Schlossmann, Arthur
- Lebensdaten
- 1867 – 1932
- Geburtsort
- Breslau
- Sterbeort
- Düsseldorf
- Beruf/Funktion
- Kinderarzt ; Arzt
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 117330442 | OGND | VIAF: 74627003
- Namensvarianten
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- Schloßmann, Arthur
- Schlossmann, Arthur
- Schloßmann, Arthur
- Schlossmann, A.
- Schlossmann, Artur
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Schlossmann, Arthur
Kinderarzt, * 16.12.1867 Breslau, † 5.6.1932 Düsseldorf. (jüdisch)
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Genealogie
V →Carl (1831–1907), Exportkaufm. u. Bankier in Hamburg, B. u. D.;
M Elise Wolf (1832–1917), T e. Arztes in Dresden;
⚭ Dresden 1860 Clara Bondi (1871–1926), aus jüd. Bankiersfam. in Dresden;
2 S →Hans (1894–1956), Doz. f. Pharmakol. in D., Helmuth (1896–1917 ⚔), 2 T →Erna (1895–1998, luth., ⚭ →Albert Eckstein, 1891–1950, jüd., aus Ulm, o. Prof. f. Kinderheilkunde 1932-35 in D., 1935-50 in Ankara u. 1950 in Hamburg, korr. Mitgl. d. Brit. Ass. of Paediatrics 1946, Ehrenmitgl. d. Med. Ak. Düsseldorf 1948, s. BHdE II; Qu), Kinderärztin, emigrierte mit ihrer Fam. in d. Türkei, später nach Großbritannien (s. Qu). -
Biographie
S. wuchs in Dresden auf, legte 1886 das Abitur am Gymnasium zum Hl. Kreuz ab und studierte Medizin in Freiburg (Br.), Leipzig, München und Breslau (Promotion 1891 in München, Btrr. z. Kenntnis d. Rachitis). Die kinderärztliche Ausbildung erfolgte am Kaiser-und-Kaiserin-Kinderkrankenhaus in Berlin bei →Adolf Baginsky (1843–1918). Ende 1893 ließ er sich als Kinderarzt in Dresden nieder. Mit Unterstützung des wohltätigen Vereins „Kinderpoliklinik in der Johannstadt mit Säuglingsheim“ gründete S. 1894 eine private Poliklinik für kranke Kinder und Säuglinge und 1897 das private „Säuglingsheim“, die erste Klinik der Welt, die ausschließlich der stationären Betreuung kranker Säuglinge diente. Hier verbesserte S. die Betreuung der Säuglinge, erprobte seine Ideen der natürlichen Ernährung (durch Ammen) sowie der strengen Asepsis in der Säuglingspflege und begann mit der planmäßigen Ausbildung von Säuglingspflegerinnen. 1898 habilitierte er sich am Institut für Physiologische Chemie der TH Dresden mit Untersuchungen über „Einige bedeutungsvolle Unterschiede zwischen Kuh- und Frauenmilch in chemischer und physiologischer Beziehung, mit besonderer Berücksichtigung der Säuglingsnahrung“. Nach langwierigen Finanzierungsverhandlungen mit der Stadt Dresden wurde 1904 das „Städtische Säuglingsheim Dresden“ eröffnet (1945 zerstört). Seit Okt. 1906 war er in Düsseldorf tätig, zunächst als dirigierender Arzt der Kinderabteilung der Städtischen Krankenanstalten. Er unterstützte den Bau einer großzügig angelegten Kinderklinik und setzte sich für die Schaffung von Fürsorgeeinrichtungen und Mütterberatungsstellen sowie die Ausbildung von Fürsorgerinnen, Hebammen und Kinderkrankenschwestern an einer Säuglingspflegeschule ein. Die „Akademie für praktische Medizin“ in Düsseldorf wurde 1923 zur „Medizinischen Akademie Düsseldorf“ erweitert und S. 1923 zum o. Professor für Kinderheilkunde ernannt.
1926 war S. bei der Planung und Durchführung der großen Ausstellung „Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge und Leibesübungen“ (Gesolei) in Düsseldorf maßgeblich beteiligt. Als einer der bedeutendsten dt. Kinderärzte seiner Zeit betrachtete er Kinder nicht nur als Objekte wissenschaftlicher Untersuchung, sondern erfaßte sie in der Gesamtheit ihrer sozialen Beziehungen. Er nutzte seine vielfältigen Kontakte und seinen Einfluß, um Gesetzesvorhaben zu fördern und Finanzmittel für wohltätige Zwecke einzuwerben. Er setzte sich für eine Verbesserung der Situation von Kindern und v. a. für die Senkung der Säuglingssterblichkeit durch fürsorgerische Maßnahmen ein, wodurch er zum Begründer der sozialen Pädiatrie wurde. Daneben waren die Säuglingsernährung, das Ammenwesen, Infektionskrankheiten (v. a. Tuberkulose) und Hygiene Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Er förderte u. a. die Freiluftbehandlung von Kindern mit Atemwegserkrankungen. Zusammen mit →Meinhard v. Pfaundler (1872–1947) gab er ein „Handbuch der Kinderheilkunde“ heraus (5 Bde., 1906, ⁴1931), mit →Adolf Gottstein (1857–1941) und →Ludwig Teleky (1872–1957) ein „Handbuch der sozialen Hygiene“ (6 Bde., 1925–27). Namhafte Schüler S.s waren u. a. →Stefan Engel (1878–1968), →Selma Meyer (1881–1958) und →Marianne Zwingenberger (1896–1967) sowie seine Tochter und sein Schwiegersohn.
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Auszeichnungen
Dr. med. vet. h. c. (Tierärztl. Hochschule Hannover);
Dr. iur. h. c. (Bonn). -
Werke
Über Errichtung u. Einrichtung v. Säuglingskrankenanstalten, in: Archiv f. Kinderheilkunde 33, 1902, S. 177-231;
Über d. Fürsorge f. kranke Säuglinge unter bes. Berücks. d. neuen Dresdner Säuglingsheimes, ebd. 43, 1906, S. 1-94. -
Literatur
P. Wunderlich, A. S. als Vorbild f. unsere Zeit, in: Kinderärztl. Praxis 50, 1982, S. 589-95;
W. Haberling, in: R. Lehr u. M. Fraenkel (Hg.), Auf neuen Wegen zu neuen Zielen, FS z. 60. Geb.tag v. A. S., 1927, S. 1-32 (P);
H. Schadewaldt (Hg.), A. S. u. d. Düsseldorfer Kinderklinik, FS z. 100. Geb.tag 1967, 1967 (biogr. Btrr. v. K. Renner u. P. Wunderlich, P);
Rhdb. (P);
Fischer;
Pogg. VI;
Ärztelex.;
Professoren TU Dresden; | -
Quellen
Qu Nachlaß v. Albert Eckstein u. Erna Eckstein-S. (Univ.archiv Düsseldorf).
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Autor/in
Peter Wunderlich -
Zitierweise
Wunderlich, Peter, "Schlossmann, Arthur" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 108-109 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117330442.html#ndbcontent