Frings, Josef
- Lebensdaten
- 1887 – 1978
- Geburtsort
- Neuß
- Sterbeort
- Köln
- Beruf/Funktion
- Erzbischof von Köln ; Erzbischof ; Katholischer Theologe ; Kardinal
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 118536079 | OGND | VIAF: 54284139
- Namensvarianten
-
- Frings, Joseph
- Frings, Kardinal Josef
- Frings, Josef
- Frings, Joseph
- Frings, Kardinal Josef
- Frings, Josef Richard
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- Frings, Kardinal Joseph
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- Helmut Schmidt (1918–2015)
- Johannes XXIII. (1881–1963)
- Joseph Höffner (1906–1987)
- Joseph Müller (1894–1944)
- Joseph Ratzinger (geb. 1927)
- Karl Joseph Kardinal Schulte (1871–1941)
- Konrad Adenauer (1876–1967)
- Konrad Graf von Preysing (1880–1950)
- Kurt Arentz (1934–2014)
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- Papst Pius XII. (1876–1958)
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Frings, Josef
1887 – 1978
Erzbischof von Köln
Josef Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, setzte sich schützend für seine Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus ein und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Diplomaten, der mit den Besatzungsmächten verhandelte. Einen besonderen Namen machte sich Frings als Wortführer beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965). Er war einer der wenigen Menschen, deren Name zu einem Tätigkeitswort wurde, als er im eiskalten Winter 1946/47 eine Silvesterpredigt hielt und danach „fringsen“ für das Beschaffen von Kohlen stand.
Lebensdaten
geboren am 6. Februar 1887 in Neuß gestorben am 17. Dezember 1978 in Köln Grabstätte Dom zu Köln in Köln Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Friedhelm Ruf (Grevenbroich)
-
Zitierweise
Ruf, Friedhelm, „Frings, Josef“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118536079.html#dbocontent
Frings entstammte einem zutiefst katholischen Elternhaus in der Nähe der Neusser Quirinuskirche. Früh fasste er den Entschluss, einfacher Leutepriester zu werden. Nach dem Abitur 1905 am Königlichen Gymnasium (heute Quirinus-Gymnasium) und dem Studium der Katholischen Theologie wurde er am 10. August 1910 vom Kölner Weihbischof Joseph Müller (1894–1944) in St. Mariä Himmelfahrt zum Priester geweiht und war anschließend Kaplan im Kölner Arbeiterviertel Zollstock. Studienjahre in Rom und Freiburg schlossen sich an, bevor er 1915 Pfarr-Rektor in Köln-Fühlingen wurde. 1922 ging Frings als Rektor des Waisenhauses nach Neuß. Seine nach eigenem Bekunden „schönsten Jahre“ begannen für Frings 1924 als Pfarrer im Kölner Villenviertel Braunsfeld, wo er mit Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876–1967) in Kontakt kam, zu dem er zeitlebens ein persönlich distanziertes Verhältnis unterhielt.
1937 wurde Frings Leiter des Erzbischöflichen Seminars in Bensberg und am 1. Mai 1942 als Nachfolger von Karl Joseph Kardinal Schulte (1871–1941) Erzbischof von Köln. In der auch für die Kirche schwierigen Zeit des Nationalsozialismus zählte er eher zu den prominenten Mitgliedern der Kirche, von denen er 1963 rückblickend sagte, er habe nicht so offen gesprochen wie die beiden Grafen (die Bischöfe Graf von Galen in Münster und Graf von Preysing in Berlin). Aber er, Frings, habe in dieser Zeit viele Dinge im Stillen geordnet. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs Frings in die Rolle eines politischen Vertreters für die Bevölkerung seines Sprengels hinein und führte seit dem 30. Mai 1945 eine lange Serie von Besprechungen mit US-amerikanischen und britischen Militärbehörden. Neben Fragen über die Rückgabe von enteigneten Kirchen ging es auch um großzügigere Lebensmittelrationen und Heizmaterial. Mit den Bischöfen Konrad Graf von Preysing (1880–1950) und Clemens Graf von Galen (1878–1946) in der Woche vom 18. bis 22. Februar 1946 von Papst Pius XII. (1876–1958) in Rom zum Kardinal erhoben, hielt Frings am letzten Tag desselben Jahres in der Pfarrkirche Köln-Riehl eine Silvesterpredigt, in der er mit Berufung auf das 7. Gebot gegen die Auffassung der britischen Militärbehörde auftrat, dass das Aufsammeln von Kohle an Bahngleisen Diebstahl sei. Viele Kohlesammler fühlten sich daraufhin gegen Frings’ eigene Absicht frei von allen Sünden und stahlen nun nicht mehr, sondern „fringsten“.
Frings schätzte Papst Pius XII., der wie er einen konservativen Weg vertrat. Gleichwohl unterstützte er dessen Nachfolger Papst Johannes XXIII. (1881–1963) bei seinen Reformbemühungen im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965). Mit seinem Berater Joseph Ratzinger (geb. 1927), dem späteren Papst Benedikt XVI., wurde Frings eine der prägenden Gestalten des Konzils und meldete sich in allen vier Sitzungsperioden mit einflussreichen Stellungnahmen zu Wort, in denen er sowohl Kritik übte als auch Lösungsvorschläge bereithielt. Letztlich half er engagiert dem Konzilspapst Johannes bei seinen Bemühungen, die Kirche zu modernisieren. 1969 übergab er seinen Hirtenstab an seinen Nachfolger Joseph Höffner (1906–1987). Seine letzten Jahre verbrachte er im Erzbischöflichen Haus in Köln. An der Trauerfeier für ihn am 21. September 1978 nahmen mehr als 40 Bischöfe und zahlreiche politische Vertreter teil. Bundeskanzler Helmut Schmidt (1918–2015) würdigte Frings in einem Nachruf als kraftvolle, weise und von Liebe durchdrungene Führungsgestalt. 1996 wurde die Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft in Neuss gegründet mit dem Ziel, dem Kardinal aus Neuss ein Denkmal zu setzen und die Erinnerung an ihn wach zu halten.
Der langjährige Kölner Domprobst Norbert Feldhoff (geb. 1939) nannte Frings einen der bedeutendsten deutschen Bischöfe und hob besonders Frings' grundsätzlich konservative, positive Haltung zur Kirche, seine heute noch erinnerbare Nähe zu den Menschen und sein mutiges Auftreten auf dem Konzil hervor. Frings stehe für heutige priesterliche Tugenden und ein offenes Verhältnis zwischen Priestern und Bischöfen.
Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Bavaria in Freiburg im Breisgau | |
Mitglied der Theologenverbindung Rhenofrankonia in Bonn | |
1946 | Protektor der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft |
1946 | Ehrenbürger der Stadt Honnef |
1950 | Ehrenbürger der Stadt Neuß |
1952 | Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1953–1978 | Protektor des Malteser Hilfsdienstes |
1957 | Dr. phil. s. c., Sophia-Universität Tokio |
1960 | Ehrendomherr der Kathedralkirche Essen |
1964 | Kardinal-Frings-Gymnasium, Bonn-Beuel |
1967 | Ehrenbürger der Stadt Köln |
Kardinal-Frings-Straße, Köln | |
Caritas-Altenzentrum Kardinal-Frings-Haus, Köln-Ehrenfeld | |
Begegnungszentrum Kardinal-Frings-Haus, Neuss | |
Gedenktafel, Pfarrkirche Köln-Fühlingen | |
2006 | Josef-Kardinal-Frings-Brücke, 1950/51, seit 2006 nach Frings benannt, Rhein bei Neuss/Düsseldorf |
Nachlass:
Historisches Archiv des Erzbistums Kölns. (P)
Die Einheit der Messiasidee in den Evangelien. Ein Beitrag zur Theologie des Neuen Testaments, 1917. (Diss. theol.)
Grundsätze katholischer Sozialarbeit und zeitnahe Folgerungen, 1947.
Verantwortung und Mitverantwortung in der Wirtschaft. Was sagt die katholische Soziallehre über Mitwirkung und Mitbestimmung?, 1949.
Das Verhältnis der Kirche zu den Juden im Lichte des II. Vatikanischen Konzils. Vortrag zur Woche der Brüderlichkeit im Gürzenich zu Köln am 5. März 1967. Bischof Dr. Hubert Luthe zum 85. Geburtstag, 2012.
Für die Menschen bestellt. Erinnerungen des Alterzbischofs von Köln. Autobiographie, 1973.
Festschrift zum Jubeljahr des Kardinals und Erzbischofs Joseph Frings, hg. v. Verlag Wort und Werk, 1957. (P)
Dieter Froitzheim (Hg.), Kardinal Frings – Leben und Werk, 1979.
Eduard Hegel u. Wilhelm Neuss (Hg.), Geschichte des Erzbistums Köln, Bd. 5, 1987, S. 105–109. (P)
Joachim Sikora u. Hans Nitsche (Hg.), Josef Kardinal Frings. Honnefer Akzente, 1996.
Joachim Kettel, Josef Kardinal Frings, Leben & Wirken des Kölner Erzbischofs in Anekdoten, 2003.
Friedhelm Hofmann, „Stüfchen, Eminenz!“ Anekdoten rund um den Kölner Dom, ²2004. (P)
Norbert Trippen, Josef Kardinal Frings, 2 Bde., 2003/05. (P)
Friedhelm Ruf, Der rheinische Kardinal – Josef Frings Seelsorger, Diplomat, Brückenbauer, hg. v. der Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft, 2015. (P)
Norbert Trippen, Josef Kardinal Frings (1887-1978), in: Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher (Hg.), Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 7, 1994, S. 143–160, 299 f. (P)
Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1783/1803-1934, 1983, S. 210–213.
Norbert Trippen, Art. "Josef Kardinal Frings", in: Portal Rheinische Geschichte. (P) (Onlineressource)
Denkmal v. Kurt Arentz (1934–2014), 1998 (Köln, Laurenzplatz).
Denkmal v. Elmar Hillebrand (1925–2016), 2000 (Neuss, Nähe Quiriniuskirche).