d’Ester, Karl
- Dates of Life
- 1881 – 1960
- Place of birth
- Vallendar bei Koblenz
- Place of death
- Aurach-Fischbachau (Oberbayern)
- Occupation
- Zeitungswissenschaftler ; Philologe ; Studienrat
- Religious Denomination
- römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 118685481 | OGND | VIAF: 120702839
- Alternate Names
-
- Karl Maria Johannes von Nepomuk Ferdinand d’Ester
- Heinz Frohgemut
- d’Ester, Karl
- Karl Maria Johannes von Nepomuk Ferdinand d’Ester
- Heinz Frohgemut
- Ester, Karl d'
- D'Ester, Carolus
- D'Ester, Karl
- Ester, Carl d'
- Ester, Carolus d'
- Ester, Karl Maria d'
- Ester, Karl de
- Frohgemut, Heinz
- d’Ester, Carl
- d’esther, karl
- Carl Maria Johannes von Nepomuk Ferdinand d’Ester
- karl maria johannes von nepomuk ferdinand d’esther
- D'Ester, Karolus
- D'Ester, Carl
- Ester, Karolus d'
- Ester, Carl Maria d'
- Ester, Carl de
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Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Aloys Meister (1866–1925)
- Arnulf Kutsch (geb. 1949)
- Emil Dovifat (1890–1969)
- Erich Everth (1878–1934)
- Erich Schulz (1874–1941)
- Felicitas Timpe
- Hans Bohrmann (geb. 1940)
- Heinz Starkulla (1922–2005)
- Julius Schwering (1863–1941)
- Karl Büchers (1847–1930)
- Konrad Adenauer (1876–1967)
- Kurt Koszyk (1929–2015)
- Lena-Renate Ernst (1925–2014)
- Lore Sporhan-Krempel (1908–1994)
- Lotte Roth-Wölfle (1912–2011)
- Moritz Flavius Trenk von Tonder (1746–1810)
- Paul Hugendubel (1910–1943)
- Walter Panofsky (1913–1967)
- Walther Heide (1894–1957)
Places
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-
d’Ester, Karl (eigentlich Karl Maria Johannes von Nepomuk Ferdinand d’Ester)
Pseudonym: Heinz Frohgemut
1881 – 1960
Zeitungswissenschaftler
Karl d’Ester war mit Emil Dovifat (1890–1969) und Erich Everth (1878–1934) einer der Begründer der Zeitungswissenschaft, die sich nach 1918 als neue Disziplin an deutschen Universitäten etablierte. d’Ester übernahm 1924 den ersten Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft an der Universität München und setzte sich über Jahrzehnte erfolgreich für die Anerkennung und Institutionalisierung seines Fachs ein.
Dates of Life
Geboren am 11. Dezember 1881 in Vallendar bei Koblenz Gestorben am 31. Mai 1960 in Aurach-Fischbachau (Oberbayern) Grabstätte Friedhof in Vallendar Konfession römisch-katholisch -
Author
→Astrid Blome (Dortmund)
-
Citation
Blome, Astrid, „d’Ester, Karl“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118685481.html#dbocontent
Nach seinem Abitur am Königlichen Gymnasium in Koblenz begann d’Ester 1902 ein Studium der deutschen Sprach- und Literaturgeschichte, Philologie, Philosophie, Katholische Theologie und Geschichte in München und wurde Mitglied der katholischen Studentenverbindung Aenania. 1905 wechselte er an die Universität Münster, wo er zusätzlich Geografie studierte und 1907 bei dem Germanisten Julius Schwering (1863–1941) mit einer Studie zur Pressegeschichte Westfalens – der ersten zeitungswissenschaftlichen Dissertation in Deutschland – zum Dr. phil. promoviert wurde.
