Helbok, Adolf
- Dates of Life
- 1883 – 1968
- Place of birth
- Hittisau (Vorarlberg)
- Place of death
- Götzens bei Innsbruck
- Occupation
- Historiker ; Volkskundler ; Ethnologe
- Religious Denomination
- römisch-katholisch, 1934–1941 evangelisch, 1941–1945 „gottgläubig“, nach 1945 wieder römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 119507064 | OGND | VIAF: 89854679
- Alternate Names
-
- Helbok, Johann Anton Adolf
- Pseudonym: Candaries
- Helbok, Adolf
- Helbok, Johann Anton Adolf
- Pseudonym: Candaries
- Helbock, Adolf
- Helbok, A.
- Helbok, Adolph
- Helbok, Johann Anton Adolph
- Pseudonym: Kandaries
- Helbock, Adolph
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Life description (NDB)
- Adolf Hitlers (1889–1945)
- Eugen Fischer (1874–1967)
- Friedrich Ranzi (1909–1977)
- Fritz Böhm (1880 –1943)
- Georg Schreiber (1882–1963)
- Hans F. K. Günthers (1891–1968)
- Hermann Aubin (1885–1969)
- Hermann Wopfner (1876–1963)
- Karl Ilg (1913–2000)
- Kurt Schmid-Ehmen (1901–1968)
- Otto Brunner (1898–1982)
- Richard Wolfram (1901–1995)
- Rudolf Kötzschke (1867–1949)
- Rudolf Wernicke (1898–1963)
- Wilhelm Erben (1864–1933)
Places
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Helbok, Johann Anton Adolf
Pseudonym: Candaries
1883 – 1968
Historiker, Volkskundler
Geprägt von der Vorarlberger Heimatbewegung, avancierte Adolf Helbok in den 1930er Jahren zu einem einflussreichen, völkisch-rassisch orientierten Kulturwissenschaftler, dessen Arbeiten dazu beitrugen, „Kulturwissen“ für den Nationalsozialismus nutzbar zu machen. Trotz NS-Karriere fand er nach 1945 einen Platz im Wissenschaftsbetrieb der Zweiten Republik und wirkte u. a. am „Österreichischen Volkskundeatlas“ mit.
Dates of Life
-
Author
→Konrad J. Kuhn (Innsbruck) / Anna Larl (Innsbruck)
-
Citation
Kuhn, Konrad J. / Larl, Anna, „Helbok, Adolf“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119507064.html#dbocontent
Helbok besuchte aufgrund zahlreicher beruflicher Versetzungen des Vaters mehrere Schulen in Westösterreich, legte 1904 die Matura am humanistischen Staatsgymnasium in Bregenz (Vorarlberg) ab und absolvierte danach ein Freiwilligenjahr bei den Tiroler Kaiserjägern. Seit 1905 studierte er v. a. bei Hermann Wopfner (1876–1963) Geschichtswissenschaft und Klassische Philologie an der Universität Innsbruck, wo er der schlagenden Burschenschaft Corps-Athesia beitrat und 1910 bei Wilhelm Erben (1864–1933) mit der Dissertation „Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Bregenz am Bodensee bis ins 18. Jahrhundert“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Seit 1912 an der Universitätsbibliothek Innsbruck tätig, engagierte sich Helbok in der Vorarlberger Heimatbewegung und wurde – kriegsuntauglich aufgrund von Herzproblemen – im Ersten Weltkrieg in einem Spital des Roten Kreuzes eingesetzt.
Im April 1919 auf der Grundlage einer überarbeiteten und erweiterten Fassung seiner Dissertation für Österreichische Geschichte und allgemeine Wirtschaftsgeschichte habilitiert, war Helbok seit 1919 Mitglied der Tiroler Parteileitung der Großdeutschen Volkspartei Österreichs. 1920 gründete und gab er die Zeitschrift „Heimat. Volkstümliche Beiträge zur Kultur und Naturkunde Vorarlbergs“ heraus, von 1927 bis zu ihrer Einstellung im August 1934 das Organ des Vorarlberger Landesmuseumsvereins. Seit Juli 1924 außerordentlicher Professor an der Universität Innsbruck, entwarf Helbok das Programm einer „ganzheitlichen Volkstumsforschung“, die Landesgeschichte als „Symbiose von Erde und Volkstum“ verstand. Für sein Denken prägend waren in dieser Zeit die mit Otto Brunner (1898–1982) propagierte „kartographische Methode“ sowie die „rassenkundlichen“ Schriften Hans F. K. Günthers (1891–1968).
