Lebensdaten
1896 – 1988
Geburtsort
Weggis (Kanton Luzern)
Sterbeort
Berlin-Ost
Beruf/Funktion
Verleger ; Publizist ; Schriftsteller ; Schauspieler ; Übersetzer ; Literaturkritiker ; Lyriker
Konfession
katholisch getauft, konfessionslos
Normdaten
GND: 118703951 | OGND | VIAF: 54148946
Namensvarianten
  • Herzfelde, Wieland Richard Felix
  • Herzfeld, Wieland
  • Herzfelde, Wieland (bis 1914 Herzfeld)
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Zitierweise

Herzfelde, Wieland (bis 1914 Herzfeld), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118703951.html [02.10.2024].

CC0

  • Der kommunistische Schriftsteller und Publizist Wieland Herzfelde gehörte 1917 zu den Gründern des Berliner Malik-Verlags und war nach dem Ersten Weltkrieg entscheidend an der Verbreitung der linken Avantgarde beteiligt. 1933 in die Tschechoslowakei emigriert, führte er den Verlag von Prag aus weiter und trat als Herausgeber der Exilzeitschrift „Neue Deutsche Blätter“ hervor. 1938 floh Herzfelde in die USA, von wo aus er 1949 in die Sowjetische Besatzungszone übersiedelte. Dort wirkte er bis 1958 als Professor für Literatur in Leipzig.

    Lebensdaten

    Geboren am 11. April 1896 in Weggis (Kanton Luzern)
    Gestorben am 23. November 1988 in Berlin-Ost
    Grabstätte Dorotheenstädtischer Friedhof in Berlin
    Konfession katholisch getauft, konfessionslos
    Wieland Herzfelde, Akademie der Künste (InC)
    Wieland Herzfelde, Akademie der Künste (InC)
  • Lebenslauf

    11. April 1896 - Weggis (Kanton Luzern)

    1901 - 1905 - Salzburg

    Schulbesuch

    Volksschule

    1905 - 1913 - Wiesbaden

    Schulbesuch

    Oberrealschule

    1914 - Berlin

    Kriegsabitur

    Leibniz-Oberrealschule

    1914 - Berlin

    medizinische Ausbildung

    Rudolf-Virchow-Krankenhaus

    1914 - 1915 - Flandern

    Kriegsfreiwilliger im Sanitätsdienst; im Januar 1915 unehrenhaft entlassen

    1915 - 1917 - Berlin

    Studium der Geschichte, Germanistik und Französischen Literatur

    Universität

    1916 - 1917 - Berlin

    Mitgründer; Schriftleiter

    Neue Jugend (Schülerzeitschrift)

    1916 - 1918 - Westfront bei Arras (Départements Pas-de-Calais, Frankreich)

    erneuter Kriegsdienst; Ende 1916 Versuch der Desertion, Sommer 1918 Desertion

    1917 - 1939 - Berlin; Prag; London

    Mitgründer; Leiter

    Malik-Verlag

    1919

    Mitglied

    KPD

    1920 - Berlin

    Mitorganisator

    Erste Internationale Dada-Messe

    1933 - 1935 - Prag

    Organisator; Mitherausgeber

    Neue Deutsche Blätter (Zeitschrift)

    1934 - Moskau

    Teilnehmer

    Erster Allunionskongress der Sowjetschriftsteller

    1938 - London

    Flucht über die Schweiz und Frankreich nach Großbritannien

    1939 - 1949 - New York City

    Emigration; Betreiber

    Briefmarkenladen und Buchhandlung

    1944 - 1947 - New York City

    Geschäftsführer

    Aurora-Verlag

    1949 - 1988

    Mitglied (Ausschluss 1951–1955)

    SED

    1949 - 1952 - Leipzig

    Professor für Soziologie der modernen Weltliteratur

    Universität

    1950 - 1951 - Leipzig

    Direktor

    Franz-Mehring-Institut der Universität

    1952 - 1954 - Leipzig

    Professor für Literatur und Kunstkritik

    Universität

    1954 - 1961 - Leipzig

    Professor für Soziologie der neueren Literatur (seit 1958 beurlaubt)

