Possart, Ernst von
- Lebensdaten
- 1841 – 1921
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Charlottenburg
- Beruf/Funktion
- Theaterintendant ; Schauspieler ; Regisseur ; Dramaturg ; Freimaurer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118792997 | OGND | VIAF: 13103646
- Namensvarianten
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- Possart, Ernst Heinrich von
- Possart, Ernst von
- Possart, Ernst Heinrich von
- Possar, Ernst, Ritter von
- Possart, Ernst
- Possart, Ernst Heinrich
- Possart, Ernst v.
- Ritter von Possart
- Possar, Ernst, Ritther von
- Ritther von Possart
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Possart, Ernst Heinrich von (bayerischer Personaladel 1897)
Schauspieler, Regisseur und Intendant, * 11.5.1841 Berlin, † 8.4.1921 Charlottenburg. (evangelisch)
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Genealogie
V Johann Christian Moritz P. (1792-1873), Kaufm. in B. (s. Gel. Berlin im J. 1845, 1846), S d. Abraham Peretz (gestorben 1836), aus Driesen (Neumark);
M Wilhelmine Angelica Adelgunde (um 1801–76, ⚭ 1] N. N. Kleemann, † 1826, Konditor in B.), führte 1839-47 e. Konditorei in B., T d. →Carl Wilhelm Göhren († um 1806), Oberförster am Madüsee (Pommern);
B Felix P. (1837-1928), Maler, Prof. in B. (s. DBI X. Tl.; ThB);
– ⚭ Frankfurt/M. 1868 (⚮ 1883, erneut ⚭ New York 1888) →Anna Caroline (1843–1919), aus Frankfurt/M., 1863-78 Sängerin an d. Münchener Hofoper, T d. Kaufm. Julius Deinet u. d. Jakobine Arnold;
4 K, u. a. →Anna (Ps. Ernesta Delsarta, 1875–1946, ⚭ →Robert Hutt, 1878–1942, Tenor, s. Kosch, Theater-Lex.), Sängerin (s. Kosch, Theater-Lex.). -
Biographie
P. absolvierte zunächst eine Buchhändlerlehre und ließ sich danach bei Wilhelm Kaiser (1813–92) zum Schaupieler ausbilden. 1861 debütierte er in Breslau als Siegfried von Mörner im „Prinzen von Homburg“; Engagements in Bern und Hamburg folgten. Sein fulminanter Auftritt 1864 als Franz Moor in Schillers „Räubern“ markierte den Beginn einer steilen Karriere in München, wo er seit 1872 auch als Regisseur tätig wurde; bald stieg er zum Oberregisseur, 1878 zum Schauspieldirektor auf. Nach Verpflichtungen am Lessingtheater in Berlin und zahlreichen Gastspielreisen wieder in München, wurde er hier 1893 zum Generaldirektor und Intendanten der Kgl. Hoftheater ernannt (Ruhestand 1905). Unmittelbar nach dem Tod seiner Frau kehrte P. nach Berlin zurück.
P.s Mozart-Zyklus an der Hofoper, mit dem er den Versuch verband, die originale Gestalt der Bühnenwerke zu rekonstruieren, ging in die Operngeschichte ein. Zu seinen besonderen Leistungen zählt ferner der Bau des Prinzregententheaters 1900/01 nach Plänen von Max Littmann (1862–1931), dessen Errichtung indes bereits P.s Vorgänger →Karl v. Perfall (1824–1907) angeregt hatte. Die seit 1901 dort beheimateten Wagner-Festspiele, die sich aus den regelmäßigen Aufführungen des „Ringes“ in München entwickelt hatten, traten allmählich mit den Bayreuther Festspielen in Konkurrenz.
P., musikalisch begabt und ein guter Geiger, verdankte als Schauspieler der Melodik seines Tonfalls seine besondere Ausstrahlung. In Rollen wie Nathan, Richard III., Hamlet, Shylock, Jago und Mephisto erwarb er sich den Ruf eines Charakterdarstellers par excellence. Auch als Interpret von Melodramen fand er internationale Beachtung. Sein Vortrag des ihm gewidmeten Werkes „Enoch Arden“ begleitete 1897 bei der Uraufführung in München wie auch in zahlreichen anderen Städten, u. a. 1902 in London, Richard Strauss selbst am Klavier. Als Opernregisseur um eine möglichst authentische musikalisch-szenische Wiedergabe bemüht, orientierte er sich an modellhaft erkannten historischen Aufführungen, wie z. B. bei der Neuinszenierung des Don Giovanni am Vorbild der Prager Uraufführung. Dabei blieb seine Regiearbeit nach eigener Aussage stets von der Prämisse bestimmt, „die dramatische Kunst müsse in letzter Spitze ein Element des Wohltuenden in sich tragen“ (→Heinrich Laube). Neben Texten, die seine Inszenierungen begleiteten, verfaßte er Opernlibretti, Lehrwerke und Theaterstücke.|
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Auszeichnungen
Ehrenmitgl. d. Hofschausp. München, d. Hoftheater Stuttgart, Schwerin, Meiningen, Gera u. d. Urania-Theaters in Berlin, d. Dt. Bühnenver., d. Freien Dt. Hochstifts u. d. Mozarteums in Salzburg;
Dr. phil. h. c. (München);
Verdienstorden d. Bayer. Krone (1897);
WGR (1905). -
Werke
u. a. Die Separat-Vorstellung v. Kg. Ludwig II., in: Allg. Ztg., Jg. 104, Feb. 1901, Nr. 33, 36, 40, 43;
Hermann Levi. Erinnerungen, 1901;
Ges. Schrr., 1901;
Erstrebtes u. Erlebtes, Erinnerungen aus meiner Bühnentätigkeit, ²1916 (Autobiogr.);
– Üb. d. Gesamtaufführung d. Goetheschen Faust an d. Münchener Hofbühne, 1895;
Über d. Neueinstudierung u. Neuszenierung [sic] d. Mozart’schen Don Giovanni (Don Juan) auf d. kgl. Residenztheater zu München, 1896;
Welches System d. Scenerie ist am besten geeignet f. d. Darst. verwandlungsreicher, klass. Dramen, insbes. d. Shakespeare’schen? Festvortrag d. dt. Shakespeare-Ges. zu Weimar, 23.4.1901;
– didakt. Schrr.:
Zweck u. Organisation d. Kgl. Theaterschule zu München, Beil. z. Jber. d. K. Musikschule in München pro 1876/77;
Der Lehrgang d. Schauspielers, 1901;
– Bearbeitungen:
Shakespeare, Kg. Lear, Tragödie in 5 Aufzügen, 1875;
Perikles, Fürst v. Tyrus, Schausp. in 5 Aufzügen v. Shakespeare, 1883. -
Literatur
A. v. Mensi-Klarbach, Alt-Münchner Theater-Erinnerungen, 1923;
R. Crodel, Der Schausp. E. P.,|1927;
H. Frahm, E. P. als Schauspielregisseur. Ein Btr. z. Gesch. d. Klassiker-Inszenierungen im 19. Jh., Diss. München 1933;
H. Koch, E. P. als Opern-Regisseur, Diss. München 1953;
R. Schillig, Die Münchner Mozart-Renaissance, Reformbestrebungen d. Opernregie u. d. Jh.wende, in: Nat.theater, Die Bayer. Staatsoper. hg. v. H. Zehetmair u. J. Schläder, 1992, S. 74-84 (P);
J. Schläder u. R. Braunmüller, Tradition mit Zukunft, 100 J. Residenztheater in München, mit e. Dok. v. C. Hofmann, 1996 (P);
R. Schlötterer-Traimer, Die Mozart-Renaissance d. Münchner Hofoper v. P./Levi/Strauss, in: Musik in Bayern, H. 58, 1999, S. 115-46;
Eisenberg;
Wi. 1908-18;
DBJ III, S. 208-11. u. Tl.;
Kosch, Theater-Lex. (fehlerhaft). -
Porträts
Ölgem. v. F. G. Papperitz (München, Prinzregententheater), Abb. in: Die Portrait-Gal. im Nat.theater, bearb. v. A. Lenz u. H. Huber, um 1990, S. 16;
F. Haas, Zw. Brahms u. Wagner, Der Dirigent →Hermann Levi, 1995, S. 174 (P. in seinen Paraderollen), S. 313. – Theaterhist. Porträtgraphik, Ein Kat. aus d. Beständen d. Theaterwiss. Slg. d. Univ. zu Köln, bearb. v. R. Flatz u. a., 1995, S. 550, Nr. 4320-24 (P). -
Autor/in
Christa Jost -
Zitierweise
Jost, Christa, "Possart, Ernst von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 654-655 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118792997.html#ndbcontent