Kortum, Carl Arnold
- Lebensdaten
- 1745 – 1824
- Geburtsort
- Mülheim/Ruhr
- Sterbeort
- Bochum
- Beruf/Funktion
- Arzt ; Schriftsteller ; Dichter ; Heimatkundler
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118715097 | OGND | VIAF: 19817675
- Namensvarianten
-
- Kortum, Karl Arnold
- Kortüm, Karl Arnold
- Kortüm, Carl Arnold
- Kortum, Karl Arnold
- Cortüm, Karl Arnold
- Kortüm (nicht!)
- Kortum, Carl Arnold
- Kortum, Karl Arnold
- Kortüm, Karl Arnold
- Kortüm, Carl Arnold
- Cortüm, Karl Arnold
- Kortüm (nicht!)
- kortüm
- C. A. K.
- Cortum, Carl Arnold
- Cortüm, Carl Arnold
- Cortüm, Karl Arnold
- Jobs, Hieronymus
- Korthum, Carolus A.
- Kortum, C. A.
- Kortum, Carl A.
- Kortum, K. A.
- Kortüm, C. A.
- Kortüm, Carl Arnold
- Kortüm, D. C. A.
- Kortüm, Karl Arnold
- Cortüm, Carl Arnold
- Cortüm (nicht!)
- Korthum, Karolus A.
- Cortum, C. A.
- Kortum, Karl A.
- Cortum, K. A.
- Cortüm, C. A.
- Cortüm, D. C. A.
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Kortum, Carl Arnold
Arzt, Schriftsteller, * 5.7.1745 Mülheim/Ruhr, † 15.8.1824 Bochum. (lutherisch)
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Genealogie
V Christian Friedrich (1710–48), Apotheken-Provisor, S d. Joachim Dietrich, Güteradministrator d. Gf. v. Schwerin in Mecklenburg, u. d. Anna Sophia Kolmar;
M Maria Helena (1711–95), T d. Apothekers Georg Heinrich Severin in B. u. d. Margarethe Krupp;
Vt →Theodor (1765–1847), Arzt u. Schriftsteller (s. BLÄ);
- ⚭ Bochum 1768 Helena Margaretha (1744–1825, Cousine), T d. Kaufm. Dietrich Konrad Ehinger in B. u. d. Joh. Sibilla Elisabeth Severin;
2 S (1 früh †), 2 T (1 früh †), u. a. →Joh. Carl Arnold (1772–1807), Bergarzt in B., seit 1797 Mitarbeiter K.s (s. L). -
Biographie
Nach dreijährigem Besuch des Archigymnasiums in Dortmund, wo ihm neben der Schulausbildung bereits Anatomie und Pharmakologie vermittelt wurden, studierte K. seit 1763 in Duisburg Medizin. Er wurde hier besonders von Leidenfrost im Geiste Boerhaaves herangebildet und 1766 mit der Dissertation „De epilepsia“ zum doctor medicinae promoviert. Im folgenden Winter nahm er in Berlin am Cursus anatomicus der Charité teil, um die Approbation für die preußischen Lande zu erhalten. Zunächst ließ er sich in Mülheim/Ruhr nieder, wechselte aber 1770 nach Bochum, in die Heimatstadt von Mutter und Ehefrau, über. Hier versah er 1792-1807 das Amt des Bergarztes nordwärts der Ruhr beim Oberbergamt zu Wetter, betraut mit der Aufsicht über die Bergchirurgen und der hygienischen Betreuung der Bergleute. – K. schätzte die Entwicklung der Medizin und die ihr drohenden Irrwege richtig ein. So gehört er zu jenen Schrittmachern, die der alten Uroskopie abschworen (Vom Urin als einem Zeichen von Krankheiten, 1793), sich nach Jenners Entdeckung für die Pockeninokulation einsetzten (Anweisung wie man sich vor alle ansteckende Krankheiten verwahren könne, 1779) und klar erkannten, daß die unterschiedliche Ätiologie und Symptomatik der Krankheiten auch eine grundverschiedene, das heißt spezifische Therapie erforderte. K. blieb skeptisch gegen Lavaters physiognomische Lehren und lehnte Mesmerismus und Somnambulismus ab. Unter seinen Aufklärungsschriften nehmen Untersuchungen über Nahrungs- und Genußmittel den breitesten Raum ein, daneben befaßte er sich mit geriatrischen Fragen und den Berufskrankheiten im Bergbau und wurde so zum Gesundheitserzieher breiter Schichten.
Widersprüchlich muß zunächst K.s Verteidigung der Alchemie erscheinen. Doch besaß er nie ein Laboratorium zu Experimenten. Der Berg- und Hüttenkundige hält unter dem Einfluß von Georg Ernst Stahl nicht am alten Stein der Weisen fest und fordert die strenge Trennung von der Medizin, doch er bleibt von der Veredlung der Metalle überzeugt und sieht – fast prophetisch – eine neue materia prima im Steinkohlenteer. – Ein satirischer Bluff war die von ihm 1796 gegründete „Hermetische Gesellschaft“, die nur aus ihm und seinem Freund, Dr. Bährens, bestand. Dies beweist schon der Aufruf Josua Jobs an die Wanderer im Tale Josaphat“ im „Hermetischen Journal“ (Hermes), mit dem er zwei Jahrzehnte die deutsche Leserwelt narrte.
