Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von
- Lebensdaten
- 1806 – 1888
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Frauenrechtlerin ; Feministin
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 138743479 | OGND | VIAF: 90999149
- Namensvarianten
-
- Pasqualati, Karoline Freiin von (geborene)
- Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von
- Pasqualati, Karoline Freiin von (geborene)
- pasqualati, karoline freiin von
- Perin-Gradenstein, Karoline von
- Gradenstein, Karoline von Perin-
- Pasqualati, Karoline von
- Perin-Gradenstein, Caroline Freifrau von
- Pasqualati, Caroline Freiin von (geborene)
- Perin-Gradenstein, Caroline von
- Gradenstein, Caroline von Perin-
- Pasqualati, Caroline von
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Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von
Frauenrechtlerin, * 12.2.1806 Wien, † 10.12.1888 Wien. (katholisch)
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Genealogie
V →Joseph Andreas Frhr. v. Pasqualati (1784–1864), Pomologe, Obst- u. Gemüsegroßhändler, S d. →Joseph (1733–99, 1784 Ritter, 1798 Frhr.), aus Triest, Arzt u. Pomologe in W. (s. Wurzbach), u. d. Cäcilie Schlegelhofer († 1775);
M Eleonore Fritsch († 1811);
Stief-M Franziska v. Thoren;
Ov →Johann Baptist Frhr. v. Pasqualati (1777–1830), Bankier u. Kaufm., Freund u. Gönner Beethovens;
Stief-B Joseph (* 1802), Prof. f. Chemie in W., Johann Baptist (1811–76, ⚭ →Amalie v. Vogel, 1818–1903, Schausp., Theaterprinzipalin in W., s. Hist. Lex. Wien);
– ⚭ 1830 →Christian († 1841), k. k. Hofsekr. in d. Staatskanzlei, S d. Eberhard Frhr. v. P.-G. († 1843) u. d. →Josophine Freifrau v. Vogelsang (1779–1856), Schriftst.;
4 K (1 früh †); Gvm d Ehemanns →Ludwig Frhr. v. Vogelsang (1748–1822), FZM (s. ADB 40). -
Biographie
P., die die Musikbegeisterung ihres Mannes teilte, führte ein offenes Haus. Seit 1841 Witwe, lebte sie mit ihren Kindern in Penzing. einem Villenvorort von Wien. Mitte der 1840er Jahre lernte sie auf Empfehlung des Musikers und Demokraten →Joseph Fischhof (1804–57) den Komponisten und Journalisten →Alfred Julius Becher (1803–48) als Klavierlehrer ihrer Tochter Marie kennen und ging mit ihm eine Beziehung ein. Sie finanzierte die von ihm redigierte Zeitung „Der Radikale“ und setzte sich öffentlich für die Frauenemanzipation ein. Ihr politisches Engagement und ihre nichteheliche Beziehung provozierten üble Diffamierungen. Im Zug der Revolution kam es am 28.8.1848 zur Gründung des Wiener demokratischen Frauenvereins, dessen Präsidentin P. wurde und dessen Vereinsstatut seinerzeit in ganz Europa – mit Ausnahme Frankreichs – als fortschrittlichstes und am besten ausgearbeitetes galt. In den beiden Monaten seines Bestehens (28.8.-31.10.1848) engagierten sich die Mitglieder des Vereins für das Zusammenrücken der verschiedenen Revolutionsparteien, waren im „Zentralausschuß der Demokratischen Vereine“ aktiv, sammelten Unterschriften für die Petition zur Einberufung des Landsturms, die am 17.10.1848 im Reichsrat den Abgeordneten von einer Frauendelegation unter der Leitung P.s überreicht wurde, und nahmen an Begräbnisdemonstrationen sowie am Verteidigungskampf des revolutionären Wiens gegen die kaiserl. Truppen teil. Angeblich soll P., in eine schwarz-rot-goldene Fahne gehüllt, von den Barrikaden zum Weiterkämpfen aufgerufen haben. Ihr Name zählte jedenfalls zu den 14 Protagonisten, deren Auslieferung zu den Kapitulationsbedingungen des Fürsten Windischgrätz gehörte – ein deutliches Zeichen für den staatsgefährdenden Charakter, der den Emanzipierten zugeschrieben wurde. Am 31.10.1848 kapitulierte Wien, am 4. November wurde P.s Versteck verraten. Der Inhaftierung folgten die Konfisizierung ihres Vermögens und der Entzug ihres Sorgerechtes für den erst achtjährigen Sohn Anton. Am 23.11.1848 wurde ihr Lebensgefährte Alfred J. Becher standrechtlich erschossen und P. einige Tage später als psychisch krank entlassen. Im Frühjahr 1849 nach München emigriert, konnte sie im Oktober wieder nach Wien zurückkehren. P. eröffnete ein Stellenvermittlungsinstitut und trat politisch nicht mehr hervor.
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Werke
(zugeschrieben) Statuten d. „Wiener demokrat. Frauenver.“, abgedr. in: G. Hauch, Frau Biedermeier auf d. Barrikaden, Frauenloben in d. Wiener Rev. 1848, 1990, S. 235-39;
B. v. Frankl-Hochwart, Aus Bechers letzten Tagen, Ungedr. Aufzeichnungen seiner Braut, in: Die Zeit 201, 1898, S. 88-90, 202, 1898, S. 102-04, 203, 1898, S. 118-120, 204, 1898, S. 134 f. -
Literatur
H. Ullrich, Dr. Alfred Becher (1803–1848) u. sein Wiener Kreis, in: Jb. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien 23/25, 1967/69, S. 293-334;
G. Hauch, Frau Biedermeier auf d. Barrikaden, Frauenleben in d. Wiener Rev. 1848, 1990;
dies., „Wir hätten ja gern d. ganze Welt beglückt“, Pol. u. Geschl. im dem. Milieu 1848/49, in: Österr. Zs. f. Gesch.wiss. 9, 1998, H. 4, S. 471-95;
Hist. Lex. Wien. -
Autor/in
Gabriella Hauch -
Zitierweise
Hauch, Gabriella, "Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 186 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138743479.html#ndbcontent