Walzer, Richard
- Dates of Life
- 1900 – 1975
- Place of birth
- Berlin
- Place of death
- Oxford
- Occupation
- klassischer Philologe ; Arabist ; Philosoph ; Übersetzer ; Orientalist ; Übersetzer
- Religious Denomination
- jüdisch
- Authority Data
- GND: 123279933 | OGND | VIAF: 66506686
- Alternate Names
-
- Walzer, Richard Rudolf
- Walzer, Richard
- Walzer, Richard Rudolf
- Walzer, R.
- Walzer, R. R.
- Walzer, R.R.
- Walzer, Ricardus
- Walzer, Richardus
- Walzer, Richard Rudolph
Linked Services
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Hamburger Professorinnen- und Professorenkatalog [2017]
- Scholars at the Institute for Advanced Studies (IAS, Princeton) [2014-]
- Oxford Biography Index (eingestellt) [1995-]
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- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
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- Index Theologicus (IxTheo)
- Scholars at the Institute for Advanced Studies (IAS, Princeton) [2014-]
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Walzer, Richard Rudolf
Klassischer Philologe, Arabist, * 14.7.1900 Berlin, † 16.4.1975 Oxford, ⚰ Oxford, Wolvercote Cemetery, Jewish Section.
-
Genealogy
Aus jüd. Kaufmannsfam. in B.;
V Max (* 1964), aus B.;
M Elfriede (* 1878), aus B., T d. Hugo Mannheim (* 1848) u. d. Selma Schlesinger (* 1853), aus Groß Strehlitz b. Oppeln (Strzelce Opolskie, Oberschlesien);
⚭ 1927 Sofie (eigtl. Martha Eva) (1901–75), T d. →Bruno Cassirer (1872–1941), Verl. in B. (s. NDB III; L) u. d. Else Cassirer (1874–1941);
kinderlos. -
Biography
Nach dem Abitur 1918 am Werner-Siemens-Realgymnasium, Berlin-Schöneberg, begann W. an der Univ. Berlin 1918 das Studium zunächst der Medizin sowie des Hebräischen. Zur Klassischen Philologie, insbesondere zum Studium des Griechischen, gelangte er durch die Vorlesungen von →Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorf (1848–1931), danach führte ihn v. a. →Werner Jaeger (1888–1961) zum phil. und med. Denken der Antike. Nach Promotion (1927) und Habilitation (1932) wurde W. in Berlin zum Privatdozenten für Klassische Philologie ernannt. Infolge der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde W. 1933 aus rassischen Gründen entlassen, während er mit seiner Frau in Italien weilte, und kehrte nicht nach Deutschland zurück. Mit der Unterstützung ital. Kollegen konnte er seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Univ. Rom weiterführen. Nachdem er bereits vor der Promotion das Studium des Arabischen bei →Gotthelf Bergsträßer (1886–1933) aufgenommen hatte, traten arab. Übersetzungen der griech. Philosophen und Ärzte und deren Rezeption im arab.-islam. Mittelalter in das Zentrum seiner Forschung. Bei einem Aufenthalt in Istanbul (1933) führte ihn →Hellmut Ritter (1892–1971) in die dortigen Sammlungen arab. Handschriften ein, beide beschrieben „Arab. Übersetzungen griech. Ärzte in Stambuler Bibliotheken” (1934). Wegen der auch in Italien schwieriger werdenden|politischen Lage folgte W. der Familie seiner Frau nach England. Sir → W. David Ross (1877–1971) ermöglichte W. 1938 einen Neubeginn in Oxford. 1942 wurde W. Lecturer in Mediaeval Philosophy (Arabic and Hebrew) und Fellow des Oriel College, 1950 Senior Lecturer in Arabic and Greek Philosophy. 1960 auf eine eigens geschaffene Readership für arab. und griech. Philosophie in Oxford berufen, erhielt W. 1962 eine Professur am neugegründeten St. Catherine’s College, wo er bis 1970 wirkte. Nach Ernennung zum Honorarprofessor der Univ. Hamburg (1952) hielt W. auch dort regelmäßige Vorlesungen.
