Jacob, Heinrich Eduard
- Lebensdaten
- 1889 – 1967
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Salzburg
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Sachbuchautor ; Musikerbiograph ; Übersetzer ; Journalist ; Redakteur ; Musikwissenschaftler
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118835327 | OGND | VIAF: 64122568
- Namensvarianten
-
- Petersen, Eric Jens (Pseudonym)
- Jacob, Heinrich Eduard
- Petersen, Eric Jens (Pseudonym)
- petersen, eric jens
- Jacob, Eduard
- Jacob, H. E.
- Jacob, Heinrich E.
- Jacob, Henri Edouard
- Jacob, Henry
- Jacob, Henry E.
- Jacob, Henry Edward
- Jakob, Heinrich E.
- Jakob, Heinrich Eduard
- Petersen, Jens Eric
- Yaʿaḳov, H. ʿE.
- Pethersen, Eric Jens (Pseudonym)
- pethersen, eric jens
- Jakob, Eduard
- Jakob, H. E.
- Jakob, Henri Edouard
- Jakob, Henry
- Jakob, Henry E.
- Jakob, Henry Edward
- Pethersen, Jens Eric
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Jacob, Heinrich Eduard (Pseudonym Eric Jens Petersen)
Schriftsteller, Sachbuchautor, Musikerbiograph, * 7.10.1889 Berlin, † 25.10.1967 Salzburg. (israelitisch)
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Genealogie
V Richard (1847-98), Bankdir. in B.;
M Martha Behrendt (1865-vermutlich 1941) aus Dt.-Eylau; verheiratet unter anderem, und andere 1939 Dora Angel (1889–1984). -
Biographie
J. studierte in Berlin Geschichte, Literatur, Musikwissenschaft und Philosophie. Als Journalist und Schriftsteller (Debut 1912 mit der Novellensammlung „Das Leichenbegängnis der Gemma Ebria“) verstand er es, aktuelle Stimmungen, Nöte, Sehnsüchte und Vorgänge aufzugreifen und mit leichter Hand in Gedichten, Novellen, Romanen und Theaterstücken zu gestalten. In seiner impressionistisch getönten, plaudernd philosophierenden, Figuren und Ereignisse durch Einfühlung belebenden Sprache schrieb er zunächst Bekenntnisse zu Deutschtum und Krieg (Reise durch den belg. Krieg, 1915), später kritische Romane und Novellen über die Probleme der desorientierten Nachkriegsjugend, den chauvinistischen deutschen Filmbetrieb der 20er Jahre (Blut und Zelluloid, 1929), aber auch Liebesgeschichten, historische Boulevardstücke, Idyllen und Abenteuergeschichten. Er war ein einflußreicher Journalist der Blätter des Mossekonzerns, seit 1927 Chefkorrespondent des „Berliner Tageblatts“ für Mitteleuropa in Wien, Vorstandsmitglied der Kleiststiftung, die den renommierten Kleistpreis verlieh, und des Goethebundes, dramaturgischer Berater Max Reinhardts, Herausgeber der Zeitschrift für Dichtung „Der Feuerreiter“ (1921-24), Mitarbeiter zahlreicher literarischer Blätter und Herausgeber der Anthologie „Verse der Lebenden“ (1924), die neben den Gedichten der bedeutendsten Expressionisten auch recht schwache Verse von ihm selbst enthält. Außerordentlicher Fleiß, ein profundes Gedächtnis, immense kulturhistorische Kenntnisse und Gespür für neue Möglichkeiten des literarischen Marktes befähigten J., eine neue literarische Gattung zu begründen: Sein Buch „Sage und Siegeszug des Kaffees“ (1934, engl. 1935, dt. Neufassung 1952), in dem er die Ausbreitung dieses Genußmittels gleichsam als historischen Entwicklungsroman, als „Biographie eines weltwirtschaftlichen Stoffes“, beschrieb und dabei mythologische Spekulation, historische Detail- und Faktentreue mit ökonomischen und kulturkritischen Plaudereien zu einer anregenden Lektüre vermischte, gilt als erstes der modernen Sachbücher. Jedoch verhinderte die NS-Herrschaft den Erfolg des Buches.