    Universität

    1956 - 1970

    Präsident

    Deutsches PEN-Zentrum Ost und West (seit 1967 PEN-Zentrum Deutsche Demokratische Republik)

    1961 - 1988 - Berlin-Ost

    Übersiedlung; Herausgeber und Publizist

    1967 - 1970 - Berlin-Ost

    Sekretär der Sektion Dichtkunst und Sprachpflege

    Deutsche Akademie der Künste

    23. November 1988 - Berlin-Ost
  • Genealogie

    Vater Franz Held (eigentlich Franz Herzfeld) 30.5.1862–4.2.1908 aus Düsseldorf; sozialistischer Schriftsteller; 1896 aufgrund einer Verurteilung wegen Gotteslästerung Flucht von München nach Österreich; 1900–1908 interniert in psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Rankweil (Vorarlberg)
    Ziehvater (seit 1899) Ignaz Varnschein 21.1.1857–27.7.1945 Bürgermeister von Aigen (heute Salzburg-Aigen)
    Großvater väterlicherseits Jakob Herzfeld 1820–16.5.1875 Baumwollfabrikant in Düsseldorf
    Großmutter väterlicherseits Goldine Herzfeld, geb. Gotthelf geb. 1825
    Mutter Alice Herzfeld, geb. Stolzenberg (Stoltzenberg) 1867–1911 Textilarbeiterin, Sozialistin, Hausfrau; 1896 Flucht mit dem Ehemann nach Österreich; 1899–1908 interniert in psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Berlin-Buch
    Großvater mütterlicherseits vermutlich Josef Václav Frič 5.8.1829–14.10.1890 aus Prag; Schriftsteller, Journalist und Politiker
    Großmutter mütterlicherseits Agnes Wilhelmine Caroline Stolzenberg
    Bruder John Heartfield (bis 1916 Helmut Franz Josef Herzfeld) 19.6.1891–24.4.1968 Maler, Grafiker, Fotomontagekünstler
    Schwester Hertha Herzfeld 26.6.1893–16.4.1958 Hutmacherin; gest. in Verona (Wisconsin, USA)
    Schwester Charlotte Ida Aline Herzfeld 2.1.1898–19.2.1975 Schriftstellerin und Kunstgewerblerin in Salzburg; hier Mitglied des Künstlerbunds „Silberrose“
    1. Heirat 1919 in Berlin
    Ehefrau Margarethe Buchholz-Herzfelde
    Scheidung 1924 in Berlin
    2. Heirat 1924 in Berlin
    Ehefrau Gertrud Herzfelde , geb. Bernheim 2.6.1902–28.10.1970 Lehrerin; Lektorin und Korrektorin im Malik-Verlag; Redakteurin von „Das Magazin“
    Schwiegervater Siegmund Bernheim Filialleiter einer Textilfirma in Salzburg
    Schwiegermutter Olga Bernheim 1879–1970 Hausfrau
    Sohn George Franz Wyland Herzfelde (später George Wyland) 14.10.1925–28.6.2011 Eiskunstläufer; Journalist; Werbefachmann; gest. in Zürich
    Schwägerin Alex Wedding (eigentlich Grete Weiskopf, geb. Bernheim) 11.5.1905–15.3.1966 Buchhandelsangestellte beim Malik-Verlag; Drehbuchautorin; Kinder- und Jugendbuchautorin; verh. mit Franz C. Weiskopf (1890–1955), Schriftsteller und Journalist
    Onkel väterlicherseits Joseph Herzfeld 18.12.1853–27.7.1939 Dr. iur.; Rechtsanwalt und Politiker; 1898–1907 und 1912–1918 Reichstagsabgeordneter der SPD, 1920–1924 der KPD; 1933 in die Schweiz emigriert, seit 1934 in Südtirol; gest. in Ritten bei Bozen
    Tante mütterlicherseits Helene Heuss, geb. Stolzenberg Inhaberin eines Hutgeschäfts in Wiesbaden
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Herzfelde, Wieland (bis 1914 Herzfeld) (1896 – 1988)

