Roedern, Siegfried Graf von
- Lebensdaten
- 1870 – 1954
- Geburtsort
- Marburg/Lahn
- Sterbeort
- Sonnenleitenhof in Bergen (Oberbayern)
- Beruf/Funktion
- Finanzpolitiker ; Beamter ; Politiker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 126649014 | OGND | VIAF: 55145511
- Namensvarianten
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- Roedern, Siegfried Graf von
- Roedern, Siegfried von
- Roedern, Siegfried Friedrich Wilhelm Erdmann von avo
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Roedern, Siegfried Friedrich Wilhelm Erdmann Graf von
Finanzpolitiker, Reichsstaatssekretär, * 27.7.1870 Marburg/Lahn, † 13.4.1954 Sonnenleitenhof in Bergen (Oberbayern). (evangelisch)
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Genealogie
Aus schles. Adelsfam., d. 1669 in d. erbländ.-böhm. Grafenstand erhoben wurde;
V →Ludwig Erdmann (1842–1923), preuß. Oberstlt., S d. →Albert (1793–1861), preuß. Oberst, u. d. Luise Freiin v. Seckendorff-Gudent (1807–95);
M Bertha (1845–84), T d. →Hermann Nasse (1807–92), Dr. med., Prof. d. Chirurgie in M., Geh. Med.rat (s. NDB 18*), u. d. Auguste Velhagen;
2 Schw;
- ⚭ Else (1876–1967), T d. →Rudolph Nasse (1837–99), Dr., Geh. Oberbergrat u. vortragender Rat im preuß. Handelsmin., Vf. v. geolog., bergtechn. u. ökonom. Arbb. (s. Pogg. IV; BJ IV, Tl.), u. d. Caecilie Poelchau;
1 T Irmgard (1898–1981, ⚭ →Oswald Thomsen, 1889–1956, Mitinh. d. Bankhauses Thomsen in Hamburg); Verwandte Melchior Frhr. v. R. (1555-1600), ksl. Heerführer (s. ADB 29), →Karl Gustav (1692–1778), Beamter, preuß. Geh. Staatsmin., Oberkonsistorial-Chef-Präs., Präs. d. Oberamtsreg. in Oppeln, WGR, →Günther (1875–1958), Landrat in Brieg, →Max(imilian) (1816–98), preuß. Gen.major (s. Priesdorff VIII, S. 334), Erdmuthe (Erda) (* 1912, ⚭ →Ulrich Doertenbach, 1899–1958, vortragender Legationsrat, Industr., Vorstandsmitgl. d. DIHT), →Verena (* 1955), Diplomatin. -
Biographie
Aus gesundheitlichen Gründen untauglich für den Militärdienst, studierte R. nach dem Abitur in Oldenburg Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg (Br.), Berlin, Genf sowie Marburg (1893 1. Staatsexamen). Seit 1896 in der allgemeinen Staatsverwaltung tätig, durchlief er in verschiedenen Provinzialbehörden sowie seit 1903 als Hilfsarbeiter im preuß. Finanzministerium eine schnelle Karriere. 1905 wurde er Landrat in dem durch die Nähe zu Berlin wichtigen Kreis Niederbarnim. Hier forcierte R. v. a. den infrastrukturellen Ausbau im Einzugsgebiet der rasch wachsenden Reichshauptstadt u. a. bei der Energieversorgung und dem Krankenhausbau. 1911 Oberpräsidialrat und stellv. Oberpräsident der Prov. Brandenburg, wechselte R. 1914 als Staatssekretär und Leiter der Innenabteilung in das Ministerium für Elsaß-Lothringen nach Straßburg über, obwohl er kaum Erfahrungen in der preuß.-dt. „Germanisierungspolitik“ in Territorien mit einem hohen Anteil nichtdt. Staatsbürger hatte. Anfang Juni 1916 wurde R. als Nachfolger von →Karl Helfferich an die Spitze des Reichsschatzamtes berufen und leitete dieses – unter Ernennung zum preuß. Staatsminister mit Sitz und Stimme im Kabinett im Dez. 1916 – bis Kriegsende. Angesichts rasant steigender Kriegsausgaben erhöhte R. die Reichseinnahmen durch lange überfällige neue Steuern und Abgaben, ohne jedoch das Haushaltsdefizit beseitigen zu können. Weitergehende Reformen v. a. hinsichtlich einer scharfen Besteuerung der Kriegsgewinne scheiterten am Widerstand der auf einen „Siegfrieden“ mit großen Reparationen setzenden Kräfte. In der Endphase der Monarchie galt R. als ein Reichskanzlerkandidat. Nach der Novemberrevolution begann R. eine bis zum Tod anhaltende, v. a. publizistische Auseinandersetzung mit dem Wilhelminischen Deutschland und seiner eigenen Verantwortung, ohne aber seine Memoiren über die Kriegszeit zu veröffentlichen. In den Anfangsjahren der Weimarer Republik wurden verschiedene unter seiner Leitung vorbereitete Finanzgesetzentwürfe verwirklicht. In den 20er Jahren wirkte R. in Verbänden der dt. Handelsschiffahrt sowie als Vorsitzender des Dt. Schulschiff-Vereins, in der Endphase der Weltwirtschaftskrise als Reichskommissar bei der späteren Hapag-Lloyd-Union. 1930/31 stand er an der Spitze des mit Schiffahrtsinteressenten verbundenen „Bundes zur Erneuerung des Reiches“. 1935 NSDAP-Mitglied und zum SS-Ehrenführer ernannt, ging R. jedoch zunehmend auf Distanz zum Dritten Reich. Bereits Anfang 1933 hatte er die meisten seiner Ämter niedergelegt und siedelte als Landwirt nach Bayern über, wo er bis zu seinem Tod lebte.|
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Auszeichnungen
Ehrenrr. (1902) u. Rechtsrr. (1910) d. Johanniter-Ordens;
Rote-Kreuz-Medaille III. Kl. (1910);
Roter Adler-Orden I. Kl. (1917);
Kronen-Orden III. Kl. (1912);
E. K. I. (1918) u. II. (1917);
Orden dt. Bundesstaaten;
Ehrenbürger v. Bergen (Oberbayern) (1949). -
Werke
Reden in d. Stenograph. Berr. d. RT;
Skizze f. e. Staatsvertrag zw. Preußen u. Hamburg über d. Austausch v. Gemeinden u. Gutsbezirken u. d. Schaffung e. Verw.gemeinschaft, [um 1925/1926] (mit Bill Drews);
Zweite Skizze zu e. Staatsvertrage zw. Preußen u. Hamburg über e. Gebietsaustausch, e. Finanzausgleich u. e. Verw.gemeinschaft f. Hamburg u. seine Nachbargemeinden. (um 1925/26] (mit dems.). -
Literatur
Kurz-Viten in: Voss. Ztg. Nr. 110 v. 6.3.1905 (A), Nr. 272 v. 6.6.1911 (A);
Norddt. Allgem. Ztg. Nr. 142 v. 23.5.1916, 2. Ausg.;
Von d. Reichsschatzkammer z. Bundesfinanzmin., Gesch., Leistungen u. Aufgaben e. zentralen Staatsorganes, 1969, S. 246 (P);
C. Wilke, Die Landräte d. Kreise Teltow u. Niederbarnim im Ks.reich, 1998, S. 203-225 (P);
R. Zilch (Bearb.), Die Protokolle d. Preuß. Staatsmin. 1817-1934/38, X, 1999;
Wi. 1908-1935;
Kosch, Biogr. Staatshdb.;
Jeserich-Neuhaus;
NDBA. | -
Quellen
Qu BA Koblenz (Kl. Erwerbungen Nr. 317 [Nachlaß Roedern], Ms. üb. d. 1. Weltkrieg [ungedr. Memoiren], Bd. 1 u. 2; Bestand 21.01 [Reichsfinanzmin.], Nr. 4211; GStAPK Rep. 77, Nr. 5386).
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Porträts
Die Woche 1909 III, Nr. 33, S. 1424 (Gruppenfoto mit Namensleiste);
W. Hubatsch, Grundriß d. dt. Verw.gesch., XII, 1978, Nr. 73. -
Autor/in
Reinhold Zilch -
Zitierweise
Zilch, Reinhold, "Roedern, Siegfried Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 710-711 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126649014.html#ndbcontent