Hoensbroech, Paul Graf von
- Lebensdaten
- 1852 – 1923
- Geburtsort
- Schloß Haag bei Geldern
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- antikatholischer Publizist ; Schriftsteller ; Politiker
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 118826182 | OGND | VIAF: 95271080
- Namensvarianten
-
- Hoensbroech, Paul Graf von
- Hoensbroech, Paul von
- Hoensbroech von
- Hoensbroech, Paul
- Hoensbroech, Paul v.
- Hoensbroech, Paul von und zu
- Hoensbroech, Paul, Graf und Marquis von und zu
- Hoensbroech, Paul, Graf v.
- Hoensbroech, Paul, Graf von
- Hoensbroech, Paul, Graf von und zu
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Hoensbroech, Paul Graf von
antikatholischer Publizist, Schriftsteller, * 29.6.1852 Schloß Haag bei Geldern, † 29.8.1923 Berlin. (katholisch, seit 1895 evangelisch)
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Genealogie
V →Franz (1805–74), auf Haag, Hoensbroek usw., preuß. WGR, Mitgründer d. Rhein. Ritterschaft, S d. →Clemens (1776–1844), auf Haag, Hoensbroek usw., k. k. Wirkl. Geh. Staatsrat, u. d. Alexandrine Freiin v. Loë;
M Mathilde (1821–1903), T d. Friedrich Gf. v. Loë, auf Wissen, u. d. Luise Gfn. Wolff Metternich;
B →Wilhelm (1849–1922), auf Haag usw., Mitgl. d. preuß. Herrenhauses u. d. Reichstags, preuß. WGR u. Schloßhauptm. v. Koblenz;
- ⚭ Berlin 1895 Gertrud (1808–1937), T d. →Franz Lettgau († 1905), Geh. Justizrat u. Senatspräs. am Kammergericht in B., u. d. Johanna Landsberg;
1 S, 1 T. -
Biographie
H. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Mainz in Bonn, Göttingen und Würzburg Jura und war nach dem Referendar-Examen (1876) für kurze Zeit in preußischen Diensten. Unter dem Eindruck des Kulturkampfes trat er 1878 dem Jesuitenorden bei, dessen Niederlassungen auf deutschem Boden durch Reichsgesetz seit 1872 verboten waren. Seine Ausbildung erhielt er in den Kollegs von Feldkirch (Österreich) und Stonyhurst (England) (Priesterweihe 1886). Danach gehörte er zum Mitarbeiterkreis der „Stimmen aus Maria Laach“, mit dem besonderen Auftrag, sich der Kirchen-, insbesondere der Papstgeschichte zu widmen. Er trieb zu diesem Zweck intensive Studien, unter anderem bei den Bollandisten in Brüssel, und auf besondere Veranlassung des Ordens auch in Berlin, wo er Harnack und Treitschke hörte. Die Beschäftigung mit der wissenschaftlichen Literatur brachte ihn indessen in einen wachsenden Konflikt mit der kirchlichen Tradition. Bald wurde sein Gegensatz zu allem, was mit dem Stichwort „Ultramontanismus“ bezeichnet zu werden pflegt, so groß, daß er 1892 aus dem Orden austrat, 1895 evangelisch wurde und auch heiratete. Sein weiteres Leben stand im Zeichen einer ausgedehnten Publizistik, in der er als ein leidenschaftlicher Bekämpfer des römischen Katholizismus, des Papsttums und der Jesuiten auftrat. Der Propaganda des „Evangelischen Bundes“, dessen Vorstand er einige Zeit angehörte, wurde er dadurch ein willkommener Helfer. Aufsehen erregte er, als ihn Wilhelm II. 1895 auf einem Hofball in ein längeres Gespräch zog. –H. würdigte das Papsttum nur als geschichtliche Erscheinung. Seine Kritik, von der er auch die evangelische Kirche nicht ausnahm, wurde von einem kulturpolitischen, nationalstaatlichen Fortschrittsdenken bestimmt. Seine Bücher und Schriften gegen die römische Kirche, die sämtlich polemisch und trotz des wissenschaftlichen Unterbaues von dem a priori einer bewußten Parteinahme bestimmt sind, haben zahllose Leser gefunden und dem Kampf des Nationalsozialismus gegen die „überstaatlichen Mächte“ als Hilfsmittel gedient.
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Werke
Mein Austritt aus d. Jesuitenorden, 1893, 111910;
Der Ultramontanismus, 1897, ²1898;
Das Papsttum in s. soz.kulturellen Wirksamkeit, 2 Bde., 1900/02, 1923 (Volksausg.);
Der Syllabus, 1904;
Moderner Staat u. röm. Kirche, 1906;
Rom u. Zentrum, 1907;
14 J. Jesuit, 2 T., 1909 f./23 (P);
Das Wesen d. Christentums, 1920;
Der Jesuitenorden, 2 Bde., 1926/27. -
Literatur
R. v. Nostiz-Riemeck, Gf. H.s Flucht aus Kirche u. Orden, ⁴1913;
M. Schüli, Aus d. Jesuitenkirche z. Neuprotestantismus, 1928;
DBJ V;
Ch. Fürst v. Hohenlohe-Schillingsfürst, Denkwürdigkeiten III, 1931, S. 38 f.;
L. Koch, Jesuiten-Lex., 1934. -
Autor/in
Karl Kupisch -
Zitierweise
Kupisch, Karl, "Hoensbroech, Paul Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 347 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118826182.html#ndbcontent