Müthel, Johann Gottfried
- Lebensdaten
- 1728 – 1788
- Geburtsort
- Mölln
- Sterbeort
- Bienenhof bei Riga
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Pianist ; Organist
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118735128 | OGND | VIAF: 27258455
- Namensvarianten
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- Müthel, Johann Gottfried
- Müthel, Johann Gottfried
- Müthel, Giov. Godofr.
- Müthel, Jean Godefroy
- Müthel, Johann G.
- Müthel, Johann Gottlieb
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Müthel, Johann Gottfried
Komponist, Pianist, Organist, * 17.1.1728 Mölln, † 14.7.1788 Bienenhof bei Riga. (evangelisch)
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Genealogie
V →Christian Caspar (1696–1764) aus Neuhaus/Elbe, Organist u. Stadtmusikus in M., S d. Hans Peter (* 1664) aus Dellien/Elbe, Musiker, u. d. Sophia Christina Ebel (1671–1733) aus Parchim;
M Anna Dorothea (1693–1752), T d. Heinrich Scheven, Pastor in Gadebusch, u. d. Catharina Lucia Dolch;
B →Anthon Christian (1725–73), Oberfiskal am kaiserl. Hofger. in R., →Ernst Gottlieb (1730–65), Organist, Pianist, Komp., zuletzt in Avignon, →Gottlieb Friedrich (1735–1806), Pastor in Seßwegen (Livland), M.s Universalerbe; – ledig;
N →Johann Ludwig (1764–1812), Prof. d. livländ. u. estländ. Provinzialrechts in Dorpat (s. ADB 23; Dt.balt. Biogr. Lex.). -
Biographie
M. erhielt seit dem 6. Lebensjahr von seinem Vater Klavierunterricht und erlernte daneben auch das Violin- und Flötenspiel. Die weiterführende praktische und theoretische Unterweisung übernahm →Johann Paul Kuntzen (1696–1757), Organist bei St. Marien in Lübeck. 1747 wurde M. Kammermusikus und Organist am Mecklenburg-Schweriner Hof unter Hzg. Christian Ludwig II. (1683–1756), wo ihm auch die musikalische Betreuung von dessen drei Kindern oblag. Im Mai 1750 erhielt er die Erlaubnis, zur Weiterbildung andere Höfe sowie J. S. Bach in Leipzig aufzusuchen. Gemeinsam mit dessen Schwiegersohn Johann Christoph Altnikol, der als Organist in Naumburg tätig war, und Johann Christian Kittel genoß M. den Unterricht des bereits erblindeten Meisters, der ihn auch in seinen Haushalt aufgenommen hatte. Nach dem Tod Bachs am 28.7.1750 folgte M. Altnikol nach Naumburg und setzte dort seine Studien fort. Danach besuchte er in Dresden Johann Adolf Hasse, den Meister des ital. Stils, in Berlin Carl Philipp Emanuel Bach, mit dem er sich befreundete, und in Hamburg Georg Philipp Telemann. Auf dieser Reise bekam sein Geschmack „eine neue Richtung“. Wohl im Sommer 1751 kehrte M. an den Schweriner Hof zurück; im Juni 1753 erhielt er den erbetenen „Abschied in Gnaden“. Er ließ sich in Riga nieder, leitete 2 Jahre lang die Hauskapelle des Geschäftsmanns und russ. Geheimrats Otto Hermann v. Vietinghoff (1720/22-92) und erhielt 1767, nach 11jähriger Anwartschaft, den Organistenposten bei St. Petri. Obwohl ihm „glänzender scheinende Dienste“ angeboten wurden, blieb M. zeitlebens in dieser bürgerlich-liberalen und außerordentlich musikfreundlichen Atmosphäre.