    • Vater

      Franz Held

      30.5.1862–4.2.1908

      aus Düsseldorf; sozialistischer Schriftsteller; 1896 aufgrund einer Verurteilung wegen Gotteslästerung Flucht von München nach Österreich; 1900–1908 interniert in psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Rankweil (Vorarlberg)

      • Großvater väterlicherseits

        Jakob Herzfeld

        1820–16.5.1875

        Baumwollfabrikant in Düsseldorf

      • Großmutter väterlicherseits

        Goldine Herzfeld

        geb. 1825

    • Mutter

      Alice Herzfeld

      1867–1911

      Textilarbeiterin, Sozialistin, Hausfrau; 1896 Flucht mit dem Ehemann nach Österreich; 1899–1908 interniert in psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Berlin-Buch

      • Großvater mütterlicherseits

        Josef Václav Frič

        5.8.1829–14.10.1890

        aus Prag; Schriftsteller, Journalist und Politiker

      • Großmutter mütterlicherseits

        Agnes Wilhelmine Caroline Stolzenberg

    • Bruder

      John Heartfield Helmut Herzfeld

      19.6.1891–24.4.1968

      Maler, Grafiker, Fotomontagekünstler

    • Schwester

      Hertha Herzfeld

      26.6.1893–16.4.1958

      Hutmacherin; gest. in Verona (Wisconsin, USA)

    • Schwester

      Charlotte Ida Aline Herzfeld

      2.1.1898–19.2.1975

      Schriftstellerin und Kunstgewerblerin in Salzburg; hier Mitglied des Künstlerbunds „Silberrose“

    • 1. Heirat

      in

      Berlin

      • Ehefrau

        Margarethe Buchholz-Herzfelde

      • Mutter

        Alice Herzfeld

        1867–1911

        Textilarbeiterin, Sozialistin, Hausfrau; 1896 Flucht mit dem Ehemann nach Österreich; 1899–1908 interniert in psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Berlin-Buch

    • 2. Heirat

      in

      Berlin

      • Ehefrau

        Margarethe Buchholz-Herzfelde

      • Mutter

        Alice Herzfeld

        1867–1911

        Textilarbeiterin, Sozialistin, Hausfrau; 1896 Flucht mit dem Ehemann nach Österreich; 1899–1908 interniert in psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Berlin-Buch

  • Biografie

    Kindheit, Jugend und Karriere bis 1918

    Väterlicherseits aus einer jüdischen Familie von Baumwollfabrikanten stammend, wuchs Herzfelde seit 1899 bei einer katholischen Pflegefamilie in Salzburg auf, nachdem er und seine Geschwister von den Eltern verlassen worden waren; die Vormundschaft für die Kinder übernahmen der Onkel Joseph Herzfeld (1853–1939) und der Schriftsteller Max Halbe (1865–1944). Seit 1905 lebte Herzfelde in Wiesbaden bei Gastfamilien. 1913 ging er nach Berlin, legte hier 1914 das Kriegsabitur ab und wurde danach als Kriegsfreiwilliger im Sanitätsdienst in Flandern eingesetzt.

    Im Januar 1915 aufgrund der Konfrontation mit einem Vorgesetzten unehrenhaft aus dem Heer entlassen und nach Berlin zurückgekehrt, begann Herzfelde im selben Jahr ein Studium der Geschichte, Germanistik und Französischen Literatur. Beeinflusst von Else Lasker-Schüler (1869–1945) und den Arbeiten seines leiblichen Vaters Franz Held (1862–1908), trat er 1916 erstmals mit expressionistischen Gedichten an die Öffentlichkeit. Im selben Jahr übernahm er mit dem Maler George Grosz (1893–1959) und seinem Bruder John Heartfield (1891–1968) die Schülerzeitschrift „Neue Jugend“ und formte diese zu einem Antikriegsorgan. Im Herbst 1916 wurde Herzfelde erneut zum Kriegsdienst an der Westfront eingezogen, desertierte im Sommer 1918 und gründete mit Grosz den nach einem Roman Lasker-Schülers benannten Malik-Verlag, der rasch zu einem Sprachrohr der linken Avantgarde avancierte.

