Eicke, Theodor
Eicke, Theodor
1892 – 1943
Inspekteur der Konzentrationslager, General der Waffen-SS
- Lebensdaten
- 1892 – 1943
- Geburtsort
- Hampont (Lothringen)
- Sterbeort
- Artelnoje (UdSSR, heute heute Oblast Belgorod, Russische Föderation)
- Beruf/Funktion
- Inspekteur der Konzentrationslager ; General der Waffen-SS ; Soldat
- Konfession
- evangelisch, seit 1938 „gottgläubig“
- Normdaten
- GND: 119253801 | OGND | VIAF: 42643967
- Namensvarianten
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- Eicke, Theodor
- Eicke, Theo
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Theodor Eicke nahm seit 1933 als Kommandant des Muster-Konzentrationslagers Dachau sowie als „Inspekteur der Konzentrationslager“ entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des nationalsozialistischen KZ-Systems. Ende 1939 von Adolf Hitler (1889–1945) mit dem Kommando der SS-Division „Totenkopf“ betraut, formte er aus den SS-Wachmannschaften der Lager eine der Keimzellen der Waffen-SS.
Lebensdaten
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Lebenslauf
17. Oktober 1892 - Hampont (Lothringen) -
Genealogie
Vater Heinrich Eicke 1849–1926 aus Gittelde (Braunschweig); evangelisch; Bahnhofsvorsteher Großvater väterlicherseits Johann Christian Friedrich Eicke 1808–1873 Tagelöhner Großmutter väterlicherseits Johanna Louise Eicke, geb. Seutje geb. 1806 Mutter Josefine Eicke, geb. Henning 1855–1935 aus dem Elsass; römisch-katholisch Großvater mütterlicherseits Valentin Henning (bis 1834 Hennig) geb. 1827 Großmutter mütterlicherseits Madeleine Henning, geb. Groß geb. 1831 Bruder August Eicke Bruder Fritz Eicke Bruder Heinrich Eicke Bruder Hermann Eicke geb. 1897 Feuerwehrmann Schwester Josefine Eicke, verh. Klein Schwester Lene Eicke, verh. Mayer Schwester Luise Eicke, verh. Wolff Schwester Margarete Eicke, verh. Lang Bruder Philipp Eicke Bruder Wilhelm Eicke Heirat 26.12.1914 in Wolfskirchen (Elsass, heute Département Bas-Rhin, Frankreich) Ehefrau Bertha Eicke, geb. Schwebel geb. 1893 aus Ilmenau (Thüringen) Schwiegervater Jakob Schwebel geb. 1860 Staatsförster Schwiegermutter Salomea Schwebel, geb. Rohr 1863–1922 Tochter Irma Eicke, verh. Leiner geb. 1916 Sohn Hermann Eicke 1920–1941 Offiziersanwärter Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Eicke, Theodor (1892 – 1943)
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Vater
Heinrich Eicke
1849–1926
aus Gittelde (Braunschweig); evangelisch; Bahnhofsvorsteher
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Großvater väterlicherseits
Johann Christian Friedrich Eicke
1808–1873
Tagelöhner
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Großmutter väterlicherseits
Johanna Louise Eicke
geb. 1806
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Mutter
Josefine Eicke
1855–1935
aus dem Elsass; römisch-katholisch
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Großvater mütterlicherseits
Valentin Henning
geb. 1827
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Großmutter mütterlicherseits
Madeleine Henning
geb. 1831
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Bruder
August Eicke
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Bruder
Fritz Eicke
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Bruder
Heinrich Eicke
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Bruder
Hermann Eicke
geb. 1897
Feuerwehrmann
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Schwester
Josefine Eicke
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Schwester
Lene Eicke
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Schwester
Luise Eicke
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Schwester
Margarete Eicke
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Bruder
Philipp Eicke
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Bruder
Wilhelm Eicke
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Heirat
in
Wolfskirchen (Elsass, heute Département Bas-Rhin, Frankreich)
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Ehefrau
Bertha Eicke
geb. 1893
aus Ilmenau (Thüringen)
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Biografie
Eicke wuchs als Kind eines Bahnhofsvorstehers in Elsass-Lothringen auf. Nachdem er – eigenen Angaben zufolge aus wirtschaftlichen Gründen – die Realschule abgebrochen hatte, ging er 1909 in Landau (Pfalz) als Freiwilliger zur bayerischen Armee, in der er eine Laufbahn als Zahlmeister einschlug. Im Ersten Weltkrieg seit 1916 an der Somme und Aisne (Westfront) eingesetzt, schied er im April 1919 im Zuge der Demobilisierung aus dem Heer aus. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, im Polizeidienst unterzukommen, fand Eicke von 1921 bis 1923 Anstellung in der Polizeiverwaltung von Ludwigshafen. Anschließend arbeitete er hier bis 1932 für den Chemiekonzern BASF (I.G. Farben) als kaufmännischer Angestellter, seit 1925 im Sicherheitsdienst.
