Siemens, Carl Friedrich von
- Dates of Life
- 1872 – 1941
- Place of birth
- Charlottenburg bei Berlin
- Place of death
- Heinenhof bei Potsdam
- Occupation
- Großindustrieller ; Elektroingenieur ; Unternehmer ; Politiker
- Religious Denomination
- keine Angabe
- Authority Data
- GND: 118765256 | OGND | VIAF: 54944192
- Alternate Names
-
- Siemens, Carl Friedrich von
- Siemens, C. F. v.
- Siemens, C. F. von
- Siemens, Carl F. von
- Siemens, Carl Friedrich v.
- Siemens, Karl Friedrich von
- Von Siemens, Carl Friedrich
- Siemens, Karl F. von
- Siemens, Karl Friedrich v.
- Von Siemens, Karl Friedrich
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- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Relations
Genealogical Section (NDB)
- NDB 8 (1969), S. 175* (Heck, Ludwig Franz Friedrich Georg)
- NDB 21 (2003), S. 205 in Artikel Raumer, Hans (Raumer, Hans Friedrich Wilhelm Ernst)
- NDB 24 (2010), S. 370 in Familienartikel
- NDB 24 (2010), S. 371*
- NDB 24 (2010), S. 373*
- NDB 24 (2010), S. 374* (Siemens, Friedrich August)
- NDB 24 (2010), S. 376* (Siemens, Georg Wilhelm von)
- NDB 24 (2010), S. 379* (Siemens, Ernst Albrecht von)
- NDB 24 (2010), S. 370 (Siemens, Ernst Werner von)
- NDB 24 (2010), S. (Siemens, Carl Wilhelm)
Places
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Siemens, Carl Friedrich von|
Industrieller, * 5. 9. 1872 Charlottenburg bei Berlin, † 9. 7. 1941 Heinenhof bei Potsdam, ⚰ Waldfriedhof Stahnsdorf bei Berlin.
-
Genealogy
V →Werner v. S. (s. 1);
M Antonie Siemens;
Ov →Wilhelm (s. 2), →Friedrich (s. 3);
B →Wilhelm v. S. (s. 5); – 1) Bornstedt b. Potsdam 1898 Auguste (Tutty) (1878–1935), T d. Julius Bötzow (1839–1914), Brauereibes. in B., KR, u. d. Elisabeth Henze, 2) Berlin-Charlottenburg 1929 Margarete (1890–1977, ⚭ 1] Wilhelm Otto S., 1882–1945, Ing., Bes. v. Petroleumgruben, Ordonnanzoffz., S d. Friedrich S., s. 3), T d. Ludwig Heck (1860–1951), Zool., Dir. d. Zool. Gartens in Köln, seit 1888 in B., Prof., GR (s. NDB VIII), u. d. Margarete Nauwerk (1867–1950);
1 S →Ernst (s. 7), 2 T u. a. Ursula (1906–80, ⚭ Hubert Gf. Blücher v. Wahlstatt, 1902–45); Schwägerin Katrin Heck (1889–1919, ⚭ Werner Ferdinand v. S., 1885–1937, Mitgl. d. Vorstands, dann d. Aufsichtsrats d. Siemens & Halske AG, s. Gen. 5). -
Biography
S. studierte seit Herbst 1893 an der Univ. Straßburg sowie an den Technischen Hochschulen München und Charlottenburg technische und naturwissenschaftliche Fächer sowie Mathematik. Im Herbst 1895 ging er nach London, von wo aus er mehrere Studienreisen in die USA und nach Frankreich unternahm. 1899 trat S. in die „Siemens & Halske AG“ (S & H) ein. Nach einer Stammhauslehre wechselte er 1901 in die Leitung der engl. Niederlassung; 1906 wurde er zum Managing Director des „Siemens Brother Dynamo Works“ in Stafford ernannt. Im Anschluß an eine ausgedehnte Asienreise kehrte S. 1908 nach Deutschland zurück, um Organisation und Leitung der Berliner „Central-Verwaltung Übersee“ zu übernehmen, die als Exportabteilung des gesamten Unternehmens fungierte. Parallel war S. seit 1904 Aufsichtsratsmitglied von S & H, 1909 wurde er Mitglied des Vorstands der „Siemens-Schuckertwerke GmbH“ (SSW); seit 1912 führte er den Vorsitz in diesem Gremium. 1919 übernahm S. nach dem Tod seines Bruders Wilhelm den Vorsitz in den Aufsichtsräten beider Stammgesellschaften.
