Transatlantic Relations, in: Matthias Schulz/Thomas Schwartz (Hg.), The Strained Allaince. US-European Relations from Nixon to Carter, 2010, S. 27–306.
Guido Thiemeyer, The European Currency System and the European Policies of Helmut Schmidt, in: Johnny Laursen (Hg.), The Institutions and Dynamics of the European Community, 1973–1983, 2014, S. 172–201.
Mathias Häußler, A „Cold War European”? Helmut Schmidt and European Integration, c. 1945–1982, in: Cold War History 15 (2015), H. 4, S. 427–447.
Kristina Spohr, Helmut Schmidt and the Shaping of Western Security in the Late 1970s. The Guadeloupe Summit of 1979, in: The International History Review 37 (2015), H. 1, S. 167–192.
Mathias Häußler, The Convictions of a Realist: Concepts of "Solidarity" in Helmut Schmidt’s European Thought, 1945–1982, in: European Review of History 24 (2017), H. 6, S. 955–972.
Andrew Port (Hrsg.), Roundtable: In Memory of the "Two Helmuts". The Lives, Legacies, and Historical Impact of Helmut Schmidt and Helmut Kohl, in: Central European History 51 (2018), H. 2, S. 282–309.
Stefan Kieninger, Diplomacy beyond deterrence: Helmut Schmidt and the Economic Dimension of Ostpolitik, in: Cold War History 20 (2020), H. 2, S. 179–196.
Porträt (Öl/Leinwand) v. Bernhard Heisig (1925–2011), 1986, Kanzlergalerie im Bundeskanzleramt, Berlin.