Dates of Life
1904 – 1948
Place of birth
Mühlhausen (Elsass, heute Mulhouse, Frankreich)
Place of death
Landsberg am Lech
Occupation
Reichskommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen ; Mediziner ; Arzt
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118659839 | OGND | VIAF: 8181132
Alternate Names
  • Brandt, Karl Franz Friedrich
  • Brandt, Karl
  • Brandt, Karl Franz Friedrich
  • more

Relations

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Citation

Brandt, Karl, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659839.html [27.07.2024].

CC0

  • Karl Brandt war seit 1934 Begleitarzt Adolf Hitlers (1889–1945) und durchlief im „Dritten Reich“ eine steile Karriere bis hin zur Position des Reichskommissars für das Sanitäts- und Gesundheitswesen, dem hierarchisch höchsten Mediziner des NS-Regimes. Er war mit Philipp Bouhler (1899–1945) verantwortlich für die seit 1939/40 durchgeführten systematischen Krankentötungen („Euthanasie“) und involviert in die Planung und Durchführung von erzwungenen Experimenten an Menschen in Konzentrationslagern.

    Dates of Life

    Geboren am 8. Januar 1904 in Mühlhausen (Elsass, heute Mulhouse, Frankreich)
    Gestorben am 2. Juni 1948 (hingerichtet) in Landsberg am Lech
    Grabstätte in Landsberg am Lech
    Konfession evangelisch
    Karl Brandt, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
    Karl Brandt, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
  • Curriculum Vitae

    8. Januar 1904 - Mühlhausen (Elsass, heute Mulhouse, Frankreich)

    - bis 1923 - Mühlhausen (Elsass, heute Mulhouse, Frankreich); Eisenach; Dresden

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    1923 - 1928 - Jena; Freiburg im Breisgau; Berlin; München

    Studium der Humanmedizin

    1929 - Freiburg im Breisgau

    Promotion (Dr. med.)

    Universität

    1932 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1933 - 1934

    Mitglied

    SA

    1928 - 1933 - Bochum

    fachärztliche Ausbildung für Chirurgie

    Bergmannsheil-Kliniken

    1934 - Berlin

    Oberarzt

    Chirurgische Klinik der Universität

    1934

    Mitglied (1937 SS-Sturmbannführer, 1944 Generalleutnant der Waffen-SS)

    SS

    1934 - 1944 - Berlin

    Begleitarzt von Adolf Hitler (1889–1945)

    Reichskanzlei

    1940 - Berlin

    Professor für Chirurgie

    Medizinische Fakultät der Universität

    1942 - Berlin

    Bevollmächtigter (1943 Generalkommissar, seit 1944 Reichskommissar) für das Sanitäts- und Gesundheitswesen

    Reichskanzlei

    1946 - 1947 - Nürnberg

    Angeklagter; Verurteilung zum Tode

    US-amerikanisches Militärgericht

    2. Juni 1948 (hingerichtet) - Landsberg am Lech
  • Genealogy

    Vater Karl Julius Brandt geb. 1877 Polizeibeamter in Mühlhausen (Elsass, heute Mulhouse, Frankreich); nach Kriegsgefangenschaft seit 1921 in Chemnitz
    Großvater väterlicherseits Wilhelm Peter Julius Brandt 1838–1933 Kreisregierungsrat in Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich)
    Großmutter väterlicherseits Katharina Emilie Elisabeth Brandt, geb. Grandpair 1849–1914
    Mutter Catharina Emilie Elisabeth Brandt, geb. Lehnebach geb. 1879
    Großvater mütterlicherseits Karl Bernhard Lehnebach 1847–1901 Kreisarzt
    Großmutter mütterlicherseits Maria Luise Lehnebach, geb. Werner 1849–1888
    Heirat 17.3.1934 in Berlin
    Ehefrau Käthchen Wilhelmine Jettchen Anna (Anni) Brandt , geb. Rehborn, 1904–1986 Schwimmsportlerin, deutsche Meisterin u. a. im 100-m-Rückenschwimmen 1923–1925 und 1927–1929; Schwimmlehrerin
    Schwiegervater Julius Rehborn geb. 1869 Bademeister
    Schwiegermutter Anna Rehborn, geb. Voss geb. 1872
    Sohn Karl Adolf Brandt geb. 1935 Chirurg in Duisburg
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Brandt, Karl (1904 – 1948)

    • Vater

      Karl Julius Brandt

      geb. 1877

      Polizeibeamter in Mühlhausen (Elsass, heute Mulhouse, Frankreich); nach Kriegsgefangenschaft seit 1921 in Chemnitz