Eicke wurde 1928 Mitglied der NSDAP und SA, trat 1930 zur SS über und organisierte deren zügigen Aufbau in der Pfalz. 1931 war er mit dem NS-Gauleiter von Rheinpfalz, Josef Bürckel (1895–1944), in die „Pirmasenser Bombenaffäre“ (Herstellung illegaler Sprengkörper zum Einsatz gegen politische Gegner) verwickelt. Während Bürckel straffrei blieb, wurde Eicke zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, entzog sich dem Haftantritt jedoch im Herbst 1932 durch Flucht über München nach Norditalien. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kehrte er nach Deutschland zurück, wo ein heftiger Konflikt mit Bürckel um die Befehlsgewalt über die pfälzische SS im März 1933 mit Eickes Einweisung als „gemeingefährlicher“ Schutzhäftling in die Würzburger Psychiatrie endete. Nachdem sich der nationalsozialistische Psychiater Werner Heyde (1902–1964) für ihn verwendet hatte, wurde Eicke im Juni 1933 von Heinrich Himmler (1900–1945) rehabilitiert und Kommandant des neu errichteten Konzentrationslagers Dachau, dessen Leitung er im März 1934 auch offiziell übernahm.
Eicke etablierte das KZ Dachau auf Basis der von ihm ausgearbeiteten „Dienstvorschriften für die Begleitposten und Gefangenenbewachung“ (Oktober 1933) und „Disziplinar- und Strafordnung“ (Juni 1934) zu einem NS-Musterlager, das gegenüber der Justiz vollkommen abgeschottet war. Viele spätere KZ-Kommandanten, darunter Rudolf Höß (1901–1947) und Josef Kramer (1906–1945), durchliefen Eickes auf systematische Gewalt und Einschüchterung zielende Ausbildung („Dachauer Schule“).
Nachdem Eicke am 1. Juli 1934 auf Befehl Adolf Hitlers (1889–1945) den SA-Stabschef Ernst Röhm (1887–1934) eigenhändig ermordet hatte, wurde er von Himmler zum SS-Gruppenführer befördert und als „Inspekteur der Konzentrationslager“ mit der reichsweiten Reorganisation des KZ-Systems nach dem Dachauer Vorbild beauftragt. Er ließ in den folgenden Jahren u. a. die Lager Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen und Ravensbrück errichten. Die Kontrolle der SS über das KZ-System war ein wichtiger Schritt auf Himmlers Weg an die Spitze der deutschen Sicherheitsbehörden. Eicke trug damit maßgeblich zum Aufstieg des Reichsführers-SS zum Chef der deutschen Polizei 1936 bei.
Eicke gelang es, die paramilitärisch ausgebildeten Wachmannschaften der Lager als SS-„Totenkopf“-Standarten durch den Reichshaushalt finanzieren zu lassen. Gemäß eines Hitler-Erlasses vom 17. August 1938 waren diese nicht Teil der Wehrmacht oder Polizei, sondern „eine stehende bewaffnete Truppe zur Lösung von Sonderaufgaben polizeilicher Natur“ und damit direkt dem „Führer“ unterstellt. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 bestanden diese „Sonderaufgaben“ auch in der Verwendung als Einsatzgruppe am Massenmord an den polnischen Juden.
Im November 1939 ernannte Hitler Eicke zum Generalleutnant der Waffen-SS und betraute ihn mit dem Kommando der SS-Division „Totenkopf“, einer der ersten drei Divisionen der Waffen-SS. Obgleich seither formal nicht mehr Inspekteur der Konzentrationslager, nutzte Eicke diese weiterhin als Personal- und Nachschubbasis seiner Division, die 1940 beim Angriff auf die Niederlande, Belgien und Frankreich eingesetzt wurde. Angehörige der Division, in der er als Vaterfigur verehrt wurde, ermordeten im Mai 1940 in Nordfrankreich mehrere hundert französische Zivilisten sowie rund 100 britische Kriegsgefangene und verübten damit die ersten schweren Kriegsverbrechen an der Westfront.
Seit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 kämpfte Eickes Division unter großen Verlusten an der Ostfront. Als Eicke im Herbst 1941 in der Heimat eine Verwundung auskurierte, setzte er sich im KZ Sachsenhausen für die Einrichtung von Genickschussanlagen ein, mit denen dort und in anderen Konzentrationslagern in den folgenden Monaten mehrere zehntausend sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden.
