Bücher, Karl
- Lebensdaten
- 1847 – 1930
- Geburtsort
- Kirberg
- Sterbeort
- Leipzig
- Beruf/Funktion
- Volkswirtschaftler ; Nationalökonom ; Volkswirt ; Wirtschaftswissenschaftler ; Soziologe ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118516884 | OGND | VIAF: 59132805
- Namensvarianten
-
- Bücher, Karl Wilhelm
- Bücher, Karl
- Bücher, Karl Wilhelm
- Bücher, Karl
- Buecher, Carolus
- Buecher, Karl
- Bücher, Carl
- Bücher, Karl Wilhelm
- Bücher, Carl
- Bücher, Carl Wilhelm
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- Buecher, Carl
- Bücher, Carl Wilhelm
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- NDB 24 (2010), S. 316 in Artikel Siebeck, Oskar (Siebeck, Oskar)
- NDB 24 (2010), S. 614 in Artikel Spahn, Martin
- NDB 25 (2013), S. 48 in Artikel Stammer, Otto (Stammer, Otto Albert)
- NDB 25 (2013), S. 545 in Artikel Stresemann, Gustav
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Bücher, Karl Wilhelm
Volkswirtschaftler, * 16.2.1847 Kirberg, † 12.11.1930 Leipzig. (evangelisch)
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Genealogie
V Theodor (1808–80), Bürstenmacher und Landwirt, S des Tischlers Philipp und der Katharina Marg. Kräckmann;
M Christiane (1805–71), T des Bäckers Johann Wilhelm Dorn und der Maria Friederike Dor. Habel;
N →Hermann s. (1);
⚭ München 1882 Emilie (1853–1909), T des Philipp| Mittermaier, Baurat, und der Laura Bekk; 1 SFriedrich (* 1883), Landgerichtsdirektor . -
Biographie
B. lernte das innere Wesen des Dorfhandwerkes sowie des Kleinbauerntums genauestens kennen und schärfte somit seinen Blick für die wirklichen Probleme eines Gewerbes bereits in einem Alter, wo andere sich unausführbaren Träumereien hingeben. Um Gymnasiallehrer zu werden, studierte er in Bonn und Göttingen eifrigst Geschichte und Philologie, geriet aber im Wintersemester 1869/70 an einen Text über die sizilianischen Sklavenaufstände unter Eunus, und diese Studie über „Die Aufstände der unfreien Arbeiter 143-129 v. Chr.“ (1874) ist die Ursache seines Übertritts zur Nationalökonomie geworden. Seit 1874 Mitglied des Vereins für Sozialpolitik, berichtete B. wiederholt in der „Frankfurter Zeitung“ über die Jahresversammlungen dieses Vereins sowie über aktuelle Fragen der deutschen Gewerbepolitik und tauschte 1878 den Lehrerberuf gänzlich mit demjenigen eines Redakteurs. Drei Jahre darauf habilitierte er sich an der Staatswissenschaftlichen Fakultät München, ging als Ordinarius für Statistik an die deutsch-russische Universität Dorpat, von hier 1883-90 an die Universität Basel, wo er mehrere statistische Erhebungen durchführte, weiterhin an die TH Karlsruhe und schließlich an die Universität Leipzig (1892–1917), wo er durch Gründung eines Zeitungswissenschaftlichen Instituts ein neues Lehrfach an den deutschen Hochschulen einführte. Jahrelang arbeitete B. an Werken über das Ureigentum und über die Bevölkerung von Frankfurt/Main im 14. und 15. Jahrhundert, wobei er bis zu 30 000 Zählblättchen anfertigte.
B.s ausgeprägter historischer Sinn verbot ihm, die modernen ökonomischen Begriffe auf die Vergangenheit anzuwenden, wie es die englischen Klassiker getan hatten. Aber auch die von →Friedrich List und →Bruno Hildebrand erdachten Einteilungen der Wirtschaftsentwicklung befriedigten ihn nicht. So schuf er ein eigenes System und gliederte es in die drei Stufen Hauswirtschaft, Stadtwirtschaft und Volkswirtschaft, denen in der neueren Zeit durch Bernhard Harms noch die Stufe Weltwirtschaft angefügt wurde. In der gewerblichen Entwicklung benannte B. die fünf Stufen Hauswerk, Lohnwerk, Handwerk, Verlag und Fabrik. Gestützt auf seine druckereigewerblichen Erfahrungen, formulierte er als erster das Gesetz der Massenproduktion, wonach vollkommenere Herstellungsmethoden zwar teurer sind als unvollkommene, sich aber doch jenseits einer gewissen Nutzschwelle wegen der gesunkenen Erzeugungskosten pro Stück rentieren.
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Werke
u.a. Die Entstehung d. Volkswirtschaft, 6 Vortrage, 1893 u. ö., 2. Slg., 1918 u. ö. (Hauptwerk);
Gewerbe, in: Hdwb. d. Staatswiss., 1.-4. Aufl., u. in: Wb. d. Volkswirtschaft, 1.-3. Aufl.;
Btrr. z. Wirtschaftsgesch., 1922 (enthält: Die Aufstände d. unfreien Arbeiter…);
Verz. d. wichtigsten Arbb. in: W. Braeuer, Hdb. z. Gesch. d. Volkswirtschaftslehre, 1952, S. 205 f. -
Literatur
W. Sombart, Der moderne Kapitalismus I,1902 (gegen B.s Theorie d. Wirtschaftsstufen);
P. B. Struve, Die Wirtschaft u. d. Preis, T. I: Wirtschaft u. Ges., Preis-Wert, 1913, T. II: Die Kritik einiger Grundprobleme u. Grundsätze d. Polit. Ökonomie, H. 1, 1916;
H. Braun, K. B.s polem. Sitten, in: Altsachsen 5, 1914/16, S. 571-80;
W. Troeltsch, Zum 70. Geburtstag v. K. B., 1917;
E. Gretener, Die Kritik d. Wirtschaftsstufentheorien, Diss. Breslau 1922;
E. Steiger, in: Glocke, Sozialist. Halbmschr., 1922, T. II, S. 755;
G. v. Below, Territorium u. Stadt, ²1923;
O. Leroy, Essai d'introduction critique à l'étude de l'économie primitive, les théories de K. B. et l'ethnol. moderne, Diss. Paris 1925 (auch als Buch): W. Lotz, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1930/31, S. 48;
W. Goetz, in: Berr. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Bd. 83, H. 5, 1931;
G. Brodnitz, in: Zs. f. d. gesamte Staatswiss. 90, 1931;
L. Elster, in: Wb. d. Volkswirtsch. I, ⁴1931 (W);
H. Voelcker, in: Nassau. Lb. II, 1943, S. 280-94 (W, L, P). -
Autor/in
Walter Braeuer -
Zitierweise
Braeuer, Walter, "Bücher, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 718-719 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516884.html#ndbcontent