J. selbst wurde über 11 Monate in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald interniert (1938/39). Danach ging er zunächst nach Österreich, 1939 nach den USA, wo er in New York lebte. Dort veröffentlichte er sein 2. Sachbuch: „Six Thousend Years of Bread“ (1944, dt. 1954), das unter dem Motto „Es gibt kein Stückchen Brot in der Welt, an dem nicht Religion, Politik und Technik mitgebacken hätten“ die gesamte Kultur- und Sozialgeschichte im Blick auf die Geschichte dieses menschlichen Hauptnahrungsmittels darzustellen versucht. In der angelsächs. Welt hatte J. damit ebenso großen Erfolg wie mit seinen seit 1938 erscheinenden Musikerbiographien, vor allem mit „Joseph Haydn, His Art, Times and Glory“ (1950, dt. 1952). Wie in den Sachbüchern untermauert er auch in diesen Biographien bei aller psychologischen Einfühlung, die allerdings oft die Grenzen des Sentimentalen streift, die Darstellung durch ausgebreitetes sozial- und kulturgeschichtliches Detail, erklärt die Personen, ihre Schicksale und Werke aus ihrer Zeit und erhebt bei aller Romanhaftigkeit und eigenwilligen Geschichtsdeutung den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit (breite Zitierung zeitgenössischer Stimmen, Quellen- und Literaturverzeichnisse). Nach dem 2. Weltkrieg lebte J. abwechselnd in den USA und in Europa (Österreich); an seine Vorkriegserfolge in Deutschland vermochte er – wie die meisten Emigranten – nicht wieder anzuknüpfen.
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Werke
Weitere W u. a. Romnne: Der Zwanzigjährige, 1918;
Jacqueline u. d. Japaner, 1928;
Die Magd v. Aachen, 1930;
Liebe in Üsküb, 1931;
Ein Staatsmann strauchelt, 1932;
Estrangeiro, 1951;
- Novellen: Das Flötenkonzert d. Vernunft, 1923;
Untergang v. dreizehn Musiklehrern, 1924;
Die Leber d. Generals Bonaparte, 1927;
Dämonen u.|Narren, 1927, ²1957;
Geschichten a. d. Plüschzeit, 1966;
- Biogrr.: Joh. Strauß u. d. 19. Jh., 1937 (engl. 1940);
The World of Emma Lazarus, 1949;
Mozart od. Geist u. Musik als Schicksal, 1955;
Felix Mendelssohn u. s. Zeit, 1959 (engl. 1963). -
Literatur
H. Günther, in: Die Literatur 33, 1930/31;
ders., Drehbühne d. Zeit, 1957, S. 214 f.;
Lex. dt.sprachiger Schriftsteller v. d. Anfängen b. z. Gegenwart I: A-K, 1967;
C. F. W. Behl, in: Kunisch;
Kosch, Lit.-Lex.;
Kürschners Dt. Lit.-Kal., Nekr. 1936–70, 1973 (W, L);
Internat. Bibliogr. z. Gesch. d. dt. Lit. II, 2, 1972 (L);
Index Expressionismus II, 1972 (W);
J. G. Leithäuser, Zur Definition u. Gesch. d. Sachbuchs, in: Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel, Frankfurter Ausg., 20. Jg., 1964, S. 1749 ff. -
Porträts
Zeichnung v. B. F. Dolbin, in: B. F. Dolbin u. W. Haas, Gesicht e. Epoche, 1962.
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Autor/in
Martin Glaubrecht -
Zitierweise
Glaubrecht, Martin, "Jacob, Heinrich Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 217-218 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835327.html#ndbcontent