      • Großvater väterlicherseits

        Wilhelm Peter Julius Brandt

        1838–1933

        Kreisregierungsrat in Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich)

      • Großmutter väterlicherseits

        Katharina Brandt

        1849–1914

    • Mutter

      Catharina Emilie Elisabeth Brandt

      geb. 1879

      • Großvater mütterlicherseits

        Karl Bernhard Lehnebach

        1847–1901

        Kreisarzt

      • Großmutter mütterlicherseits

        Maria Luise Lehnebach

        1849–1888

    • Heirat

      in

      Berlin

  • Biografie

    alternativer text
    Karl Brandt (rechts), BArch / Bildarchiv (InC)

    Brandt zog mit seinen Eltern nach Ende des Ersten Weltkriegs und der Wiedereingliederung des Elsass in den französischen Staat nach Thüringen, dann nach Dresden und legte hier 1923 das Abitur ab. Anschließend studierte er bis 1928 Medizin an den Universitäten in Jena, Freiburg im Breisgau, München und Berlin. 1929 wurde er bei Carl Noeggerath (1876–1952) an der Universität Freiburg im Breisgau zum Dr. med. promoviert. Von 1928 bis 1933 absolvierte er eine Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie am Krankenhaus Bergmannsheil in Bochum unter Professor Georg Magnus (1883–1942). Als Magnus an die Charité in Berlin berufen wurde, folgte Brandt ihm als Assistent; 1934 wurde er zum Oberarzt ernannt, 1940 zum Professor.

    Obwohl es außer entsprechenden Behauptungen Brandts während des Nürnberger Ärzteprozesses 1946/47 keine Belege gibt, findet sich in Teilen der Sekundärliteratur die Annahme, dass Brandt Anfang der 1930er Jahre Kontakt mit dem Missionsarzt Albert Schweitzer (1875–1965) hatte und geplant habe, als Mitarbeiter an dessen Urwaldlazarett in Lambarene (Französisch-Äquatorialafrika, heute Lambaréné, Gabun) tätig zu werden.

    Über seine Verlobte Anna Rehborn (1904–1986), eine von Adolf Hitler (1889–1945) bewunderte deutsche Leistungsschwimmerin, lernte Brandt 1932 Hitler kennen. Im März 1932 trat Brandt in die NSDAP ein, im Februar 1933 in die SA. Im Juni 1934 wurde er zum Begleitarzt Hitlers ernannt, um ihn bei allen Ausflügen und Reisen zu begleiten. Im Juli 1934 trat Brandt in die SS über, in der er im April 1944 als SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS seinen höchsten Rang erreichte.

    In einem auf den 1. September 1939 zurückdatierten Schreiben Hitlers wurde Brandt gemeinsam mit dem Leiter der „Kanzlei des Führers“, Philipp Bouhler (1899–1945), beauftragt, ausgewählten Ärzten die Möglichkeit zu geben, „unheilbar Kranken“ den „Gnadentod […] zu gewähren“. Dieses Schreiben war Ausdruck der zuvor eingeleiteten Planung und Organisation für eine systematische Vernichtung von „lebensunwertem Leben“ und diente gegenüber dem beteiligten Personal als Rechtfertigung für die Zulässigkeit der Tötungen. Deren Umsetzung erfolgte für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene in verschiedenen Organisationsformen, wobei Brandt mit der „Kanzlei des Führers“ die Verantwortung für die oberste Aufsicht hatte, auch wenn konkrete Entscheidungen teils auf lokaler Ebene erfolgten.

    Im Juli 1942 ernannte Hitler Brandt zum Bevollmächtigten für das Sanitäts- und Gesundheitswesen, im September 1943 zum Generalkommissar und im August 1944 zum Reichskommissar, verbunden mit der Aufwertung seiner Dienststelle zu einer Obersten Reichsbehörde. Brandt war damit berechtigt, allen anderen Dienststellen des Staats, der Partei und der Wehrmacht, die sich mit Fragen des Sanitäts- und Gesundheitswesens befassten, Weisungen zu erteilen.

    Nach Beginn der Bombardierung Deutschlands durch die Alliierten war Brandt seit Herbst 1941 für Planung und Bau von „Krankenhaus-Sonderanlagen“ in der Peripherie gefährdeter Großstädte verantwortlich, um zusätzliche Krankenhauskapazitäten zu schaffen. Seit Juni 1943 veranlasste er die Räumung sämtlicher Heil- und Pflegeanstalten der besonders gefährdeten Gebiete und die Verlegung der Patientinnen und Patienten in andere Anstalten, wo ein großer Teil der Betroffenen getötet wurde („Aktion Brandt“).