Anschließend als Lehrer tätig, legte d’Ester 1909 in Münster das zweite Staatsexamen ab und arbeitete bis 1919 als Studienrat am Realgymnasium in Hörde, wo er an der Herausgabe mehrerer Lesebücher beteiligt war. Diese Tätigkeit wurde durch den Ersten Weltkrieg nicht unterbrochen, da d’Ester wehruntauglich war. 1919 habilitierte sich d’Ester für Historische Zeitungskunde und Geschichte der öffentlichen Meinung bei dem Historiker Aloys Meister (1866–1925) mit einer Untersuchung über den rheinischen Publizisten Moritz Flavius Trenk von Tonder (1746–1810). Anschließend lehrte er als Privatdozent bei und mit Meister an der Universität Münster und baute mit ihm ein zeitungswissenschaftliches Seminar und Archiv auf.
Nachdem d’Ester 1919 den Ruf auf die Nachfolge Karl Büchers (1847–1930) in Leipzig abgelehnt hatte, wurde er 1924 außerordentlicher Professor am neu gegründeten Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hier baute er trotz unzureichender Ressourcen das Institut für Zeitungswissenschaft auf und trug eine umfangreiche Fachbibliothek und Quellensammlung zusammen, mit der er im Inland und europäischen Ausland zahlreiche Ausstellungen unterstützte. Mit seinem Freund Walther Heide (1894–1957), der die redaktionelle Hauptarbeit leistete, gründete er 1926 die erste Fachzeitschrift für internationale Zeitungsforschung „Zeitungswissenschaft“, die bis zu ihrer Einstellung 1944 einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der neuen Disziplin leistete. Die 1926 erfolgte Gründung des Westfälisch-Niederrheinischen Instituts für Zeitungsforschung (seit 1964 Institut für Zeitungsforschung) in Dortmund ging auf eine Anregung von d’Ester zurück, den eine Freundschaft mit dem langjährigen Institutsdirektor Erich Schulz (1874–1941) verband.
1926 wurde d’Ester vom Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876–1967) mit der wissenschaftlichen Leitung der „Kulturhistorischen Abteilung“ der großen internationalen Presse-Ausstellung „PRESSA“ (Köln 1928) beauftragt. Die Exposition wurde zu einem international beachteten Publikumsmagneten. Vortrags- und Studienreisen führten d’Ester 1929 nach Japan, 1934 in die USA und 1936 in mehrere afrikanische Länder, u. a. nach „Deutsch-Ostafrika“ (Tansania) und Südafrika.
Als Hochschullehrer begründete d’Ester 1928 die Schriftenreihe „Zeitung und Leben“, in der bis 1943 insgesamt 94 Bände publiziert wurden, davon überwiegend Münchner Dissertationen. Bis 1960 betreute er mehr als 400 Doktorarbeiten, was ihm von Kollegen den Vorwurf einer „Doktorfabrik“ eintrug. Zu d’Esters Schülerinnen und Schülern zählen u. a. Lena-Renate Ernst (1925–2014), Paul Hugendubel (1910–1943), Kurt Koszyk (1929–2015), Walter Panofsky (1913–1967), Lore Sporhan-Krempel (1908–1994), Heinz Starkulla (1922–2005) und Lotte Roth-Wölfle (1912–2011).
In der Zeit des Nationalsozialismus etablierte sich die Zeitungswissenschaft in München endgültig. Protegiert von Heide, bis Mai 1933 stellvertretender Reichspressechef, anschließend Leiter der Ausland-Pressebüro GmbH und Präsident des Deutschen Zeitungswissenschaftlichen Verbands, erhielt d’Ester erstmalig erhebliche Sach- und Personalmittel. 1934 zum Ordinarius ernannt, wurden die frühen 1940er Jahre zu seiner produktivsten Schaffensphase mit den umfangreichen Monografien „Die Presse und ihre Leute im Spiegel der Dichtung. Eine Ernte aus drei Jahrhunderten“ (1941) und „Die Presse Frankreichs im eigenen Urteil 1540–1940“ (1942) sowie zahlreichen Artikeln für das nach drei Bänden abgebrochene „Handbuch der Zeitungswissenschaft“ (1940–1943).
