Savits, Jocza
- Lebensdaten
- 1847 – 1915
- Geburtsort
- Török-Becse (heute Novi Bečej, Woiwodina, Serbien)
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Schauspieler ; Regisseur ; Theaterwissenschaftler ; Übersetzer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117023078 | OGND | VIAF: 3237512
- Namensvarianten
-
- Savits, Jocza
- Savić, Joca
- Savić, Jovan
- Savits, J.
- Savits, Jocsa
- Savitz, Jocza
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Savits, Jocza
Schauspieler, Regisseur, * 10.5.1847 Török-Becse (heute Novi Bečej, Woiwodina, Serbien), † 7.5.1915 München. (griechisch-katholisch)
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Genealogie
V N. N., Kaufm.;
M N. N.;
⚭1871 →Louise Scharl (1847–1913), aus Graz. Trag. Liebhaberin u. Heroine, u. a. 1867-79 am Hoftheater Weimar;
N →Elisabeth Brakl, Opernsängerin, Gesangspäd. in M. -
Biographie
Seit 1854 in Wien aufgewachsen, begann S. zunächst eine Kaufmannslehre und nahm nebenbei privaten Sprechunterricht. Anläßlich einer Studentenaufführung wurde sein Talent entdeckt und in der Folge von →Adolf Sonnenthal (1834–1909) gefördert. 1865 debütierte S. am Baseler Stadttheater, es folgten Engagements in St. Gallen und Augsburg. Franz v. Dingelstedt holte ihn 1867 ans Weimarer Hoftheater. Hier feierte er, unterbrochen von einer Saison in Wien 1869/70, als jugendlicher Held und komischer Liebhaber erste große Erfolge. Seit 1875 führte er dort auch Regie und erarbeitete sich fundierte Kenntnisse der engl. und franz. Literatur, aus der er später auch übersetzte (u. a. Zola, Thérèse Raquin). Als Lehrer legte er besonderen Wert auf solide Sprechausbildung und sparsame Gestik. Wegen stimmlicher Probleme spielte er seit 1884 nicht mehr. Nach einer Saison am Mannheimer Hof- u. Nationaltheater wechselte er 1884 als Regisseur (seit 1896 Oberregisseur) an das Münchener Hoftheater (bis 1906). Hier inszenierte er Klassiker sehr textgetreu, während er sich bei Lustspielen größere Freiheit der Bearbeitung im Hinblick auf Bühnenwirksamkeit erlaubte. Besonders den zeitgenössischen Stücken der Naturalisten, den Satiren Ludwig Thomas im exakt respektierten Lokalkolorit und den Werken Ibsens und Schnitzlers kam seine am Schauspielerischen und an der Stimmung orientierte Inszenierungsweise entgegen.
S.s nachhaltiges Verdienst liegt in seinem Einsatz für die Münchener Shakespeare-Bühne 1889–92. Ausgehend von früheren Reformanstößen Schinkels, Tiecks und Immermanns verwirklichte S. in Zusammenarbeit mit dem damaligen Intendanten →Karl v. Perfall (1824–1907) und dem Bühnentechniker →Karl Lautenschläger (1843–1906) eine als Gegenentwurf zur illusionistischen Dekorationsbühne des 19. Jh. verstandene purifizierte Form, die sich auf das altengl. Vorbild des 15. Jh. berief, tatsächlich jedoch eine Synthese desselben mit der zeitgenössischen Bühnenform darstellte. Durch eine Dreiteilung der Bühne und den weitgehenden Verzicht auf das traditionelle Kulissensystem versuchten die Verfechter dieser Bühnenreform, die Bedeutung von Text und Schauspielern anstelle der alles dominierenden Ausstattung wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Die Teilung der Bühne in eine Vorderbühne und eine durch einen zweiten Vorhang abgetrennten Mittelbühne erlaubte erstmals, Shakespeares Dramen ohne Umstellungen und langatmige Kulissenwechsel zu spielen. Mit der Übernahme der Intendanz|durch →Ernst v. Possart (1841–1921) wurde die Shakespeare-Bühne außer Betrieb gesetzt. S., der sich auch publizistisch vehement für die neue Bühne einsetzte, sah seine Bestrebungen durch Possarts Unverständnis sowie die mangelnde Unterstützung der dt. Shakespeare-Gesellschaft konterkariert. Seine Ideen wirkten jedoch weiter und inspirierten spätere Reformbestrebungen des 20. Jh. Als Gründungsmitglied der dt. Bühnengenossenschaft seit 1871 (Ehrenmitgl. seit 1896) engagierte er sich für die sozialen Belange seines Berufsstandes.|
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Auszeichnungen
Kgl. Preuß. Kronenorden 4. Kl. (1896);
Ludwigsmedaille f. Wiss. u. Kunst (1890);
Verdienstorden vom hl. Michael, 4. Kl. -
Werke
Inszenierungen: Nora, 1887;
Faust, 1888 u. 1891;
Heinrich IV, 1. T., 1891;
Heinrich V., 1890, 1903;
Der Widerspenstigen Zähmung, Macbeth, 1891;
Götz v. Berlichingen, 1890;
Kg. Ottokars Glück u. Ende, 1896;
Romeo u. Julia, 1897;
Kg. Lear, 1900;
Die Verschwörung d. Fiesco zu Genua, 1900;
Käthchen v. Heilbronn, 1900 (erstm. im Urtext);
Viel Lärm um Nichts, 1900;
Agnes Bernauer, 1900 u. a. Stücke v. M. Greif;
Was ihr wollt, 1904;
– Schrr.:
Von d. Absicht d. Dramas, 1908;
Das Naturtheater, 1909;
Martin Greifs Dramen, 1911;
Der Schauspieler u. d. Publikum 1911;
Shakespeare u. d. Bühne d. Dramas, 1917 (postum, P);
– S. Lee. Shakespeare u. d. moderne Bühne, 1911 (Übers.);
– Teilnachlaß: Anna Amalia Bibl., Weimar (Regiebücher);
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Quellen
Qu Bayer. HStA (Personalakte).
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Literatur
R. Genée, Die Entwickelung d. szen. Theaters u. d. Bühnenreform in München, 1889;
K. v. Perfall. Ein Btr. z. Gesch. d. kgl. Theater in München, 1894;
E. Kilian, Die Münchner Shakespeare-Bühne, in: Jb. d. Shakespeare-Ges., 32 Jg., 1896, S. 109-32;
E. Wachler. JS, in: Bühne u. Welt 17, 1915, S. 337 f.;
O. Francke, in: Jb. d. dt. Shakespeare-Ges., 52, 1916, S. 153-58;
E. Hettstedt, in: Dt. Bühnenjb. 27, 1916, S. 77-83;
A. Mensi-Klarbach, J. S. u. d. Shakespeare-Bühne, in: ders., Alt-Münchner Theater-Erinnerungen, ²1924, S. 32 ff. (P);
H. Horn. Die Gesch. d. Münchener Faustaufführungen, 1929;
E. L. Stahl, Das Mannheimer Nat.theater, 1929;
W. Drews, Kg. Lear auf d. dt. Bühne, 1932;
H. Durian, J. S. u. d. Münchener Shakespeare-Bühne, 1937;
Dt. Shakespeare-Ges. (Hg.), Shakespeare u. d. dt. Theater, 1964;
H. Nüssel geb. Müller, Rekonstruktionen d. Shakespeare-Bühne auf d. dt. Theater, Diss. Köln 1967;
S. Williams, Shakespeare on the german stage, 1990, S. 185-90;
Eisenberg;
Kosch, Theaterlex.;
ÖBL. -
Autor/in
Eva Chrambach -
Zitierweise
Chrambach, Eva, "Savits, Jocza" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 474-475 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117023078.html#ndbcontent