Jegerlehner, Johannes
- Lebensdaten
- 1871 – 1937
- Geburtsort
- Thun (Bemer Oberland)
- Sterbeort
- Bern
- Beruf/Funktion
- schweizerischer Schriftsteller ; Sagen- und Märchenforscher ; Schriftsteller ; Gymnasiallehrer ; Filmproduzent
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 117093963 | OGND | VIAF: 40146895
- Namensvarianten
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- Jegerlehner, Johannes
- Jegerlehner, J.
- Jegerlehner, Johann
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Jegerlehner, Johannes
schweizerischer Schriftsteller, Sagen- und Märchenforscher, * 9.4.1871 Thun (Bemer Oberland), † 17.3.1937 Bern. (reformiert)
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Genealogie
V Friedrich (1837–90), Mahlknecht, später Landjäger u. Gefangenenwärter in Th. u. B., S d. Jakob u. d. Anna Barbara Wiedmer;
M Anna Elisabeth (1839–1910), T d. Niklaus Hofer u. d. Elisabeth Brügger;
⚭ 1901 Emma Schreiber (* 1880) aus Riesbach b. Zürich;
2 S (1 jung †) Hans (* 1906), Maler. -
Biographie
J. besuchte das Gymnasium Bern und trat nach der Quarta ins Lehrerseminar Hofwil über (Lehrerpatent 1890, 1894 Sekundarlehrer). Danach studierte er Geschichte, Geographie und Italienisch an der Univ. Bern, promovierte 1896 zum Dr. phil. und erwarb das Gymnasiallehrerdiplom. Vor der Weiterbildung wirkte er 1890-91 als Primarlehrer in Lyss, 1894-95 als Hauslehrer in Pistoia und förderte seine Italienisch-Kenntnisse in Florenz. Nach dem Studienabschluß und nach Reisen in Frankreich und Deutschland wurde er zum Seminarlehrer in Hofwil gewählt (1896-99), 1900-28 war er Lehrer an der Handels- und Realabteilung des Städt. Gymnasiums Bern. Nach vorzeitiger Pensionierung lebte er seit 1929 in Grindelwald. In der schweizer. Milizarmee erreichte er den Grad eines Oberstleutnants der Infanterie; während des 1. Weltkrieges weilte er mehrmals als Beobachter und als Inspektor von Kriegsgefangenenlagern an der Westfront.
Volkskundliche und geographische Studien bringen J. mit dem Sagengut des Wallis in Berührung und veranlassen ihn zur Sammlung von Hirten- und Sennensagen. Dadurch wird seine eigene Erfindungsgabe geweckt. Zwischen 1909 und 1936 entstehen neben einer größeren Zahl von novellenähnlichen Erzählungen 11 Romane, die großenteils im Wallis und im Berner Oberland spielen und häufig Ereignisse der vaterländischen Geschichte zum Hintergrund haben. Ein Teil der Erzählungen ist bewußt für die Jugend geschrieben, für die er auch eine „Schweizergeschichte“ verfaßte (1916). Alle Werke bekunden eine starke Beziehung zur alpinen Landschaft, zur Tier- und Pflanzenwelt und einen Spürsinn für religiöse und pseudoreligiöse Glaubensformen. Der Entwicklung des Tourismus und Wintersports steht J. positiv, aber nicht unkritisch gegenüber. Neben Bauern und Priestern gehören Hoteliers, Hüttenwarte und Bergführer zu seinen Menschentypen.
J.s Denken wird von Spätformen der Naturromantik bestimmt. Im Gegensatz zur sozialkritischen Erzählliteratur seiner Zeit bejaht er die Traditionen der Kirchen und der patriarchalisch gefärbten demokratischen Gesellschaftsformen. In den Details folgt er dem psychologisch aufgehellten Naturalismus; der Triebwelt wird im geschilderten Brauchtum, in Aberglauben, in Sage und Märchen Ausdruck gegeben. Es gelingen ihm echt wirkende Menschenbilder, doch sind seine Geschichten gelegentlich nicht frei von oberflächlichen Verknüpfungen und sentimentalen Überhöhungen. Oft werden diese aufgewogen durch Anschaulichkeit, Freude am Detail und natürliche Erzählgabe. Mit H. Federer, dem er freundschaftlich verbunden war, E. Zahn und J. C. Heer gehört J. zu den Schöpfern der schweizer. Alpenliteratur. Die Schönheiten des Wallis und die Eigenarten seiner Bewohner hat er dem deutschsprachigen Leser erst erschlossen.
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Werke
Die pol. Beziehungen Venedigs mit Zürich u. Bern im 17. Jh., Diss. Bern 1896. -
Romane: Aroleid, 1909;
Marignano, 1911;
Potronella, 1912 (verfilmt v. H. Schwarz, 1929, Kopie im Schweizer Film-Archiv, Lausanne);
Hohlicht, 1914;
Der Schloßberger, 1920;
Unter d. roten Fluh, 1923;
Die Todesfahrt auf d. Matterhorn, 1928;
Bergführer Melchior, 1929;
Der Goldbrunnen, 1932;
Die Rottalherren, 1934;
Das Haus in d. Wilde, 1936. -
Erzz. u. Novellen: Was d. Sennen erzählen, 1907 (mit Ill. v. R. Münger);
Am Herdfeuer d. Sennen, 1908;
An d. Gletscherbächen, 1911;
Bergluft, 1919;
Der Hüttenwart u. s. Sohn, 1923;
Jung Günthers große Schweizerreise, 1927;
Kampf um d. Gletscherwald, 1935. -
Sagen u. Märchen: Sagen aus d. Unterwallis, 1909;
Sagen aus d. Oberwallis, 1909;
Blümlisalp, 1916 (Volksmärchen);
Walliser Sagen, in: Die Schweiz im dt. Geistesleben 10, 1922. -
H. Haug, Madrisa, Volksoper, Text v. J. J., 1934. -
Literatur
H. Aellen, J. J., 1921;
O. v. Greyerz, J. J., Der Dichter u. s. Werk, in: Der kleine Bund, Bern, Nr. 25 v. 20.6.1937;
K. Biffiger, Sammler d. Walliser Sagen u. Märchen, Zum 100. Geb.tag v. J. J., ebd. Nr. 78 v. 4.4.1971;
Schweizer. Zeitgenossen-Lex., ²1932;
Kosch, Lit.-Lex.;
HBLS. -
Porträts
Zeichnungen v. W. Balmer, Wiedmer u. G. Flemwell (alle im Bes. d. Fam. Jegerlehner in Bern).
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Autor/in
Karl Fehr -
Zitierweise
Fehr, Karl, "Jegerlehner, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 385 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117093963.html#ndbcontent