Schönberg, Gustav von
- Lebensdaten
- 1839 – 1908
- Geburtsort
- Stettin (Pommern)
- Sterbeort
- Tübingen
- Beruf/Funktion
- Nationalökonom ; Professor der Staatswissenschaften in Tübingen ; Wirtschaftswissenschaftler ; Staatswissenschaftler
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118795325 | OGND | VIAF: 66551073
- Namensvarianten
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- Schönberg, Gustav Friedrich (bis 1877)
- Schönberg, Gustav von
- Schönberg, Gustav Friedrich (bis 1877)
- schönberg, gustav friedrich
- Schönberg, Gustav
- Schönberg, Gustav Friedrich L
- Schönberg, Gustav von
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Schönberg, Gustav Friedrich von (württembergischer Personaladel 1877)
Nationalökonom, * 21.7.1839 Stettin (Pommern), † 3.1.1908 Tübingen, ⚰ Tübingen, Mausoleum im Stadtfriedhof. (lutherisch)
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Genealogie
V →Christian Friedrich S., Zimmermeister, Bauunternehmer;
M Laura (eigtl. Elionore) Kunzmann;
2 Geschw;
– ⚭ Freiburg (Br.) 1874 Marie (1853–1900), T d. →Lambert Frhr. v. Babo (1818–99), o. Prof. d. Chemie an d. Univ. Freiburg (s. NDB I), u. d. Elise Baumgärtner (1822–94);
1 S →Gustav (1882–1950), Dr. iur., Delegierter d. Verw.rats d. Handelsges. Basel AG, Patentanwalt in Basel, 2 T Else (1876–1956), Marie-Leonore (1879–1965);
Gvv d. Ehefrau →Lambert Frhr. v. Babo (1790–1862), Bes. d. ehem. v. Sickingen’schen freiadeligen Hofgutes (Reichslehen) zu Ladenburg u. d. Gutes Weinheim/Bergstr.;
Ov d. Ehefrau →August Wilhelm Frhr. v. Babo (1827–94), Dir. d. Weinbauschule in Klosterneuburg (beide s. NDB I). -
Biographie
Nach dem Abitur 1857 in Stettin studierte S. Rechts- und Staatswissenschaften sowie Philosophie in Bonn und Berlin, wo er 1860 zum Dr. iur. utr. promoviert wurde. Seine Dissertation widmete er seinem engsten Freund →Ferdinand Lassalle. 1860/61 leistete er als Einjährig-Freiwilliger Militärdienst, 1860–63 war er Auskultator beim Appellationsgericht Stettin, 1865 Gerichtsassessor, 1865/66 gehörte er dem Kgl. preuß. Statistischen Büro an. Auf Empfehlung →Rudolf v. Gneists (1816–95) bildete er sich in Nationalökonomie mit dem Ziel der Hochschullehrerlaufbahn weiter. Nach Teilnahme am preuß.-österr. Krieg 1866 wurde S., ohne seine an der Univ. Berlin begonnene Habilitation abgeschlossen zu haben, 1867 auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Landwirtschaftsrecht an der Landwirtschaftlichen Akademie in Proskau (Oberschlesien) berufen; mit der für die Habilitation vorgesehenen Schrift wurde er im selben Jahr in Halle zum Dr. phil. promoviert. 1869/70 o. Professor der Nationalökonomie und Statistik an der Univ. Basel, 1870 in Freiburg (Br.) (Dekan 1872/73), wechselte er 1873 an die Staatswirtschaftl. Fakultät nach Tübingen (Dekan 1874/75, 1876/77, 1881/82, 1888/89, 1895/96, Rektor 1885/86, Kanzler 1900–08). Einen Ruf nach Königsberg lehnte er 1872 ab. In Tübingen initiierte S. 1874 die Errichtung des Staatswissenschaftlichen Seminars; als Kanzler Mitglied der zweiten Kammer des württ. Landtags, engagierte er sich dort für den Neubau der Tübinger Universitätsbibliothek.
S.s Bedeutung liegt in seinem sozialpolitischen Engagement in Wissenschaft und politischer Praxis. Seine akad. Antrittsrede an der Univ. Freiburg v. 14.11.1871 (Arbeitsämter, Eine Aufgabe d. dt. Reiches, 1871) wurde heftig angegriffen, wobei Heinrich Bernhard Oppenheim (1819–80) den Begriff „Kathedersozialismus“ für S.s Vorstellungen prägte (Nat.ztg. v. 7.12.1871). S. gehörte zu den Gründungsmitgliedern des im Okt. 1873 in Eisenach gegründeten „Vereins für Socialpolitik“. In seiner Rede „Die Socialpolitik des Dt. Reiches“ (1886) faßte er seine sozialpolitischen Vorstellungen zusammen, u. a. die Erweiterung der Arbeiterschutzgesetzgebung, die Einführung des Maximalarbeitstages, die Unterstützung der Selbsthilfebemühungen der Arbeiter durch den Staat|und die Oriontierung staatlicher Politik an den Prinzipien von Freiheit und Gleichberechtigung. Er war praktisch tätig als Beirat der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart, Aufsichtsrat der Bad. Baumwollspinnerei & Weberei AG in Karlsruhe sowie 1889-1907 als Gemeinderat der Stadt Tübingen und Mitglied verschiedener kommunaler Organisationen, wo er sich v. a. für Verkehrsinfrastruktur und Schulwesen einsetzte; an der Gründung des ersten Arbeitsamtes in Tübingen 1897 war S. maßgeblich beteiligt.
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Auszeichnungen
preuß. Felddienstkreuz (1866);
Dr. oec. publ. h. c. (Tübingen 1873);
Rr. I. Kl. (1877), Kommenturkreuz d. Ordens d. Württ. Krone (1907);
preuß. Kriegsdenkmünze f. 1866 (1881);
Ehrenkomturkreuz d. Fürstl. Hohenzollernschen Hausordens (1885);
Komtur II. Kl. d. Württ. Friedrichsordens (1886);
Rr.kreuz I. Kl. mit Eichenlaub u. Schwertern (1886), Kommandeurkreuz II. Kl. mit Eichenlaub u. Schwertern d. Ordens v. Zähringer Löwen (1896);
Kommandeurkreuz v. Orden d. Sterns v. Rumänien (1886);
Preuß. Kronenorden II. Kl. (1887);
Großoffz.kreuz d. Ordens d. Rumän. Krone (1889);
Silberne Juh.medaille d. Kgr. Württ. (1889);
preuß. Erinnerungsmedaille (um 1903);
württ. Staatsrat (1903);
Ehrenbürger d. Stadt Tübingen (1907);
Ehrenmitgl. d. Hist. u. Antiquar. Ges. Basel. -
Werke
Wintere W Die Frauenfrage, 1872;
Die sittl.-rel. Bedeutung d. socialen Frage, 1876, ²1877;
– Mithg.:
Hdb. d. Pol. Ökonomie, 2 Bde., 1882, 3 Bde., ²1885/86, ³1890/91, ⁴1896-98;
ZStW, 29.-63. Ig., 1873-1907. -
Literatur
H. Restle, G. F. v. S., Leben u. Werk, Diss. Tübingen 1955;
K. E. Born, Gesch. d. Wirtsch.wiss. an d. Univ. Tübingen 1817-1967, 1967;
Marcon-Strecker (W-Verz., L, P);
Biogr. Hdb. Württ. LT. -
Porträts
Ölgpm. (Bilderslg. d. UB Tübingen;
Landesmedienzentrum, Stuttgart). -
Autor/in
Helmut Marcon -
Zitierweise
Marcon, Helmut, "Schönberg, Gustav von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 394-395 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795325.html#ndbcontent