Die ersten Jahre seiner Amtszeit waren von den Folgen des 1. Weltkriegs geprägt – Siemens hatte knapp 40% der Unternehmenssubstanz, darunter fast alle Patentrechte im Ausland, verloren. Dennoch hielt S. an der Internationalisierungsstrategie des Unternehmens fest. Unter seiner Führung nahm S & H verstärkt den Charakter einer Holdinggesellschaft an. S. förderte die Dezentralisierung des Unternehmens, indem er einzelne Arbeitsgebiete in spezialisierte Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ausgliederte, ohne jedoch das Leitbild von der „Einheit des Hauses Siemens“ aufzugeben. So entstanden seit 1919 rechtlich selbständige Produktionsunternehmen, Gesellschaften zur Absatzförderung sowie Finanzierungs- und Patentgesellschaften, die jedoch in direkter Beziehung zum traditionellen Kerngebiet Elektrotechnik standen. Mitte der 1920er Jahre zählte Siemens erneut zu den fünf weltweit führenden Elektrokonzernen und engagierte sich als einziges Unternehmen der Branche sowohl in der Nachrichten- als auch in der Energietechnik.
S. gestand den operativen Einheiten weitreichende Autonomie zu, behielt sich als Aufsichtsratsvorsitzender jedoch stets deren unternehmerische Führung und Kontrolle vor, um die Kontinuität der Unternehmens- und Finanzpolitik sicherzustellen. Dem sozialpartnerschaftlich orientierten Führungsstil der Weimarer Republik verpflichtet, führte S. u. a. 1927 die vom Geschäftserfolg abhängige Abschlußprämie für Tarifangestellte und Arbeiter wieder ein und etablierte zahlreiche sozialpolitische Einzelmaßnahmen.
S. war 1920–24 Reichstagsabgeordneter der DDP, 1927 führte er die dt. Delegation auf der Genfer Weltwirtschaftskonferenz an. Als Präsident des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahngesellschaft (1924–34) wirkte er entscheidend an deren Aufbau mit. Parallel engagierte er sich in zahlreichen Wirtschaftsorganisationen: U. a. war er Vorsitzender des von ihm mitinitiierten Zentralverbands der dt. Elektrotechnischen Industrie (1918–33), Mitglied des Reichswirtschaftsrats (1920–33) sowie Präsidiumsmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie (bis 1935). 1921 zählte S. zu den Begründern des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit, dessen Vorsitz er bis 1934 innehatte. Darüber hinaus hatte er Vorstandsfunktionen in der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeber-Verbände (seit 1922) sowie im Verband Berliner Metallindustrieller (bis 1933) inne. Im Zuge der „Gleichschaltung“ von Verbänden und Institutionen des öffentlichen Lebens durch die Nationalsozialisten zog sich S. seit 1933 von seinen öffentlichen Ämtern zurück. S. war Mitglied bzw. Vorsitzender der Aufsichtsräte zahlreicher Unternehmen im In- und Ausland wie z. B. der Deutschen Bank, der Deutsche Lufthansa AG, der Gelsenkirchener Bergwerks AG, der Mannesmannröhren-Werke AG, der Osram GmbH KG, der Vereinigte Stahlwerke AG.
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Awards
Dr.-Ing. E. h. (TH München 1921);
Dr. rer. nat. h. c. (Halle-Wittenberg 1927);
Ehrenbürger d. TH Karlsruhe (1921) u. Darmstadt (1922);
Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Techn. Physik (1924) u. d. Elektrotechn. Ver. (1931);
Senator d. Dt. Ak. München (1925–33) u. d. KWG (1926–41);
Goldener Ehrenring d. Dt. Mus. München (1925);
Ehrensenator d. TH Braunschweig (1929) u. d. TH München (1930);
Gauß- u. Weber-Denkmünze d. Univ. Göttingen|(1933);
Komturkreuz 1. Kl. mit d. Stern d. österr. Verdienstordens (1937);
Vizepräs. d. KWG (1937–41);
– Mitgl. d. Ausschusses d. Dt. Mus. München (1915), d. Kuratoriums d. Physikal.-Techn. Reichsanstalt (1921–35), d. Ak. d. Bauwesens (1922–33) u. d. Kuratoriums d. KWI f. Physik (1936);
Vors. d. Stifterverbands d. Dt. Forsch.gemeinschaft (1920–34). -
Works
Die Bedeutung d. Wohnungsfrage f. d. Ind., 1917;
Zur Wirtsch.frage, in: Dt. Ind., Nr. 25 u. 26, 1920;
Veredelte Umsatzsteuer, ²1921;
Rationalisierung u. ihre Wirtsch.formen, in: Verhh. d. dt. Ind. u. Handelstages 8, 1926, S. 78–93;
Die Funktion d. Ind. in d. wirtsch. Weltsituation u. in d. nat. Beziehungen, 1927;
Die Bedeutung d. Elektrizität f. d. Gestaltung d. menschl. Lebens, 1929;
Vortrag über Wirtsch.fragen d. Reichsbahn vor d. Ind.- u. Handelstag, 1928;
Die elektr. Ind. u. d. gegenwärtige wirtsch. Lage, 1931;
Die gegenwärtige Lage Dtlds., 1931;
Wirtsch. u. Reichsbahn, 1932;
90 J. Haus Siemens [1937];
Reden u. Aufss. v. C. F. v. S., Bd. I–V incl. Nachtr. zu Bd. I (W-Verz.: unveröff. Zus.stellung d. Siemens-Archivs). -
Literature
A. Rotth, in: Siemens-Mitt. 42, 1922, S. 291 f.;
H. v. Buol, ebd. 218, 1941, S. 51–56 (P);
K. Busse, in: Der Anschluß 4, 1941, S. 53–55 (P);
R. Bingel, in: VDI-Zs. 85, 1941 (P);
C. Köttgen, in: Siemens-Zs. 4, 1941, S. 141–48;
K. Stieler, in: Archiv f. Eisenbahnwesen 4, 1941, S. 529–36;
H. v. Siemens, in: Wiss. Veröff. aus d. Siemens-Werken 20, 2, 1942 (P);
Georg Siemens, C. F. v. S., ²1962;
W. v. Koenneritz, C. F. v. S. u. d. dt. Wirtsch. d. 20er J., 1963;
G. Schmölders, C. F. v. S., 1972;
Werner v. Siemens-Inst. (Hg.), Zitate aus Reden u. Aufss. v. C. F. v. S., 1972;
Stammbaum d. Fam. S., 1985, S. 192 f. (P);
L. Schoen, in: ders. u. H. Goetzeler, Wilhelm u. C. F. v. S., 1986, S. 61–100 (P);
W. Feldenkirchen u. E. Posner, Die Siemens-Unternehmer, 2004, S. 86–111 (P);
R. Hachtmann, Wiss.management in „Dritten Reich“, 2 Bde., 2007;
Rhdb. (P);
Pogg. VII a;
– Nachlaß:
Archiv d. Siemens AG, München (Siemens Corporate Archives);
Archiv d. S.-Fam.stiftung, Goslar. -
Portraits
Büste v. W. v. Winterfeldt, 1926 (München, Carl Friedrich v. Siemens-Stiftung);
Ölgem. u. a. v. K. v. Kardorff, 1942 u. 1943, v. R. Schuster-Woldan, 1942 u. 1943;
Büste, 1941;
Bronzerelief, 1941;
Marmorrelief, 1941;
Gipsrelief v. J. Wackerle, 1942 (alle Archiv d. Siemens AG, München);
- Photogrr.: Archiv d. S.-Fam.stiftung, Goslar;
Archiv d. Siemens AG, München. -
Author
Wilfried Feldenkirchen -
Citation
Feldenkirchen, Wilfried, "Siemens, Carl Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 377-379 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765256.html#ndbcontent