Lebensdaten
1904 – 1988
Geburtsort
Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen)
Sterbeort
Berkeley (Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 123588650 | OGND | VIAF: 50139185
Namensvarianten
  • Lewy, Hans
  • Lewy, H.

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Zitierweise

Lewy, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123588650.html [16.07.2024].

CC0

  • Hans Lewy leistete grundlegende Beiträge zur Theorie der Differentialgleichungen, Variationsrechnung und Theorie mehrerer komplexer Veränderlicher. Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität Göttingen und setzte sie – von den Nationalsozialisten vertrieben – seit 1933 in den USA erfolgreich fort.

    Lebensdaten

    Geboren am 20. Oktober 1904 in Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen)
    Gestorben am 23. August 1988 in Berkeley (Kalifornien, USA)
    Konfession jüdisch
    Hans Lewy, MFO (InC)
    Hans Lewy, MFO (InC)
  • Lebenslauf

    20. Oktober 1904 - Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen)

    - Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen)

    Schulbesuch

    1922 - 1926 - Göttingen

    Studium der Mathematik und Physik

    Universität

    1926 - Göttingen

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1927 - 1933 - Göttingen

    Habilitation für Mathematik; Privatdozent

    Universität

    1929 - 1931 - Rom; seit 1930 Paris

    Rockefeller-Stipendiat

    Universität

    1933 - 1935 - Providence (Rhode Island, USA)

    Lehrbeauftragter

    Brown University

    1935 - 1937 - Berkeley (Kalifornien, USA)

    Lehrbeauftragter

    University of California

    1937 - 1950 - Berkeley

    Assistant Professor; seit 1941 Associate Professor; seit 1945 Full Professor für Mathematik

    University of California

    1952 - Cambridge (Massachusetts, USA)

    Professor für Mathematik

    Harvard University

    1952 - 1953 - Stanford (Kalifornien, USA)

    Professor für Mathematik

    Stanford University

    1954 - 1972 - Berkeley

    Professor für Mathematik

    University of California

    23. August 1988 - Berkeley (Kalifornien, USA)
  • Genealogie

    Vater Max Lewy 6.3.1867–21.5.1940 Geschäftsmann
    Mutter Margaret Lewy, geb. Roesel 28.12.1873–1956
    Großvater mütterlicherseits Simon Rösel 2.6.1832–1874
    Großmutter mütterlicherseits Franziska Rösel, geb. Wohlfahrt 6.10.1847–1916
    Bruder Rudolf Lewy geb. 11.10.1909
    Schwester Edith Lewy
    Heirat 6.6.1947
    Ehefrau Helen Lewy, geb. Crosby Schriftstellerin und Künstlerin
    Sohn Michael R. Lewy geb. 1955
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Lewy, Hans (1904 – 1988)

    • Vater

      Max Lewy

      6.3.1867–21.5.1940

      Geschäftsmann

    • Mutter

      Margaret Lewy

      28.12.1873–1956

      • Großvater mütterlicherseits

        Simon Rösel

        2.6.1832–1874

      • Großmutter mütterlicherseits

        Franziska Rösel

        6.10.1847–1916

    • Bruder

      Rudolf Lewy

      geb. 11.10.1909

    • Schwester

      Edith Lewy

    • Heirat

      • Ehefrau

        Helen Lewy

        Schriftstellerin und Künstlerin

  • Biografie

    alternativer text
    Hans Lewy, MFO (InC)

    Nach dem Schulbesuch in Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen) studierte Lewy seit 1922 Mathematik und Physik an der Universität Göttingen, wo er 1926 mit der Arbeit „Über einen Ansatz zur numerischen Lösung von Randwertproblemen“ bei Richard Courant (1888–1972) zum Dr. phil. promoviert wurde. 1927 in Göttingen für Mathematik habilitiert, war er hier bis 1933 als Privatdozent tätig. Mit Stipendien der Rockefeller Foundation hielt er sich 1929/30 an der Universität in Rom und 1930/31 in Paris auf. Die nationalsozialistische Machtübernahme veranlasste den jüdischen Wissenschaftler, u. a. auf Anraten von Herbert Busemann (1905–1994), in die USA zu emigrieren. Von 1933 bis 1935 lehrte er Mathematik an der Brown University in Providence (Rhode Island, USA) und wechselte dann als Lehrbeauftragter an die University of California in Berkeley (Kalifornien, USA), wo er 1937 Assistant Professor, 1941 Associate Professor und 1945 Full Professor für Mathematik wurde. Während des Zweiten Weltkriegs war er an Arbeiten am Aberdeen Proving Ground, einer Forschungs- und Entwicklungsstätte der US-Armee, beteiligt. 1950 wurde Lewy von der Universität in Berkeley entlassen, da er sich weigerte, einen Treueeid abzulegen, und lehrte Mathematik im Herbst 1952 an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts, USA) sowie anschließend bis 1953 als Professor für Mathematik an der Stanford University (Kalifornien, USA). 1954 kehrte er nach Berkeley zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung 1972 in Lehre und Forschung aktiv war.

