Keller, Johann Michael
- Lebensdaten
- 1721 – 1794
- Geburtsort
- Neckarsulm
- Sterbeort
- Neckarsulm
- Beruf/Funktion
- Architekt
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 122125703 | OGND | VIAF: 45175046
- Namensvarianten
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- Keller, Johann Michael
- Keller, Johann Michael, der Jüngere
- Celler, Johann Michael
- Celler, Johann Michael, der Jüngere
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Keller, Johann Michael
Architekt, * 16.6.(oder 16.7.) 1721 Neckarsulm, † 11.8.1794 Neckarsulm. (katholisch)
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Genealogie
V Joh. Michael d. Ä. (1687-n. 1728), Architekt, zog vor 1721 nach N., baute 1720/21 mit Peter Elias Berthold d. Dt.ordenskommende-Kirche in Heilbronn um u. führte 1724/28 d. Umbau v. Schloß Horneck/Neckar aus (s. ThB), S d. Jakob, Maurermeister in Dürrwangen b. Ansbach, u. d. Eva N. N.;
M Maria Elisabeth N. N.;
Ov Johannes (* 1697), Maurermeister in Dürrwangen, →Franz (1682–1724), Baumeister d. Dt.ordensballei Franken, tätig an d. Schloßbauten in Horneck, Ellwangen (Treppenhaus, Thronsaal u. Speisesaal, um 1720/25), Mergentheim u. Ellingen (Umbau nach eigenen Plänen) (s. ThB), Thomas (* 1648), Parlier in Ellingen;
- ⚭ Neckarsulm 1752 Anna Barbara Theresia († 1770), T d. Baumeisters Ignaz Jochum in Wimpfen u. d. Maria Eva N. N.;
3 S (2 früh †), 4 T. -
Biographie
Nach Lehrjahren bei seinem Vater ist K. wahrscheinlich nach Mittelfranken (Ellingen) in den Dienst des Deutschordens und in Berührung mit der Baukunst von Balthasar Neumann gekommen; noch in seiner Gmünder Zeit wird er mehrfach als Deutschordensbaumeister bezeichnet. Vermutlich hat ihn die Ballei Franken, die in Schwäbisch Gmünd schon 1617 ein Deutschordenshaus erstellt hatte, für diese Stadt als Baumeister empfohlen. Seit 1753 entfaltete K. in Gmünd in rastloser Arbeit eine enorme Bautätigkeit, so daß das barocke Element bestimmend in das mittelalterliche Gepräge der Stadt eintritt, und zwar sowohl im Bereich der Profan- wie Sakralbauten. K.s anhaltende Verbindung zu früheren Arbeitsorten und Dienstverhältnissen, was auch die Zuziehung von Handwerkern aus dem Raum nördlich und östlich Gmünds belegt, dokumentieren Aufträge für Neckarsulm, Westhausen, Türkheim und die nicht ausgeführten Entwürfe für die Deutschordenskirche Sankt Veit bei Pleinfeld (1783). In Neresheim ist K. 1776 nach dem Tode Neumanns mit der Stabilisierung des Hauptgesimses und noch einmal 1791/92 mit der Außenputz-Erneuerung der Prälatur betraut worden. In Aalen ändert er den Plan zur evangelischen Stadtkirche des württembergischen Landbaumeisters J. A. Großdes Älteren und baut die Kirche 1765/67 als Quersaal mit flachen Kreuzarmen – wohl durch die Kirchenentwürfe des Leonhard Christoph Sturm (1718) inspiriert. 1774/76 wiederholt er diese Baugestalt bei dem Neubau der evangelischen Kirche in Alfdorf bei Schwäbisch Gmünd.