    Kommunistischer Verleger und Kunsttheoretiker

    Herzfelde gehörte im Januar 1919 zu den Gründungsmitgliedern der KPD, für die er bis 1933 als Zellen- und Organisationsleiter in Berlin-Charlottenburg wirkte. Von 1918 bis 1922 beteiligte er sich an der Dada-Bewegung und gab die Satirezeitschriften „Jedermann sein eigener Fußball“, „Die Pleite“ und „Der Gegner“ heraus, die v. a. aufgrund der Fotomontagen Heartfields und der Zeichnungen Groszʼ große Aufmerksamkeit erregten. Die Weimarer Justiz ging wiederholt mit Beschlagnahmungen und Verboten gegen die Publikationen des Verlags vor, den Herzfelde bis 1924 mit Julian Gumperz (1898–1972), danach bis 1939 allein führte. Im März 1919 wurde Herzfelde für zwei Wochen von Freikorpssoldaten gefangen gehalten und erst aufgrund einer Intervention von Harry Graf Kessler (1868–1937) freigelassen; seine Erlebnisse beschreibt die kurz darauf publizierte Broschüre „Schutzhaft“.

    Die Veröffentlichungen des Malik-Verlags, der von 1925 bis 1930 mit Unterstützung des marxistischen Mäzens Felix Weil (1898–1975) als Aktiengesellschaft firmierte, plädierten für Solidarität mit der Sowjetunion und agitierten gegen die tragenden Parteien und Repräsentanten der Weimarer Republik sowie gegen alle militaristischen und faschistischen Bewegungen. Als Verleger der Werke Maxim Gorkis (1868–1936), Leo Tolstois (1828–1910) und weiterer sowjetischer Autoren fand Herzfelde Anerkennung. Ende der 1920er Jahre stellte er sich in den KPD-internen Fraktionskämpfen als „Versöhnler“ gegen den ultralinken, gegen die SPD gerichteten Kurs des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann (1886–1944).

    1921 veröffentlichte Herzfelde mit der Broschüre „Gesellschaft, Künstler und Kommunismus“ einen eigenständigen theoretischen Entwurf revolutionärer Kunst, der für eine engagierte, politische Kunst an der Seite der Arbeiterbewegung warb und den Blick für die soziale Position der Künstler im Kapitalismus zu schärfen suchte. In der mit Grosz veröffentlichten Aufsatzsammlung „Die Kunst ist in Gefahr“ (1925) sprach sich Herzfelde für eine „Tendenzkunst im Dienste der revolutionären Sache“ aus und verwarf – Friedrich Wolfs (1888–1953) Diktum „Kunst ist Waffe“ von 1928 vorwegnehmend – jede „reine Kunst“ im Sinne einer L’art pour l’art. Schriftstellerisch trat Herzfelde in der Folgezeit nur noch vereinzelt mit Gedichten in Erscheinung, hatte jedoch wesentlichen Anteil an der Textarbeit für die Fotomontagen seines Bruders Heartfield, mit dem er eine lebenslange Arbeitsbeziehung unterhielt.

    Exil 1933–1949

    Nach dem Reichstagsbrand floh Herzfelde im März 1933 über Salzburg nach Prag, setzte hier die Verlagsarbeit fort und übernahm die Leitung der Gruppe des Bunds proletarisch-revolutionärer Schriftsteller sowie – mit Franz C. Weiskopf (1900–1955) – des Bertolt-Brecht-Clubs. Im NS-Staat wurden seine Schriften verboten. Seit September 1933 erschien in Prag die von Herzfelde, Oskar Maria Graf (1894–1967), Anna Seghers (1900–1983) und Jan Petersen (1906–1969) geleitete Literaturzeitschrift „Neue Deutsche Blätter“, die für einen überparteilichen Volksfrontansatz gegen den Nationalsozialismus warb. Nach Einstellung der Zeitschrift aus Geldmangel 1935 beteiligte sich Herzfelde führend an der Vorbereitung der u. a. von Bertolt Brecht (1898–1956) und Lion Feuchtwanger (1884–1958) herausgegebenen Moskauer Exilzeitschrift „Das Wort“. Auf dem Ersten Allunionskongress der Sowjetschriftsteller im August 1934 positionierte er sich in den Debatten über das literarische Erbe und den sozialistischen Realismus auf Seiten der Moderne, indem er James Joyce (1882–1941) verteidigte.

    Ende Oktober 1938 emigrierte Herzfelde über die Schweiz und Frankreich nach London, von wo aus er 1939 mit seiner Familie in das Exil nach New York City reiste. Nachdem Versuche einer erneuten verlegerischen Betätigung gescheitert waren, übernahm er hier einen Buch- und Briefmarkenladen und engagierte sich in der German-American Writers Association. 1941 schloss er sich u. a. mit Graf und Berthold Viertel (1885–1953) zur Arbeitsgemeinschaft „Die Tribüne“ zusammen, die Autoren- und Bühnenabende veranstaltete. Aus ihr ging 1944 der von Herzfelde ehrenamtlich geleitete Aurora-Verlag als Gemeinschaftsverlag elf antifaschistischer Autoren hervor, darunter Brecht, Ernst Bloch (1885–1977), Alfred Döblin (1878–1957) und Heinrich Mann (1871–1950).

    Karriere in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR

    1948 verkaufte Herzfelde seinen New Yorker Buchladen und nahm den Ruf der Sächsischen Landesregierung auf eine Professur für Soziologie der modernen Weltliteratur an der Universität Leipzig an, wo er im Mai 1949 ankam. Im selben Jahr wurde er Mitglied der SED. Kurzzeitig war er für den Aufbau des Verlags der Akademie der Künste vorgesehen, wozu es nicht kam, da er 1951 im Zuge der Affäre um Noel Field (1904–1970) aus der SED ausgeschlossen wurde; Herzfelde hatte im US-Exil freundschaftlichen Kontakt mit Noel Fields Bruder Hermann H. Field (1910–2001) unterhalten und stand unter Spionageverdacht. Herzfelde, der erst 1955 wieder in die Partei aufgenommen wurde, ließ sich 1958 nach anhaltender Kritik bezüglich seiner wissenschaftlichen Befähigung beurlauben und fand v. a. mit der über Jahrzehnte wiederaufgelegten autobiografischen Erzählung „Immergrün“ (1949) als Schriftsteller Beachtung.

    1961 siedelte Herzfelde nach Berlin-Ost über und engagierte sich in der Deutschen Akademie der Künste, deren Sektion für Literatur und Sprachpflege er von 1967 bis 1970 als Sekretär leitete. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich v. a. dem künstlerischen Erbe seines Bruders sowie des Malik-Verlags. 1983 übertrug er dem in Kiel von Thies Ziemke (geb. 1948) gegründeten und geleiteten Neuen Malik Verlag die Namensrechte.

  • Auszeichnungen

    1914–1916 Mitglied der Freien Deutschen Studentenschaft
    1915–1933 Mitglied des Schutzverbands deutscher Schriftsteller
    1928–1935 Mitglied des Bundes Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller
    1951 Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland (seit 1953 Deutsches PEN-Zentrum Ost und West, seit 1967 PEN-Zentrum Deutsche Demokratische Republik); 1972–1988 Ehrenpräsident
    1952–1988 Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbands (seit 1973 Schriftstellerverband der DDR)
    1956 Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands
    1959 Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
    1961 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste, Berlin-Ost (seit 1974 Akademie der Künste der DDR); 1967–1970 Sekretär der Sektion Literatur und Sprachpflege; seit 1970 Ehrenmitglied
    1961 Vaterländischer Verdienstorden in Silber
    1966 Vaterländischer Verdienstorden in Gold (1976 Ehrenspange)
    1971 Stern der Völkerfreundschaft (Silber)
    1971 Wilhelm-Bracke-Medaille (Gold)
    1973 Nationalpreis II. Klasse der DDR
    1979 Goethe-Preis der Stadt Berlin-Ost
    1981 Karl-Marx-Orden
    1986 Ehrenbürger der Stadt Berlin-Ost
    1995 Gedenktafel, Woelckpromenade 5, Berlin-Weißensee (weiterführende Informationen)
    1995 Gedenkstein für John Heartfield und Wieland Herzfelde, Reisinger- und Herbert-Anlagen, Wiesbaden (weiterführende Informationen)
    2008 Gedenktafel für den Malik-Verlag, Köthener Straße 38, Berlin-Charlottenburg
  • Quellen

    Nachlass:

    Archiv der Akademie der Künste, Berlin. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivunterlagen:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO). (Personalakten der SED)

    Gedruckte Quellen:

    Gespräch mit Wieland Herzfelde, in: Sinn und Form 19 (1967), S. 1283–1285.