Als Komponist und Instrumentalist von Zeitgenossen wie Ch. Burney, J. F. Reichardt und Ch. F. D. Schubart hoch geschätzt, geriet M. nach seinem Tode allmählich in Vergessenheit. Die neueste Forschung hat jedoch erwiesen, daß in ihm einer der profiliertesten und innovativsten Musiker zwischen J. S. Bach und den Wiener Klassikern gesehen werden muß. M. war ein virtuoser Organist und schrieb meisterlich für dieses Instrument, wovon die beiden Manuskriptsammlungen „Technische Übungen“ zeugen. Die darin enthaltenen expressiv-virtuosen Fantasien erwarben der Orgel zusätzliche Bedeutung als Konzertinstrument. Deutlicher noch zeigt sich M.s kompositorische Leistung in den Werken für Klavier. Sie sind Ergebnis seiner geistreichen Auseinandersetzung mit der Tradition, vor allem mit der polyphonen Kunst J. S. Bachs und dem expressiven Klavierstil des Sohnes Carl Philipp Emanuel. M.s „Neuheit der Gedanken“ (Reichardt), d. h. die melodisch-rhythmische Struktur in Verbindung mit angemessener klanglicher und harmonischer Differenzierung, hob den Unendlichkeitshabitus des barocken Kontinuums auf. Wenngleich M. für seine brillanten Klavierkonzerte Bewährtes aufgegriffen hat – die tradierte Ritornellform handhabte er flexibel –, gelang ihm eine eigentümliche stilistische Einheit; die Adagio-Sätze dienten als Experimentier- und Ausdrucksfeld. Von besonderer Bedeutung ist das Duetto (eine Sonate) in Es-Dur für 2 Klaviere (1771), beispielhafter Ausdruck aufklärerischen Denkens. Durch die strenge Thematisierung bestimmter Intervalle in Verbindung mit der für M. grundlegenden Kunst des Variierens ist es ein in die Zukunft weisendes Werk.
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Werke
Weitere W u. a. Klavier: 9 Sonaten, 2 Ariosi mit 12 Variationen. – Orgel: 5 Fantasien, 4 Choralvorspiele, 5 Choräle. – Fagott: 2 Konzerte. – Vokalwerke: 45 „Auserlesene Oden u. Lieder“. – CD-Einspielungen u. a.: Konzerte für Cembalo u. 2 Fagotte, Kammermusik, Orgelwerke.
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Literatur
E. Kemmler, J. G. M. (1728-1788) u. d. nordostdt. Musikleben seiner Zeit, 1970 (vollst. Bibliogr., W);
ders., in: Schleswig-Holstein. Biogr. Lex. I, 1970, S. 205-08;
R. Ude, Die Möllner Organistenfam. M. (1696-1788), in: Lauenburg. Heimat, NF, H. 72, 1971;
W. Braun, Einl. u. krit. Ber. z. Ausg. d. 5 Klavierkonzerte v. J. G. M., in: Denkmäler norddt. Musik, Bd. 3/4, 1979, S. VII, 297-302;
R. Wilhelm, J. G. M., Orgelwerke, Bd. 1/2, 1982/85;
L. Hoffmann-Erbrecht, in: Ostdt. Gedenktage 1988, 1987, S. 115 f. (P);
H. Scheunchen, F. Kessler, W. Schwarz, Musikgesch. Pommerns, Ospreußens u. d. balt. Lande, in: Die Musik d. Deutschen im Osten Mitteleuropas, 3, 1989, S. 144 ff.;
P. Reidemeister, J. G. M.s „Techn. Übungen“ od. Von d. Mehrdeutigkeit d. Qu., in: Baseler Jb. f. hist. Musikpraxis 13, 1989, S. 55-98;
R. Rapp, in: Musica 43, 1989, S. 476-82;
dies., J. G. M.s Konzerte f. Tasteninstrument u. Streicher, 1992;
MGG;
Riemann;
Dt.balt. Biogr. Lex. -
Porträts
Gem. v. unbek. Künstler (Fam.bes.), Abb. b. G. u. W. Salmen, Musiker im Porträt III, 1983, n. S. 108.
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Autor/in
Erwin Kemmler -
Zitierweise
Kemmler, Erwin, "Müthel, Johann Gottfried" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 562-563 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118735128.html#ndbcontent