Kaufmann, Oskar
- Lebensdaten
- 1873 – 1956
- Geburtsort
- Neu-Sankt Anna (Ungarn)
- Sterbeort
- Budapest
- Beruf/Funktion
- Architekt
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118776908 | OGND | VIAF: 13103452
- Namensvarianten
-
- Kaufmann, Oskar
- Caufmann, Oskar
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Kaufmann, Oskar
Architekt, * 2.2.1873 Neu-Sankt Anna (Ungarn), † 6.9.1956 Budapest. (israelitisch)
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Biographie
Nach anfänglichem Musikstudium in Budapest studierte K. bis 1899 Architektur in Karlsruhe. Seit 1900 lebte er in Berlin, wanderte 1933 nach Tel-Aviv aus und kehrte nach dem 2. Weltkrieg nach Ungarn zurück, wo er mehrere zerstörte Theater wieder aufbaute. – K. war der führende Berliner Theaterarchitekt in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. In der Gestaltung der Innenräume bewies er Originalität und Geschmack, ohne gewöhnlich – wie →Max Littmann und →Hans Pölzig – von einer neuen Struktur des Zuschauerraums auszugehen; Ausnahmen bilden der Umbau des Krollschen Theaters in eine Oper (1922/23) und das Lichtspielhaus „Cines“ (1912) am Nollendorfplatz. K. hielt sich im allgemeinen an die konventionelle Form des Rangtheaters und – nach dem 1. Weltkrieg – des Logentheaters. Als Theaterarchitekt wurde er durch seinen bis in alle Einzelheiten entworfenen Bau des Hebbeltheaters (1907/08) bekannt. Während das Innere Eleganz, Behaglichkeit und diskrete feierliche Stimmung zeigt, wirken der nüchterne Außenbau ebenso wie der fensterlose Baukörper des „Cines“ (1912) revolutionär „modern“. Der Raum des Kinos mit dem von Lampen umgebenen runden Oberlicht und der Verbindung des Parketts mit dem Rang durch leicht geschwungene Treppenaufgänge besaß eine Qualität, die kein anderer Kinobau jener Zeit erreichte. In einer Reihe seiner Theaterbauten verwendete K. erstmalig Holzverkleidung im Innenraum, was weite Nachahmung fand und besonders beim Bau der Freien Volksbühne (1913/15; 1945 zerstört, vereinfacht wiederhergestellt), K.s Hauptwerk der Vorkriegszeit, zur Schaffung einer Raumeinheit beitrug. Andere bedeutende Theaterbauten der Vorkriegszeit sind das Stadttheater und Museum in Bremerhaven (1909/10) und das Neue Stadttheater in Wien (1913/14); zur gleichen Schaffensperiode K.s gehören der preisgekrönte Wettbewerbsentwurf für die Große Oper Berlin (1912), das Projekt eines Balettheaters für →Max Reinhardt (1915) und der Plan für ein Theater am Plattensee (1918).
Nach dem Kriege wandte sich K. jenem expressionistischen Rokoko zu, welches in den 20er Jahren in zahlreichen Berliner Cafés und Restaurants von anderen nachgeahmt wurde. Stärker noch als vor dem Kriege war K. nunmehr bestrebt, das Theater für eine dem Neu-Barock zuneigende Gesellschaft intim zu gestalten, die Illusion, wie ein zeitgenössischer Kritiker es ausgedrückt hat, bereits im Zuschauerraum beginnen zu lassen. So gelang es ihm, auch dem großen Hause|der Krolloper (mit →Eugen Stolzer und Heinz Becherer) durch die Zurückverlegung der Sitzreihen des 2. Ranges (nach →Friedrich Gillys Vorbild) hinter die optisch wirksame Wand des Zuschauerraumes einen intim-gesellschaftlichen Charakter zu verleihen. Zur Belebung der Holztäfelung verwendete er als neues Stilelement ornamentale Silberblechbeschläge in Form von streng stilisiertem Rankenwerk. 1927 folgten der Umbau des Renaissance-Theaters in Berlin und des Schauspielhauses in Königsberg. Zu K.s letzten Werken gehören das Habimah-Theater in Tel-Aviv (1937, mit →Stolzer) und das Madách-Theater in Budapest (1954 folgende, mit P. Mináry und O. Fábry).
Auch seine Villenbauten in dem Berliner Vorort Grunewald vermögen den Theaterarchitekten nicht zu verbergen. Das gilt besonders für die beiden Häuser Dr. Moritz Konschewski (1922/23): Das eine ein prächtiges Barockschloß mit nach vorn geschwungenen Seitenflügeln und einem Garten, in dem Freitreppen symmetrisch zu einer Grotte am Seeufer (Hundekehlensee) hinunterführen; das andere mit einem weich geschwungenen Mansardendach, welches in einem runden Türmchen endet. Die Villen, die K. vor dem 1. Weltkrieg im Grunewald baute, entsprachen hingegen dem Muthesiusschen Landhausstil; so das Haus für →Victor Holländer, den Direktor des Hebbeltheaters, dessen zweigeschossige Halle allerdings ebenfalls theatralischen Charakter besitzt (1909/10).
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Literatur
P. Zucker, Theater u. Lichtspielhäuser, 1926 (mit Abb.);
O. Bie, Der Architekt O. K., 1928 (mit 140 Abb. d. W);
M. Osborn, O. K., 1928;
Rothstein, in: Dt. Architektur 6, 1957, H. 3, S. 162;
ThB (W, L);
Magyar Eletrajzi Lex. I, 1967;
Rhdb. (P). -
Autor/in
Julius Posener -
Zitierweise
Posener, Julius, "Kaufmann, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 351-352 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118776908.html#ndbcontent