Delbrück, Clemens von
- Lebensdaten
- 1856 – 1921
- Geburtsort
- Halle
- Sterbeort
- Jena
- Beruf/Funktion
- preußischer Staatsmann ; Politiker ; Jurist ; Oberbürgermeister ; Minister ; Abgeordneter
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 116057866 | OGND | VIAF: 49966587
- Namensvarianten
-
- Delbrück, Clemens (bis 1916)
- Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst (bis 1916)
- Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst von
- Delbrück, Clemens von
- Delbrück, Clemens (bis 1916)
- delbrück, clemens
- Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst (bis 1916)
- delbrück, clemens gottlieb ernst
- Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst von
- Delbrück, Clemens von
- Delbrück
- Delbrück, Clemens
- Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst
- Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst von
- Delbrück, Klemens von
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Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
- NDB 3 (1957), S. 574 (Delbrück, Berthold Gustav Gottlieb)
- NDB 3 (1957), S. (Delbrück, Gottlieb Adelbert)
- NDB 3 (1957), S. 577 (Delbrück, Hans Gottlieb Leopold)
- NDB 3 (1957), S. 578 (Delbrück, Heinrich Ludwig)
- NDB 3 (1957), S. 579 (Delbrück, Martin Friedrich Rudolph von)
- NDB 3 (1957), S. 580 (Delbrück, Max Emil Julius)
- NDB 12 (1980), S. 45* (Klenze, Leo von)
Orte
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Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst von (seit 1916)
preußischer Staatsmann, * 19.1.1856 Halle, † 17.12.1921 Jena.
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Genealogie
V Ernst (1814–92), Dr. med., Kreisphysikus, GMR in Halle, S des Gottlieb (s. Genealogie 1 u. 3) u. der →Charlotte Klein s. Genealogie (1);
M Anna (1826–79), T des →Clemens Klenze (1795–1838), Prof. des römischen Rechts in Berlin (s. ADB XVI), u. der Therese Bremer;
Ov →Adelbert s. (3), →Rudolph s. (6);
B →Anton (1862–1944), Prof., Dir. der Bremischen Heil- und Pflegeanstalt in Bremen-Ellen (s. BLÄ);
Vt →Berthold s. (1), →Hans s. (4), →Max s. (7), →Heinrich s. (5);
⚭ Lowinek 1883 Meta (1857–1914), T des Rittergutsbesitzers Wilh. Liedke auf Lowinek u. der Hulda Krüger;
3 S, 1 T, u. a. →Joachim (1886–1951), Schriftsteller (s. Kosch, Lit.-Lex.). -
Biographie
Nach seiner Gymnasialzeit in Halle führte D. das juristische Studium (1873–77) an die Universitäten Halle, Heidelberg, Greifswald und Berlin. Im September 1882 bestand er die Prüfung für den höheren Verwaltungsdienst und begann eine erfolgreiche Beamtenlaufbahn als Regierungsassessor in Marienwerder und Landrat des Kreises Tuchel. 1892 kam er als Regierungsrat an das Oberpräsidium in Danzig, wurde 1896 Oberbürgermeister von Danzig und 1902 Oberpräsident der Provinz Westpreußen. Am 18. Oktober 1905 wurde er zum preußischen Minister für Handel und Gewerbe ernannt. In dieser Position als Chef der Bergwerksverwaltung und Minister für alle sozialpolitischen Fragen wurde D. zu einem entschiedenen Vertreter einer Weiterführung der staatlichen Sozialpolitik als eines Mittels, die Arbeiterschaft interessenpolitisch|an das wilhelminische Reich zu binden. 1909 Staatssekretär des Innern und seit 1914 Vizepräsident des Preußischen Staatsministeriums, wurde D. zum eigentlichen Leiter der Innenpolitik des Reiches. Die Zusammenfassung und Ergänzung des deutschen staatlichen Versicherungswesens in der Reichsversicherungsordnung von 1911 und die Verfassung von Elsaß-Lothringen waren die Hauptergebnisse seiner gesetzgeberischen Arbeit, die ihm die Mitarbeit der christlichen Gewerkschaften und auch einzelner sozialdemokratischer Abgeordneter einbrachte, ihn aber auch, besonders nach seiner Forderung einer Neuorientierung der inneren Politik nach dem Kriegsausbruch 1914, in immer schärfere Spannungen zur Konservativen Partei brachte. Seit Herbst 1911 mit der Vorbereitung der wirtschaftlichen Mobilmachung betraut, in seinen vorbereitenden Maßnahmen aber durch die Reserve Bethmann Hollwegs und die Obstruktion des Reichsschatzsekretärs Kühn behindert, war D. bis zu seinem Abschied am 23.5.1916 der Organisator der deutschen Kriegswirtschaft. Am 14.10.1918 übernahm D. unter bewußter Akzeptierung der im kaiserlichen Erlaß vom 30.9.1918 angekündigten Parlamentarisierung der Reichsverfassung den Posten als Chef des Geheimen Zivilkabinetts des Kaisers, in der Hoffnung, bei der Umwandlung der konstitutionellen Monarchie in eine neue Form der demokratischen Monarchie mitzuwirken. Nach dem Zusammenbruch des Reiches im November 1918 war D. maßgeblich an der Gründung der Deutschnationalen Volkspartei beteiligt, als deren Vertreter er in den Verfassungsausschuß der Nationalversammlung entsandt wurde. D.s Konzeption einer nach links reformierten konservativen Partei, die die Sozialpolitik bejahte und bereit war, auf der Basis der bestehenden Verhältnisse loyal im Staate mitzuarbeiten, ist jedoch in seiner Partei, deren zunehmende Radikalisierung er ablehnte, nicht zum Zuge gelangt.
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Werke
Reden 1906-16, hrsg. v. M. Frhr. v. Braun, 1917;
Die Ausbildung f. d. höheren Verwaltungsdienst in Preußen, 1917;
Die wschftl. Mobilmachung in Dtld. 1914, hrsg. v. J. v. Delbrück, 1924 (Memoiren);
Verhh. d. Verfassungsgebenden Dt. Nat.vers., Bd. 336, Anlagen z. d. Stenograph. Berr. Nr. 391: Ber. d. Verfassungsausschusses, 1920;
Das Werk d. Untersuchungsausschusses d. Verfassungsgebenden Dt. Nat.vers. u. d. Dt. Reichstages 1919-28, 4. Reihe, 2. Abt.: Der Innere Zusammenbruch, 12. Bd., 1. Halbbd., Anlage 12, 1929. -
Literatur
R. Bahr, C. v. D., 1916;
Joachim v. D., C. v. D., Ein Charakterbild, 1922 (P);
Soz. Praxis 30, 1921, S. 1337;
M. v. Braun, Von Ostpreußen bis Texas, 1955, S. 75 ff., 98 ff.;
DBJ III (Tl. 1921, L). -
Autor/in
Gerhard A. Ritter -
Zitierweise
Ritter, Gerhard A., "Delbrück, Clemens von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 575-576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116057866.html#ndbcontent