    Wilhelm Girnus, Und zwar gern. Gespräch mit Wieland Herzfelde, in: Sinn und Form 28 (1976), S. 1113–1138.

    Achim Roscher, Das Wort muss wirken. Gespräch mit Wieland Herzfelde, in: neue deutsche literatur 24 (1976), H. 4, S. 25–49.

    Der Malik-Verlag 1916–1947, in: linkskurve. Magazin für Kunst und Kultur (1980), H. 2, S. 38–41.

    Achim Roscher, Motiv Sehnsucht. Gespräch mit Wieland Herzfelde, in: neue deutsche literatur 34 (1986), H. 3, S. 44–50.

    Ulrich Faule/Juergen Seuss (Hg.), Wieland Herzfelde. Tagebuch eines Laien, Meran 30./31. März und 25. April 1926, 1996.

    George Wyland-Herzfelde, Glück gehabt. Erinnerungen, 2003. (P)

  • Werke

    Monografien:

    Sulamith, 1917, Nachdr. 1983.

    Schutzhaft. Erlebnisse vom 7. bis. 20. März 1919 bei den Berliner Ordnungstruppen, 1919. (Onlineressource)

    Tragigrotesken der Nacht. Träume, 1920 (Onlineressource), Nachdr. 1972, 1973, 1976, 1978 u. 1985.

    Gesellschaft, Künstler und Kommunismus, 1921 (Onlineressource), Nachdr. 1970.

    George Grosz/Wieland Herzfelde, Die Kunst ist in Gefahr. Drei Aufsätze, 1925, Nachdr. 1981.

    Exiled German Writers, 1939. (Sondernummer der US-Zeitschrift „Directions“)

    Der Anfang vom Ende. Ein Drama in drei Akten, 1940. (unveröffentlicht, Archiv der Akademie der Künste, Berlin)

    Der falsche Anton. Schwank [zum 50. Geburtstag von Oskar-Maria Graf], 1944. (unveröffentlicht, Archiv der Akademie der Künste, Berlin)

    Immergrün. Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen eines fröhlichen Waisenknaben, 1949, 71986, Taschenbuchausg. 1961 u. 1996, russ. 1965.

    Das Steinerne Meer. Ungewöhnliche Begebenheiten, 1955.

    Im Gehen geschrieben. Verse aus vierundvierzig Jahren, 1956.

    Unterwegs. Blätter aus fünfzig Jahren, 1961. (Qu)

    John Heartfield. Leben und Werk. Dargestellt von seinem Bruder, 1962, 31976, Nachdr. 1986, 21988. (P)

    Der Malik-Verlag 1916–1947, 1967, Nachdr. 1985. (P)

    Blau und Rot. Gedichte, 1971, 21986.

    Was Du berührst… Liebesgedichte, 1976. (Privatausgabe)

    Zur Sache geschrieben und gesprochen zwischen 18 und 80, 1976.

    Zum Klagen hattʼ ich nie Talent, hg. v. Elisabeth Trepe, 1996. (P, Autobiografie)

    Briefe:

    Briefwechsel mit Wieland Herzfelde, in: Sinn und Form 33 (1981), S. 313–324.

    Briefe und Träume, in: Sinn und Form 38 (1986), S. 221–229.

    Anna Seghers/Wieland Herzfelde, Gewöhnliches und gefährliches Leben. Ein Briefwechsel aus der Zeit des Exils 1939–1946, hg. v. Ursula Emmerich/Erika Pick, 1986.

