Günther, Ignaz
- Lebensdaten
- 1725 – 1775
- Geburtsort
- Altmannstein Kreis Riedenburg (Oberpfalz)
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Bildhauer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118543261 | OGND | VIAF: 69721411
- Namensvarianten
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- Günther, Franz Ignaz
- Ginther, Franz Ignaz
- Ginter, Franz Ignaz
- Gündther, Franz Ignaz
- Günder, Franz Ignaz
- Günther, Ignaz
- Günther, Franz Ignaz
- Ginther, Franz Ignaz
- Ginter, Franz Ignaz
- Gündther, Franz Ignaz
- Günder, Franz Ignaz
- Günther, Ignaz
- Ginter, Ignaz
- Ginther, Ignaz
- Guendter, Franz Ignaz
- Guendter, Ignaz
- Günder, Franz Ignaz
- Günder, Ignaz
- Günther, Franz Ignaz
- Günter, Ignaz
- Günter, Franz Ignaz
- Gündter, Franz Ignaz
- Günter, Ignaz
- Guendther, Franz Ignaz
- Guendther, Ignaz
- Günter, Franz Ignaz
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- NDB 2 (1955), S. 452 (Boos, Roman Anton)
- NDB 4 (1959), S. 323 (Egell, Paul)
- NDB 6 (1964), S. 403 (Giner, Johann der Ältere)
- NDB 14 (1985), S. 628 (Link, Franz Konrad)
- NDB 16 (1990), S. 368 (Mathäser, Willibald)
- NDB 16 (1990), S. 369* (Mathäser, Willibald)
- NDB 25 (2013), S. 483 in Artikel Straub, Johann Baptist (Straub, Johann Baptist)
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Günther (Ginter, Ginther, Günder, Gündter), Franz Ignaz
Bildhauer, * 22.11.1725 Altmannstein Kreis Riedenburg (Oberpfalz), ⚰ 28.6.1775 München. (katholisch)
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Genealogie
V Joh. Georg, Schreiner, Bildhauer, Faßmaler u. Bgm. in A., S d. Joh. Leonhard, Schreiner u. Maler, aus e. v. Brixen eingewanderten Fam.;
M Anna Maria Reichl;
Ov →Franz Xaver Anton (* 1707), Hofmaler in Bamberg (s. L); 5 Geschw., 8 Halb-Geschw., u. a. Halb-B →Joh. Georg (1766–1832), Glasmaler, Gen.restaurator u. Gal.insp. in Augsburg (s. ThB);
⚭ München 1757 Maria Magd. (* 1731), T d. Silberhändlers Ferd. Hollmayr (1701–37) in Huglfing u. d. Maria Wörl;
9 K, u. a. Maria Anna (⚭ 1780 →Jos. Heringer, um 1736–91, Bildhauer, Mitarbeiter [?] u. Erbe d. Bildhauergerechtigkeit G.s u. d. Hauses am Anger;
N →Joseph (1778–1869), Zentralgem.konservator d. Alten Pinakothek in M. -
Biographie
Nach der Lehre in der Werkstatt seines Vaters war G. 1743-50 Geselle und Mitarbeiter des Hofbildhauers →Johann Baptist Straub in München. 1750 ist er in Salzburg nachzuweisen, 1751-52 in Mannheim, wo er vermutlich bei dem Hofbildhauer →Paul Egell tätig war. Ein ihm aus stilistischen Gründen zuzuschreibender Altar (1753?) in Geppersdorf (Kopřivná) belegt seinen Aufenthalt im Gebiet von Mährisch-Schönberg. Vom 17.5. bis zum 10.11.1753 besuchte er die Kaiserliche Akademie in Wien, die ihn mit dem „Ersten Premium in der Bildhauerei“ auszeichnete. 1754 ließ er sich in München nieder und wurde am 5. Juni zum „Hofbefreyten Bildhauer“ ernannt. In wenigen Jahren gelang es ihm, neben seinem ehemaligen Lehrer →Straub zum angesehensten Bildhauer der Landeshauptstadt zu werden, der von seiten des Hofes, des Adels und der Stadt, vor allem aber von Klöstern und Kirchen Münchens und des Umlandes große Aufträge erhielt. Er wohnte in der Pfarrei Sankt Peter, wo ihm seit 1761 das Doppelhaus Unteranger 30/Oberanger 2 gehörte.
G. ist der bedeutendste Bildhauer des deutschen Rokoko. Schon seine frühen Werke erweisen in ihrer unverkennbaren Individualität seine künstlerische Kraft als autonom. Ein Einfluß seines Lehrers →Straub auf sein Schaffen ist kaum spürbar, und es ist bezeichnend, daß dieser später in der Manier seines ehemaligen Schülers arbeitete. Bedeutungsvoller mag für G. während seiner Lehrjahre die Begegnung mit der höfischen Kunst der Residenzstadt gewesen sein, die sich damals gerade unter →François Cuvilliés der Formensprache des Rokoko erschloß. Die Werke →Egells und Donners, die er auf seiner Wanderschaft kennenlernte, dürften ihn in seinem eigenen Ausdruckswollen und in seinem Streben nach Bewußtheit der plastischen Formgebung bestätigt haben. Seinen früh und autonom ausgebildeten Stil hat G. in seiner ganzen Schaffenszeit beibehalten. Da auch die Zahl seiner Charaktere beschränkt ist und er sie wie auch seine sehr typischen Gesten und Bewegungsmotive immer wieder mit nur geringfügigen Abwandlungen gestaltet hat, ist die Datierung seiner zeitlich nicht gesicherten Werke schwierig. Seine Entwicklung spiegelt sich nicht in der Abfolge neuer Formerfindungen, sondern in einer sich zu souveräner Beherrschung des Werkstoffes steigernden Technik und in der zunehmenden Verinnerlichung und Überzeugungskraft der Darstellung seelischen Verhaltens im Ineinanderspiel von Bewegungsrhythmen, Mimik und Gesten. Im Dienste dieser Absicht, Geistig-Seelisches überzeugend zur Anschauung zu bringen, stand sein Bestreben, im Schnitzwerk mit den Möglichkeiten der Malerei zu wetteifern. Bei fast allen Figuren und Gruppen ist das Motiv scheinbar transitorisch gestaltet, in Wirklichkeit aber zur Summe seines Inhaltes verdichtet. Durch feinste Bewegung der Oberfläche, unterstützt durch nuancierte farbige Fassungen, wird zusätzlich die Illusion stofflicher Wirkung vermittelt. Dadurch verliert auch die Einzelfigur bei großen Altarkompositionen, die G. meisterhaft beherrschte und durch gezeichnete, modellierte und geschnitzte Skizzen vorbereitete, nicht an Eigenwert. Sein überwiegend im kirchlichen Auftrag stehendes Schaffen war von tiefer Frömmigkeit durchwaltet, die auf Grund der aus dem Zeitgeschmack zu verstehenden höfischen Elemente und des Adels und der Anmut seiner Figuren oft verkannt wird. Ihr verdanken wir Bildwerke, die den Rang hoher Kunst haben und in denen zugleich auch bayerische Volkskunst ihre schönste Erfüllung gefunden hat. Als sein künstlerisches Vermächtnis kann seine letzte Schöpfung, die Pietà von Nenningen (Friedhofskapelle, 1774; Bozzetto im Bayerischen Nationalmuseum München) betrachtet werden, bei der alle zeitbedingten Komponenten zurücktreten und – an der Schwelle des Klassizismus – der erfüllte Ausdruck heroischer Größe aus eigener bildnerischer Kraft und nicht in Nachahmung des antiken Kanons erreicht ist.
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Werke
W Beschreibendes Verz. aller bedeutenden W b. A. Schönberger, I. G., 1954. - Standorte wichtiger W: Altenhohenau b. Wasserburg, Dominikanerinnenklosterkirche;
Altmannstein/Oberpfalz, Pfarrkirche;
Arget b. Miesbach, Pfarrkirche;
Attel b. Wasserburg, ehem. Benediktinerabteikirche;
Berlin, Skulpturenabt. u. Kunstbibl. d. Staatlichen Museen;
Cleveland (Ohio), Mus. of Art;
Mallersdorf/Niederbayern, ehem. Benediktinerabteikirche;
- München, Bayer. Nat.mus., Bürgersaalkirche, Dom, Hist. Stadtmus., Johann v.-Nepomukkirche, Pfarrkirche St. Peter, Staatl. Graph. Slg., Kirche St. Georg in Bogenhausen, Kirche Johannes Baptist in Johanneskirchen, Pfarrkirche in Schwabing, Pfarrkirche in Thalkirchen;
- Neustift b. Freising, ehem. Prämonstratenserabteikirche;
Nürnberg, German. Nat.-mus.;
Rott/Inn, ehem. Benediktinerabteikirche;
Schleißheim b. München, Schloß;
Starnberg/Oberbayern, Alte Pfarrkirche u. Würmgaumus.;
Sünching/Oberpfalz, Schloß;
Vierkirchen b. Dachau, Pfarrkirche;
Weyarn b. Miesbach, ehem. Augustinerchorherren-Stiftskirche. -
Literatur
J. K. v. Lippert, Augsburger Kunstztg., 28. Stück, Augsburg 1771, S. 220 ff.;
L. v. Westenrieder, Beschreibung d. Haupt- u. Residenzstadt München, München 1783;
F. S. Meidinger, Hist. Beschreibung d. Kurfürstl. Haupt- u. Regierungsstädte in Niederbayern, Landshut 1787;
J. S. v. Rittershausen, Die vornehmsten Merkwürdigkeiten d. Residenzstadt München, München 1788;
F. X. Weizinger, in: Der Aar 3, 1913, S. 609-19, 825-33;
A. Feulner, I. G., 1920;
ders., Münchner Barock-Skulptur, 1923;
ders., Bayer. Rokoko, 1923;
ders. u. E. Schmauß, I. G., Der große Bildhauer d. Bayer. Rokoko, 1947;
H. Höhn, Die Handzeichnungen d. Bildhauers F. I. G., in: Anz. d. German. Nat.-Mus., Jg. 1932/33, S. 162-203;
G. Woeckel, Studien zu I. G., Diss. München 1949 (ungedr.);
ders., I. G. u. d. Nymphenburger Porzellanmanufaktur, in: Das Münster, 1950, S. 272;
ders., Neue Funde z. Werk I. G.s, ebd., 1954, S. 69;
ders., Ein unbek. I. G.-Stich, in: Der Zwiebelturm 9, 1954, S. 175 ff.;
ders., Zwei unbek. Engelfiguren I. G.s, ebd., 1961, S. 341;
ders., Eine unbek. Madonna v. I. G., in: Alte u. moderne Kunst, 8. Jg., 67, 1963, S. 2 ff.;
ders., Ein neu entdeckter Münchner Fayenceofen d. höf. Rokoko, ebd., 10. Jg., 78, 1965, S. 21 ff.;
ders., I. G.s Wohn- u. Sterbehaus, in: Schönere Heimat 54, 1965, S. 307 ff.;
A. Schönberger u. G. Woeckel, I. G., Ausstellungskat. München, 1951;
Theodor Müller, Zur Nenninger Pieta I. G.s, in: Heilige Kunst, 1951, S. 5 ff.;
ders., I. G., Bildwerke in Weyarn, 1964;
A. Schönberger, I. G., 1954 (P);
H. Decker, Ein unbek. Frühwerk I. G.s, in: Die Kunst u. d. schöne Heim 55, 1955, S. 332 ff.;
V. Jůza, Neznámé dílo ignáce Günthera na Marově, in: Umění a svět I, 1956, Gottwaldov 1957, S. 46 ff.;
H. Schnell, F. I. G., in: Das Münster, 1961, S. 384;
P. Volk, Historia schreibt Gesch., Über e. neuentdeckte Zeichnung v. I. G., in: Museen in Köln, Bull., 4. Jg., 1965, S. 354 ff.;
F. J. Lipowski, Baier. Künstler Lex., 1810;
G. K. Nagler, Allg. Künstler-Lex., 1837;
ThB. - Zu Ov Franz Xaver Anton: K. Sitzmann, Künstler u. Kunsthandwerker in Ostfranken, 1957;
ThB. -
Porträts
v. M. Knoller (Privatbes.), Abb. bei A. Schönberger, I. G., 1954;
Nachzeichnung e. verschollenen Selbst-P v. F. Piloty, 1806 (München, Staatl. Graph. Slg.), Abb. in: Das Münster, 1961, S. 338. -
Autor/in
Arno Schönberger -
Zitierweise
Schönberger, Arno, "Günther, Ignaz" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 275-276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118543261.html#ndbcontent