    Lewys bevorzugte Forschungsgebiete waren Differentialgleichungen und Potentialtheorie, zu denen er bereits am Anfang seiner Kariere bedeutende Beiträge lieferte. Mit Courant und Kurt Otto Friedrichs (1901–1982/83) publizierte er 1928 die Arbeit „Über die partiellen Differenzengleichungen der mathematischen Physik“, in der für verschiedene Klassen von Differentialgleichungen ein heute nach den drei Autoren benanntes Kriterium für die Stabilität der numerischen Lösungen angegeben wurde. In einer weiteren grundlegenden Arbeit löste er 1929 das Anfangswertproblem für allgemeine nichtlineare hyperbolische Differentialgleichungen in zwei Unbekannten und gab einen neuen Beweis des analytischen Charakters der Lösung elliptischer Differentialgleichungen in zwei Veränderlichen. In diesem Rahmen wies er das Anfangswertproblem für Wellengleichungen bereits in Räumen, die heute nach Sergei L. Sobolew (1908–1989) benannt sind, als korrekt gestellt nach.

    In den USA setzte Lewy seine Arbeit erfolgreich fort und beschäftigte sich mit Fragen der Differentialgeometrie bzw. der Theorie der Wasserwellen. Daraus gingen bedeutende Studien zur Differentialgeometrie im Großen sowie die Fortsetzung von Minimalflächen über analytische Ränder und über das Verhalten von Wasserwellen bei unterschiedlichen Bedingungen hervor. 1957 beeinflusste er die Forschungen zur Analysis stark mit der Angabe einer einfachen partiellen Differentialgleichung, die keine Lösung besitzt. Lewy wurde zu weiteren Studien über Funktionen mehrerer komplexer Veränderlicher angeregt und erhielt für die Arbeiten „On the Local Character of the Solutions of an Atypical Linear Differential Equation in Three Variables and a Related Theorem for Regular Functions of Two Complex Variables“, „An Example of a Smooth Linear Partial Differential Equation without Solution“ und „On Hulls of Holomorphy“ 1979 den Steele-Preis der Amerikanischen Mathematischen Gesellschaft.

    Lewy prägte mit seinen Arbeiten die Theorie der Differentialgleichungen einschließlich der Anwendungen in der Hydromechanik, der Variationsrechnung und der Differentialgeometrie (Minimalflächen) entscheidend. Zu seinen Schülern zählen David Kinderlehrer (geb. 1941), Russel Sherman Lehman (gest. 2023), Arvid T. Lonseth (1912–2002) und Richard MacCamy (gest. 2011).

  • Auszeichnungen

    1964 Mitglied der National Academy of Sciences (USA)
    1979 Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften
    1979 Steele-Preis der American Mathematical Society
    1985 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
    1985 Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei, Rom
    1985 Wolf Prize der Wolf Foundation (mit Kunihiko Kodaira) (weiterführende Informationen)
    1985 Dr. h. c., Universität Bonn
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Universitätsarchiv Göttingen, Kuratel 10 791. (Personalakte u. Math.-Nat. Personalakten)

    Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Nachlass Bessel-Hagen. (Korrespondenz)

    Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Nachlass Constance Reid, Cod. Ms. C. Reid B 23 (Korrespondenz 1966–1970), Nachlass Ernst Hölder, Cod. Ms. E. Hölder A 105 (Korrespondenz 1978) u. Nachlaß Franz Rellich, Cod. Ms. F. Rellich 1 : 56. (Korrespondenz 1935–1950)

  • Werke

    Über einen Ansatz zur numerischen Lösung von Randwertproblemen, 1926. (Dr. phil.)

    Richard Courant/Kurt O. Friedrichs/Hans Lewy, Über die partiellen Differenzengleichungen der mathematischen Physik, in: Mathematische Annalen 100 (1928), S. 32–74.

    A Priori Limitations for Solutions of Monge-Ampère Equations I., in: Transactions of the American Mathematical Society 37 (1935), H. 3, S. 417–434, u. II., in: Transactions of the American Mathematical Society 41 (1937), S. 365–374.

    On Differential Geometry in the Large. Minkowski‘s Problem, in: Transactions of the American Mathematical Society 43 (1938), S. 258–270.

    Water Waves on Sloping Beaches, in: Bulletin of the American Mathematical Society 52 (1946), S. 737–775.

    Kurt O. Friedrichs/Hans Lewy, The Dock Problem, in: Communications on Applied Mathematics 1 (1948), S. 135–148.

    On Minimal Surfaces with Partially Free Boundary, in: Communications on Pure and Applied Mathematics 4 (1951), S. 1–13.

    An Example of a Smooth Linear Partial Differential Equation without Solution, in: The Annals of Mathematics 66 (1957), H. 1, S. 155–158.

    David Kinderlehrer (Hg.), Hans Lewy. Selecta, 2 Bde., 2002.

  • Literatur

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1936, S. 1522 u. Bd. 7a, 1955, S. 88 f.

    Siegfried Gottwald, Art. „Lewy, Hans“, in: ders./Hans-Joachim Ilgauds/Karl-Heinz Schlote (Hg.), Lexikon bedeutender Mathematiker, 1990, S. 286.

    Constance Reid, Hans Lewy (1904–1988), in: Peter John Hilton (Hg.), Miscellanea mathematica, 1991, S. 259–268

    David Kinderlehrer (Hg.), Hans Lewy. Selecta, Bd. 1, 2002.

    John J. O’Connor/Edmund F. Robertson, Art. „Hans Lewy”, in: MacTutor History of Mathematics Archive, 2004. (P) (Onlineressource)

    Birgit Bergmann/Moritz Epple (Hg.), Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur, 2009, S. 143.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, ca. 1930–1985, Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach, Photo Collection.

  • Autor/in

    Karl-Heinz Schlote (Altenburg)

  • Zitierweise

    Schlote, Karl-Heinz, „Lewy, Hans“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/123588650.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA