Schmelzer, Johann Heinrich
- Lebensdaten
- 1620 oder 1623 – 1680
- Geburtsort
- Scheibbs (Niederösterreich)
- Sterbeort
- Prag
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Violinist ; Hofkapellmeister ; Geiger ; Kapellmeister
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 10431821X | OGND | VIAF: 49409323
- Namensvarianten
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- Schmeltzer von Ehrenruef, Johann Heinrich (seit 1673)
- Schmelzer, Johann Heinrich
- Schmeltzer von Ehrenruef, Johann Heinrich (seit 1673)
- schmeltzer von ehrenruef, johann heinrich
- Ehrenruef, Johann Heinrich Schmelzer von
- Ehrenruff, Johann Heinrich Schmelzer von
- Schmeltzer, Heinrich
- Schmeltzer, Johann H.
- Schmeltzer, Johann Heinrich
- Schmelzer v. Ehrenruff, Johann Heinrich
- Schmelzer von Ehrenruef, Johann Heinrich
- Schmelzer von Ehrenruff, Johann Heinrich
- Schmelzer, Gioanne E.
- Schmelzer, Heinrich
- Schmelzer, J. H.
- Schmelzer, Joanne Henrico
- Schmelzer, Johann H.
- Schmelzer, Johann-Heinrich
- Smelzer, Erico
- Smelzer, Gio. Enrico
- Smelzer, Gio. Erico
- Smelzer, Gio. Henricus
- Smelzer, Giovanni Enrico
- Smelzer, Giovanni Erico
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Schmelzer (Schmeltzer, 1673 Reichsadel mit Prädikat von Ehrenruef), Johann Heinrich
Komponist, Violinvirtuose, * 1620/23 Scheibbs (Niederösterreich), † zwischen 29.2. und 20.3.1680 Prag. (katholisch)
-
Genealogie
V Daniel (um 1588-um 1645), Lederer, dann Bäcker u. Offz. in S.;
M Uliana Mauß;
Schw Eva Rosina († 1681, ⚭ 1654 Veit Putz, 1656 Jacob Gaskho, 1673 Hans Jacob Steß);
– ⚭ 1) Wien 1643 Elisabeth Hoheberger († 1665), 2) Wien 1668 Anna Johanna Schiessl († 1697);
11 K aus 1) (7 früh †) u. a. →Andreas Anton S. (1653–1713), Komp. (s. L). 5 K aus 2). -
Biographie
Wann S. nach Wien kam, ist unbekannt; mutmaßlich war er Schüler der Wiener Scholarenmeister →Giovanni Sansoni (1593–1648) und Burckhardt Kugler v. Edlfeld, sowie des Hofkapellmeisters →Antonio Bertali (1605–69). Vielleicht war S. vorher in der Tradition der Stadtpfeifer ausgebildet worden. Zum Zeitpunkt seiner ersten Heirat 1643 ist er als Zinkenist an St. Stephan in Wien nachweisbar, 1649 wurde er zum Geiger im Hoforchester ernannt. 1658 begleitete er als Direktor der Instrumentalmusik Leopold I. zur Krönung nach Frankfurt, 1665 reiste er mit nach Innsbruck und ist seit diesem Jahr als Ballettkomponist des Hofes tätig. 1671 zum Vizekapellmeister ernannt, wurde er Hofkapellmeister mit Wirkung vom 1.10.1679 (der bisherige Stelleninhaber Giovanni Felice Sances, * um 1600, † 24.11.1679). Als im Aug. 1679 der Hofstaat auf der Flucht vor der Pest nach Prag übersiedelte, befand sich auch S. im Gefolge des Kaisers. In einem Brief vom 17. Jan. 1680 berichtete er dem bfl. Kammermeister Sartorius in Olmütz, er sei gesund; bald darauf muß er gestorben sein, da schon am 20.3.1680 ein Gesuch seiner Witwe um Unterhalt für sich und ihre Kinder genehmigt wurde.
S.s reichhaltiges kompositorisches Œuvre enthält neben Violinsonaten Kammermusik für verschiedene Besetzungen, daneben 150 Ballettmusiken, darunter ein Pferdeballett. Die Tanzsuiten umfassen zwei bis neun Sätze, deren Anordnung keinem festen Schema folgt. Von geistlichen Werken sind elf Messen erhalten, 173 weitere Vokalwerke gelten als verloren. Zu Festlichkeiten am Hof lieferte er dramatische Stücke. Mehrere Werke sind durch ihre Titel als programmmatisch ausgewiesen. So trägt eine Violinsonate Zwischentitel wie „Der Türeken Anmarsch“, „Der Türcken Belägerung der statt Wien“, „Victori der Christen“ etc. Zusammen mit den älteren Zeitgenossen Sances und Bertali sowie dem jüngeren →Antonio Draghi (um 1634–1700) war S. einer der bedeutendsten Musiker zwischen 1655 und 1680 am Habsburger Hof. Zu seiner Zeit höchst angesehen, gilt er noch heute als einer der bedeutendsten Violinvirtuosen seiner Zeit vor →Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704). Mehrere Auszeichnungen zeugen von seinem Ruf: So erhielt er eine Anzahl von Ehronketten, Gnadenpfennigen etc., wie das Inventar seines Nachlasses zeigt, das ihn insgesamt als wohlhabenden Mann ausweist. Daß er als Deutscher die Stelle eines Hofkapellmeisters erhielt, die üblicherweise an Italiener vergeben wurde, dokumentiert am deutlichsten seine Wertschätzung.
-
Werke
u. a. Ausgg.: vgl. Nettl (s. L), S. 131-39;
MGG;
New Grove;
MGG²;
– nur ein Teil d. Werke ist gedruckt: Duodena selectarum sonatarum applicata ad usum tam honesti fori, quam devoti chori, Nürnberg 1659 (12 Sonaten
f. Streicher in versch. Besetzungen, jeweils mit Generalbaß);
Sacroprofanus concentus musicus fidium aliommque instrumentorum, Nürnberg 1662 (13 Sonaten f. versch. Besetzungen);
Sonatae unarum fidium, seu a violino solo, Nürnberg 1664 (6 Sonaten f. Violine u. Generalbaß);
– Arie
per il Balletto a cavallo, Wien 1667;
– der größere Teil d. Werke ist hsl. überliefert, so d. Messen
u. d. diversen höf. Huldigungsmusiken sowie d. Tänze (Kremsmünster, Stiftsbibl.;
Wien, Österr. Nat. bibl.;
Kremsier;
Uppsala;
Sonaten außerdem in Durham, Kassel, Kremsier, Oxford, London, Paris. Warschau). -
Literatur
E. Wellesz, Die Ballett-Suiten v. J. H. u. Anton Andreas S., 1914 (Verz. aller Tänze mit d. originalen Titeln);
P. Nettl, Die Wiener Tanzkomposition in d. zweiten Hälfte d. siebzehnten Jh., in: Studien z. Musikwiss. 8, 1921, S. 45-175, bes. S. 120 ff.;
R. Flotzinger, J. H. S.s Sonata „Lanterly“, ebd. 26, 1964, S. 67-78;
A. Koczirz, Zur Lebensgesch. J. H. S.s. ebd. 26, 1964, S. 47-66;
J. Sehnal. Die Musikkapelle d. Olmützer Bf.s Karl Liechtenstein-Castelcorn in Kremsier, in: Kirchenmusikal. Jb. 51, 1967, S. 79-123;
U. Hofmann, Die Serenata am Hofe Ks. Leopolds I. (1658–1705), Diss. Wien 1975 (ungedr.);
E. Aschbock, Die Sonaten d. J. H. S., Diss. Wien 1978;
Theo Schmitt, Kompositionen d. Ordinarium Missae im süddt. konzertierenden Stil d. 17. Jh., Diss. Saarbrücken 1981;
H. Seifert, J. H. S. u. Kremsier, in: J. Sehnal (Hg.), Musik d. 17. Jh. u. Pavel Vejvanovsky, Referate v. d. gleichnamigen internat. Symposium in Kromříž (Kremsier) 6.-9. Sept. 1993, 1994, S. 71-77;
St. Heavens. S.'s violino piffaro, in: Fellowship of Makers and Researchers of Hist. Instruments quarterly 93, 1998, S. 20-22;
D. Glüxam, Die Violinskordatur u. ihre Rolle in d. Gesch. d. Violinspiels unter bes. Berücks. d. ebfl. Musikslg. in Kremsier, 1999;
Th. Drescher, Spielmänn.Tradition u. höf. Virtuosität, Studien zu Voraussetzungen, Repertoire u. Gestaltung v. Violinsonaten d. dt. sprachigen Südens im späten 17. Jh., 2004, S. 107-20 u. Register(L);
MGG (W, L, P);
New Grove;
New Grove² (W, L);
MGG² (W, L). -
Porträts
Schabbl., anonym, o. J. (Bildarchiv d. Österr. Nat.bihl., Wien), Abh. e. Kopie v. F. Gröer, 1842, in: MGG.
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Autor/in
Bernhold Schmid -
Zitierweise
Schmid, Bernhold, "Schmelzer, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 130-131 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10431821X.html#ndbcontent