1927/28 gehörte Helbok u. a. mit dem Historiker Hermann Aubin (1885–1969) zu den Initiatoren des „Atlas der deutschen Volkskunde“ (ADV) – eines auf der Auswertung umfangreicher Fragebögen basierenden Großprojekts der Kulturraumforschung, das die Verbundenheit Deutschlands und Österreichs belegen sollte. Helbok gründete 1929 eine Geschäftsstelle des ADV in Innsbruck und fungierte 1932/33 als wissenschaftlicher Leiter von dessen Berliner Zentralstelle als Stellvertreter von Fritz Böhm (1880 –1943), ehe er sich 1935 aufgrund interner Zerwürfnisse aus dem Projekt zurückzog. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland trat er im April 1933 der NSDAP bei, was seine Beurlaubung und im April 1934 seine Suspendierung von der Universität Innsbruck zur Folge hatte. Kurz darauf wurde Helbok Gastprofessor für Kultur- und Siedlungsgeschichte an der Universität Berlin, wo er in engem Austausch mit dem Rassenforscher und Leiter des Instituts für Anthropologie und Eugenik, Eugen Fischer (1874–1967), stand, der sein Denken ebenfalls prägte.
Nach der Emeritierung des Siedlungsforschers Rudolf Kötzschke (1867–1949) an der Universität Leipzig übernahm Helbok 1935 dessen Lehrstuhl für sächsische Geschichte sowie die Leitung des Instituts für Landesgeschichte und Siedlungskunde, das auf seine Initiative in Institut für deutsche Landes- und Volksgeschichte umbenannt wurde. Im selben Jahr veröffentlichte er – unter Bezug auf das „weltgeschichtliche Verdienst“ Adolf Hitlers (1889–1945) – die Broschüre „Was ist deutsche Volksgeschichte?“, der er die Aufgabe zuwies, die „Entwicklungsgeschichte des Volksleibes als Organismus“ zu untersuchen und „das in uns fortlebende Germanische, aber auch das Artfremde“ zu zeigen. Trotz der hier und in anderen Schriften (v. a. Deutsche Geschichte auf rassischer Grundlage, 1939) evidenten Anleihen an die NS-Rassenideologie sah sich Helbok im „Dritten Reich“ Angriffen offizieller NS-Stellen, u. a. von Seiten des Amtes Rosenberg, ausgesetzt, wobei Helboks Kontakte zu Exponenten der katholischen Kirche, etwa zu dem Kirchenhistoriker und Prälaten Georg Schreiber (1882–1963), eine Rolle spielten. Helboks Konversion zum evangelischen Glauben 1934 hing mit seinem Stellenantritt an der Universität Leipzig zusammen, die dieses Bekenntnis voraussetzte.
Im Oktober 1941 übernahm Helbok den neu geschaffenen Lehrstuhl für Volkskunde an der Universität Innsbruck, wo er sich im Besonderen mit der Geschichte der „Ostmark“ seit dem 17. Jahrhundert beschäftigte und diese als „Begabungslandschaft“ mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl an „Genialen“ deutete. Obgleich er im Zuge der Entnazifizierung der Universität am 23. Juli 1945 vorzeitig pensioniert wurde und seine rassenideologischen Positionen nach dem Zweiten Weltkrieg nie revidierte, blieb er – etwa durch Initiativen des Innsbrucker Volkskundlers Karl Ilg (1913–2000) – weiterhin in volkskundliche Netzwerke eingebunden. Im Wissenschaftsbetrieb der Zweiten Republik trat Helbok v. a. durch seine Mitwirkung an dem von Richard Wolfram (1901–1995) herausgegebenen „Österreichischen Volkskundeatlas“ hervor. Zu seinen Schülerinnen und Schülern zählen u. a. Margit Gröhsl und Friedrich Ranzi (1909–1977).
