Jorhan, Christian
- Lebensdaten
- 1727 – 1804
- Geburtsort
- Bad Griesbach i. Rottal
- Sterbeort
- Landshut
- Beruf/Funktion
- Bildhauer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 111062624 | OGND | VIAF: 42452883
- Namensvarianten
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- Jorhan, Christian der Ältere
- Johrhan, Christian
- Jordan, Christian
- Gorhauer, Christian (fälschlich auch)
- Jorhauer, Christian (fälschlich auch)
- Jorhan, Christian
- Jorhan, Christian der Ältere
- Johrhan, Christian
- Jordan, Christian
- Gorhauer, Christian (fälschlich auch)
- gorhauer, christian
- Jorhauer, Christian (fälschlich auch)
- jorhauer, christian
- Johrhan, Christian Johann Wenzeslaus
- Johrhan, Christian, der Ältere
- Jordan, Christian Johann Wenzeslaus
- Jordan, Christian, der Ältere
- Jorhan, Christian Johann Wenzeslaus
- Jorhan, Christian, der Ältere
- Jorhann, Christian Johann Wenzeslaus
- Jorhann, Christian, der Ältere
- Jorhan, Christian der Älthere
- Johrhan, Christian, der Älthere
- Jordan, Christian, der Älthere
- Jorhan, Christian, der Älthere
- Jorhann, Christian, der Älthere
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Jorhan, Christian
Bildhauer, ~ 6.10.1727 Griesbach/Rott (Niederbayern), ⚰ 8.10.1804 Landshut. (katholisch)
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Genealogie
V →Wenzeslaus Johannes (s. 3);
- ⚭ Landshut 1755 Maria Theresia, T d. Malers Pauer in Regensburg;
11 K, u. a. die Bildhauer Christian (s. 2), →Thomas Joh. Nepomuk (1761–1837) u. Franz Xaver Wolfgang (1771 -um 1815). -
Biographie
Nach der in der väterlichen Werkstatt verbrachten Lehre wurde J. vermutlich mit 17 Jahren Geselle bei Joh. Bapt. Straub in München, etwa gleichzeitig mit dem wenig älteren Ignaz Günther. Sehr bemerkenswert sind die überlieferten Stationen seiner Wanderschaft. Zunächst war J. 2½ Jahre bei Joseph Christian in Riedlingen, anschließend bei Joseph Anton Pfaffinger in Salzburg. Dann war er 3 Jahre auf der Akademie in Augsburg, gleichzeitig arbeitete er in den dortigen Werkstätten bei Ignaz Verhelst und Leonhard Riedinger mit. Seit 1755 ist er als bürgerlicher Bildhauer in Landshut nachweisbar.
J. war der führende Rokokobildhauer im Rentamt Landshut. Mit Recht wird er mit Straub und Ignaz Günther, dessen absoluten Rang in der Kunstgeschichte er freilich nicht erreichte, zu dem Dreigestirn großer bayer. Bildhauer in der Zeit des Rokoko gerechnet. Das Besondere der Kunst J.s besteht darin, daß seine Werke im Gestus wie im Ausdruck im wahrsten Sinne des Wortes volkstümlich sind. Sehr erschwerend für eine gerechte Beurteilung seines ungewöhnlich umfangreichen Lebenswerkes ist, daß es noch immer einer wissenschaftlichen Bearbeitung harrt. Dies gilt ebenso für sein plastisches wie für sein graphisches Werk, denn es ist bisher so gut wie unbekannt, daß J. sich auch als Zeichner hervortat. Mit Ausnahme seines Frühwerks ist sein Stil von dem seines Lehrers Straub geprägt. In der Vergeistigung des Ausdrucks hat J. ihn in einigen Werken übertroffen. In seinen besten Arbeiten kommt J. Ignaz Günther manchmal|sehr nahe, beispielsweise in einer 1766 datierten Maria als Mater Dolorosa (Privatbes. Dr. Engel, Darmstadt, ehemals in der Schloßkapelle in Teising bei Neumarkt-St. Veit/Kr. Mühldorf). Die nicht zu übersehende stilistische Beeinflussung J.s durch Günther ist jedoch offensichtlich erst nach der Beendigung der in München verbrachten Lehrzeit erfolgt. Von einer erstaunlichen Beseeltheit des Ausdrucks ist ein um 1780 entstandenes Kruzifix mit zugehöriger Mariä-Ohnmacht-Gruppe (Hamburg, Mus. f. Kunst u. Gewerbe). Die besten seiner als kirchliche Ausstattungskunst geschaffenen Werke befinden sich in den Kirchen des Landkreises Erding. J. arbeitete fast nur in Holz. Für seine von den Zeitgenossen gerühmte besondere Begabung im Anfertigen von Kleinbildwerken aus Alabaster sowie aus Elfenbein hat sich bis heute noch kein Beleg finden lassen. Im Gegensatz zu I. Günther hat J. den Klassizismus noch erlebt und in den Werken der Spätzeit sich dem Ornament dieser Stilrichtung angepaßt. Seine letzten Lebensjahre sind dadurch verdüstert, daß er infolge des wirtschaftlichen Niederganges von Bayern völlig verarmte.