    Tribüne und Aurora. Briefwechsel 1940–1949, hg. v. Friedrich Pfäfflin, 1990.

    Prag – Moskau. Briefe von und an Wieland Herzfelde 1933–1938, hg. v. Guiseppe de Siati/Thies Ziemke, 1991.

    Wieland Herzfelde/Paul Gangolf, Briefwechsel, in: Sinn und Form 44 (1992), S. 1040–1046.

    Walter Fähnders, Der Mephisto unter uns. Ein Brief von Wieland Herzfelde über Franz Jung, in: Sklaven (1997), Nr. 32/33, S. 26 f.

    Ernst Bloch/Wieland Herzfelde, „Wir haben das Leben wieder vor uns“. Briefwechsel 1938–1949, hg. v. Jürgen Jahn, 2001.

    „Werter Genosse, die Maliks haben beschlossen…“. Briefe 1919–1950, hg. v. Walter Grünzweig/Susanne Schulz, 2001.

    Herausgeberschaften:

    Wieland Herzfelde/John Heartfield/Franz Jung, Neue Jugend, 1916/17, Nachdr. 1967.

    Wieland Herzfelde/John Heartfield, Jedermann sein eigner Fußball, 1919, Nachdr. 1983 u. 1986.

    Wieland Herzfelde/Julian Gumperz/Karl Otten, Der Gegner. Blätter zur Kritik der Zeit, 1919–1922, Nachdr. 1979.

    Wieland Herzfelde/John Heartfield/George Grosz, Die Pleite, 1919/20 u. 1923/24, Nachdr. 1983 u. 1986.

    Dreißig neue Erzähler des neuen Deutschland. Junge deutsche Prosa, 1932, Nachdr. 1981 u. 1983.

    Oskar-Maria Graf/Wieland Herzfelde/Jan Petersen/Anna Seghers, Neue Deutsche Blätter, 1933–1935, Nachdr. 1974.

    Cross-Section. Anthology of the PEN Centre German Democratic Republic, 1970.

    Paß auf! Hier kommt Grosz. Bilder, Rhythmen und Gesänge 1915–1918, 1981.

  • Literatur

    Monografien und Sammelbände:

    Michael Hahnewald, Zur kulturpolitischen Funktion des Malik-Verlages 1917–1938. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 1984.

    Jo Hauberg/Guiseppe de Siati/Thies Ziemke (Hg.), Der Malik-Verlag 1916–1947. Chronik eines Verlages. Mit einer vollständigen Bibliographie aller im Malik-Verlag und Aurora-Verlag erschienenen Titel, 1986. (Qu, P)

    Frank Hermann, Der Malik-Verlag 1916–1947. Eine Bibliographie, 1989. (W, L)

    Frank Hermann, Malik. Zur Geschichte eines Verlages 1916–1947, 1989.

    Ulrich Faure, Im Knotenpunkt des Weltverkehrs. Herzfelde, Heartfield, Grosz und der Malik-Verlag. 1916–1947, 1992. (P)

    Germaine Stucki-Volz, Der Malik-Verlag und der Buchmarkt der Weimarer Republik, 1993. (W, L)

    Dieter Schiller, Über Ottwalt, Herzfelde und den Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller in Prag. Studien und Dokumente, 2002. (Qu)

    Doris Danzer, Zwischen Vertrauen und Verrat. Deutschsprachige kommunistische Intellektuelle und ihre sozialen Beziehungen 1918–1960, 2012.

    Isabelle Lehn/Sascha Macht/Katja Stopka, Schreiben lernen im Sozialismus. Das Institut für Literatur Johannes R. Becher, 2018, S. 150–166.

    Artikel und Aufsätze:

    Werner Herden, Literatur auf Vorrat. Auskünfte über den Aurora Verlag. Wieland Herzfelde zum 90. Geburtstag, in: Weimarer Beiträge 32 (1986), S. 555–569.

    Frank Hermann, Der Malik-Verlag als „Wirtschaftsunternehmen“, in: Marginalien 32 (1988), H. 112, S. 1–26.

    Frank Hermann, Elf exilierte Schriftsteller in Amerika. Versuch über die Entstehung des Aurora Verlages, in: Marginalien 33 (1989), H. 113, S. 3–21.