Im Frühjahr 1942 hatte Eickes erbitterter Widerstand entscheidenden Anteil am Halten des Kessels von Demjansk, in dem seine Division nahezu aufgerieben wurde. Im Herbst 1942 wurde die „Totenkopf“-Division in Frankreich als SS-Panzergrenadier-Division neu aufgestellt, bevor sie Anfang 1943 wieder an die Ostfront verlegt wurde. Am 26. Februar 1943 starb Eicke, als sein Flugzeug bei einem Erkundungsflug über den sowjetischen Linien abgeschossen wurde.
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Auszeichnungen
1916 Eisernes Kreuz II. Klasse 1939 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP 1940 Eisernes Kreuz 1. Klasse 1942 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes 1942 Eichenlaub zum Ritterkreuz 1942 Dotation Adolf Hitlers über 50 000 Reichsmark 1942 Nennung im „Ehrenblatt des Deutschen Heeres“ (Wehrmachtbericht) 1943 Benennung der 3. SS-Totenkopf-Grenadier-Standarte nach Theodor Eicke -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Personalakte Theodor Eicke (ehemals BDC); NS 19 (Persönlicher Stab Reichsführer-SS); NS 31 (Inspektion der Konzentrationslager).
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, RS 1 u. RS 2. (Akten der 3. SS-Division „Totenkopf“ 1939–1945)
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Minn 81618 u. 81619. (Strafakten Schöffengericht Pirmasens)
Landesarchiv Speyer, H 91 Nr. 1450. (Gestapoakte Eicke)
Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. (Krankengeschichtsakte Theodor Eicke)
Gedruckte Quellen:
Damals. Erinnerung an große Tage der SS-Totenkopf-Division im französischen Feldzug 1940, 1943 (Sonderdruck der SS-Totenkopf-Division).
Der Personal-Akt des SS-Obergruppenführers Theo Eicke, Chef der Konzentrations-Lager im Dritten Reich, seine Briefe an SS-Reichsführer Himmler in den Jahren 1933 – 1943. Eine dokumentarische Sammlung von SS-Dokumenten, bearb. v. Tuviah Friedman, hg. v. Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes (Haifa), 1994.
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Werke
vereinzelte Beiträge in SS-Schulungsheften.
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Literatur
Monografien:
Johannes Tuchel, Konzentrationslager. Organisationsgeschichte und Funktion der „Inspektion der Konzentrationslager“ 1934–1938, 1991.
Tom Segev, Die Soldaten des Bösen. Zur Geschichte der KZ-Kommandanten, 1995.
Karin Orth, Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien, 2000.
Charles W. Sydnor Jr., Soldaten des Todes. Die 3. SS-Division „Totenkopf“ 1933–1945, 2002, 52007.
Niels Weise, Eicke. Eine SS-Karriere zwischen Nervenklinik, KZ-System und Waffen-SS, 2013.
Nikolaus Wachsmann, KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 2015.
Aufsätze und Artikel:
Klaus Drobisch, Theodor Eicke. Verkörperung des KZ-Systems, in: Helmut Bock/Wolfgang Ruge/Marianne Thoms (Hg.), Sturz ins Dritte Reich. Historische Miniaturen und Porträts 1933–1935, 1983, S. 283–289.
Johannes Tuchel, Die Kommandanten des Konzentrationslagers Dachau, in: Dachauer Hefte 10 (1994), S. 69–90.
Jean-Luc Leleu, La division SS-Totenkopf face à la population civile du Nord de la France en mai 1940, in: Revue du Nord 83/342 (2001), S. 821–840.
Andreas Schulz/Günter Wegmann, Die Generale der Waffen-SS und der Polizei, 2003, S. 280–287.
Charles Sydnor, Theodor Eicke. Organisator der Konzentrationslager, in: Ronald Smelser/Enrico Syring (Hg.), Die SS. Eilte unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe, 2. durchges. u. aktual. Aufl. 2003, S. 147–159. (P)
Joachim Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch, 2004, S. 119 f.
Eva Rimmele, Art. „Eicke, Theodor“, in: Hermann Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 108.
Niels Weise, „Soldat, Kämpfer, Kamerad“. Die Waffen-SS in der NS-Propaganda am Beispiel Theodor Eickes und der SS-Division „Totenkopf“, in: Peter Lieb/Jan Erik Schulte/Bernd Wegner (Hg.), Die Waffen-SS. Neue Forschungen, 2014, S. 392–405.
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Onlineressourcen
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Porträts
zahlreiche Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
Fotografie (Brustbild), 1942, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.
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Autor/in
→Niels Weise (München)
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Zitierweise
Weise, Niels, „Eicke, Theodor“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119253801.html#dbocontent