Flick, Friedrich Karl
Flick, Friedrich Karl
1927 – 2006
Unternehmer; Privatier
- Lebensdaten
- 1927 – 2006
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Schiefling am Wörthersee (Kärnten)
- Beruf/Funktion
- Unternehmer ; Privatier ; Investor
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 118691813 | OGND | VIAF: 42632195
- Namensvarianten
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- Flick, Friedrich Karl
- Flick, Friedrich K.
- Flick, Friedrich Carl
Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
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Friedrich Karl Flick stand seit 1972 für anderthalb Jahrzehnte an der Spitze des von seinem Vater gegründeten Konzerns und verantwortete den Umbau der Industriebeteiligungen sowie schließlich die Auflösung und den Verkauf der Friedrich Flick KG 1985/86. Das zentrale Ereignis dieser Ära war die Parteispendenaffäre, in die zahlreiche Bonner Spitzenpolitiker verwickelt waren.
Lebensdaten
Geboren am 3. Februar 1927 in Berlin Gestorben am 5. Oktober 2006 in Schiefling am Wörthersee (Kärnten) Grabstätte Ortsfriedhof in Velden am Wörthersee (Kärnten) Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
3. Februar 1927 - Berlin -
Genealogie
Vater Friedrich Flick 10.7.1883–20.7.1972 aus Ernsdorf (Kreuztal, Siegerland); Unternehmer Großvater väterlicherseits Ernst Flick 28.12.1853–30.7.1915 aus Ernsdorf; Landwirt ebenda; Grubenholzhändler mit Anteilen an Siegerländer Erzgruben Großmutter väterlicherseits Philippine Flick, geb. Winke (Wincke) 23.8.1853–20.1.1912 aus Eichen (Kreuztal) Mutter Lina Elise Marie Finck, geb. Schuß 8.4.1890–1966 aus Siegen (Westfalen) Großvater mütterlicherseits Heinrich Robert Schuß 20.12.1840–1923 aus Siegen; Kaufmann; Stadtrat ebenda Großmutter mütterlicherseits Jakobine Karoline Schuß, geb. Keller (Köller, Köhler, Kehler) 12.1.1855–14.10.1891 aus Siegen Bruder Otto-Ernst Flick 27.6.1916–4.1.1974 Unternehmer Rudolf Flick 6.10.1919–28.6.1941 Soldat; gefallen an der Ostfront 1. Heirat 1964 in Kreuth (Oberbayern) Ehefrau Elga Flick, geb. Reinbold geb. 1945 Scheidung 1966 2. Heirat 1967 Ehefrau Ursula Flick, geb. Reuther, wiederverh. Kloiber Tochter Alexandra Flick geb. 1968 Tochter Elisabeth Anna Prinzessin von Auersperg-Breuner, geb. Flick geb. 24.12.1973 verh. mit Alexander Prinz von Auersperg-Breuner Scheidung 1973 3. Heirat 1990 Ehefrau Ingrid Flick, geb. Ragger geb. 4.12.1959 aus Bad St. Leonhard (Lavanttal Kärnten); Hotelrezeptionistin; Unternehmerin; Kinderbuchautorin Kinder eine Tochter, ein Sohn Neffe Gert-Rudolf Flick geb. 1943 Jurist; Unternehmer; Kunstsammler Neffe Friedrich Christian Flick geb. 19.9.1944 Dr. jur.; Jurist; Unternehmer; Kunstsammler Nichte Dagmar Ottmann , geb. Flick geb. 1951 Dr. phil., Dr. h.c.; Literaturwissenschaftlerin; Gründerin der Stiftung für Romantikforschung, Starnberg Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Flick, Friedrich Karl (1927 – 2006)
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Großvater väterlicherseits
Ernst Flick
28.12.1853–30.7.1915
aus Ernsdorf; Landwirt ebenda; Grubenholzhändler mit Anteilen an Siegerländer Erzgruben
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Großmutter väterlicherseits
Philippine Flick
23.8.1853–20.1.1912
aus Eichen (Kreuztal)
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Mutter
Marie Finck
8.4.1890–1966
aus Siegen (Westfalen)
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Großvater mütterlicherseits
Robert Schuß
20.12.1840–1923
aus Siegen; Kaufmann; Stadtrat ebenda
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Großmutter mütterlicherseits
Jakobine Karoline Schuß
12.1.1855–14.10.1891
aus Siegen
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1.·Heirat
in
Kreuth (Oberbayern)
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Ehefrau
Elga Flick
geb. 1945
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2.·Heirat
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Ehefrau
Elga Flick
geb. 1945
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3.·Heirat
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Ehefrau
Elga Flick
geb. 1945
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Biografie
Flick, der aus einer der reichsten Familien des Deutschen Reiches stammte, verbrachte seine Kindheit in Berlin-Grunewald, ehe er 1943 nach Oberbayern übersiedelte und dort 1944 sein Abitur machte. Während der alliierten Besatzung und Inhaftierung seines Vaters Friedrich Flick (1883–1972) versuchte Flick mit seinem Bruder Otto-Ernst Flick (1916–1974) erfolglos, Einfluss auf die Konzernreste zu nehmen.
Von 1945 bis 1951 studierte Flick Volks- und Betriebswirtschaftslehre mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann an der Universität München. 1965 wurde er mit einer Arbeit über „Qualitätswettbewerb im marktwirtschaftlichen System“ an der Universität zu Köln zum Dr. rer. pol. promoviert. Erfahrungen sammelte er durch Praktika und Volontariate in Unternehmen des väterlichen Konzerns sowie im Ausland, darunter ein zweijähriger Aufenthalt bei US-amerikanischen Konzernen. 1956 arbeitete Flick im Finanzvorstand der Flick-Tochter Buderus’sche Eisenwerke AG, erhielt 1959 Generalvollmacht für die Konzernholding und wurde 1962 Persönlich Haftender Gesellschafter.
