Voß, Hans-Alexander von
- Lebensdaten
- 1907 – 1944
- Geburtsort
- Charlottenburg bei Berlin
- Sterbeort
- Heinersdorf (Kreis Lebus, heute Oder-Spree)
- Beruf/Funktion
- Offizier ; Widerstandskämpfer
- Konfession
- evangelisch
- Namensvarianten
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- Voß, Karl Arthur Eduard Werner Edwin Hans-Alexander von
- Voß, Hans-Alexander von
- Voß, Karl Arthur Eduard Werner Edwin Hans-Alexander von
- Voß, Carl Arthur Eduard Werner Edwin Hans-Alexander von
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Voß, Karl Arthur Eduard Werner Edwin Hans-Alexander von
Offizier, Widerstandskämpfer, * 13.12.1907 Charlottenburg bei Berlin, † 8.11.1944 (Freitod) Heinersdorf (Kreis Lebus, heute Oder-Spree), ⚰ Waldsieversdorf (Kreis Lebus, heute Märkisch Oderland). (evangelisch)
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Genealogie
V Hans (1875–1966), aus Rudolstadt, Gen.lt., Leiter d. Hauptstelle f. Psychol. u. Rassenkde. im OKH, Inspekteur d. Personalprüfungswesens ebd., Vf. v. Erinnerungen, Rechtsrr. d. Ordens pour le mérite, S d. Arthur (1850–1915), preuß. Premierlt., u. d. Johanna Freiin v. Beust (1854–1927, ⚭ 2] →Adolf Frhr. v. Seckendorff, 1857–1941, preuß. Gen. d. Inf., 1918 Mil.gouverneur v. Estland in Reval, Kommandierender Gen. d. Gen.kommandos 68);
M Elfriede (Ellen) (1884–1918), T d. →Eduard Lucas (1855–99), Kaufm., Verl. in Elberfeld, dramat. Schriftst., Vf. e. „Gesch. d. Elberfelder Stadttheaters“ (s. BJ IV, Tl.), u. d. Frieda Breithaupt (1862–1925), aus Braunschweig;
⚭ Berlin 1936 Gisela (1913–2001), aus Berlin-Wilmersdorf, T d. →Joachim v. Stülpnagel (1880–1968), Gen. d. Inf. (s. L), u. d. Irmgard v. Kracht (1883–1974);
2 S Rüdiger (* 1939, ⚭ Monica Schmidt v. Altenstadt, * 1941), Dr. phil., RA, 1983–2004 Gen.sekr. u. Mitgl. d. Präsidiums d. Wirtsch.rats d. CDU (s. L), Hubertus (* 1943, ⚭ Gerda Maaß, * 1944, T d. →Hermann Maaß, 1897–1944 hingerichtet, Geschäftsführer d. Reichsausschusses d. dt. Jugendverbände, Widerstandskämpfer, s. Brandenburg. Biogr. Lex.), Dr. med., Prof. f. Soz. Pädiatrie u. Jugendmed. an d. LMU in München, Dr. h. c. mult., Ehrenbürger v. Kiew 2001, Verdienstorden 3. Kl. d. Ukraine, Gr. BVK 2014, 1 T →Ellen (* 1938, ⚭ →Gerhard Ringshausen, * 1939, Dr. phil., Prof. f. ev. Theol. u. Rel.päd. an d. Univ. Lüneburg, s. Kürschner, Gel.-Kal. 2011), Pastorin, Gr. BVK 2016. -
Biographie
V. war geprägt von dem preuß. Offiziersethos und der nationalen Einstellung seines →Vaters sowie dem christlichen Glauben seiner Mutter. Nach dem Abitur 1926 in Berlin wählte er gemäß der Familientradition die militärische Laufbahn (1930 Lt., 1933 Oberlt.); im Infanterieregiment 9 wurde er ein Freund →Henning v. Tresckows (1901–44). Nach der Generalstabsausbildung 1937–39 an der Kriegsakademie in Berlin-Moabit nahm V. am Krieg gegen Polen teil. Dort verstärkten wohl die Morde an Intellektuellen und Juden seine seit 1935 belegbare Kritik am Regime, die er u. a. in Briefen an seine Frau äußerte. Zum 20. 4. 1940 in den Generalstab versetzt, wurde V. Dritter Generalstabsoffizier (Ic) im Generalkommando des II. Armeekorps.
Nach dem Frankreichfeldzug entschied sich V. (Major im Gen.stab, i. G.), im Herbst 1940 im Gespräch mit →Tresckow zum Widerstand. Seit Okt. 1940 zunächst Vierter Generalstabsoffizier (Id), seit Sept. 1941 Ic im Stab der Heeresgruppe D bzw. des Oberbefehlshabers West, Generalfeldmarschall →Erwin v. Witzleben (1881–1944), mit dem er persönlich verbunden war, sammelte V. eine Gruppe von Regimegegnern um sich, zu der seit April 1941 auch →Ulrich Wilhelm Gf. v. Schwerin v. Schwanenfeld (1902–44) gehörte. V. diente als Verbindungsmann zu den beiden Militärbefehlshabern in Frankreich, den mit seiner Frau verwandten Generälen →Otto v. Stülpnagel (1878–1948) und →Carl-Heinrich v. Stülpnagel (1886–1944), sowie zu →Tresckow. Im Herbst 1941 erreichte die Gruppe die Zustimmung →Witzlebens für ein Attentat auf →Hitler, das →Schwerin, V. und →Alfred Gf. v. Waldersee (1906–84) in Paris mit Pistolen ausführen wollten. Ende Jan. 1942 reiste V. im Auftrag →Witzlebens auch zum Generalstabschef des Heeres, Generaloberst →Franz Halder (1884–1972), um dessen Unterstützung zu erhalten. →Halder verweigerte sich jedoch, und →Hitler ließ sich nicht nach Paris einladen.
Im Juli 1942 wurde V. an die Ostfront versetzt (Jan. 1943 Oberstlt. i. G.). Seit Febr. 1943 Führergehilfe des Ersten Generalstabsoffiziers (Ia / F) im Generalstab der Heeresgruppe Mitte, arbeitete er in dieser Funktion eng mit →Tresckow zusammen, in dessen Attentatspläne er eingeweiht wurde. Das in Smolensk geplante Pistolenattentat vom 13. 3. 1943, an dem V. sich beteiligen wollte, wurde durch Generalfeldmarschall →Günther v. Kluge (1882–1944), der über die Pläne informiert worden war, untersagt; die von →Tresckow in →Hitlers Flugzeug geschmuggelte Bombe explodierte nicht. Nach →Tresckows Versetzung zur Heeresgruppe Süd im Juli 1943 entwickelte V. im Stab der Heeresgruppe Mitte weitere Attentatspläne, aber →Hitler kam nicht noch einmal zur Heeresgruppe. Nach dem gescheiterten Attentat und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 wählte V. in Erwartung seiner Verhaftung den Freitod.
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Auszeichnungen
|E. K. II (1939) u. I (1940).
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Werke
|Soldaten-Weihnacht 1923, in: Soldaten-Weihnacht, 1939, S. 101–08;
Beziehungen zw. Persönlichkeit u. Tat b. Ferdinand v. Schill, in: Soldatentum 6, 1939, S. 121–29;
Chef e. Rgt.s, in: Jb. d. Dt. Heeres 5, 1940, S. 149–63;
– Qu BA Mil.archiv (Personalakten, Briefnachlaß). -
Literatur
|Rüdiger v. Voss, Auflehnung u. letzter Gang, in: ders. u. G. Neske (Hg.), Der 20. Juli 1944, Annäherung an d. geschichtl. Augenblick, 1984, S. 211–16;
ders., Handeln gegen d. Diktatur, Die Gesch. meines Vaters, in: Die Pol. Meinung 7, 2004, S. 29–32;
ders., Im Schatten d. Väter, H.-A. v. V. 1907–1944, 2013;
G. Ringshausen, H.-A. v. V. (1907–1944), Offz. im Widerstand, in: VfZ 52, 2004, S. 361–407;
ders., Kuriergepäck u. Pistolen, Neue Qu. zu d. Attentatsplänen in d. Heeresgruppe Mitte im März 1943, ebd. 56, 2008, S. 415–30;
ders., H.-A. v. V., Gen.stabsoffz. im Widerstand 1907–1944, 2008 (P);
G. v. Witzleben, „Wenn es gegen d. Satan Hitler geht …“, Erwin v. Witzleben im Widerstand, 2013;
–|zur Fam.: GHdA 86, Adelige Häuser B 16, 1985, S. 473;
ebd. 147, Adelige Häuser 31, 2009, S. 509 f. (P);
– zu Joachim v. Stülpnagel: R. Schönrade, Gen. J. v. S. u. d. Pol., 2007;
Personenlex. Drittes Reich. -
Autor/in
Gerhard Ringshausen -
Zitierweise
Ringshausen, Gerhard, "Voß, Hans-Alexander von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 132-134 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137771.html#ndbcontent