    Brandt hatte während des Zweiten Weltkriegs eine erhebliche Mitverantwortung für erzwungene medizinische Forschungen an Menschen, z. B. für Sulfonamid-Experimente an Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück (1942/43), für Hepatitis-Experimente im Konzentrationslager Sachsenhausen (1943) und für Versuche mit chemischen Kampfstoffen im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (1942–1944).

    Durch Brandts raschen Aufstieg im engsten Kreis um Hitler entstanden Rivalitäten und Konflikte, die in eine Gegnerschaft insbesondere zu Martin Bormann (1900–1945) und Joseph Goebbels (1897–1945) mündeten. Am 16. April 1945 wurde Brandt wegen des Vorwurfs, Kontakt zu den US-Truppen gesucht zu haben, auf Anordnung von Hitler durch Mitglieder der SS verhaftet, am nächsten Tag erfolgte vor einem Standesgericht die Verurteilung zum Tod. Die Vollstreckung wurde mehrfach verschoben, am 3. Mai kam es auf Veranlassung von Rüstungsminister Albert Speer (1905–1981) zur Freilassung.

    Am 23. Mai 1945 von britischen Truppen in Flensburg verhaftet, war Brandt als ranghöchster Mediziner in der Endphase des Nationalsozialismus Hauptangeklagter bei dem von der US-amerikanischen Militärbehörde seit Dezember 1946 durchgeführten Nürnberger Ärzteprozess. Im Lauf des Verfahrens zeigte er kein Bedauern, sondern stilisierte sich zu einem Idealisten, dem es nur um das Wohl des deutschen „Volkskörpers“ gegangen sei. Am 20. August 1947 wurde er zum Tod durch Erhängen verurteilt und am 2. Juni erfolgte die Vollstreckung des Urteils.

  • Awards

  • Primary Sources

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, u. a. R 43 II, 1226; R 43 II, 745; R 1501, 3809–3811; R 1501, 5 576 u. NS 751, 227.

    Hamburger Staatsarchiv, Abt. 631a/79, Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Anklage Heyde, Bohne und Hefelmann.

    Archiv der Humboldt Universität zu Berlin, Personalakte Karl Brandt.

    Staatsarchiv Nürnberg, Nürnberger Prozesse, KV-Prozesse, Fall 1/KV-Anklage u. Vernehmungen B 154. (u. .a. SS-Personalakte Brandt)

    Gedruckte Quellen:

    Trials of War Criminals before the Nuernberg Military Tribunals under Control Council Law No. 10, 1. u. 2. The Medical Case, Nuernberg, October 1946–April 1949, 1950.

    Alexander Mitscherlich/Fred Mielke (Hg.), Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses, 1960.

    Klaus Dörner/Angelika Ebbinghaus/Karsten Linne (Hg.), Der Nürnberger Ärzteprozess 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial, Quellen zum Umfeld und Erschließungsband, 2000.

  • Works

    Karl Franz Friedrich Brandt, Angeborener Verschluss der Gallenausfuhrgänge, 1929. (Diss. med.)

  • Literature

    Michael Kater, Doctor Leonardo Conti and his Nemesis. The Failure of Centralized Medicine in the Third Reich, in: Central European History 18 (1985), S. 299–325.

    Wolfgang U. Eckart, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Prof. Dr. med. Karl Brandt, in: Gert R. Ueberschär (Hg.), Hitlers militärische Elite, Bd. 2, 1998, S. 12–19.

    Heinz Faulstich, Hungersterben in der Psychiatrie 1914–1949. Mit einer Topographie der NS-Psychiatrie, 1998.

    Winfried Süß, Der „Volkskörper“ im Krieg. Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939–1945, 2003.

    Matthias Meusch, Art. „Brandt, Karl“, in: Werner Gerabek/Bernhard Haage/Gundolf Keil/Wolfgang Wegner (Hg.), Enzyklopädie Medizingeschichte, 2005, S. 204 f.

    Ulf Schmidt, Karl Brandt. The Nazi Doctor. Medicine and Power in the Third Reich, 2007, dt. 2009. (P)

  • Onlineressourcen

  • Portraits

    Fotografien, 1933–1947, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, München.

    Fotografien, 1938–1947, Digitale Bildarchiv des Bundesarchivs. (weiterführende Informationen)

  • Author

    Volker Roelcke (Gießen)

  • Citation

    Roelcke, Volker, „Brandt, Karl“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118659839.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA