Schlabrendorff, Fabian von
- Lebensdaten
- 1907 – 1980
- Geburtsort
- Halle/Saale
- Sterbeort
- Wiesbaden
- Beruf/Funktion
- Jurist ; Widerstandskämpfer ; Bundesverfassungsrichter ; Richter
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118607855 | OGND | VIAF: 47280566
- Namensvarianten
-
- Schlabrendorff, Fabian Ludwig Georg Adolf Kurt von
- Schlabrendorff, Fabian von
- Schlabrendorff, Fabian Ludwig Georg Adolf Kurt von
- Schlabrendorff, Fabian Ludwig Georg Adolf Curt von
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Schlabrendorff, Fabian Ludwig Georg Adolf Kurt
Jurist, Widerstandskämpfer, * 1.7.1907 Halle/Saale, † 4.9.1980 Wiesbaden. (evangelisch)
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Genealogie
V →Carl (1854–1923), preuß. Gen.lt., S d. Louis Philipp Ferdinand (1808–79) u. d. Karoline v. Seel (1815–66);
M Ida (1874–1944), T d. →Karl Frhr. v. Stockmar (1836–1909), auf Obersiemau, preuß. Major, u. d. Anna Freiin v. Haynau (1847–1904);
Ov →Georg (1852–1913), preuß. Gen.lt. (s. BJ 18, Tl.);
Schw →Ursula (* 1905), →Leonie (Lonny) (* 1906), beide Fürsorgerinnen;
– ⚭ 1939 Luitgarde (* 1914), T d. →Herbert v. Bismarck (1884–1955), preuß. Staatsekr., Gr. BVK 1954 (s. Munzinger), u. d. Maria v. Kleist-Retzow (1893–1972?);
4 S →Dieprand (* 1941), RA, →Jürgen-Lewin (* 1943), Dipl.-Kaufm., →Fabian (* 1944), RA, →Carl (* 1950), Dipl.-Chemiker,|2 T Herzeleide (* 1940, ⚭ →Andreas Stökl, * 1939, Dr. theol., Pastor in Allermöhe b. Hamburg, Vf. e. Arb. üb. „Taizé, Gesch. u. Leben d. Brüder v. Taizé“, 1975, ⁵1989), M. A., →Maria (* 1948, ⚭ →Christian Eick, * 1947, Dr. rer. pol., Dipl.-Volkswirt), Dipl.-Bibl. -
Biographie
Nach dem Besuch des Gymnasiums Leopoldinum in Detmold begann S. ein Studium der Rechtswissenschaften in Halle und Berlin, das er mit dem Assessorexamen abschloß. Seit 1932/33 war er für kurze Zeit politischer Hilfsarbeiter im preuß. Innenministerium, danach Rechtsanwalt. S., der schon sehr früh gegen den Nationalsozialismus Stellung nahm, verfaßte 1933 auf Anregung des Großgrundbesitzers →Ewald v. Kleist (1890–1945) einen Aufsatz für das „Mitteilungsblatt der konservativen Hauptvereinigung“, in dem er aus seiner Ablehnung →Hitlers kein Hehl machte. Das Blatt wurde daraufhin sofort verboten. S., der Kontakte zum jungkonservativen Kreis um →Ernst Niekisch (1889–1967) sowie zu dem sich ausbildenden national-konservativen Widerstand, insbesondere zum Kreis um →Hans Oster (1887–1945), unterhielt, reiste im Aug. 1939 nach Großbritannien, wo er den brit. Außenminister Edward Viscount Halifax und Winston Churchill über den bevorstehenden Abschluß des dt.-Sowjet. Nichtangriffspakts informierte. Anfang Sept. 1939 unterrichtete or die brit. Botschaft in Berlin über einen bevorstehenden Staatsstreich gegen →Hitler. Als Reserveoffizier wurde S. im Okt. 1939 zur Wehrmacht eingezogen und zunächst als Infanterieoffizier eingesetzt, mit Beginn des Ostkriegs als Oberleutnant und Ordonnanzoffizier im Stab der Heeresgruppe Mitte. Gefördert durch den 1. Genernlstabsoffizier, seinen Vetter →Henning v. Tresckow (1901–44), konnte er auch hier ein neues oppositionelles Netzwerk aufbauen, wobei es nicht gelang, einzelne Oberbefehlshaber des Ostheeres zu gewinnen. Ihren Höhepunkt fanden diese Aktivitäten, als S. – seiner eigenen Darstellung zufolge – am 13.3.1943 eine Zeitbombe in →Hitlers Flugzeug schmuggelte, deren Zündung allerdings versagte. Nach dem 20. Juli 1944 wurde S. am 17. August verhaftet, gefoltert und schließlich ins KZ Sachsenhausen gebracht. Die für ihn auf den 3.2.1945 festgesetzte Urteilsverkündung vor dem Volksgerichtshof verhinderte ein Bombenangriff auf Berlin, bei dem Roland Freisler getötet wurde. Bei einem 2. Termin am 16. März wurde die Anklage gegen ihn fallengelassen, S. jedoch sofort wieder festgesetzt und mit dem Tod bedroht. Die Kriegswirren der letzten Wochen, in deren Verlauf S. ins KZ Flossenbürg, dann ins KZ Dachau und schließlich nach Tirol verschleppt wurde, verhinderten seine Ermordung. Am 12. April befreiten ihn alliierte Truppen.
Nach dem Krieg arbeitete S. wieder als Rechtsanwalt und Notar, zunächst in Frankfurt/M., dann in Wiesbaden und 1967-75 als Richter am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, wo er an einer Reihe bedeutender Entscheidungen mitwirkte, u. a. an der Bestätigung der Verfassungskonformität des Grundlagenvertrags.
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Auszeichnungen
Gr. BVK (1967);
Dr. iur. h. c. (Göttingen 1968). -
Werke
Offiziere gegen Hitler, Nach e. Erlebnisber., bearb. u. hg. v. Gero v. S[chulze-]Gaevernitz, 1946;
Eugen Gerstenmaier im Dritten Reich, Eine Dok., 1965. -
Literatur
P. Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat, 1969;
ders., C. S. Gf. v. S. u. seine Brüder, 1992;
B. Scheurig, Henning v. Tresckow, 1975;
K. O. Frhr. v. Aretin, Henning v. Tresckow, in: R. Lill u. H. Oberreuter (Hg.), 20. Juli, Porträts d. Widerstands, 1984, S. 423-37;
C. Gerlach, Kalkulierte Morde, Die dt. Wirtschafts- u. Vernichtungspol. in Weißrußland 1941 bis 1944, 1999;
Nassau. Biogr.;
Lex. Widerstand;
Munzinger. -
Autor/in
Christian Hartmann -
Zitierweise
Hartmann, Christian, "Schlabrendorff, Fabian von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 16-17 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607855.html#ndbcontent