1905 | Mitglied des Corps-Athesia Innsbruck |
1916 | Mitglied des Ausschusses des Vorarlberger Landesmuseums |
1915/17 | Gründung und Vorsitz der Historischen Kommission für Vorarlberg und Liechtenstein |
ca. 1918 | Ehrenzeichen 1. Klasse des Roten Kreuzes mit Kriegsdekoration |
1918 | Korrespondent der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege |
1929 | geschäftsführender Obmann des österreichischen Ausschusses des Atlas der Volkskunde |
1932 | Mitglied des Rotary Clubs für Deutschland und Österreich |
1938 | Ostmark-Medaille für Verdienste bei der Eingliederung Österreichs in das „Dritte Reich“ |
1955 | Gründungsmitglied und Mitherausgeber des Österreichischen Volkskunde-Atlas |
1961 | Mitglied der Kommission für den Volkskundeatlas in Österreich |
1962 | Tiroler Ehren- und Wanderkrug für Volkstumsarbeit des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Universitätsarchiv Innsbruck, PA AH. (Personalakten) (auszugsweise Onlineressource)
Universitätsarchiv Leipzig, Adolf Helbok 561. (Personalakte)
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Akte Nr. 1482 des SS-Ahnenerbes zu Helbok; Akt. Z. 16 857 v. 15.5.1939. (Betr. Antrag Helbok-Leipzig)
Monografien und Herausgeberschaften:
Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Bregenz am Bodensee bis ins 18. Jahrhundert, 1912. (ungedr. Diss. phil, Universität Innsbruck)
Die Bevölkerung der Stadt Bregenz am Bodensee vom 14. bis zum Beginne des 18. Jahrhunderts, 1912. (Habilitationsschrift, überarb. u. erw. Fassung der Diss. phil.)
Aufbau einer deutschen Landesgeschichte aus einer gesamtdeutschen Siedelungsforschung, 1925.
Geschichte Vorarlbergs von der Urzeit bis zur Gegenwart, 1925.
Volkskunde Vorarlbergs, 1927.
Heimatkunde von Vorarlberg, 12 Bde., 1927–1935. (Hg.)
Siedelungsgeschichte und Volkskunde, 1928.
Was ist deutsche Volksgeschichte? Ziele, Aufgaben und Wege, 1935.
Vorarlberger Heimatforschung. Ihre Aufrichtung und ihr Sinn, 1935.
Adolf Helbok/Heinrich Marzell, Deutsches Volkstum. Haus und Siedlung im Wandel der Jahrtausende, 1937.
Deutsche Siedlung. Wesen, Ausbreitung und Sinn, 1938.
Deutsche Geschichte auf rassischer Grundlage, 1939.
Adolf Helbok/Emil Lehmann, Heimgekehrte Grenzlande im Südosten. Ostmark, Sudetengau, Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, 1939.
Die Ortsnamen im Deutschen. Siedlungs- und kulturgeschichtlich betrachtet, 1939, durchges. Neuausg. 1944.
Der Österreichische Volkskundeatlas. Seine wissenschaftliche, volks- und staatspolitische Bedeutung, 1955.
Erinnerungen. Ein lebenslanges Ringen um volksnahe Geschichtsforschung, 1962. (P)
Deutsche Volksgeschichte. Wesenszüge und Leistungen des deutschen Volkes, 2 Bde., 1964/67.
Aufsätze und Artikel:
Über das Heimatmuseum, in: Tiroler Heimat 2 (1922), S. 54–61.
Zur Soziologie und Volkskunde des Alpenraums, in: Zeitschrift für Volkskunde 41 (1931), S. 101–112.
Der Problemkreis von Volkskunde und Volksgeschichte, in: Zeitschrift für Volkskunde 43 (1933), S. 1–15.
Wesen und Aufgaben der deutschen Volkstumsgeschichte, in: Zeitschrift für Deutsche Bildung 12 (1936), H. 9, S. 417–424.
