Hatzfeld, Adolf von
- Lebensdaten
- 1892 – 1957
- Geburtsort
- Olpe (Westfalen)
- Sterbeort
- Bad Godesberg
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118709046 | OGND | VIAF: 62343350
- Namensvarianten
-
- Hatzfeld, Adolf Franz Iwan von
- Hatzfeld, Adolf von
- Hatzfeld, Adolf Franz Iwan von
- Hatzfeld, Adolf
- Hatzfeld, Adolph
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Hatzfeld, Adolf Franz Iwan von
Schriftsteller, * 3.9.1892 Olpe (Westfalen), † 25.7.1957 Bad Godesberg. (katholisch)
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Genealogie
V →Caspar (1858–1929), Senatspräs, am Oberlandesgericht in Düsseldorf, S d. →Franz (1819–86), Amtsgerichtsrat in Münster, Mitgl. d. preuß. Abgeordnetenhauses, u. d. Therese Geisberg;
M Maria (1866–1950), T d. Iwan Goesen u. d. Huberta Schowe;
Tante-v Wilhelmine (⚭ →Clemens Baeumker, † 1924, Prof. d. Philos., s. NDB I);
- ⚭ 1) Neapel 1925 Mathilde (1898–1939), T d. KR Carl Clemens Wegeler (1851–1921) in Koblenz u. d. Maria Theresia Ladner, 2) Bad Godesberg 1952 Ruth, T d. Kaufm. Albert Jos. Faßbender u. d. Irmgard Wächter;
1 S, 1 T aus 1). -
Biographie
Nach dem Abitur in Emmerich (1911) trat H., der zunächst Kaufmann werden wollte, in den Militärdienst (7. Jäger-Bataillon) ein. Mangelnde Disziplin und die Weigerung, bei der Niederwerfung eines Streiks im Ruhrgebiet zu schießen, wodurch er sich auf die Seite der Mannschaften stellte, isolierten ihn im Offizierskorps. Der Konflikt verschärfte sich auf der Kriegsschule in Potsdam und führte, da H. wegen einer unverschuldeten Verspätung am Bückeburger Standort seines Bataillons vor seiner Entlassung noch arretiert wurde, zu einem Selbstmordversuch (1913), bei dem er erblindete. Den Plan, nun Sprachlehrer zu werden, gab H. wieder auf; er studierte Germanistik und Philosophie und wurde 1919 in Freiburg promoviert. Die folgenden Jahre benutzte er zu ausgedehnten Reisen ins Ausland. Längere Aufenthalte in den Klöstern Maria Laach und Beuron bestimmten sein Verhältnis zur Kirche, das von einer tiefen Skepsis gegenüber der Sittenlehre (bereits als Gymnasiast mußte er deswegen die Schule wechseln), aber von hoher Achtung vor der kulturellen Leistung des Katholizismus geprägt war. Nach der Bekanntschaft mit dem Zeichner Heinrich Vogeler neigte H. zeitweilig zum Kommunismus und befreundete sich daher später mit dem russischen Außenkommissar Tschitscherin. Die Verbindung mit Ernst Toller hätte H. nach dem Ende der Münchner Räterepublik beinahe das Leben gekostet. Pazifistisch in seiner Gesinnung, gründete er die „Rheinische Liga für Menschenrechte“ sowie den „Bund rheinischer Dichter“ (1928), um der Völkerverständigung zu dienen (Freundschaft mit Felix Timmermans, Schickele, Alfons Paquet, Otto Gmelin, Rudolf Binding und anderen). Von 1925 an lebte er als freier Schriftsteller in Godesberg, von wo er sich auch zu aktuellen Tagesfragen äußerte. – H.s dichterisches Gesamtschaffen läßt sich nur vom autobiographischen Hintergrund her deuten. Literarhistorische Ansätze (Einfluß Rilkes) und der Versuch, seine Dichtung als Widerspiegelung der westfälischen Heimat oder aus seinem Blindenschicksal zu verstehen, können nur Teilbereiche erfassen. In Stil und Gehalt den Expressionisten verwandt, aber über sie in Richtung auf eine moderne Existenzdichtung hinausgehend, in der der Mensch von einer Art Haßliebe zum Leben auf sein isoliertes Ich zurückgeworfen wird, war H. seiner eigentlichen Begabung nach Lyriker. Tilla Durieux verschaffte ihm durch die Entdeckung des ersten Gedichtbandes („Gedichte“, 1916) und die Vermittlung an ihren Mann, den Verleger Paul Cassirer, literarischen Ruhm, der nach der Veröffentlichung des Romans „Franziskus“ (1918) seinen Höhepunkt erreichte. Themen und Zahl der immer wieder umgearbeiteten Gedichte sind begrenzt, als reifste kann die Sammlung „Gedichte des Landes“ (1936) gelten. Das persönliche Schicksal und innere Erleben H.s bestimmen sein Werk, das in übersteigerter und von leidenschaftlicher Subjektivität zeugender Sprache einem pantheistisch-sinnlichen und um einen erdhaft archaischen Lebensmythos kreisenden Weltgefühl Ausdruck verleiht, auch in den schwächeren, am Problem der Erzählhaltung scheiternden Romanen „Die Lemminge“ (1925) und „Das glückhafte Schiff“ (1931). – Das Echo der Dichtung H.s war bei seinen Zeitgenossen (Th. Mann, H. Hesse, W. Schmittbonn, H. Eulenberg) und vor allem in der Presse verhältnismäßig stark.|
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Auszeichnungen
Annette-v.-Droste-Hülshoff-Preis (1953).
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Werke
Weitere W u. a. An Gott, Gedichte, 1919;
Aufsätze, 1923;
Positano (Reiseber.), 1925;
Der Flug nach Moskau, Erz., 1942;
Melodie d. Herzens, Ges. Gedichte. 1953. -
Literatur
I. Seiffert, Landschaft u. Stammestum in d. westfäl. Dichtung, insbes. b. A. v. H., Diss. Bonn 1938;
H. van Aubel, Das Erlebnis in d. Dichtung A. v. H.s, Diss. ebd. 1949 (W-Verz.);
C. Herbermann, Abschied v. A. v. H., in: Westfalenspiegel 6, 1957, S. 19 f.;
F. Baukloh, in: Dichter u. Denker unserer Zeit, Folge 21, 1959 (mit Bibliogr. v. H. Bieber, P);
W. Schulte, Westfäl. Köpfe, 1962, S. 106 f. (P);
Kosch, Lit.-Lex. -
Porträts
Radierung v. L. Meidner, 1923 (im Bes. v. Ruth v. Hatzfeld, Bad Godesberg).
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Autor/in
Dietmar N. Schmidt -
Zitierweise
Schmidt, Dietmar N., "Hatzfeld, Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 61-62 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709046.html#ndbcontent