Figdor, Albert
- Lebensdaten
- 1843 – 1927
- Geburtsort
- Baden bei Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Kunstsammler ; Bankier
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 119522845 | OGND | VIAF: 20492851
- Namensvarianten
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- Figdor, Albert
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Figdor, Albert
Kunstsammler, * 16.5.1843 Baden bei Wien, † 22.2.1927 Wien. (israelitisch, dann evangelisch)
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Genealogie
Aus Ungarn stammende jüd. Händlerfam.;
V Ferdinand, Teilhaber d. Großhandelshauses f. Schaf- u. Baumwollwaren in W., S d. →Isaak († 1850), Gründer d. Großhandlung u. d. Bankhauses;
M Nanette Heymann aus jüd. Augsburger Fam.;
Vt →Wilh. (1866–1938), Mitbegr. d. biolog. Versuchsanstalt im Prater, Prof. d. Pflanzenphysiol. a. d. Univ. Wien (s. ÖBL); Schwager →Otto Becker (1828–90), Prof. d. Augenheilkde. (s. BLÄ);
Cousine Emilie (⚭ →Michael Hainisch, 1858–1940, österr. Bundespräs. 1920-28); ledig;
N Margarete Becker (⚭ →Ernst Walz, 1859–1941, Prof. d. Rechte, Ob.-bgm. v. Heidelberg). -
Biographie
F. übernahm nach dem Tode seines Vaters und seiner Oheime das riesige F.sche Vermögen, hatte aber wenig Interesse für das Bankwesen – obgleich er einer der Finanziers der Sankt Gotthardbahn war – und legte die ererbten Millionen in wertvollen Kunstgegenständen an. Bald galt er als der größte Privatsammler Europas auf allen Gebieten des Kunstgewerbes. Von Jugend an mütterlicherseits mit französischer Kultur und französischem Milieu vertraut, angeregt und unterstützt durch den Kunsthistoriker A. Riegl und die Bestände des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, sammelte er aus unmittelbarem Interesse ohne finanzielle Erwägung oder museale Einstellung. Neben Werken der Malerei, Plastik und Kleinkunst enthielt seine Sammlung alle möglichen, auf die Kultur und Lebensweise früherer Epochen (von der Antike bis 19. Jahrhundert) bezüglichen Dinge, nicht nur zur Zierde, sondern auch für den Gebrauch bestimmte, wofern sie nur künstlerisch ausgestaltet waren; dazu Dokumente, Briefe, Aufzeichnungen, Stammbücher und so weiter. Überaus wertvoll waren die alten Stoffe, Schmucksachen, Bronzen, Holzplastiken, Miniaturen. Manche Objekte wurden kostbar durch die Vollständigkeit, mit der hier ganze Reihen von ihnen zusammengestellt waren, zum Beispiel Formmodel, Gratulationskarten und Strumpfbänder. Für die Heraldik bedeutsam war das von ihm 1895 aufgefundene Sankt-Christoph-Bruderschafts-Arlberg-Wappenbuch („Codex Figdor“). Mit Ausnahme etwa von Waffen, Porzellan und ostasiatischer Kunst war hier sozusagen alles zu finden, in einer Erlesenheit und Reichhaltigkeit, in einer ganz spezifischen Art der Anlage, wie dies den staatlichen Sammlungen mangelte. Nach F.s Tode entstand ein mehrjähriger Streit um seine Kunstsammlungen, die er seiner Nichte Becker-Walz vermacht hatte. Der österreichische Staat wollte die Sammlung als Ganzes in F.s Palais in Wien erhalten, mußte aber schließlich doch dem Wunsche der Erben auf Versteigerung stattgeben. Der Versteigerungskatalog umfaßte 4713 Nummern, kleinere Teile der Sammlung waren vorher schon als F.-Stiftung an Wiener Museen abgegeben worden.
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Literatur
Neue Freie Presse v. 23.2.1927 u. 6.7.1929;
Neues Wiener Tagbl. v. 5.3.1927 u. 5.6.1930;
E. H. Buschbeck, in: Belvedere 11, 1927, S. 3-6;
ebd., 1929, S. 155 ff., 209 ff.;
Cicerone 19, 1927, S. 25 f.;
Zs. f. bildende Kunst, 1927/28, H. 7;
Zs. f. Denkmalpflege 3, 1929, H. 6, S. 172-82;
ÖBL. -
Autor/in
Gustav Otruba -
Zitierweise
Otruba, Gustav, "Figdor, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 143-144 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119522845.html#ndbcontent