Stock, Christian
- Lebensdaten
- 1884 – 1967
- Geburtsort
- Darmstadt
- Sterbeort
- Seeheim/Bergstraße
- Beruf/Funktion
- sozialdemokratischer Politiker ; hessischer Ministerpräsident ; Politiker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118618296 | OGND | VIAF: 62341557
- Namensvarianten
-
- Stock, Paul Christian
- Reß, Christian (bis 1908)
- Stock, Christian
- Stock, Paul Christian
- Reß, Christian (bis 1908)
- reß, christian
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Stock (bis 1908 Reß), Paul Christian
sozialdemokratischer Politiker, hessischer Ministerpräsident, * 28. 8. 1884 Darmstadt, † 13. 4. 1967 Seeheim/Bergstraße. (evangelisch)
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Genealogie
Außerehel. V Jakob (* 1859, ⚭ n. 1897 Marie Thomasberger), aus Straßburg, Zigarrenmacher in D.;
M Maria Magdalena Reß, geb. Kuri (1859–91);
3 Geschw; – ⚭ 1) Pfungstadt b. Darmstadt 1908 ⚮ Katharina (Käthe) Kern (1882–1949), aus Pfungstadt, 2) Darmstadt 1947 Anni Junker, verw. Haas (1890–1973);
4 S (alle früh †). -
Biographie
S. absolvierte die Volksschule und war anschließend Zigarrenarbeiter in Pfungstadt. 1901 trat er dem Tabakarbeiterverband und 1902 der SPD bei und übernahm 1910 die Gauleitung des Tabakarbeiterverbandes für Nordbaden, die Pfalz und Südhessen (Sitz Heidelberg). Der seit 1914 als Arbeitersekretär tätige S. nahm bis 1917 am 1. Weltkrieg teil und war im Nov. 1918 Vorsitzender des Volksrates im revolutionären Heidelberg.
1919/20 war S. Mitglied der Dt. Nationalversammlung, 1919–26 Obmann der Heidelberger Stadtverordneten und 1921–25 Mitglied des bad. Landtags. Auf Wunsch von Reichspräsident →Friedrich Ebert untersuchte S. seit März 1920 im Rang eines Unterstaatssekretärs das Verhalten der Reichswehr-Offiziere|beim Kapp-Lüttwitz-Putsch, scheiterte jedoch am Desinteresse und an der Ablehnung der Reichswehr und der öffentlichen Meinung. Nach einem halben Jahr wieder in Heidelberg, übernahm er dort die Leitung der Ortskrankenkasse (OKK). 1932 wechselte er als Direktor der OKK nach Frankfurt/M.
Im April 1933 wurde der profilierte Sozialdemokrat aus diesem Amt entlassen und von Juli 1933 bis März 1934 in „Schutzhaft“ im KZ Kislau genommen. Danach arbeitete er als Versicherungsvertreter, bis er 1937 ein Tabakwarengeschäft in Darmstadt eröffnen konnte. Nachdem auch dieses 1943 zwangsweise geschlossen worden war – es hatte sich zum Treffpunkt ehemaliger Sozialdemokraten entwickelt –, war S. bis Kriegsende als Buchprüfer bei einer Betriebskrankenkasse tätig. Im Mai 1945 Präsident der hess. Landesversicherungsanstalt, wurde er Mitte 1946 in die Verfassunggebende Landesversammlung für Hessen und Ende 1946 in den hess. Landtag (bis 1954) gewählt. Am 20. 12. 1946 zum Ministerpräsidenten gewählt, führte S. vier Jahre lang unter schwierigen Rahmenbedingungen eine Große Koalition. Innerparteilich nicht immer auf Kurs des SPD–Vorsitzenden Kurt Schumacher, nahm der kompromißbereite S. Einfluß auf die Formierung der Bundesrepublik Deutschland, u. a. indem er in seiner Position als Vorsitzender des Büros der Ministerpräsidenten der Westzone (Juli 1948 – Juli 1949) deren Aktivitäten koordinierte sowohl im Verkehr mit dem Parlamentarischen Rat als auch mit den alliierten Besatzungsstellen. Als Ministerpräsident Hessens erwarb er sich besondere Verdienste um die Konsolidierung des künstlich geschaffenen Landes. Nach der Landtagswahl 1950 hatte S. den Parteivorstand in Hannover gegen sich, der Georg-August Zinn (1901–76) als neuen Regierungschef favorisierte. Dieser übernahm im Jan. 1951 das Amt, während der verbitterte S. noch bis 1954 dem Landtag angehörte und eine Fülle ehrenamtlicher Funktionen wahrnahm, so im Vorstand der Landesversicherungsanstalt Hessen und im Verband Dt. Rentenversicherungsträger.
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Auszeichnungen
A Ehrenbürger d. Städte Bad Orb u. Pfungstadt (1950) u. d. Gde. Seeheim (1952);
Gr. BVK (1953);
Philipps-Plakette d. Univ. Gießen (1954);
Verdienstplakette (1954) u. Ehrenbürger d. Stadt Darmstadt (1964);
Ehrenplakette d. Stadt Frankfurt/M. (1954);
Ehrensenator d. Univ. Marburg (1957);
Frhr. vom Stein-Plakette (1964);
Wilhelm-Leuschner-Medaille (1966). -
Werke
Von Weimar nach Wiesbaden, Reden u. Schrr., bearb. v. A. Hildebrandt, 1984;
– Nachlaß:
Hess. StA Darmstadt. -
Literatur
| M. E. Foelz-Schroeter, Föderalist. Pol. u. nat. Repräsentation 1945–1974, 1974;
E. Stein, in: Archiv f. hess. Gesch. u. Altertumskde., NF 42, 1984, S. 281–91;
W. Mühlhausen, in: Treuhänder d. dt. Volkes, Die Min.präsidenten d. westl. Besatzungszonen nach d. ersten freien Landtagswahlen, hg. v. dems. u. C. Regin, 1991, S. 207–28;
ders., C. S. (1910–1932), Vom Heidelberger Arbeitersekr. z. hess. Min.präs., 1996;
Frank Schmidt, C. S. (1884–1967), Eine Biogr., 1997 (P);
Sozialdemokrat. Parlamentarier;
Schumacher, M. d. R.;
Stadtlex. Darmstadt (P);
F. Raberg, in: Baden-Württ. Biogrr. III. -
Porträts
Porträtbüste v. F. R. Watzka (Wiesbaden, Hess. LT).
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Autor/in
Frank Raberg -
Zitierweise
Raberg, Frank, "Stock, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 365-366 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618296.html#ndbcontent