K.s Leistung besteht im Zuschnitt der fürstlich-repräsentativen Architektur auf die Anschauungen eines reichsstädtischen Bürgertums, dessen Nüchternheit sich mit einer gezügelten Prachtentfaltung zufriedengab. Sowohl bei den erneuerten Gmünder Klosterkirchen wie bei den Bürgerhäusern baut K. im allgemeinen über den Grundmauern der Vorgängerbauten auf. Die Schauseiten der Häuser sind meist fünfachsig und dreigeschossig völlig symmetrisch entwickelt, von kolossalen Eckpilastern gerahmt und einem Zwerchgiebel im Walmdach überhöht. K. modifiziert im architektonischen Bereich verhältnismäßig wenig, gestaltet jedoch die Putzwände farbig, so daß man in Gmünd fortan vom „roten“, „gelben“, „grünen Haus“ sprach. Bei den Dekorationsformen ist er auf der Höhe der Zeit. Mit seinem ersten Bau in Gmünd (1753) führt er die Rocaille ein und in dem Stahlschen|Lusthaus 1780 (heute „Schlößchen im Stadtgarten“) gebraucht er erstmalig klassizistische Schmuckformen. K. hat im Gmünder Bereich die Barockarchitektur voll zur Geltung gebracht und dabei die Schulung einer ganzen Handwerker- und Künstlergeneration beeinflußt und gefördert.
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Werke
Weitere W u. a. Sakralbauten: Schwäb. Gmünd: Augustinerkirche, 1756/58;
Dominikanerkirche, 1762/64;
Konventsbau d. Franziskanerinnenklosters, 1764/65;
Barockisierung d. Friedhofkapelle St. Leonhard, 1775/77;
- Turm d. Dionysiuskirche Neckarsulm, 1757;
Marienpfarrkirche Unterkochen, 1764/65;
ev. Pfarrkirche Türkheim, 1771/72;
Friedhofkapelle Nenningen (d. Gehäuse f. d. Pieta d. Ignaz Günther), 1774;
kath. Pfarrkirchen Wissgoldingen, 1778/80, Westhausen, 1780, Lautern, 1783/85 u. Leinzell, 1783/89;
Reparaturen am Kirchturm u. Pfarrhof Zimmerbach, 1791;
- Profanbauten (Ausw. d. üb. 20 nachgewiesenen Neu- u. Umbauten): Schwäb. Gmünd: Gasthaus Goldene Kanne (heute Postamt), 1753;
Haus Ignaz Mohr (Café am Markt), 1758;
Haus d. Kaufm. Melchior Debler, 1760, z. Gmünder Rathaus umgebaut 1783-85;
Kapitelhaus am Münsterplatz, 1763/65;
Waisenhaus beim unteren Marktplatz, 1768/69;
Benefiziathaus St. Salvator, 1770;
zahlr. Bürgerhäuser;
- kath. Pfarrhäuser in Mögglingen, 1760, Westhausen, 1769 u. Mutlangen, 1784 (1945 zerstört);
Ausbau d. Neckarsulmer Rathauses, 1780/81. | -
Nachlass
Nachlaß im Städt. Mus. Schwäb. Gmünd (Pläne z. Rathaus, Dominikanerkirche, 3 Bürgerhäusern in Schwäb. Gmünd u. d. Pfarrhaus in Westhausen).
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Literatur
W. Klein, J. M. K., ein Gmünder Baumeister d. Barocks, 1923;
A. Schlegel, Die Dt.ordens-Residenz Ellingen u. ihre Barock-Baumeister, 1927;
P. Weißenberger, Baugesch. d. Abtei Neresheim, 1934;
A. Deibele, Von d. Baumeister J. M. K., in: Gmünder Heimatbll. 4, 1957, S. 29-31;
H. Kissling, Der Neubau d. Leinzeller Kirche in d. J. 1783–98, ebd. 10, 1965, S. 73-79;
A. Dangelmaier, Die Kirche in Lautern Kr. Schwäb. Gmünd, 1963;
E. Funk, Der Baumeister J. M. K., in: Einhorn, Ill. Zs., Schwäb. Gmünd, 10, 1963, H. 58, S. 76-82, H. 59, S. 141-47, H. 60, S. 213-20;
ThB. | -
Quellen
Qu.: J. L. Kauffman, Über d. Einsturz d. Aalener Stadtkirche, Hs. Stadtarchiv Aalen, um 1765.
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Autor/in
Hermann Kissling -
Zitierweise
Kissling, Hermann, "Keller, Johann Michael" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 460-461 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122125703.html#ndbcontent