W. wies der Klassischen Altertumswissenschaft wie der Orientalistik neue Horizonte und begründete das Wissen von der Kontinuität und Erneuerung des griech. Erbes, v. a. der Philosophie, im Islam. Auf seine Dissertation „Magna moralia und aristotelische Ethik“ (1929) folgten weitere Arbeiten im engeren Umkreis der klassischen Philologie, so die Rezensionen der Fragmente von →Aristoteles (1934) und →Heraklit (1939). Bereits seine Berliner Antrittsvorlesung „Klassische Altertumswissenschaft und Orientalistik“ (1933) skizzierte, wie die oriental. Überlieferung andernwärts verlorene und verschüttete Quellen und Traditionslinien freilegen könne. Die erste Frucht seiner arab. Studien war die Edition der arab. übersetzten Schrift →Galens „Über die med. Erfahrung“ (1933, publ. 1944). Im ital. Exil gab er Galens Schrift „Über die Siebenmonatskinder“ nach einer arab. Handschrift heraus (1935). Gemeinsam mit →H. Ritter edierte und kommentierte er eine ethische Abhandlung des frühen „Philosophen der Araber“, →al-Kindī (1938); eine weitere Abhandlung des →Kindī, die Einführung in die Schriften des →Aristoteles, bearbeitete er noch in Rom zusammen mit →Michelangelo Guidi (1940). Kommentierte Editionen der arab. →Plato-Tradition unternahm W. gemeinsam mit →Paul Kraus (1904–44) und →Franz Rosenthal (1914–2003): →Galens Kompendium des platonischen Timaeus (1951) und →al-Fa¯ra¯bīs Abriß der platonischen Philosophie (1943). Auf „→Galen on Jews and Christians“ (1947) folgten zwei Beiträge zur Ethik →Galens nach arab. Zeugnissen (1949 u. 1953). Anhand der Organon-Überlieferung verfolgte W. in „New light on the Arabic translations of →Aristotle“ (1953) die Kontinuität der logischen Schultradition bei den arab. Übersetzern und Kommentatoren. Ins Zentrum seiner Forschung trat nunmehr die islam. Philosophie, ihre Quellen, zugleich ihre Eigenart und innere Problematik. Auf eine Arbeit über die große Ethik des Iraners →Miskawaih (1956) folgten „New studies on →al-Kindī“ (1957) und eine Reihe zusammenfassender Darstellungen. Dem Gelehrten →al-Fa¯ ra¯ bī († 950) und seiner phil. Grundlegung der islam. Theokratie, Prophetie und Offenbarung widmete W. die unablässige Bemühung seiner letzten Jahre. Krönung seines Lebenswerks war eine neue Edition von→ al-Fa¯ ra¯ bīs „Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt“ (posthum 1986), der er eine engl. Übersetzung und einen umfangreichen Kommentar beifügte.
Zu den jüngeren Gelehrten, deren Promotions- und Forschungsvorhaben W. anregte – z. T. gemeinsam mit dem ihm eng verbundenen Arabisten →Samuel Miklos Stern (1920–69) – gehören H. Vivian B. Brown (London), David R. W. Bryer (Oxford), Charles Genequand (Genf), Ahmad Abdalhamid Ghorab (Kairo), Ilai Alon (Tel Aviv) und Friedrich Wilhelm Zimmermann (Oxford).
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Awards
|Mitgl. d. Inst. for Advanced Study, Princeton Univ. (1953–54), d. British Ac. (1956) u. d. Mainzer Ak. d. Wiss. u. d. Lit. (1962);
Ehrenmitgl. d. Dt. Morgenländ. Ges. (1973);
Gr. BVK (1968). -
Works
Weitere W u. a. al-Farabi on the Perfect State, Abu¯ Nas.r al-Fa¯ ra¯ bī’s Maba¯ di’a¯ ra’ ahl al-madī’na al-fa¯d. ila, A revised text with introduction, translation, and commentary, 1985 (Ed.);
Galen, On medical experience, in: Three treatises on the nature of science, hg. v. M. Frede, 1985 (Übers.);
Aristotelis Ethica Eudemia, 1991 (Ed. mit J. M. Mingay);
Hellmut Ritter, in: Oriens 23 / 24, 1974, S. 1–6 (Nachruf);
– Gesammelte Schrr.: Greek into Arabic, 1962;
– Bibliogr. (bis 1968): A. Kleinknecht, List of the published works of R. W., in: Islamic philosophy and the classical tradition, Essays presented […] to R. W. on his seventieth birthday, hg. v. S. M. Stern, A. Hourani u. V. Brown, 1972, S. 5–16 (P);
– Nachlaß: Nat. Library of Israel, Archives dep. -
Literature
|A. Bullock, in: Islamic philosophy […], hg. v. S. M. Stern u. a., 1972 (s. W);
F. W. Zimmermann, in: Der Islam 53, 1976, S. 1–3;
ders., in: The Dict. of British Classicists, 3. Bd., 2005, S. 1021–23;
F. Wehrli, in: Gnomon 48, 1976, S. 221 f.;
G. Endreß, in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 127, 1977, S. 8–14 (P);
D. A. Russell, in: Proceedings of the British Ac. 73, 1987, 705–10 (P);
L. Deitz, in: Oxford DNB;
– zur Fam.: G. Brühl, Die Cassirers, Streiter f. d. Impressionismus, 1991. -
Portraits
|Photogr., um 1970, Abb. in: Islamic philosophy […], hg. v. S. M. Stern u. a., 1972 (s. W), Frontispiz;
Photogr. v. W. Stoneman, Abb. in: Proceedings of the British Ac. 73, 1987, S. 705;
Photogr. v. G. Endreß, 1973, Abb. in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 127, 1977, n. S. 8. -
Author
Gerhard Endreß -
Citation
Endreß, Gerhard, "Walzer, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 387-388 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123279933.html#ndbcontent