Groth, Otto
Groth, Otto
1875 – 1965
Journalist, Zeitungswissenschaftler
- Lebensdaten
- 1875 – 1965
- Geburtsort
- Schlettstadt (Elsass, heute Sélestat, Frankreich)
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Zeitungswissenschaftler ; Medienwissenschaftler
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 118698230 | OGND | VIAF: 18016698
- Namensvarianten
-
- Groth, Otto
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
Objekt/Werk(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Verknüpfungen auf die Person andernorts
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung“ legte Groth bedeutende zeitungswissenschaftliche Arbeiten vor, mit denen er wesentliche begriffliche, ideengeschichtliche und theoretische Grundlagen für das Fach legte. Groths Hauptwerk ist das vierbändige Handbuch „Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde“ (1928–1930).
Lebensdaten
Geboren am 2. Juli 1875 in Schlettstadt (Elsass, heute Sélestat, Frankreich) Gestorben am 14. November 1965 in München Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
2. Juli 1875 - Schlettstadt (Elsass, heute Sélestat, Frankreich) -
Genealogie
Vater Paul Heinrich Ritter von Groth 23.6.1843–2.12.1927 aus Magdeburg; Kristallograf, Mineraloge; bayerischer Personaladel 1902 Großvater väterlicherseits Philipp Heinrich August Groth geb. 1808 aus Cottbus; Porträtmaler und Zeichner in St. Petersburg, Dresden und Magdeburg Großmutter väterlicherseits Marie Groth, geb. Steffen geb. 1817 Tochter des Johann Heinrich Steffen, Kaufmann in Frankfurt an der Oder Mutter Rosalie Maria Groth, geb. Levy 1846–1925 jüdisch, später protestantisch Großvater mütterlicherseits Julius Levy (seit 1868 Julius Grothold) jüdisch, später protestantisch; Kaufmann in Werneuchen bei Berlin Großmutter mütterlicherseits Johanna Levy, geb. Kron Schwester Helene Groth 1870–1960 Diakonisse; vor 1914 Leiterin eines Krankenhauses in Tokio Bruder Alfred Groth 1876–1971 Impfarzt; Obermedizinalrat Geschwister drei weitere Brüder, fünf weitere Schwestern Heirat 1903 Ehefrau Marie Groth, geb. Hörlin geb. 1881 Sohn Hans Groth Diplom-Ingenieur Kinder zwei weitere Kinder Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Groth, Otto (1875 – 1965)
-
Vater
Paul Heinrich Ritter von Groth
23.6.1843–2.12.1927
aus Magdeburg; Kristallograf, Mineraloge; bayerischer Personaladel 1902
-
Großvater väterlicherseits
geb. 1808
aus Cottbus; Porträtmaler und Zeichner in St. Petersburg, Dresden und Magdeburg
-
Großmutter väterlicherseits
Marie Groth
geb. 1817
Tochter des Johann Heinrich Steffen, Kaufmann in Frankfurt an der Oder
-
-
Mutter
Rosalie Groth
1846–1925
jüdisch, später protestantisch
-
Großvater mütterlicherseits
Julius Levy
jüdisch, später protestantisch; Kaufmann in Werneuchen bei Berlin
-
Großmutter mütterlicherseits
Johanna Levy
-
-
Schwester
Helene Groth
1870–1960
Diakonisse; vor 1914 Leiterin eines Krankenhauses in Tokio
-
Bruder
Alfred Groth
1876–1971
Impfarzt; Obermedizinalrat
-
Heirat
-
Ehefrau
Marie Groth
geb. 1881
-
-
-
-
Biografie
Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in München studierte Groth hier von 1895 bis 1900 Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften u. a. bei Lujo Brentano (1844–1931) und Max Weber (1864–1920). Anschließend als Journalist tätig, wurde er Redakteur beim Stuttgarter „Beobachter“, einem Blatt der liberal-demokratischen Fortschrittlichen Volkspartei, seit 1902 war er Chefredakteur der „Ulmer Zeitung“. 1906 wechselte er zur „Frankfurter Zeitung“, für die er bis zu seinem Berufsverbot 1934 auf Grundlage des nationalsozialistischen Schriftleitergesetzes als Korrespondent und Redakteur tätig war.
Zugleich wissenschaftlich aktiv, trat Groth 1911 als Mitherausgeber des „Politisch-wirtschaftlichen Konversations-Lexikons“ hervor und wurde 1913 mit der in engem Austausch mit Weber entstandenen Studie „Die politische Presse Württembergs“ an der Universität Tübingen bei dem Wirtschaftswissenschaftler Robert Wilbrandt (1875–1954) zum Dr. rer. pol. promoviert. Groth griff in dieser Arbeit zentrale Fragestellungen einer empirischen Pressesoziologie auf, die Weber 1910 auf dem ersten deutschen Soziologentag vorgestellt hatte, und setzte als einer der Ersten eine systematische Analyse von Zeitungsinhalten um, indem er die Stoffverteilung und -zusammensetzung der „Frankfurter Zeitung“ und neun weiterer württembergischer Zeitungen untersuchte.
Bekanntheit erlangte Groth v. a. durch sein akribisches Wirken als zeitungskundlicher Privatforscher. Beginnend im Ersten Weltkrieg, sammelte er über mehr als zwölf Jahre lang empirisches Material für das enzyklopädische Handbuch „Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde“ (4 Bde., 1928–1930), in dem er das bis dahin zerstreute Fachwissen methodisch zusammentrug und die Zeitungskunde als neu entstehendes Forschungsgebiet systematisierte. 1931 initiierten Karl d’Ester (1881–1960) und Walther Heide (geb. 1894), die Herausgeber der zentralen Fachzeitschrift „Zeitungswissenschaft“, eine Enquete unter Fachvertretern und Journalisten, um Groths Pionierleistung kritisch zu würdigen.
Infolge des Verbots jeglicher journalistischer und publizistischer Tätigkeit zog sich Groth 1934 in die Innere Emigration zurück und war bis 1945 als Privatforscher tätig. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte er sich in München für den Neuaufbau des Journalismus unter demokratischen Vorzeichen, u. a. als Herausgeber der „Münchner Schriften“ und als Organisator von Vorbildungskursen für Journalisten, zu deren Absolventen u. a. der spätere Sportreporter Harry Valérien (1923–2012) zählte. Darüber hinaus trat Groth 1946 als Gründer und erster Vorsitzender des Berufsverbands Bayerischer Journalisten hervor.
1948 veröffentlichte Groth die Studie „Die Geschichte der deutschen Zeitungswissenschaft“, in der er als Erster die lange Fachtradition der theoretischen und methodischen Auseinandersetzung mit öffentlicher Meinung, Öffentlichkeit und Zeitung systematisch nachzeichnete. Diese Arbeit bildete die Grundlage zu seiner von 1960 bis 1972 in sieben Bänden publizierten Studie „Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik)“. In diesem sprachlich und terminologisch eigenwilligen Werk, mit dem er sich von der zeitgenössischen Publizistikwissenschaft abgrenzte, konzipierte Groth Journalismus und Massenkommunikation als komplexen medialen und sozialen Prozess, den er als „Vermittlung“ bezeichnete. Medien verstand er als gesellschaftlich eingebettete soziokulturelle Institutionen mit je eigenen Logiken und Produktionsregeln. Seine Analysen konzentrierten sich dabei auf im Druck erscheinende Periodika; Fernsehen und Rundfunk spielen in Groths Werk kaum eine Rolle.
Während Groths Theorie der Vermittlung in der deutschen Kommunikationswissenschaft nur wenig Resonanz fand, wird diese seit der 1966 veröffentlichten Studie „La ciencia periodística de Otto Groth“ von Ángel Faus Belau (1936–2020) in der lateinamerikanischen Kommunikationswissenschaft intensiv rezipiert.
-
Auszeichnungen
1931 Ehrenmitglied der Zeitungswissenschaftlichen Vereinigung München (1932 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats) 1946 Initiator und 1. Vorsitzender des Berufsverbands Bayerischer Journalisten 1952 Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1961 Bayerischer Verdienstorden 1965 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1964 Goldene Doktor-Urkunde, Universität Tübingen 1965 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft (heute Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft) -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
-
Werke
Otto Groth/H. G. Bayer (Hg.), Politisch-wirtschaftliches Konversations-Lexikon, 1911.
Die politische Presse Württembergs, 1915. (Diss. phil)
Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde (Journalistik), 4 Bde., 1928–1930.
Zur Historie der Zeitungswissenschaft, in: Zeitungswissenschaft 6 (1931), Nr. 6, S. 378–383.
Die Geschichte der deutschen Zeitungswissenschaft. Probleme und Methoden, 1948.
Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik), 7 Bde., 1960–1972, portugies. Teilübers. 2011.
Vermittelte Mitteilung. Ein journalistisches Modell der Massenkommunikation, hg. v. Wolfgang R. Langenbucher, 1998. (Auswahl aus „Die unerkannte Kulturmacht“)
Bibliografie:
Publizistik 10 (1965), Nr. 3, S. 275 f. (P)
-
Literatur
Karl d’Ester, Zur Systematik der Zeitungswissenschaft, in: Zeitungswissenschaft 2 (1927), Nr. 10, S. 145.
Karl d’Ester/Walther Heide (Hg.), „Die Zeitung“. Eine Enquete über das gleichnamige vierbändige Werk von Otto Groth, in: Zeitungswissenschaft 6 (1931), Nr. 2, S. 65–82.
Ángel Faus Belau, La ciencia periodística de Otto Groth, 1966.
Wolfgang R. Langenbucher (Hg.), Otto Groth. Vermittelte Mitteilung. Ein journalistisches Modell der Massenkommunikation, 1998.
Antje Nutbohn, Journalistenausbildung zwischen Kapitulation und Währungsreform. Otto Groths „Vorbildungskurse für Journalisten in München“ 1946–1948, 1990.
Hans Wagner, Otto Groth (1928–1930): Die Zeitung, in: Christina Holtz-Bacha/Arnulf Kutsch (Hg.), Schlüsselwerke für die Kommunikationswissenschaft, 2002, S. 167–170.
Hans Bohrmann, Otto Groth (1948). Die Geschichte der deutschen Zeitungswissenschaft, in: ebd., S. 170–172.
Wolfgang R. Langenbucher, Otto Groth (1960–1972). Die unerkannte Kulturmacht, in: ebd., S. 173–176.
Karl-Ursus Marhenke, Die periodikalische Vermittlung von Wissen. Otto Groth und seine theoretische Forschung. Eine rationale Rekonstruktion, Diss. Universität Leipzig, 2008.
Juan José García Posada, Otto Groth y el periodismo como ciencia, in: Comunicación (2015), Nr. 33, S. 73–82.
Karl-Ursus Marhenke, Art. „Otto Groth“, in: Blexkom. Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft, 2015. (Onlineressource)
Festschrift:
Publizistik 10 (1965), Nr. 3.
-
Porträts
Fotografie, ca. 1950, Abbildung in: Karl Ritter von Klimesch (Hg.), Köpfe der Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft, 1953, S. 542.
Fotografie, 1965, Abbildung in: Festschrift für Otto Groth, in: Publizistik 10 (1965), Nr. 3, Frontispiz.
-
Autor/in
→Erik Koenen (Bremen)
-
Zitierweise
Koenen, Erik, „Groth, Otto“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118698230.html#dbocontent