Haslmayr, Adam
- Lebensdaten
- um 1555 – frühestens 1630
- Geburtsort
- Bozen
- Sterbeort
- (in Augsburg?)
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Pansoph
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 119215020 | OGND | VIAF: 150418462
- Namensvarianten
-
- Haslmayr, Adam
- Haselmeyer, Adam
- Haslmaier, Adam
- Haslmair, Adam
- Haslmeyer, Adam
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Haslmayr, Adam
Komponist, Pansoph, * um 1555 Bozen, † 1630 oder später (in Augsburg?).
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Genealogie
Eltern unbekannt;
V besaß offenbar Bürgerrecht v. Bozen, das auf H. überging (Name fehlt in d. ältesten bis 1551 zurückreichenden Bürgerbuch);
⚭ Bozen vor 1587 Anna N. N. († 1615);
S →Adam (um 1587–1665), Schulmeister, Alchimiae magister, Metallurg in Solbad Hall u. Wattens (s. L); Nachkommen waren österr. Beamte; geadelt wurden: Ferdinand H. v. Grasegg (1673), in Brixlegg, später in Freiburg/Br., Proviantamtsverwalter, Anton H. v. Fernstein (1795), Kaufm. u. Fabr. in Wels, u. Josef H. Rr. v. Grasegg u. Fernstein (1799), Gubernialrat, Kammer- u. Kriegszahlmeister in Innsbruck. -
Biographie
Nachdem H., wohl in Bozen, die Lateinschule besucht hatte, kam er nach Brixen und war hier Schüler des Domorganisten Andreas Casletanus. Nachdem er kurze Zeit lateinischer Schulmeister in Sankt Pauls, Überetsch, gewesen war, kam er 1588 in gleicher Stellung nach Bozen. Neben dem Schuldienst leitete er den Chor der Pfarrkirche, war Komponist und notarius caesareus. Offenbar angeregt durch Schriften|des →Paracelsus, begann er, sich mit Theologie, Philosophie, Medizin und Alchimie zu befassen. Wegen akatholischer Ansichten in einem „Theophrastisch Puechlin“ (1603) wurde H. zwar nicht als „Ketzer“, aber als ein „verwürter Kopf“ aus dem Schuldienst entlassen. Ohne Erfolg bewarb er sich um andere Anstellungen. H. verstand es, den Erzherzog Maximilian von Tirol für seine Studien zu interessieren, die zu betreiben ihn dieser sogar aufforderte; Ergebnisse legte ihm H. in kleinen Traktaten vor. Seit 1605 wurde ihm eine Rente angewiesen. Um diese Zeit übersiedelte H. nach Schwaz und ließ sich 1610 in Heiligkreuz bei Solbad Hall nieder. Ein wegen akatholischen Verhaltens gegen ihn eingeleitetes Verfahren wurde eingestellt, obwohl er sich in seiner Verantwortung nicht als Katholik, sondern nur als Anhänger der alten wahren Religion erklärte, der von Luther, Calvin, Zwingli oder von Sektierern nichts wissen wolle. H. stand mit namhaften Pansophen und Alchimisten in Verbindung, wie mit dem Fürsten August zu Anhalt, Benedikt Figulus (Töpfer) in Hagenau und Karl Widemann in Augsburg, der Abhandlungen von ihm besaß. Von lebhaftem Interesse für die geistigen Strömungen seiner Zeit spricht es, daß er bereits 1610 von der handschriftlichen Fassung der „Fama Fraternitatis“ der Rosenkreutzer Kenntnis hatte; er verfaßte darauf eine „Antwort“ (gedruckt 1612 und öfters), in der er diese emphatisch aufforderte, nach Tirol zu kommen. 1612 liefen neuerdings Anzeigen gegen H. bei der Tiroler Regierung ein, unter anderem von Hippolyt Guarinoni, der ihn als Calvinisten denunzierte. H. gestand, gegen die Staatsreligion gerichtete Lehren unter der Bevölkerung verbreitet zu haben, und wurde zur Galeerenstrafe verurteilt. Daß er wegen seines Schreibens an die Rosenkreutzer „von den Jesuitern“ „auf eine Gallern geschmiedet“ worden wäre (Fama Fraternitatis, 1614, Vorrede), bestätigen archivalische Quellen nicht. Trotz Fürsprachen angesehener Persönlichkeiten erlangte er erst nach 5 Jahren 1617 die Freiheit. Wo H. die Folgezeit verbrachte, ist bisher nicht festgestellt. 1630 lebte er, schwer erkrankt, in Augsburg. – H., ein „trefflicher Komponist von starker Phantasie“ (H. J. Moser), weist sich in dem einzigen von ihm erhaltenen Werk, einer in Augsburg erschienenen Sammlung 4-6stimmiger Gesänge, als ein beachtenswerter Meister des deutschen Liedstils aus. – In den 1610-12 an den Tiroler Landesfürsten und die Regierung gerichteten Briefen und Verteidigungsschriften legte er seine pansophischen Ansichten dar – zwar nur fragmentarisch, was zu Fehlinterpretationen, wie bei J. Hirn, führte –, in denen sich Gedankengut des →Paracelsus, Valentin Weigel, Oswald Croll, der Rosenkreutzer und anderer offenbart: Von tiefer Frömmigkeit erfüllt, sieht H. sein Ideal im Urchristentum, in der Schlichtheit der „alten apostolischen Kirche“; er erkennt die Priesterweihe nicht an, verurteilt die Verweltlichung des Klerus, ist ein Gegner sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirche und aller Sekten. Er wendet sich gegen das Neuheidentum, insbesondere gegen die Wiederaufnahme der Lehren der griechischen Philosophen, die eine „philosophia christiana“ ersetzen sollte. Auch für Medizin und Naturwissenschaften fordert er eine Neuorientierung im Geiste Christi.
