Groth, Paul von
- Lebensdaten
- 1843 – 1927
- Geburtsort
- Magdeburg
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Kristallograph ; Mineraloge ; Ritter
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118719009 | OGND | VIAF: 3265653
- Namensvarianten
-
- Groth, Paul Heinrich Ritter von
- Groth, Paul von
- Groth, Paul Heinrich Ritter von
- Groth, Heinrich Paul
- Groth, P.
- Groth, Paul
- Groth, Paul H. von
- Groth, Paul Heinrich
- Groth, Paul Heinrich von
- Groth, Paul, Ritter von
- Groth, Paul Heinrich Ritther von
- Groth, Paul, Ritther von
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Groth, Paul Heinrich Ritter von (bayerischer Personaladel 1902)
Kristallograph, Mineraloge, * 23.6.1843 Magdeburg, † 2.12.1927 München. (lutherisch)
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Genealogie
V →Philipp (* 1808), Porträtmaler in Dresden u. Magdeburg (s. ThB), S d. Friseurs Philipp in Cottbus u. d. Friederike Henr. Heine;
M Marie (* 1817), T d. Kaufm. Joh. Heinr. Steffen in Frankfurt/Oder u. d. Friederike Charl. Kolbe;
⚭ Berlin 1874 Rosalie (seit 1868 Grothold, 1846–1925), T d. Kaufm. Jul. Levy in Werneuchen u. d. Johanna Kron;
11 K, u. a. →Otto (1875–1965), Journalist, Alfred (* 1876), Prof., Obermedizinalrat. -
Biographie
G.s naturwissenschaftliche Begabung zeigte sich bereits, als sich der Schüler mit meteorologischen und astronomischen Beobachtungen an Untersuchungen der Sternwarte in Münster beteiligte. Seit 1865 aber widmete sich G. ganz der Kristallographie und Mineralogie. Als Student entdeckte er 1866 im Syenit des Plauenschen Grundes bei Dresden einen yttriumhaltigen Titanit, der nach ihm Grothit benannt wurde. – G. studierte an der Bergakademie Freiberg, an der Polytechnischen Schule in Dresden und von 1865 an beim Physiker →G. Magnus und beim Mineralogen →G. Rose an der Berliner Universität, wo er 1868 bei →Magnus promovierte und sich nach 2 Assistentenjahren habilitierte. Er erhielt 1871 die Stelle eines beamteten Dozenten an der Berliner Bergakademie. 1872 wurde er an die neugegründete Universität in Straßburg berufen, 1882 als Nachfolger von F. von Kobell an die Universität München, wo er bis 1923 gelesen hat.
Neben etwa 15 mineralogischen Zeitschriftenbeiträgen verfaßte G. rund 50 Arbeiten kristallographischen Inhalts, meist sorgfältig ausgeführte Kristallmessungen, wie sie damals üblich waren. Einige frühe Mitteilungen über Beziehungen zwischen Kristallform und physikalischen Eigenschaften von Quarz, Speiskobalt, Steinsalz fallen durch Thema und Ausführung auf. Unvergängliche Verdienste aber erwarb er sich in der Lehre, im Ordnen und im Suchen nach den Zusammenhängen zwischen Form und chemischer Natur der Kristalle. Seine „Physikalische Krystallographie“ (1876, ⁴1905), ursprünglich wie die „Tabellarische Übersicht der Mineralien“ als Hilfe für seine Schüler gedacht, durch die Anordnung des Stoffes, den Verzicht auf Überlebtes, die klare Darstellung ausgezeichnet, mit jeder neuen Auflage erweitert, auf den neuesten Stand gebracht und durch G.s eigene Beiträge vervollständigt, wurde für Jahrzehnte zum führenden Werk in der Kristallographie. Die „Chemische Krystallographie“ (5 Bände, 1906–19) ist G.s Lebenswerk, das ihn seit den siebziger Jahren beschäftigte. In ihm hat er die kristallographischen Daten aller daraufhin untersuchten Kristalle gesammelt mit dem Ziel, die gesetzmäßige Abhängigkeit der Kristallform von der chemischen Konstitution, letzten Endes den Aufbau der Kristalle aus Atomen zu ergründen. Das gelang nicht, aber G. hat aufgeschlossen die Entwicklung der Kristallstrukturforschung, die auf Max von Laues Entdeckung der Röntgenstrahlinterferenzen fußt, nach 1912 verfolgen können.
G. vernachlässigte auch die Mineralogie, sein Lehrstuhlfach, nicht; er hatte Freude an schönen Mineralen, sorgte für die Bereicherung der Mineralogischen Sammlungen in Straßburg und München und katalogisierte sie. G.s reiches Wissen fand in der kurz vor seinem Tode erschienenen liebevoll und lebendig verfaßten, bisher einzigen Geschichte der Kristallographie und Mineralogie Ausdruck.|
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Auszeichnungen
Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss.
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Werke
Weitere W u. a. Tabellar. Übersicht d. (einfachen) Mineralien nach ihren krystallogr.-chem. Beziehungen, 1874, ⁴1898;
Grundriß d. Edelsteinkde., 1887;
Elemente d. physikal. u. chem. Krystallogr., 1921;
Entwicklungsgesch. d. mineralog. Wiss., 1926. - Gründer (1877) u. Hrsg. (bis 1920): Zs. f. Kristallogr. u. Mineral. - W-Verz. in: Zs. f. Kristallogr. 58, 1923, S. 1-6. -
Literatur
F. Becke, in: Alm. d. Wiener Ak. 78, 1928, S. 207-11;
A. Johnsen, in: Naturwiss. 6, 1928;
E. Kaiser, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1927, S. 37-40 (L);
H. Steinmetz u. L. Weber, in: Zs. f. Kristallogr. 100, 1938, S. 5-46 (P);
M. v. Laue, ebd. 106, 1943, S. 81;
H. Strunz, in: FF 19, 1943, S. 187;
Pogg. III-VII a. -
Porträts
Ölgem. v. E. Grützner, 1904 (München, Inst. f. Kristallogr. u. Mineral. d. Univ.), Abb. in: Geist u. Gestalt, Biogr. Btrr. z. Gesch. d. Bayer. Ak. d. Wiss. III, 1959.
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Autor/in
Georg Menzer -
Zitierweise
Menzer, Georg, "Groth, Paul von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 167 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719009.html#ndbcontent