    Frank Hermann, Kulturpolitische Tradition und Funktionen des Malik-Verlages während des Prager Exils 1933–1938, in: Exil 9 (1989), Nr. 1, S. 17–35.

    Jürgen Schebera, Strategien eines Verlegers im Exil. Wieland Herzfelde. Prag – New York – Ostberlin. 1933–1945, in: Dieter Sevin (Hg.), Die Resonanz des Exils. Gelungene und misslungene Rezeption deutschsprachiger Exilautoren, 1992, S. 51–65.

    Susanne Schulz, Art. „Herzfelde, Wieland (eigtl. Herzfeld)“, in: Simone Barck/Silvia Schlenstedt/Tanja Bürgel/Volker Giel/Dieter Schiller (Hg.), Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945, 1994, S. 200–202. (P)

    George Wyland-Herzfelde, ...Partner unentwegter, stummer Gespräche, in: Ulrich Faule/Juergen Seuss (Hg.), Wieland Herzfelde. Tagebuch eines Laien, Meran 30./31. März und 25. April 1926, 1996, S. 7–47.

    Walter Grünzweig/Susanne Schulz, Transatlantische Linke. Politische Solidarität und kulturelle Differenz, in: „Werter Genosse, die Maliks haben beschlossen…“. Briefe 1919–1950, hg. v. Walter Grünzweig/Susanne Schulz, 2001, S. 314–364.

    N. N., Art. „Herzfelde, Wieland Richard Felix“, in: Renate Heuer (Red.), Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 11, 2002, S. 201–214. (L)

    Andrea Klimt, Art. „Herzfelde, Wieland“, in: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Bd. 17, hg. v. Lutz Hagestedt, 2011, Sp. 363–367.

    Daniel Siemens, Elusive Security in the GDR. Remigrants from the West at the Faculty of Journalism in Leipzig, in: Central Europe 11 (2013), Nr. 1, S. 24–45.

    Michel Krejsa, „Vielleicht sieht man sich wirklich endlich mal wieder“. Böff, Mött und Wiel und das Jahr 1949, in: John Heartfield. Fotografie plus Dynamit, hg. v. Angela Lammert/Rosa von der Schulenburg/Anna Schultz, 2020, S. 211–216.

    Ronald Weber, „Wenn man siegen will, braucht man möglichst viele Leute“. Wieland Herzfelde und die „Neuen Deutschen Blätter“. Zur Geschichte einer Exilzeitschrift im Geist der Volksfront, in: Exil 43 (2024), Nr. 1/2, S. 23–52.

    Filmdokumentationen:

    Malik, Dokumentarfilm, 18 Min., Regie: Giovanni Angella, Berlin-Ost 1967.

    Malik, meine Liebe, Regie: Ullrich Kasten, Berlin-Ost 1977.

    Büchermachen aus Leidenschaft. Wieland Herzfelde. Ein Porträt, 43 Min., Regie: Norbert Bunge, Berlin-West 1979.

  • Onlineressourcen

    Wieland Herzfelde, in: Professorenkatalog der Universität Leipzig.

    Wieland Herzfelde, in: Verbrannte und Verbannte. Die Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Publikationen und Autoren.

    John Heartfield. Malik-Verlag, in: Photobibliothek.ch. (mit zahlreichen Abbildungen von Buchcover und Zeitschriften des Malik-Verlags)

    Kabinett Malik. 100 Jahre Malik-Verlag. (Ausstellung)

    Heartfield online. (Katalog des grafischen Nachlasses von John Heartfield mit zahlreichen Quellen zu Wieland Herzfelde)

    Kosmos Heartfield. (multimediale Reportage der Akademie der Künste, Berlin)

  • Porträts

    Fotografien, 1951–1981, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs. (Onlineressource)

    Fotografien, Akademie der Künste, Berlin.

  • Autor/in

    Ronald Weber (Strausberg bei Berlin)

  • Zitierweise

    Weber, Ronald, „Herzfelde, Wieland (bis 1914 Herzfeld)“ in: NDB-online, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118703951.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA