Kippenberg, Anton
- Lebensdaten
- 1874 – 1950
- Geburtsort
- Bremen
- Sterbeort
- Luzern
- Beruf/Funktion
- Verleger ; Goetheana-Sammler ; Schriftsteller ; Literarhistoriker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118723081 | OGND | VIAF: 64130451
- Namensvarianten
-
- Papentrigk, Benno
- Kippenberg, Anton
- Papentrigk, Benno
- Kippenberg, Anton Hermann Friedrich
- Cippenberg, Anton
- Cippenberg, Anton Hermann Friedrich
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- NDB 22 (2005), S. 151* (Rowohlt, Ernst Hermann Heinrich)
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- NDB 23 (2007), S. Ingeborg
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Kippenberg, Anton
Verleger und Goetheanasammler, * 22.5.1874 Bremen, † 21.9.1950 Luzern, ⚰ Marburg/Lahn. (evangelisch)
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Genealogie
V →August (1830–89) Gründer (1859) u. Vorsteher e. Lehrerinnenseminars u. e. seit 1873 damit verbundenen Höheren Mädchenschule in B. (s. Brem. Biogr., 1912), S d. Chirurgen Joh. Heinr. Frdr. in Adenstedt Kr. Alsfeld u. d. Metta Adelheid Cassens aus B.;
M Johanne (1842–1925), führte n. 1839 d. Schule fort, T d. Tischlermeisters Joh. Gerhard Koch in Jever u. d. Anna Christine Oetken;
B →August (1869–1952), Prof., Leiter d. Kippenbergschen Anstalt, Leiter d. Forscbungsstelle Niedersachsen im Ausland (s. Brem. Biogr., 1969);
Halb-B →Hermann (1863–1940), Päd. (ebd.);
Vt →Erich Koch-Weser († 1944), Politiker;
⚭ Hamburg 1905 →Katharina (1876–1947), Dr. phil. h. c. (s. W), T d. Kaufherrn u. Gutbes. Hermann v. Düring u. d. Marie Neubourg;
2 T Jutta (* 1906, ⚭ 1] Detlev v. Einsiedel, ⚔ 1939, Verlagsbuchhändler, 2] Dr. iur. Frdr. Wilh. v. Hesler, † 1950), →Bettina (1910–56, ⚭ Heinz v. Bomhard), Mitinh. d. Insel-Verlags. -
Biographie
K. besuchte das Gymnasium bis zur mittleren Reife, erlernte seit 1893 in einem Bremer Sortiment den Buchhandel und arbeitete anschließend in Lausanne in der Buchhandlung Benda. Nach kurzer Volontärzeit im Leipziger Kommissionsbuchhandel trat er 1896 in den wissenschaftlichen Verlag →Wilhelm Engelmann (Emanuel Reinicke) in Leipzig ein, wo er rasch vom Kontenführer und Korrektor zum Hersteller und Prokuristen aufstieg. Seit 1898 besuchte er, ohne seine berufliche Tätigkeit aufzugeben, die Leipziger Universität. Obwohl als Nicht-Abiturient nur als „studius cameralis“ zugelassen, hörte er Vorlesungen in den Fächern Germanistik, Romanistik und Musikwissenschaft. Albert Köster nahm K. in sein Seminar auf und promovierte ihn 1901 mit der Dissertation „Die Sage vom Herzog von Luxemburg“ zum Dr. phil. An der Universität lernte er seine spätere Frau und kongeniale Mitarbeiterin im Insel-Verlag kennen.
Am 1.7.1905 übernahm K. zusammen mit Carl Ernst Poeschel, dem späteren Besitzer der namhaften Druckerei Poeschel & Trepte in Leipzig, die Leitung des Insel-Verlages. Dieser war 1901 aus der 1899 durch Alfred Walter Heymel, Rudolf Alexander Schröder und Otto Julius Bierbaum gegründeten literarisch-künstlerischen Zeitschrift „Die Insel“ hervorgegangen. Poeschel schied bereits 1906 wieder aus und überließ K. die alleinige Leitung des Verlages.
Zwei Autoren bildeten den Mittelpunkt der verlegerischen Zielsetzung: Goethe, den K. als seinen „Kompaß“ und „Lotsen“ bezeichnete, und Rilke, der vor allem für K.s Frau die Erfüllung zeitgenössischer Dichtung bedeutete. „Der Weltliteratur im Goethischen Sinne zu dienen, dem Gehalt des Buches die Form anzupassen, den Sinn für Buchkunst und auch für Buchluxus immer mehr zu heben und von der zeitgenössischen Literatur wenig, aber dafür nach Möglichkeit das Dauer versprechende zu bringen.“ (Am 1.12.1906 an H. von Hofmannsthal.) Diesem Programm ist K. zeit seines Lebens treu geblieben.
