Rau, Gustav
- Lebensdaten
- 1880 – 1954
- Geburtsort
- Paris
- Sterbeort
- Warendorf (Westfalen)
- Beruf/Funktion
- Hippologe ; Sportler ; Funktionär
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 130149926 | OGND | VIAF: 50326420
- Namensvarianten
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- Rau, Gustav
- Kannstadt, G.
- Kannstadt, Gustav
- Cannstadt, G.
- Cannstadt, Gustav
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Rau, Gustav
Hippologe und Pferdesportfunktionär, * 28.2.1880 Paris, † 5.12.1954 Warendorf (Westfalen), ⚰ Dillenburg. (evangelisch)
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Genealogie
V →Hennann (1842–92), württ. Offz., Vertr. d. Photograph. Kunstanstalt Gebr. Hanfstaengl (München) in P.;
M Elise Werth;
⚭ Berlin-Wilmersdorf 1926 Hertha Kayser (1896–1974); kinderlos. -
Biographie
R. absolvierte seine Schulzeit an der Realanstalt in Cannstatt und der Sekundarschule in Zürich. Es folgten drei Lehrjahre als kaufmännischer Angestellter in einem Getreidegeschäft und ein zweijähriges landwirtschaftliches Volontariat. 1901 wurde R. Redaktionsvolontär bei der Berliner Zeitung „Die Sportwelt“. In deren Auftrag bereiste er die Zuchtgebiete und Gestüte vieler europ. Länder und faßte seine Beobachtungen in den seit 1903 erscheinenden Kolumnen „Hippologische Wanderungen“ und „Zirkusbriefe“ zusammen. Damit machte er das Blatt zur damals bedeutendsten dt. Pferdezeitschrift. Durch die Bekanntschaft mit dem Zuchtforscher A. de Chapeaurouge, dessen begeisterter Schüler er wurde, befaßte sich R. mit den verschiedenen Zuchten und Gestüten. 1907 erschien sein erfolgreiches erstes Buch „Die Not der dt. Pferdezucht“, dessen Ergebnisse noch heute Gültigkeit haben. Aufgrund dieses Werks wurde R. auf Vorschlag von Georg Gf. Lehndorff (1833–1914) Mitglied der Preuß. Landespferdezuchtkommission. 1913 wurde er von Ks. Wilhelm II. zum Generalsekretär des in Gründung befindlichen Dt. Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) ernannt. Nach der freiwilligen Teilnahme als Offizier am 1. Weltkrieg 1914-18 wurde R. 1919 Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes für Zucht und Prüfung dt. Halbbluts; zugleich wurde er Herausgeber der Pferdezeitschrift „Sankt Georg“ (bis 1933). Seit 1933 Ministerialdirektor im preuß. Landwirtschaftsministerium und Oberlandstallmeister der Preuß. Gestütsverwaltung in Berlin, wurde er ein Jahr später von Landwirtschaftsminister Walter Darré vermutlich wegen Differenzen um die geplante Einführung eines reichseinheitlichen Brandzeichens zum Rücktritt gezwungen. Dennoch wurde ihm die Organisation der Olympischen Reiterspiele 1936 übertragen (Die Reitkunst d. Welt an d. Olymp. Spielen 1936, 1938, Nachdr. 1978). Während des Kriegs war R. als Oberstintendant und Beauftragter für Pferdezucht und Gestütswesen im besetzten Polen. 1946-50 leitete er das Dillenburger Landgestüt. 1947 gründete R. das Nationale Olympiade-Komitee für Reiterei, dessen Vorsitzender er wurde, sowie die Zentralkommission für Pferdesport. Der von ihm koordinierte Wiederaufbau des hippologischen Organisationsgefüges verhalf dem dt. Pferdesport zur Rückgewinnung internat. Ansehens. 1950 zog er nach Mülheim/Ruhr und wenig später nach Warendorf, wo er für die ehem. Wehrkreis Reit- und Fahrschule bis zu seinem Tod tätig war.