Die Bedeutung des Bildschnitzers hat sein Zeitgenosse, der Landshuter Chronist F. S. Meidinger, in den noch heute gültigen Worten ausgedrückt: „J. besitzt einen durchdringenden Geist, den sein künstlerischer Meißel in allen Arbeiten umgetauscht verbreitet. Ein Meister in Affekt und Stellungen, jeder Gesichtszug drückt das Innerste der Geschichte aus, so, wie Lebhaftigkeit und Ernst der Natur am ähnlichsten kommen. Seine Zeichnungen sind also trefflich, seine Stellungen leicht, und ohne Zwang, und der Natur gleich arbeiten ist in seiner Macht.“
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Werke
u. a. Standorte wichtiger Arbb.: Reichenkirchen b. Erding, Pfarrkirche, 1756, 1757, 1758 u. 1759;
Landsham b. Erding, Pfarrkirche, n. 1757;
Holzen, Kr. Landshut, Pfarrkirche, 1758;
Hörgersdorf, Kr. Erding, Pfarrkirche, 1758 ff.;
Landshut, St. Theklakapelle, 1759 (signierter Entwurf Schloßarchiv Neufraunhofen, 1754);
Altenerding b. Erding, 1760 ff., 1766-70;
Rettenbach, Kr. Deggendorf, Pfarrkirche, 1760;
Folge V. Büsten d. 4 Evangelisten: Matthäus u. Johs., Frankfurt/M., Liebieghaus, Markus sowie hl. Anna, Skulpturenabt, d. Staatl. Museen, Stiftung Preuß. Kulturbes., Berlin, n. 1760;
Buch am Buchrain, Kr. Erding, Pfarrkirche, 1761;
Niederding b. Erding, Pfarrkirche, 1762;
Gars am Inn, ehem. Augustinerchorherrnstiftskirche, 1762;
Landshut, ehem. Dominikanerkirche, um 1762;
Michaelsbuch b. Deggendorf, Pfarrkirche, 1763;
Brunnenfigur d. hl. Florian, Landshut, innerer Hof d. Burg Trausnitz, n. 1763;
Mariathalheim b. Erding, Wallfahrts- u. Pfarrkirche, 1764-70;
Salmanskirchen b. Mühldorf, Pfarrkirche, 1764;
Brückenstatue d. hl. Johann Nepomuk, Erding, Heimatmus., 1765;
Buchbach b. Mühldorf, Pfarrkirche, 1767-71;
Aufkirchen b. Erding, Pfarrkirche, 1771;
Langenpreising b. Erding, Pfarrkirche, 1783 (?);
Freising-Neustift, ehem. Prämonstratenserklosterkirche, 1779;
Ergolding b. Landshut, Pfarrkirche, 1780;
Frauenzell, Pfarrkirche, um 1780;
Schwindkirchen b. Mühldorf, Pfarrkirche, 1789, 1792, 1794-96;
Bockhorn b. Erding, Pfarrkirche, 1790;
Landshut, Hl. Geist-Kirche, um 1790?;
Obergangkofen b. Landshut, Pfarrkirche, 1790/91;
Landshut, St. Martin, 1801. -
Literatur
F. S. Meidinger, Hist. Beschreibung d. Stadt Landshut, 1785;
ders., Hist. Beschreibung d. churfürstl. Rentämter Landshut u. Straubing, 1787;
ders., Beschreibung d. Haupt- u. Univ.stadt Landshut, 1805;
A. Feulner, Münchner Barockskulptur, 1922;
ders., Bayer. Rokoko, 1923;
ders., Skulptur u. Malerei d. 18. Jh. in Dtld., 1929;
J. Huber, Ein unbek. ehem. J.-Hochaltar (1795/96) in d. Pfarrkirche z. Pfarrkirchen/Rott, in: Ostbair. Grenzmarken 4, 1960;
L. Möller, Chr. J. d. Ä., Kreuzigungsgruppe (Neuerwerbung) in: Jb. d. Hamburger Kunstslgg. 5, 1960;
A. Legner, Bildwerke d. Barockzeit a. d. Liebieghaus, 1963, Nr. 60/61;
Johs. v. Nepomuk-Ausstellung München, 1971, Kat. Nr. 19;
F. Markmiller, in: Große Niederbayern, hrsg. v. H. Bleibrunner, 1972;
J. G. Meusel. Teutsches Künstlerlex., 1778;
F. J. Lipowsky, Baier. Künstler-Lex., 1810;
ThB (W, L). -
Autor/in
Gerhard P. Woeckel -
Zitierweise
Woeckel, Gerhard, "Jorhan, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 606-607 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd111062624.html#ndbcontent