Volk und Staat der Germanen, in: Historische Zeitschrift 154 (1936), S. 229–240.
Zur Methode der Volkscharakterforschung, in: Folk-Liv 19 (1953/54), S. 71–80.
Große Männer aus der Nordostschweiz, in: Der Schweizer Familienforscher – Le généalogiste suisse 28 (1961), Nr. 3/5, S. 25–35.
Anneliese Garschagen, Universitäts-Professor Doktor Adolf Helbok, in: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins, 1957, S. 360–374. (W)
Gerhard Oberkofler, Die geschichtlichen Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1850–1945, 1969, bes. S. 146–150.
Wolfgang Meixner, „…eine wahrhaft nationale Wissenschaft der Deutschen…“. Der Historiker und Volkskundler Adolf Helbok (1883–1968), in: Michael Heider (Hg.), Politisch zuverlässig – rein arisch – deutscher Wissenschaft verpflichtet. Die Geisteswissenschaftliche Fakultät in Innsbruck 1938–1945, 1990, S. 126–133. (P)
Willi Oberkrome, Volksgeschichte. Methodische Innovation und völkische Ideologisierung in der deutschen Geschichtswissenschaft, 1993, S. 37–40, 71–75, 84–86, 92 f., 130–133, 181 f. u. 206–208.
Reinhard Johler, Geschichte und Landeskunde: Innsbruck, in: Wolfgang Jacobeit/Hannjost Lixfeld/Olaf Bockhorn (Hg.), Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, 1994, S. 449–462.
Reinhard Johler, „Volksgeschichte“. Adolf Helboks Rückkehr nach Innsbruck, in: ebd., S. 541–547.
Peter Goller, „…natürlich immer auf wissenschaftlicher Ebene!“ Mystifikationen. Die geisteswissenschaftlichen Fächer an der Universität Innsbruck im Übergang von Nazifaschismus zu demokratischer Republik nach 1945. Dokumentation einer Kontinuität, 1999.
Klaus Fehn, Volksgeschichte im Dritten Reich als fächerübergreifende Wissenschaftskonzeption am Beispiel von Adolf Helbok. Ein Beitrag zur interdisziplinären Wissenschaftsgeschichte vor allem der Fächer Volkskunde, Landesgeschichte und Historische Geographie, in: Gunther Hirschfelder/Dorothea Schnell/Adelheid Schrutka-Rechtenstamm (Hg.), Kulturen – Sprachen – Übergänge. Festschrift für H. L. Cox zum 65. Geburtstag, 2000, S. 567–580.
Konrad Köstlin, Volkskunde: Pathologie der Randlage, in: Karl Acham (Hg.), Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften. Geschichte und fremde Kulturen, 2000, S. 369–414.
Peter Goller/Gerhard Oberkofler, Universität Innsbruck. Entnazifizierung und Rehabilitation von Nazikadern (1945–1950), 2003, bes. S. 72–80.
Johannes Moser, Art. „Adolf Helbok“, in: Sächsische Biografie, hg. v. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., 2004. (Onlineressource)
Martina Pesditschek, Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“, in: Karel Hruza (Hg.), Österreichische Historiker. Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, 2019, S. 185–312.
Konrad J. Kuhn/Anna Larl, Denkkontinuitäten, Austrifizierung und Modernisierungskritik. Adolf Helbok und die Volkskunde in Österreich nach 1945, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 122 (2019), Nr. 2, S. 241–273.
Porträt (Öl/Leinwand) v. Rudolf Wernicke (1898–1963), 1931, Vorarlberg Museum, Bregenz, Inventar-Nr.: Gem 0850.
Fotografie, ca. 1935, Universitätsarchiv Leipzig, N01 143.
Gemälde (Öl/Hartfaserplatte) v. Hans Strobl (1913–1974), ca. 1955, Vorarlberg Museum, Bregenz, Inventar-Nr.: Gem 1063.
Büste (Bronzeguss mit Sockel) v. Kurt Schmid-Ehmen (1901–1968), 1964, Vorarlberg Museum, Bregenz, Inventar-Nr.: N 0674.