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Werke
Newe Teutsche Gesang mit 4/5 u. 6 Stimmen, nicht allein zu singen/sondern auch auff allerleyhand Instrumenten zu gebrauchen, Augsburg 1592 (5 Stimmhh., nur unvollst. erhalten; mit 12 Vertonungen v. Psalmennachdichtungen in d. Art Caspar Ulenbergs u. 5 weltl. Liedern). – Schrr.:
Ad Tincturam Physicorum Processus mit d. Untertitel Sal Metallorum est Lapis Philosophorum, 1607 (Ms., eigene Abh.?);
Antwort An d. lobwürdige Brüderschaft d. Theosophen v. Rosencreutz, 1612, vielleicht identisch mit Ad Famam Fraternitatis [Rosacrucis] Responsio H.s, o. J. (nach Th. Georgus, Bücher-Lex. III, Leipzig 1742, S. 313);
dass., in: Allg. u. General-Ref. …, Beneben d. Fama Fraternitatis … R. C., Kassel 1614 u. ö.;
A. H.s Antwort an d. Brüderschaft d. Theosophen vom Rosen-Creutz, 1616, in: Confessio R. C., ebd. 1616 (d. Antwort v. 1612 od. e. weiteres Schreiben? - Eine Stelle daraus in: Des Mitternächtigen Post-Reuters … Paßport, Magdeburg 1632);
Nur n. d. Titel bekannt: Theophrastisch Puechlin. 1603 (eigene Abh.?);
Liber totius Naturae, an d. H. 1612 arbeitete;
Extract ex scriptis Theologicis Theophrasti;
Tractätlein … sub titulo Jesu Iter;
Adami Haselmary manuscripta in folio, 66 (wohl Bogen) werden in e. Verz. v. Hss. aufgeführt, die K. Widemann d. Joachim Morsius (f. d. Landgf. Moritz v. Hessen?) übergab, dazu ist bemerkt: „Plurima hic tractantur secretissima in naturalj & supernaturalj lumine.“ -
Literatur
W. Begemann, Joh. Val. Andreae u. d. Rosenkreutzer, in: Mhh. d. Comenius-Ges. 8, 1899, S. 165;
H. v. Schullern, Daten üb. einige Geschl. d. tirol. Adels, in: Mschr. Adler 7, 1911-16, S. 32 f.;
J. Hirn, Erzhzg. Maximilian d. Deutschmeister I, 1915, S. 234-43;
R. v. Granichstaedten-Czerva, H. -eine alte Tiroler Beamtenfam., in: Innsbrucker Nachrr. 18 v. 22.1.1943, S. 4;
A. Dörrer, Die Tragödie d. Bozner Tondichters A. H., in: Der Schlern 20, 1946, S. 43-45;
W. Senn, A. H., Musiker, Philosoph u. „Ketzer“, in: Festschr. f. Leonh. Franz, 1965;
O. Wessely, in: MGG V, Sp. 1768-70 (W, L). - Zu S Adam: J. Steiner, Der Alchimist A. H. d. J., in: Tiroler Heimatbll. 23, 1948, S. 171 f. -
Autor/in
Walter Senn -
Zitierweise
Senn, Walter, "Haslmayr, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 36-37 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119215020.html#ndbcontent