Dem kostbaren und nobel ausgestatteten Buch hat er das billige, zugleich aber stets auch persönlich gestaltete, für breite Käuferschichten bestimmte Buch hinzugefügt. Dadurch erlangte der Verlag eine beachtliche Spannweite. Sie reichte von kostbarsten Faksimile-Drucken, wie dem „Codex Manesse“, und der vielbändigen, auf Dünndruckpapier gedruckten „Großherzog-Wilhelm-Ernsl-Ausgabe deutscher Klassiker“ zum sechsbändigen „Volks-Goethe“ und der für ein breites Publikum angelegten „Bibliothek der Romane“ zu einem wohlfeilen Preis von 3-5 Mark. Hinzu trat die „Insel-Bücherei“, eine Glanzleistung auf dem Gebiet des literarisch wertvollen, billigen und schönen Buches; die 1912 begonnene Reihe brachte es bereits in den ersten 25 Jahren auf über 500 Bände mit einer Gesamtauflage von 20 Millionen verkauften Exemplaren. Gemäß K.s Programm blieb die Förderung der Gegenwartsliteratur auf relativ wenige, eher konservative Autoren beschränkt. Neben Rilke an erster Stelle wurden unter anderem verlegt: Hans Carossa, Ricarda Huch, Albrecht Schaeffer, →Edzard Schaper, →Reinhold Schneider, Felix Timmermans, den K. zum Teil selbst aus dem Flämischen übersetzte, sowie Heinrich Waggerl und Stefan Zweig. Die gelegentliche Herausgabe einzelner Werke von mehr avantgardistisch eingestellten Autoren, wie Johannes R. Becher, Leonhard Frank und Carl Sternheim blieb Episode.
Im 1. Weltkrieg leitete K. in Flandern die Geheime Armee-Druckerei und gab vom August 1915 bis zum August 1918 die Kriegszeitung der 4. Armee heraus. Während mehrerer Jahre führte er in Leipzig den Vorsitz der Direktion des Gewandhauses. Nach dem Luftangriff auf Leipzig am 27.2.1945 lebte er „im Exil“ in Marburg/Lahn. Im September 1945 erteilten ihm die Amerikaner eine Lizenz zur Wiederaufnahme der Verlagstätigkeit für eine Zweigstelle in Wiesbaden, die Russen folgten mit der Lizenz für das Leipziger Stammhaus im März 1946. An eine Rückkehr nach Leipzig war jedoch nicht mehr zu denken. K.s Tochter Bettina von Bomhard führte den Insel-Verlag über den Tod ihrer Eltern hinaus fort. Neben dem Verleger ist der Sammler K. zu würdigen. Seine Goethe-Sammlung mit rund 12 900 Nummern ist die|größte private Goethe-Sammlung überhaupt und wird seit 1956 als „Anton und Katharina Kippenberg Stiftung“ im Düsseldorfer Goethe-Museum aufbewahrt. K. war seit 1919 Vorstandsmitglied und seit 1938 Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar|
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Auszeichnungen
Prof., Senator d. Dt. Ak. in München, Ehrensenator d. Univ. Leipzig.
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Werke
Weitere W u. a. Friedr. Perthes (unter Ps. Anton Berg), in: Die redenden Künste, Jg. 1895/96, Nr. 48-49 u. 50-52;
Kat. d. Slg. Kippenberg. Goethe, Faust. Alt-Weimar. 1913;
Georg Witkowski z. 60. Geb.tag, 1923;
Goethe u. seine Welt, Ausstellungskat., 1932;
Ein neu Liedlein, vor Tag aus d. Ärmel geschüttelt, 1932;
Geschichten aus e. alten Hansestadt, 1933;
Benno Papentrigks Schüttelreime, wie er sie seiner Freundschaft auf d. Ostertisch zu legen pflegte. Dum ludere videmur, 1935 (unter Ps. Benno Papentrigk);
Der Wandel d. Faustgestalt b. z. Goethe, 1936;
Reden u. Schrr., 1952 (P). - Hrsg. u. a.: Carl Stadelmanns Briefe an Theodor Kräuter. Schrr. d. Stadelmann-Ges. Bd. 1, 1912;
Jb. d. Slg. Kippenberg I, 1921, X, 1935;
Goethe, Meisterprosa, 1926;
Rilke, Die Weise v. Liebe u. Tod d. Cornets Christoph Rilke, 1927;
Goethe, Werke (Welt-Goethe-Ausg.), 1932;
Ossian-Goethe, Die Gesänge v. Selma, 1932;
Das Buch dt. Reden u. Rufe, 1942. -
Überss. u. a.: F. Timmermanns. Das Jesuskind in Flandern, 1919;
. ders., Das Tryptichon v. d. hl. drei Königen, 1923;
ders., Das Spiel v. d. hl. drei Königen, 1926;
Romain Rolland, Goethe u. Beethoven, 1928. | -
Nachlass
Nachlaß: Marbach, Dt. Lit.archiv. - Zu Ehefrau Katharina: →Rainer Maria Rilke, 1935, verm. neue Ausg. 1938; Kl. Schrr., 1948.
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Literatur
Navigare necesse est, Festschr. f. A. K., hrsg. v. Katharina Kippenberg, 1924;
J. Rodenberg, Bibliogr. Kippenberg, 1939;
R. Pechel, A. K., in: Dt. Rdsch. 76, 1950;
E. Bertram, Gedenkrede bei Einweihung d. Goethe-Mus. „Anton u. Katharina Kippenberg-Stiftung“, 1956;
St. Zweig, A. K., in: ders., Europ. Erbe, 1960;
H. Bär, in: Leben u. Werk dt. Buchhändler, hrsg. v. K. H. Kalhöfer, 1965;
J. Mühlberger, Erinnerungen an A. K., in: Welt u. Wort 25, 1970, S. 345-47;
Insel Alm. auf d. J. 1974, A. K. z. 100. Geb.tag, hrsg. v. F. Michael, 1973;
Brem. Biogr., 1969. -
Porträts
Insel Alm. auf d. J. 1975;
75 J. Insel Verlag, Eine Gesch. in Daten, Programmen u. Dokumenten, 1974. -
Autor/in
Curt Vinz -
Zitierweise
Vinz, Curt, "Kippenberg, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 631-633 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723081.html#ndbcontent