Flicks Eintritt in den Familienkonzern stand im Schatten des Nachfolgestreits zwischen seinem Vater und seinem Bruder Otto-Ernst. Friedrich Flick hatte beide Söhne bereits während des Kriegs zu Kommanditisten gemacht und ihnen zwischen 1941 und 1944 die Mehrheit des Gesellschaftskapitals übertragen, sich jedoch die alleinigen Verfügungsrechte vorbehalten. Versuche Otto-Ernsts, eigene Ansprüche durchzusetzen, führten schließlich zu seinem Ausschluss aus dem Konzern. Flick fiel damit mit dem Tod seines Vaters 1972 die Konzernnachfolge zu, obwohl innerfamiliär erhebliche Zweifel an seiner Eignung bestanden.
Nach einer kurzen Phase der Kohabitation mit seinen Neffen Gert-Rudolf Flick (geb. 1943) und Friedrich Christian Flick (geb. 1944) gelang es Flick mith Hilfe seines Jugendfreundes, des Spitzenmanagers Eberhard von Brauchitsch (1926–2010), die Familie seines Bruders abzufinden und so die alleinige Kontrolle über den Konzern zu erlangen.
Diese starke Eigentümerposition übersetzte sich jedoch nicht in eine klare unternehmerische Linie. Zwar wurden Teile des von seinem Vater ererbten industriellen Besitzes abgestoßen, um der Strukturkrise im Stahlsektor zu entgehen, eine erkennbare Investitionsstrategie zeichnete sich im folgenden Jahrzehnt aber nicht ab. Welche Rolle der in der Düsseldorfer Zentrale wenig präsente, für seinen aufwändigen Lebensstil bekannte Flick bei der Strategiebildung übernahm, ist unklar: Die von seinem Vater testamentarisch verfügte Einrahmung durch altgediente Manager wie Konrad Kaletsch (1898–1978) und durch jüngeres Führungspersonal, allen voran Brauchitsch, beschnitt zwar nicht seine Eigentumsrechte als Erbe, dokumentierte aber mangelndes Vertrauen Friedrich Flicks in die Führungsfähigkeiten seines Sohnes.
Symptomatisch für die tatsächlich unklare unternehmerische Strategie Flicks war der Verkauf des Daimler-Benz-Aktienpakets im Wert von knapp zwei Milliarden D-Mark 1975 an die Deutsche Bank AG, der weniger Zweifel an der Profitabilität des Autobauers reflektierte als die Notwendigkeit für Flick, liquide Mittel für die Abfindung seiner Nichte und der beiden Neffen zu generieren. Die Wiederanlage der verbliebenen Erlöse führte zur Flick- bzw. Parteispendenaffäre, die mehrere Bonner Spitzenpolitiker stürzte: Flick und seine Manager hatten gezielt Gelder in zweistelliger Millionenhöhe an Parteien, v. a. CDU/CSU und FDP, parteinahe Stiftungen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung und Einzelpolitiker, darunter Helmut Kohl (1930–2017) und Franz-Josef Strauß (1915–1988), gezahlt, um die Steuerbefreiung ihrer Investitionen zu erreichen.
Mit der öffentlichen Aufdeckung dieser Praxis 1982 wurde Flicks Name zum Inbegriff des „Spendensumpfs“. Vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestags, der von 1983 bis 1986 die Affäre ausleuchtete, erschien der Konzernerbe indes als blasser Protagonist und das Interesse richtete sich rasch auf seinen Manager und Generalbevollmächtigten Brauchitsch sowie die Bonner Spitzenpolitiker. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bonn gegen Flick wurde schon 1983 eingestellt mit der Begründung, der Eigentümer habe wenig mit den Entscheidungen in seinem Unternehmen zu tun gehabt; Brauchitsch hingegen wurde 1987 wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe verurteilt. Während mehrere Spitzenmanager des Flick-Konzerns in andere Unternehmen wechselten, verkaufte der Erbe den Restkonzern zum Jahreswechsel 1985/86 für 5,4 Milliarden D-Mark an die Deutsche Bank AG und zog sich als Privatier zurück. Eine Beteiligung an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern lehnte Flick 2001 ab.
Flicks unternehmerische Bedeutung liegt allein in der Abwicklung des das 20. Jahrhundert prägenden väterlichen Konzerns; die Rolle als Rentier entsprach Flicks Persönlichkeit mehr als die des Unternehmers.
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Auszeichnungen
1976 Bayerischer Verdienstorden 1997 Großes Goldenes Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik Österreich Ehrenbürger der Gemeinde Deutsch Jahrndorf (Burgenland) -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Berlin. (U 2/1 Forschungsarchiv Flick)
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 8 122. (Flick-Konzern) (weiterführende Informationen)
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Werke
Der Qualitätswettbewerb im marktwirtschaftlichen System, 1966. (Diss. rer. pol.)
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Literatur
Kim Christian Priemel, Flick. Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik, 2007, S. 735–750. (P)
Norbert Frei/Ralf Ahrens/Jörg Osterloh/Tim Schanetzky, Flick. Der Konzern, die Familie, die Macht, 2009, S. 620–697. (P)
Martin Main, „In Bonn ist Transparenz angesagt“. Die Flick-Affäre und die Durchsetzung eines neuen Politikideals, 1975–1987, 2023, S. 97–114.
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Onlineressourcen
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Porträts
Fotografie v. Wolf P. Prange, 1982. (Onlineressource)
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Autor/in
→Kim Christian Priemel (Oslo)
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Zitierweise
Priemel, Kim Christian, „Flick, Friedrich Karl“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.03.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118691813.html#dbocontent