Jacoby, Felix
- Lebensdaten
- 1876 – 1959
- Geburtsort
- Magdeburg
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- klassischer Philologe ; Althistoriker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118775790 | OGND | VIAF: 4996040
- Namensvarianten
-
- Jacoby, Felix
- Jacoby, F.
- Jakoby, Felix
- Jakoby, F.
Vernetzte Angebote
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- Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck (SHBL) [1971-2011]
- Magdeburger Biografisches Lexikon [2002-2007]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1974] Autor/in: Schindel, Ulrich (1974)
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Jacoby, Felix
klassischer Philologe, Althistoriker, * 19.3.1876 Magdeburg, † 10.11.1959 Berlin. (evangelisch)
-
Genealogie
Aus jüd. Fam.;
V Oscar (1831–1919), Kaufm. in M., S d. Selig u. d. Henriette Friedländer;
M Gertrud (1856-ca. 1925), T d. Nathan Löwenthal u. d. Emma Friedmann;
⚭ Berlin 1901 Margarete (1875–1956), T d. Alfred v. d. →Leyen (1844–1934), Vortragender Rat im preuß. Min. d. öffentl. Arbeiten, Prof. f. Eisenbahnrecht, u. d. Luise Kapp; Schwager Friedrich v. d. →Leyen (1873–1966), Prof. d. dt. Philol.;
Om d. Ehefrau →Wolfgang Kapp († 1922), Politiker;
2 S, 1 T. -
Biographie
Nach Studien in Freiburg, München und Berlin promovierte J. hier 1900 bei H. Diels und U. v. Wilamowitz über ein Thema der griech. Historiographie, einen Bereich, der zum Mittelpunkt seiner gelehrten Tätigkeit werden sollte. Drei Jahre später habilitierte er sich in Breslau, wieder mit einer Arbeit über griech. Geschichtsschreibung. 1906 wurde er ao., 1907 o. Professor in Kiel. Bis 1935, dem Jahr seiner zwangsweisen Emeritierung durch den nationalsozialistischen Staat, verlebte er in Kiel Jahre einer lebhaften und erfolgreichen Tätigkeit als Forscher und akademischer Lehrer. Bereits 1909 hatte er den Plan einer neuen Sammlung und Bearbeitung der Fragmente der griech. Historiker bekannt gemacht, und seit der Mitte der 20er Jahre begann sein großes Lebenswerk zu erscheinen. Seine Lehrtätigkeit prägte nicht nur eine ganze Generation von Gymnasiallehrern Norddeutschlands – wie ernst er die gediegene Ausbildung des Lehrernachwuchses nahm, zeigt sein heftiger Widerstand gegen die Richertschen Schulreformen wie auch seine immer vorhandene Bereitschaft, neue Methoden der akademischen Lehre zu erproben –, sie machte das Kieler Seminar auch zu einem Anziehungspunkt für viele Auswärtige. Auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft, 5 Bände der Fragmente der griech. Historiker (FGrHist) lagen bereits vor, kam der Bruch infolge der politischen Verhältnisse. 1935-39 war die wissenschaftliche Produktion J.s schwer behindert. 1939 ging er mit seiner Frau nach England und fand als Mitglied der Faculty of Litterae Humaniores in Oxford (Christ Church) gastliche Aufnahme und bald wieder die Ruhe, sein Werk weiterzufördern. In steter Folge erschienen nun bis 1958 neun weitere Text- und Kommentarbände der Sammlung und wurden Teile des bereits Erschienenen neu bearbeitet und erweitert. Daneben entstanden zahlreiche Einzelabhandlungen und Exkurse zur Entlastung und Ergänzung der Kommentar-Bände, kurze Skizzen, wie die umstrittene Daimachos-Hypothese zur Historia Oxyrhynchia, und umfängliche Monographien, wie die glänzende Rekonstruktion der attischen Chroniken. 1956 kehrte J. nach Deutschland zurück, nachdem er die Fortführung der FGrHist Jüngeren übergeben hatte.
In der Geschichte der klassischen Philologie in Deutschland im 20. Jh. ist J. eine bemerkenswerte Erscheinung wegen seiner Universalität. Wie vielseitig seine philologischen Interessen waren, zeigen seine kleinen Schriften; der Gegenpol zur Historiographie war die Poesie, besonders das griech. Epos und die lat. Elegie. Was ihm aber hier ein wenig mangelt, der Blick für das Organische der Dichtung, die Skepsis gegen überscharfe Schichtenanalyse, ist nur die andere Seite dessen, was ihn zu einer so fundamentalen Leistung wie der Sammlung und Kommentierung der FGrHist befähigt hat: seine deutliche Prägung durch die Sachphilologie des 19. Jh. Sein Lebenswerk, als selbständiger und zum größten Teil vollendeter Entwurf eines einzelnen Forschers, hat monumentale|Ausmaße. Es ragt wie Zyklopenwerk in die Zeit des teamwork und der Computer-Programme hinein, endgültiger Abschluß einer großen Epoche der klassischen Philologie in Deutschland|
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Auszeichnungen
Dr. h. c. (Oxford, 1956);
Ehrensenator d. Univ. Kiel;
Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Göttingen (1923), d. Dt. Ak. d. Wiss. Berlin (1930), d. Brit. Ac. (1945), d. Accademia delle Scienze Turin (1958). -
Werke
De Apollodori Atheniensis Chronicis, Diss. Berlin 1900;
Marmoris Parii cum commentario bipartito editi specimen, Habil.schr. Breslau 1903;
Üb. d. Entwickl. d. griech. Historiogr. u. d. Plan e. neuen Slg. d. griech. Historikerfragmente, in: Klio 9, 1909, S. 80-123;
Die Fragmente d. Griech. Historiker, 3 T. in 15 Bde., 1923-58, I ²1957, III A u. a ²1954 (wird fortgef. v. H. Bloch u. F. Gisinger);
Hesiodi carmina I, Theogonia, 1930;
Atthis, The Local Chronicles of Ancient Athens, 1949;
ca. 150 Artikel üb. griech. Historiker in: Pauly-Wissowas Realenz. d. class. Altertumswiss., 1905–27, davon d. wichtigsten (29) ges. in: Griech. Historiker, hrsg. v. S. Weinstock, 1956;
Üb. 50 Aufsätze in in- und ausländ. Zss., davon d. wichtigsten hist. (25) ges. in: Abhh. z. griech. Gesch.-schreibung, hrsg. v. H. Bloch, 1956 (W-Verz., P);
d. wichtigsten lit.hist. (22) in: Kl. Philolog. Schrr., 2 Bde., hrsg. v. H. J. Mette, 1961. -
Hrsg.: Klass.-Philolog. Stud., seit 1919. Mithrsg.: Problemata, seit 1925. -
Literatur
Navicula Chiloniensis, 1956 (P) (Festschr.);
A. Andrews, in: Times v. 20.9.1959;
W. Theiler, in: Gnomon 32, 1960, 387-91. -
Autor/in
Ulrich Schindel -
Zitierweise
Schindel, Ulrich, "Jacoby, Felix" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 252-253 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118775790.html#ndbcontent