Die Haltung d’Esters zum „Dritten Reich“ war ambivalent. Er blieb seiner katholisch-konservativen Grundeinstellung treu, wahrte eine gewisse Distanz zum Regime und trat nicht in die NSDAP ein. Zugleich passte er sich den politischen Verhältnissen und Anforderungen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme an. D’Ester profitierte von wissenschaftspolitischer Förderung und sah seine Disziplin als Faktor der politischen Erziehung. Er trug Vorgaben wie die Wendung des Fachs gegen eine Ausweitung zur Publizistikwissenschaft und die Auflösung der Film- und Rundfunkabteilung seines Instituts mit und als einer der renommiertesten Fachvertreter zur Annäherung der Zeitungswissenschaft an die NS-Ideologie bei.
Für die antisemitische Wanderausstellung „Der ewige Jude“ (1937–1939) stellte d’Ester Materialien aus dem Institutsbestand zur Verfügung. Seine – nicht mehr im Detail nachvollziehbare – Beteiligung an der Ausstellung war einer der Hauptgründe für seine Amtsenthebung im Januar 1946 und seine Entlassung im November 1946. Im September 1947 wurde d’Ester als Leiter des Münchner Instituts für Zeitungswissenschaft wiedereingesetzt und lehrte nach seiner Emeritierung 1952 noch bis 1957.
Das Hauptverdienst d’Esters liegt in seinem zentralen Beitrag für die erfolgreiche Etablierung und Institutionalisierung der Zeitungswissenschaft in Deutschland. Er trieb die akademische Beschäftigung mit der (historischen) Presse als selbstständige akademische Disziplin voran und fand Anerkennung als engagierter, allerdings nicht systematischer Sammler pressehistorischer Quellen, darunter v. a. Einzelstücke und Presseausschnitte. Als Hochschullehrer war sein Wissenschaftsverständnis – im Gegensatz zu den zeitungskundlichen Instituten in Leipzig oder Berlin – nicht auf die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses ausgerichtet, sondern auf Forschung und Publikationstätigkeit.
Die Forschungen d’Ester waren empirisch ausgerichtet und nicht theoretisch orientiert. Er konzentrierte sich auf Materialsammlungen und beschreibende historische Untersuchungen, die er als Fundament für anschließende methodische Forschung und Theoriebildung verstand. Die Arbeiten d’Esters wurden 1981 von den Kommunikationswissenschaftlern Hans Bohrmann (geb. 1940) und Arnulf Kutsch (geb. 1949) als kompilatorische Pressegeschichtsschreibung kritisiert.
1947 | Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzender der Freunde der Münchner Zeitungswissenschaft |
1952 | Ehrenbürger der Stadt Vallendar bei Koblenz |
1956 | Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1959 | Bayerischer Verdienstorden |
Grundschule Karl d'Ester, Vallendar bei Koblenz |
Nachlass:
Institut für Zeitungsforschung, Dortmund. (Findbuch)
Monografien:
Das Zeitungswesen in Westfalen von den ersten Anfängen bis zum Jahre 1813. In seiner geschichtlichen Entwicklung und kulturellen Bedeutung dargestellt, 1907. (Diss. phil.)
Die rheinische Presse unter französischer Herrschaft 1794 bis 1814, 1919. (Habilitationsschrift)
Zeitungswesen, 1928.
Weg und Ziel einer neuen Wissenschaft. Zehn Jahre Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität München, 1934.
Das politische Elysium oder die Gespräche der Todten am Rhein. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Presse und des deutschen Gedankens am Rhein, 2 Bde, 1936/37.
Die Presse und ihre Leute im Spiegel der Dichtung. Eine Ernte aus drei Jahrhunderten, 1941.
Die Presse Frankreichs im eigenen Urteil 1540–1940, 1942.
Schwarz auf Weiß. Ein Leben für die Jugend, die Wissenschaft und die Presse, 1951.
Der Traum eines Lebens. Ein deutsches Institut für internationale Presseforschung und ein Weltpressemuseum. Ein Beitrag zur Geschichte der internationalen Zeitungswissenschaft, 1957.
Auswahl der publizistikwissenschaftlichen Schriften, hg. v. Wilhelm Klutentreter, 1984.
