Schoeller, Sir Paul
- Lebensdaten
- 1853 – 1920
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Großindustrieller ; Unternehmer
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 143437364 | OGND | VIAF: 168184851
- Namensvarianten
-
- Schoeller, Paul Eduard (bis 1912)
- Schoeller, Sir Paul
- Schoeller, Paul Eduard (bis 1912)
- schoeller, paul eduard
- Schoeller, Paul
- Schoeller, Paul Eduard von
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Schoeller, Sir Paul Eduard von (britischer Ritter 1912)
Großindustrieller, * 15.6.1853 Wien, † 2.11.1920 Wien. (reformiert)
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Genealogie
V Paul Rr. v. S. (1808-82, österr. Rr. 1867), Gesellschafter d. Großhandlung,. Schneller & Co.“ in W., S d. Paul S. (1772-1845), Tuchfabr. in Düren (s. Fam.art.);
M Pauline (1812–77), T d. →Peter Schoeller (1778–1838), Tuchfabr., u. d. Jacobina Eickel, aus Köln;
Ov Alexander Rr. v. S. (s. 3);
B Philipp Wilhelm Rr. v. S. (1845-1916), Gesellschafter d. Großhandlung „Schoeller & Co.“ in W.;
Schw Emma (⚭ →Karl Neufeldt, * 1838, aus Lüdenscheid, Großhändler, norweg. Gen.konsul in W.); – ledig;
N Gustav (bis 1911 Neufeldt, Adels- u. Namensübertragung v. S.), Präs. d. Handwerks- u. Gewerbekammer in W., großbrit. Gen.konsul. -
Biographie
S. studierte in Wien, Leipzig und am Eidgenöss. Polytechnikum in Zürich. 1874 trat er in die Großhandlung „Schoeller & Co.“ ein und wurde dort in der Folge mit der Leitung und Sanierung der Ebenfurther Mühle beauftragt. 1882 erwirkte er eine Konzession für den Bau der Eisenbahnlinie Wittmannsdorf-Leobersdorf-Ebenfurt. Seit 1883 öffentlicher Gesellschafter von „Schoeller & Co.“, übernahm er nach dem Tod seines Onkels Alexander und der Erkrankung und dem Tod seines Bruders Philipp Wilhelm als Seniorchef die alleinige Leitung des Großhandlungshauses und der angeschlossenen Unternehmungen. S. trieb u. a. die Expansion auf dem Stahlsektor voran. 1889 übernahm er die Ternitzer Eisenhütte als „Ternitzer Stahl- und|Eisenwerke von Schoeller & Co.“ in Alleinbesitz und baute sie aus: Die mechanische Nutzung der Wasserkraft wurde durch ein Elektrizitätswerk mit Turbinen ersetzt, die Stahlerzeugung nach Bessemer vom Siemens-Martin-Verfahren abgelöst. Die hochlegierten Stahlsorten aus Ternitz setzten sich auf dem Weltmarkt durch. 1911 wurde besonders der Edelstahlbereich weiter ausgestaltet, ferner die Geschoßfabrik, die großkalibrige Granaten und anderes Rüstungsmaterial im 1. Weltkrieg lieferte. Zur Dekkung des Kapitalbedarfs mußte S. 1920 der Umwandlung des Stahlwerks in eine AG zustimmen. Unter seiner Leitung erreichte das Familienunternehmen die größte wirtschaftliche Ausdehnung. S. hatte auch in weiteren Unternehmen, die ganz oder anteilig der Familie gehörten, führende Positionen inne, so in der „Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken-AG“, der „Grantaler Zuckerfabriken AG“, der „Hütteldorfer Bierbrauerei AG“ sowie der Wiener und der Ebenfurther Dampfmühle. Er war Präsident der Börse für Landwirtschaftliche Produkte (1895–1919), der niederösterr. Handels- u. Gewerbekammer (seit 1909) und des Zentralverbandes der Industriellen Österreichs. Er war Mitglied des Verwaltungsrates der „Österr. Boden-Credit-Anstalt“ und des Industriellen Rates im Handelsministerium (seit 1904), seit 1902 lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und 1892-1912 brit. Generalkonsul in Wien. Er wirkte in der Studienkommission der 1898 gegründeten Exportakademie, 1907 als Mitbegründer des Technischen Museums in Wien und als Kurator des Österr. Museums für Kunst und Industrie (1903–08) und der 1898 begründeten Jubiläumsstiftung für Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen. Die Führung des Großhandlungshauses „Schoeller & Co.“ und der „Schoeller-Bleckmannwerke AG“ ging 1920 an →Richard (1871–1950) über. Aus der Großhandlung ging im 20. Jh. die noch heute existierende „Schöllerbank“ hervor. Das 1924 zur „Schoeller-Bleckmann-Stahlwerke AG“ fusionierte Stahlunternehmen wurde 1946 verstaatlicht, in verschiedene Unternehmen eingegliedert und seit 1993 verkauft. Nachfolgeunternehmen sind u. a. die „Schoeller-Bleckmann Edelstahlrohr AG“, Ternitz, und die „Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG“, Ternitz.
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Auszeichnungen
Komturkreuz d. Franz-Josephs-Ordens (1898, Großkreuz 1905);
Geh. Rat (1918). -
Literatur
A. v. Schoeller, Gesch. d. Fam. Schoeller, 1894, S. 333;
Neue Freie Presse v. 16.12.1902 u. v. 3. u. 4.11.1920;
Die Ind., Festnr. 1912, S. 6, 16 (P);
H. Dumreicher, 10 J. Haus Schoeller, ²1934, S. 26 ff. (P);
W. Weckbecker, in: NÖB VIII, 1935, S. 167-75 (P);
F. Matis, Big Business in Österr. I, 1987 S. 260;
Schoeller-Bleckmann, Ber. z. 100-j. Bestand d. Edelstahlwerke, o. J., S. 21 f.;
K. Gutkas (Hg.), Landeschronik Niederösterr., 1990, S. 296;
J. Benigni, Aspekte d. Unternehmenskultur d. Schoellerbank, Dipl.arb. 1993, S. 25;
E. Bruckmüller (Hg.), Personenlex. Österr., 2001;
S. Krammer, Die Fa. Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG, Eine hist. Betriebsanalyse, Dipl.arb. 2003, S. 14. 16;
ÖBL;
Hist. Lex. Wien VI. -
Autor/in
Josef Mentschl -
Zitierweise
Mentschl, Josef, "Schoeller, Sir Paul" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 369-370 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd143437364.html#ndbcontent