Müthel, Lothar
- Lebensdaten
- 1896 – 1964
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Frankfurt/Main
- Beruf/Funktion
- Schauspieler ; Regisseur ; Filmschauspieler
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 119049309 | OGND | VIAF: 72195722
- Namensvarianten
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- Lütcke, Lothar (eigentlich)
- Müthel, Lothar
- Lütcke, Lothar (eigentlich)
- lütcke, lothar
- Müthel, Lothar
- Lütcke, Lothar
- Lütcke, Lothar Max
- Lütcke, Max
- Müthel, Lothar Max
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Müthel (eigentlich Lütcke), Lothar
Schauspieler, Regisseur, * 18.2.1896 Berlin, † 4.9.1964 Frankfurt/Main. (evangelisch)
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Genealogie
Natürl. V Andreas Cornella, aus d. Ukraine, Landwirt u. Kunstmäzen;
M Mathilde Amalie Lütcke (um 1864-n. 1918, ⚭ Max Müthel, Ing.);
⚭ Darmstadt 1918 (⚮ 1936) →Marga (* 1898), Schausp., Sängerin, T d. Gustav Reuter, Bücherrevisor in B., u. d. Martha Marie Bendler (um 1871-n. 1918);
1 T →Lola (* 1919, ⚭ 1] Erik Hilger, schweizer. Kaufm., 2] Hans Caninenberg, * 1917 od. 1919, Schausp.), Schausp. (s. Kosch, L); 1 natürl. T Viola Weißner, aus Verbindung mit Hilde Weißner. -
Biographie
Nach der Realschule begann M. eine Ausbildung an der Schauspielschule des Deutschen Theaters Berlin. Hier erhielt er 1913 ein Engagement und spielte in den Zweitbesetzungen großer Inszenierungen Max Reinhardts, etwa Don Carlos oder Melchior Gabor in „Frühlings Erwachen“. Während des 1. Weltkriegs war er vorübergehend auch am Bukarester Nationaltheater tätig, in der Spielzeit 1918/19 am Landestheater Darmstadt und 1919/20 am Schauspielhaus München. 1920-23 engagierte ihn Leopold Jessner ans Staatliche Schauspielhaus Berlin, wo er 1927-39 erneut tätig war. M. galt früh als eleganter, sprechtechnisch perfekter Darsteller, dem vor allem die lyrischen Heldenrollen zu liegen schienen. Am Staatstheater Berlin gelang es ihm, seinen Rollen auch scharfe Charakterkonturen zu geben, etwa als Junger Sedemund in Barlachs „Die echten Sedemunds“ (1921), als Sohn in Lasker-Schülers „Die Wupper“ (1927) und in Bronnens „Die katalaunische Schlacht“ (1928). Daneben spielte er in vielen Klassikeraufführungen, neben Posa und Don Carlos etwa den Oranien in „Egmont“ (1932)|oder – 1924-27 wieder am Deutschen Theater – den Cassio in „Othello“. In seinen Rollen versuchte er, nicht immer gelungen, Weichheit und Glut, Glätte und Schärfe zu vereinen, weshalb die zeitgenössische Einschätzung in ihm bald den schwärmerischen Liebhaber, bald den Charakterdarsteller sah. 1927 debütierte M. bei dem Matineeverein „Junge Bühne“ mit der Uraufführung von Burris „Tim O'Mara“ als Regisseur. Es folgten u. a. die „Faust“-Aufführung 1932 am Berliner Schauspielhaus, für die ihm eine „sinnlichunterhaltende“ Inszenierung bescheinigt wurde, noch ohne einheitliche Form, aber mit einem brillanten →Gustaf Gründgens als Mephisto. 1933-35 spielte M. in den Uraufführungen von Dramen des Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, Hanns Johst, die Hauptrollen, so in „Schlageter“, „Propheten“ und „Thomas Paine“. In zumeist großer Werktreue und einer um Harmonie bemühten Musikalität inszenierte er die Klassiker „Die Braut von Messina“ (1934), „Wallenstein“ (1936) und „Hamlet“ (1937). An seiner Inszenierung von Hauptmanns „Michael Kramer“ (1937) lobte Bernhard Minetti rückblickend den „einfachen Realismus“. M. zeichnete als Schauspieler wie als Regisseur ein intensives „Gefühl für Ausdruck“ (Minetti) aus, besonders für die Melodie der Sprache. 1939 wurde M., der Mitglied der NSDAP war und kurzzeitig mit den Ideologien des NS-Abweichlers Otto Strasser sympathisiert haben soll, Intendant des Wiener Burgtheaters, das er bis 1945 leitete. 1941-45 war er zugleich Generalintendant der Staatsoper Wien. Am Burgtheater spielte er seltener, brachte als Regisseur die Hauptmann-Stücke „Ulrich von Lichtenstein“ (UA), „Florian Geyer“, „Iphigenie in Delphi“ und „Iphigenie in Aulis“ (1943, UA) heraus. Interessant erscheint seine Deutung des „Kaufmann von Venedig“ (1943), den er als komisch-tölpelhafte Figur zeigte. Daneben inszenierte er Grillparzer-Dramen, Klassiker wie „Maria Stuart“ und „Torquato Tasso“ sowie kurz vor der kriegsbedingten Schließung des Burgtheaters Mells „Der Nibelunge Not“ (1944). Nach Kriegsende arbeitete er als Gastregisseur in Wien, vorwiegend am Akademie-Theater, wo er Ibsens „Gespenster“ (1943 und 1947), den „Jedermann“ (1955) sowie „Nathan der Weise“ (1958) herausbrachte. 1947-50 war M. als Schauspieler (u. a. als Mephisto in „Faust“) und Regisseur in Weimar, 1951-56 als Direktor am Frankfurter Schauspiel tätig. Hier inszenierte er vor allem klassische Stücke und Komödien. – Staatsschausp. (1934).
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Werke
Wenn Ihr Affen nur öfter schreiben wolltet!, Briefwechsel zw. F. W. Murnau u. L. M. 1915-1917, hrsg. v. E. Spiess, 1991.
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Literatur
J. Günther, Der Schausp. L. M., 1934 (P);
R. Biedrzynski, Schauspieler, Regisseure, Intendanten, 1944, S. 29-44;
F. Herterich, Das Burgtheater u. seine Sendung, 1948, S. 92-95;
I. Dunser, L. M. u. d. Burgtheater, Diss. Wien 1959;
B. Minetti, Erinnerungen e. Schausp., 1988, S. 122-24, 192-97;
Dt. Bühnenjb. 73, 1965, S. XXX (P), 112;
Wi. 1935;
Kosch, Theater-Lex;
M. Havemann, Theater, Film, Fernsehen, 1970 (auch zu Lola Müthel u. H. Caninenberg);
H. Rischbieter (Hrsg.), Theater-Lex., 1983;
Frankfurter Biogr. II. -
Autor/in
Jürgen Kasten -
Zitierweise
Kasten, Jürgen, "Müthel, Lothar" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 563-564 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119049309.html#ndbcontent