Herausgeberschaften:
Um Main und Donau. Ein Heimatbuch, hg. v. Florian Asanger/Karl d’Ester, 1919.
Die Rheinlande. Ein Heimatbuch. Mit Zeichnungen von Karl Bärenfänger, 1921, 41923, Nachdr. 1983.
Rheinsagen, 1923, Neuausg. 1956.
Karl d’Ester/Walther Heide, Zeitungswissenschaft. Monatsschrift für internationale Zeitungsforschung, 1926–1944.
Zeitung und Leben (Schriftenreihe), 94 Bde., 1928–1943.
Journalisten. Kleine Geschichten von der Presse und ihren Leuten, 1944, 21946.
Der große Görres. Auswahl aus seinem Werk, 1948.
Die papierene Macht. Kleine Pressekunde, geschrieben von Zeitgenossen, 1950.
Bibliografien:
Otto Groth, Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde, Bd. 4, 1930, S. 388–394.
Hermann Hart, d’Ester-Bibliographie, in: Zeitungswissenschaft 16 (1941), Nr. 12, S. 585–599.
Wilhelm Klutentreter, Karl d‘Ester als Schriftsteller. Versuch einer Bibliographie (1899–1951), in: ders. (Hg.), Beiträge zur Zeitungswissenschaft. Festgabe für Karl d’Ester zum 70. Geburtstage von seinen Freunden und Schülern, 1952, S. 74–103.
Uwe Tombrink (Bearb.), Nachlass Karl d’Ester. Findbuch, mit einem Nachtrag von Dietmar Döring, 1990/1994, S. 3–41. (Onlineressource)
Hans Bohrmann/Arnulf Kutsch, Karl d’Ester (1881–1960). Anmerkungen aus Anlaß seines 100. Geburtstages, in: Publizistik 26 (1981), S. 575–603.
Heinz Starkulla/Hans Wagner (Hg.), Karl d’Ester 1881–1960. Professor für Zeitungswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1924–1954, 1981.
Rudolf Stöber, Emil Dovifat, Karl d’Ester und Walter Hagemann. Die Wiederbegründung der Publizistik in Deutschland nach 1945, in: medien & zeit 17 (2002), Nr. 2/3, S. 67–84.
Rudolf Stöber, Karl d’Ester und die Frühgeschichte der deutschen Presse, in: Michael Meyen/Maria Löblich (Hg.), 80 Jahre Zeitungs- und Kommunikationswissenschaft in München. Bausteine zu einer Institutsgeschichte, 2004, S. 20–27.
Ingrid Klausing, Art. „Dissertationen in München. Eine Bibliografie“, in: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hg.), Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft, 2014. (Onlineressource)
Ingrid Klausing, Art. „Karl d’Ester“, in: ebd., 2015. (Onlineressource)
Würdigungen und Festschriften:
Karl d’Ester zum 50. Geburtstag von Freunden, Kollegen und Schülern. Sonderheft Zeitungswissenschaft 6 (1931), Nr. 6.
Zwischen Wissenschaft und Praxis. Eine Festgabe für Karl d'Ester an seinem 50. Geburtstag, hg. v. d. Zeitungswissenschaftlichen Vereinigung, [1932].
Hermann Hart, Ein Lebenswerk im Dienste der Zeitungswissenschaft. Professor Dr. Karl d’Ester zum 60. Geburtstag, in: Zeitungswissenschaft 16 (1941), S. 578–585
Wilhelm Klutentreter (Hg.), Beiträge zur Zeitungswissenschaft. Festgabe für Karl d’Ester zum 70. Geburtstage von seinen Freunden und Schülern, 1952.
Emil Dovifat, Karl d’Ester, in: Publizistik 5 (1960), S. 177 f.
Karl d'Ester zum 100. Geburtstag (1881–1960). Zum Programm der Festveranstaltungen, 1981.
Fotografien, Institut für Zeitungsforschung, Dortmund, Nachlass Karl d’Ester, Sign. d’E N 76 – 1.
zwei Fotografien v. Felicitas Timpe (1923–2006), 8.12.1951, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München.