Kuhn, Franz
- Lebensdaten
- 1884 – 1961
- Geburtsort
- Frankenberg (Sachsen)
- Sterbeort
- Freiburg (Breisgau)
- Beruf/Funktion
- Sinologe ; Übersetzer ; Jurist ; Übersetzer
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 11856787X | OGND | VIAF: 9979321
- Namensvarianten
-
- K'un En (chinesischer Name)
- Kuhn, Franz
- K'un En (chinesischer Name)
- k'un en
- Cuhn, Franz
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Kuhn, Franz (chinesischer Name K'u En)
Sinologe, Übersetzer, * 10.3.1884 Frankenberg (Sachsen), † 22.1.1961 Freiburg (Breisgau). (evangelisch)
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Genealogie
V →Richard August (1840–1910), Jurist, zuletzt Stadtrat u. Amtsleiter in Dresden, S d. Juristen August Friedrich in Chemnitz u. d. Anna Pauline Lüttich aus Plaue;
M Marie Wilhelmine (1848–1935), T d. Kaufm. Heinrich Leo Bilke in Lommatzsch u. d. Wilhelmine Risse; Verwandte →Adalbert (s. 1), →Ernst (s. 2);
B →Max (1874–1947), Dr. phil., Verleger, Förderer v. →Max Reger;
- ⚭ 1) Auguste Luise Papst, 2) Adele Trohn; kinderlos. -
Biographie
Nach dem Abitur an der Fürstenschule St. Afra in Meißen studierte K. Jura in Leipzig und wurde 1909 mit der Arbeit „Der Gegenstand des Melodieschutzes“ promoviert. Zwischendurch hatte er 1904-06 in Berlin chines. Umgangssprache gelernt, deren Kenntnis er 1909-12 als Sprachattaché im diplomatischen Dienst in Peking und Harbin vertiefte. Nach seiner Rückkehr studierte er in Berlin Sinologie bei de Groot, dessen Assistent er wurde. Von 1919 bis zu seinem Tod lebte er freiberuflich tätig in Berlin und Freiburg.
K.s erste sinologische Arbeiten standen noch im Einklang mit der „strengen“ Wissenschaftsauffassung seines Lehrers, der die Beschäftigung mit chines. Belletristik und Kunst ablehnte. Durch seine Neigung zur Literatur kam er daher bald mit de Groot in Konflikt, was schließlich zu seiner Entlassung führte. Seit 1925 wandte sich K. ganz der Übertragung chines. Prosadichtung des 9.-20. Jh. zu. Durch die Verbindung mit|Anton Kippenberg, dem Eigentümer des Insel-Verlags, besserte sich dann auch seine anfangs schwierige materielle Lage. In rascher Folge erschienen die seither einem breiten Publikum bekannten Ausgaben, bis der 2. Weltkrieg Rückschläge brachte. Nach 1950 gelang es ihm, noch einmal an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Sein übersetzerisches Werk umfaßt 12 Romane. Darüber hinaus entstanden im Laufe der Zeit die deutschen Fassungen von 34 Novellen, die K. aus fünf chines. Novellensammlungen auswählte, unter denen „Shih-erh lou“ (Die zwölf Türme) und „Chin-ku ch'i-kuan“ (Wundersame Geschichten aus alter und neuer Zeit) die wichtigsten sind. K.s Absicht, diesen bedeutenden Zeugnissen chines. Literatur einen breiten Leserkreis zu erschließen, bestimmte auch seine Arbeitsweise. Er beließ es nicht bei einer textnahen Übersetzung, sondern diese war für ihn nur Vorstufe zur schriftstellerischen Gestaltung, die freiere Formen annimmt, ins Kongeniale hinüberwechselt und die Lektüre zu einem Genuß macht. Die meisten von K.s Arbeiten erlebten zahlreiche Auflagen, darunter die Novellen in immer neuen Zusammenstellungen. Von einigen Vorläufern abgesehen, gab er fast allen Texten, die durch seine Hände gingen, ihre erste deutsche Fassung und damit meist zugleich auch die erste in einer westlichen Sprache. Seine Übertragungen wurden in insgesamt 13 Sprachen übersetzt. Daß dabei nicht auf die chines. Urtexte zurückgegriffen wurde, dürfte nicht nur an der Sprachbarriere, sondern auch an K.s Ausdruckskraft gelegen haben. Auf diese Weise wurde er im Westen der hervorragende Vermittler chines. Prosa, der Roman und Novelle Chinas zu einem festen Platz in der Weltliteratur verholten hat.
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Werke
Das Dschong Lun d. Tsui Schi, in: Abhh. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Wiss., Jg. 1914, Phil.-hist. Kl. 4, 1914;
Die neun Gebote d. chines. Kaisers nach Chu hi, in: Mitt. d. Seminars f. Oriental. Sprachen a. d. Friedrich-Wilhelms Univ. Berlin 20, Abt. I, 1917, S. 115-41;
Chines. Staatsweisheit, 1923. -
Romanübersetzungen: Eisherz u. Edeljaspis, 1925;
Die Rache d. jungen Meh, 1927;
Kin Ping Meh, 1930;
Fräulein Tschang, 1931;
Der Traum d. roten Kammer, 1932;
Die Räuber v. Liang Schan Moor, 1934;
Die Jadelibelle, 1936;
Schanghai im Zwielicht, 1938;
Mondfrau u. Silbervase, 1939 (Teilübers., vollst. als Blumenschatten hinter d. Vorhang, 1956);
Die drei Reiche, auch u. d. T. Die Schwurbrüder vom Pfirsichgarten, 1940;
Die schwarze Reiterin, 1954;
Jou Pu Tuan, 1959. -
Literatur
J. R. Hightower, F. K. and his Translation of Jou P'u t'uan, in: Oriens Extremus, 8, 1961, S. 252-57;
H. Franke, Sinologie an dt. Universitäten, 1968, S. 29 f., 42;
Hatto Kuhn (N) u. M. Gimm, F. K., 1980 (W, P). -
Porträts
Federzeichnung v. W. Sagal, 1951, Abb. in: Neue Zürcher Ztg., 27.1.1961.
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Autor/in
Gert Naundorf -
Zitierweise
Naundorf, Gert, "Kuhn, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 257-258 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856787X.html#ndbcontent