Jasper, Heinrich
- Lebensdaten
- 1875 – 1945
- Geburtsort
- Dingelbe bei Hildesheim
- Sterbeort
- Konzentrationslager Bergen-Belsen
- Beruf/Funktion
- braunschweigischer Staatsmann ; Politiker ; Jurist
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 124446620 | OGND | VIAF: 946598
- Namensvarianten
-
- Jasper, Heinrich
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Jasper, Heinrich
braunschweigischer Staatsmann, * 21.8.1875 Dingelbe bei Hildesheim, † 19.2.1945 KZ Bergen-Belsen. (evangelisch, dann Dissident)
-
Genealogie
V Carl August (1822–98), Rittergutspächter, aus alter Bauernfam. in Bornhausen b. Seesen am Harz;
M Alwine (* 1838), T d. →Conrad Joseph Heinrich Giesker (1808–58), aus Braunschweig, Prof. d. Med. in Zürich (s. BLÄ), u. d. Charlotte Bollmann; ledig. -
Biographie
J. geriet bereits als Jüngling unter den Einfluß der Sozialdemokratie, die in der Stadt Braunschweig, wo er das Abitur bestand, auf eine große Tradition zurückblickte. Nach dem Studium der Jurisprudenz ließ er sich 1901 als Rechtsanwalt in Braunschweig nieder und bekannte sich offen zur SPD. 1903-28 war der von Hause aus wohlhabende Jurist Stadtverordneter. 1909 wurde J. als erster Sozialdemokrat in den Landtag gewählt. – J. leistete 1915-18 Kriegsdienst. Auf Betreiben der herzogl. Regierung wurde der ebenso beliebte wie besonnene Politiker am Vorabend der Revolution beurlaubt. Nach dem Sturz der Monarchie wurde er zum unbestrittenen Sprecher der Mehrheitssozialisten (MSPD), die er in der Nationalversammlung und im Landtag vertrat. In den Wirren 1919/20, in denen J. zum gemäßigten Flügel der MSPD tendierte, wurde er Präsident des Landtages und Mitglied des Rats der Volksbeauftragten und war bis 1920 erster Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig und wieder 1922-24 und 1927-30. Es war seiner weitblickenden Sozial- und Erziehungspolitik und nicht zuletzt seiner gewissenhaften, sparsamen Finanzpolitik zu danken, daß sich die Verhältnisse in dem Kleinstaat konsolidierten, ja, daß in Braunschweig auf manchen Gebieten Pionierarbeit geleistet wurde. 1927 erhielt die SPD, nicht zuletzt als Vertrauensbeweis für J., 50 % der Landtagsmandate. 3 Jahre danach beendete der Sieg der NSDAP bei den Reichs- und Landtagswahlen vom 14.9.1930 die Ära J. Braunschweig erlebte unter Klagges ein Vorspiel des Dritten Reiches. – 1933 wurde J. von nationalsozialistischen Terrortrupps brutal mißhandelt. Nach 2 Jahren Einzelhaft im Kreisgefängnis Braunschweig wurde er auf Betreiben von Klagges in das Konzentrationslager Dachau überführt. Kurz vor Kriegsausbruch entlassen, versuchte er sich durch juristische und historische Studien einen neuen Lebensinhalt zu schaffen. Obwohl es dem streng überwachten Politiker unmöglich war, in der Widerstandsbewegung tätig zu werden, hielt er den Kontakt zu seinen alten politischen Freunden aufrecht. Am 22.8.1944 wurde J. erneut verhaftet und in das Lager 21 Salzgitter-Hallendorf, später nach Sachsenhausen gebracht, von wo der physisch Gebrochene 1945 nach Bergen-Belsen überführt wurde. Krankheit und eine Auspeitschung durch den Lagerkommandanten Kramer scheinen seinen Lebensmut gebrochen zu haben. In der Nacht vom 19./20.2.1945 fanden Kameraden seine Leiche vor der Barackentüre.
-
Literatur
G. Schmidt, Ch. Gollmann, Ch. Schieb u. H. Obermann, Zur Biogr. v. Dr. H. J., Examensarbb. d. Kant-Hochschule Braunschweig 1962 (Exemplar im Stadtarchiv Braunschweig);
E. A. Roloff, Braunschweig u. d. Staat v. Weimar, 1964 (P). -
Autor/in
Georg Eckert -
Zitierweise
Eckert, Georg, "Jasper, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 361 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124446620.html#ndbcontent