Heckert, Fritz
- Lebensdaten
- 1884 – 1936
- Geburtsort
- Chemnitz
- Sterbeort
- Moskau
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Gewerkschafter ; Arbeiterführer
- Normdaten
- GND: 11885545X | OGND | VIAF: 32794016
- Namensvarianten
-
- Heckert, Friedrich Carl
- Heckert, Fritz
- Heckert, Friedrich Carl
- Gekkert, Fric
- Heckert
- Heckert, Frits
- Hekkeruto
- Heckert, Friedrich Karl
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Heckert, Fritz (eigentlich Friedrich Carl Heckert)
1884 – 1936
Politiker, Gewerkschafter
Fritz Heckert war in den Jahren der Weimarer Republik ein Spitzenfunktionär der KPD und der Kommunistischen Internationale. Nach dem Machtantritt der NSDAP 1933 ausgebürgert, distanzierte er sich seit 1934 von dem linksradikalen Kurs der KPD und unterstützte die taktische Kursänderung zur Schaffung einer Einheitsfront gegen den Nationalsozialismus.
Lebensdaten
Geboren am 28. März 1884 in Chemnitz Gestorben am 7. April 1936 in Moskau Grabstätte Nekropole an der Kremlmauer (Urnengrab) in Moskau -
Autor/in
→Andreas Herbst (Berlin)
-
Zitierweise
Herbst, Andreas, „Heckert, Fritz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11885545X.html#dbocontent
Aus einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus stammend, absolvierte Heckert eine Maurerlehre in Chemnitz und trat 1902 in den freigewerkschaftlichen Zentralverband der Maurer und in die SPD ein. Von 1908 bis 1911 arbeitete er in der Schweiz, wo er mit Wladimir I. Lenin (1870–1924) verkehrte und Anhänger der Bolschewiki wurde. Nach seiner Rückkehr nach Chemnitz wurde Heckert im Februar 1912 Vorsitzender der örtlichen Bauarbeitergewerkschaft, später hauptamtlicher Sekretär. 1916 gehörte er zu den Mitbegründern der Chemnitzer Spartakusgruppe und trat 1917 zur USPD über.
Kurz vor der Novemberrevolution wurde Heckert verhaftet und saß nach seiner Freilassung im November 1918 dem Arbeiter- und Soldatenrat in Chemnitz vor. Auf dem Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin (Dezember 1918) in den Reichsvollzugsrat gewählt, votierte er für eine rasche Trennung von der USPD. Ende 1918 nahm er am Gründungsparteitag der KPD teil, die auf seinen Vorschlag „Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund)“ benannt wurde, und führte 1919 die Mehrheit der Chemnitzer USPD mit Heinrich Brandler (1881–1967) in die KPD.
Mit kurzer Unterbrechung gehörte Heckert von 1919 bis zu seinem Tod der KPD-Zentrale, seit 1925 dem Zentralkomitee (ZK) der KPD an. Er unterstützte Ernst Thälmann (1886–1944) in den innerparteilichen Auseinandersetzungen („ultralinke Abweichungen“) mit Ruth Fischer (1895–1961) und Arkadij Maslow (1891–1941). Nach dem 12. Parteitag vom Juni 1929 gehörte er bis Mai 1932 zur Leitung des engeren Sekretariats des ZK. Zeitweise Vertreter der KPD bei der Roten Gewerkschaftsinternationale in Moskau, war Heckert von 1922 bis 1925 stellvertretender Leiter, anschließend bis 1928 Leiter der Gewerkschaftsabteilung der KPD-Zentrale in Berlin, ehe er 1933 für die Rote Gewerkschafts-Internationale in Moskau tätig wurde.
Im Oktober 1923 wurde Heckert von Erich Zeigner (1886–1949) zum Wirtschaftsminister des Freistaats Sachsen berufen und beteiligte sich als „Verkehrsleiter“ des Revolutionären Komitees am dortigen kommunistischen Umsturzversuch („Deutscher Oktober“). Nach dessen Scheitern auch als Minister entlassen, wechselte Heckert 1924 in der KPD vom „rechten Flügel“ zur Mittelgruppe und wurde Anhänger der Sozialfaschismusthese. Von Mai 1924 bis Februar 1933 vertrat er seine Partei im Reichstag. 1928 wurde er vom VI. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (Komintern) in das Präsidium des Exekutivkomitees gewählt. Er unterstützte die Abkehr von der Politik der Einheitsfront und erklärte noch Ende 1933, der Kampf gegen die „faschistische Bourgeoisie“ müsse „nicht gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Partei, sondern gegen sie“ geführt werden.
1931 in Gelsenkirchen auf einer Kundgebung der KPD von SA-Aktivisten schwer verletzt, lebte Heckert seit 1932 in Moskau. Im August 1933 vom NS-Regime ausgebürgert, gehörte er zur Mehrheit im Politbüro, die die ultralinke Politik fortsetzen wollte. Seit Ende 1934 unterstützte er dann Walter Ulbricht (1893–1973) und Wilhelm Pieck (1876–1960), die eine grundlegende Revision der Strategie und Taktik der KPD forderten. Nach dem VII. Weltkongress der Komintern und der folgenden Brüsseler Konferenz (Oktober 1935) erneut ins Zentralkomitee und Politbüro der KPD berufen, starb Heckert am 7. April 1936 an den Folgen eines Schlaganfalls. Nach Gründung der DDR im Oktober 1949 setzte eine intensive Erinnerung an Heckert ein, die u. a. in zahlreichen Straßenbenennungen zum Ausdruck kam. Von 1955 bis 1989 verlieh der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) die Fritz-Heckert-Medaille als seine höchste Auszeichnung.
1951 | Fritz Heckert Straße, Berlin-Ost (1991 Rückbenennung in Engeldamm). In der Folge weitere Straßenbenennungen in der DDR, u. a. in Eisenhüttenstadt, Magdeburg und Zwickau |
1952 | Umbenennung der zuvor nach Theodor Leipart (1867–1947) benannten Hochschule der Gewerkschaften in Bernau bei Berlin nach Fritz Heckert |
1954 | Festveranstaltung des Präsidiums des Bundesvorstands des FDGB im Berliner Friedrichstadtpalast anlässlich des 70. Geburtstags von Heckert, 28.3.1954. |
1955 | Fritz-Heckert-Medaille des FDGB in Silber. Seit 1972 auch in Gold und Bronze |
1960–1972 | Kreuzfahrtschiff „Fritz Heckert“ |
1968 | VEB Werkzeugmaschinenkombinat „Fritz Heckert“, Karl-Marx-Stadt |
1974 | Wohngebiet Fritz Heckert, Karl-Marx-Stadt (in den in Großtafelbauweise gebauten Wohnungen lebten 1990 fast 90 000 Bürger) |
1984 | Wissenschaftliche Konferenz des Bundesvorstandes des FDGB anlässlich des 100. Geburtstages von Fritz Heckert, 28.3.1984 |
Nachlass:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR, NY 4007. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte (RGASPI), Moskau, 495/205/6322. (Kaderakte)
Gedruckte Quellen:
Hermann Weber (Hg.), Deutschland, Russland, Komintern, 2 Bde., 2013/14.
Der Verfall der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Vortrag, gehalten vor den Berliner Metallarbeitern, 1920. (Onlineressource)
Die deutschen Gewerkschaften und der Kampf um die Einheit, 1925.
Rationalisierung und Kriegsgefahr, Referat des Genossen Fritz Heckert auf dem Kongress der Werktätigen, 1926.
Ist die Sozialdemokratie noch die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie?, 1933.
Was geht in Deutschland vor? KPD und Hitlerdiktatur, 1933 (Onlineressource), engl. 1933, russ. 1933, franz. 1933.
Meine Begegnungen mit Luxemburg, Liebknecht und Lenin, in: Kommunistische Internationale (1935), H. 3, Neuausg. 1984.
Festschrift:
Aus dem Leben und Kampf unseres unvergessenen Genossen Fritz Heckert, zusammengest. u. bearb. v. Willi Glier, 1964.
Bibliographie:
Aufsätze und Reden Fritz Heckert. Eine Literaturzusammenstellung aus den Materialien der Zentralbibliothek der Gewerkschaften, o. J. [1960].
Fritz Heckert zur revolutionären Gewerkschaftspolitik. Auswahl von Reden und Schriften. Mit einem Vorw. v. Herbert Warnke, hg. v. d. Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert“ beim Bundesvorstand des FDGB, ausgew. u. bearb. v. Hans Polzin/Günter Thoms, 1974.
Herbert Wehner, Ein Tribun des antifaschistischen Deutschlands, in: Deutsche Zentral-Zeitung (Moskau) v. 6.4.1937.
Helga Meyer/Hansgeorg Meyer, Fritz Heckert. Lebensbild eines Zeitgenossen, 1984, 21988.
Reiner Tosstorff, Fritz Heckert. Ein Tod unter denkwürdigen Umständen, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung 1999, 1999, S. 287–296.
Hermann Weber/Andreas Herbst, Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, 22008, S. 353 f. (Onlineressource)
Fotografie, ca. 1920, Abbildung in: Reichstags-Handbuch, II. Wahlperiode 1924, hg. v. Bureau des Reichstags, 1924, S. 629. (Onlineressource)