Als international geachteter Fachschriftsteller und Sportfunktionär war R. maßgeblich an der Entwicklung des dt. Pferdesports beteiligt; mit der Gründung des Landesverbandes der Reit- und Fahrvereine 1924 und der Idee der „ländlichen Reiterei“ stellte er den pferdesportlichen Gedanken auf eine breite Basis.|
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Auszeichnungen
EK II u. I;
Silbernes Verwundeten-Abzeichen;
Württ. Rr.kreuz d. Friedrichs-Ordens II. Kl. mit Schwertern;
Württ. Tapferkeitsmedaille;
jugoslaw. Orden mit Schwertern (mit d. Titel Exzellenz verbunden);
Komturkreuz mit Stern d. Kgl.-Ungar. Verdienstordens;
Dt. Olympia-Ehrenzeichen I. Kl.;
Kriegsverdienstkreuz II. u. I. Kl. mit Schwertern;
Vors. d. Ausschusses f. Leistungsprüfungen d. Arbeitsgemeinschaft Dt. Pferdezüchter u. d. Ges. d. Züchter u. Freunde d. Arab. Pferdes;
Ehrenvors. d. Dt. Richtervereinigung f. Pferdeleistungsprüfungen;
Dr. h. c. (Landwirtschaftl. Fak. d. Univ. Bonn 1943);
G.-R.-Denkmal, Warendorf. -
Werke
Aufgaben u. Entwicklung d. dt. Landespferdezucht im Vergleich z. Landespferdezucht in Frankreich u. Ungarn, 1909;
Das Anglonormann. Pferd, 1910;
Die dt. Pferdezuchten, 1911, Nachdr. 1986;
Die Konkurrenzen zu Pferde bei d. Olymp. Spielen in Stockholm, 1913;
Die wichtigsten Blutströme in d. Hann. Pferdezucht, 1914;
Über Entstehung, Vererbung u. Bestimmung v. Pferdetypen an Hand d. Hann. Pferdezucht dargest., 1914;
Die Landespferdezucht in Preußen u. d. Preuß. Gestütsverw., 1920;
Altgold, 1925;
Bestimmungen u. Ratschläge f. d. Tätigkeit d. ländl. Reit- u. Fahrvereine, 1925;
Die Reiterkämpfe bei d. Olymp. Spielen v. 1912, 1920, 1924 u. 1928, 1929;
Anforderungen an d. Reiten in Dressurprüfungen, Das Wesen d. Landespferdezucht im nat.soz., Staate, 1933 (mit Lubbert Gf. v. Westphalen);
Züchtungskunde, Buch d. Kav., 1936;
Beurteilung d. Warmblutpferdes, 1936, ²1995;
Die Ursachen d. bisherigen Vernachlässigung d. Tierpsychol. in d. Pferdezucht u. bei d. Ausbildung d. Pferdes, 1937. -
Literatur
Alm. St. Georg, 1954 (P);
J. Pulte, Das Dt. Pferd in der Welt, 1957, S. 18-36 (P);
K. Schönerstedt, G. R., Ein Leben f. d. Pferde, 1960;
H. Daniels, Zur Gesch. d. Hess. Landgestüts Dillenburg, Diss. Gießen 1969, S. 64 f., 146;
H.-J. Pletz-Krehahn, Gesch. d. Landgestüts Dillenburg, 1977, S. 90, 102;
Th. Eckholt, in: Reiter Revue, Dez. 1994 (P);
J. Kessler, in: Sachsens Pferde, Dez. 1994 (P);
Gesch. d. Stadt Warendorf, III, hg. v. P. Leidinger, 2000;
Wi. 1935-55;
Nassau. Biogr. -
Porträts
Fotos (Archiv d. Dt. Reiterl. Vereinigung FN Warendorf).
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Autor/in
Karin Drewes -
Zitierweise
Drewes, Karin, "Rau, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 191-192 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130149926.html#ndbcontent