Unter den vielseitigen Neigungen dürfte vor allem seine historische Arbeit von Bedeutung sein. Die „Skizze einer Zeit- und Literaturgeschichte der Arzneikunst …“ (1809), beschreibt fast 4 000 Männer aus Medizin und Wissenschaft in ihrer Bedeutung für die Heilkunde, sie zeigt zugleich die profunde medizinische Bildung und ungewöhnliche Belesenheit ihres Verfassers. Seiner Zeit voraus ging er in der Orts- und Landesgeschichte: so war die Rekonstruktion des alten Bochum zu Beginn unseres Jahrhunderts nur mit Hilfe seiner genauen Aufzeichnungen, Lage- und Bebauungspläne möglich. Seine naturgeschichtlichen Beschreibungen und Skelettuntersuchungen an Funden aus der Lippe und alten Grabstätten machten ihn zu einem Vorläufer der Paläontologie und Paläopathologie. Der königliche Leibarzt Ernst Ludwig Heim wollte bei seinem Besuch jedoch nicht den bedeutenden Kollegen, sondern den bekannten „Jobsiadendichter“ K. kennenlernen: Mögen auch K.s Satiren und Gedichte mit Recht vergessen sein, so hat sein komisches Heldengedicht „Leben, Meynungen und Thaten von Hieronimus Jobs dem Kandidaten“ (1784) durch Humor, Sprachreichtum und Treffsicherheit des Ausdrucks bis heute seine Frische und Anziehungskraft bewahrt: Die Frau des Ratsherrn Jobs im schwäbischen Städtchen Sulzburg (in späteren Auflagen: Schildburg) erwartet ein Kind. Die Deutung eines Traums (sie werde ein „Horn“ zur Welt bringen) verspricht ihr einen Sohn, der einst als Pastor sein Glück machen werde. Hieronimus ist jedoch ein Nichtsnutz. Statt sich dem Theologiestudium zu widmen, verfällt er dem Alkohol und Tabak und wird von der schönen Amalia Ripsraps seiner Habe erleichtert. Nach allerlei Abenteuern übernimmt er in der Heimat die Witwe und das Horn des verstorbenen Nachtwächters, womit sich der Traum seiner Mutter erfüllt. Mit 40 Jahren stirbt er. Erst nach dem durchschlagenden Erfolg des Gedichts kam K. auf die Idee, Jobs zu weiteren Abenteuern wiederzuerwecken. Nach 15 Jahren, 1799, gab er sein Werk, um zwei Teile erweitert, unter dem Titel „Die Jobsiade“ wiederum anonym heraus. Der neue Name persiflierte den Zeitgeschmack, von der Iliade, Aenëide und Messiade zu sprechen. Der scheintote Hieronimus entsteigt dem Grabe, ein typisches Thema der Aufklärungsmedizin, das K. hier literarisch nutzt. Seine Frau stirbt vor Schreck. Er nimmt sein Studium wieder auf und wird ein mustergültiger Pastor in Ohnewitz. Schließlich findet er Aufnahme bei Amalia und stirbt als Herr von Sohloß Schönhain, das ihm die ehemalige Geliebte vermacht hat.
In Knittelversen abgefaßt, die K.s Vorbild →Hans Sachs bewußt an Skurrilität in Reim und Metrum übertreffen, wurde die Jobsiade nicht zuletzt durch die naiven Holzschnitte, mit denen K. das Werk selbst illustriert hat, zum Spiegelbild der deutschen Kleinstadt (Schildburg) und des nichtsnutzigen Studenten. Dabei ist der 1. Teil, für den sich außer autobiographischen Zügen der Einfluß Friedrich Nicolais (Leben und Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker, 1773–76), der Satiren von Alexander Pope und Jonathan Swift nachweisen lassen, den beiden späteren Teilen an Einfällen überlegen. Der Erfolg des weitverbreiteten Volksbuchs hielt während des ganzen 19. Jahrhunderts an. →Johann Peter Hasenclever schuf dazu Kupferstiche und Lithographien, →Wilhelm Busch ließ sich zu einer Bildergeschichte anregen (Jobsiade, 1874).
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Werke
Ausgg. d. Jobsiade: hrsg. v. K., 1806, 1823;
v. F. Bobertag, 1882;
v. O. E. Bierbaum, 1906 (Insel-Verlag), zuletzt 1966;
v. O. Weitzmann, 1928;
v. C. Noch, 1965. -
Des Jobsiadendichters C. A. K. Lebensgesch., hrsg. v. K. Deicke, 1910 (v. K. 1782-1823 f. d. Fam. vf.). -
Literatur
ADB 16;
R. Finckenstein, Dichter u. Aerzte, 1864;
K. Deicke, Der „Jobsiaden“-Dichter C. A. K., 1893;
H. Dickerhoff, Die Entstehung d. Jobsiade, Diss. Münster 1908;
E. Tegeler, Der Bochumer Arzt Dr. C. A. K., 1931 (W-Verz., L, P);
ders., Der Arzt Dr. C. A. K., 1949;
B. Kleff, in: Westfäl. Lb. II, 1931 (W, L, P);
M. Axer, Die Jobsiade, Diss. Bonn (ungedr.);
E. Reincke, Der Dichter d. Jobsiade K. A. K. u. s. meckl. Vorfahren, in: Das Carolinum 32, 1966, S. 45-54;
K. Wiechert, Wie aus K.s Jobsiade e. Buschiade wurde, in: Wilh.-Busch-Jb. 1968, S. 29-40;
J. Bleker, Die Gesch. d. Nierenkrankheiten, 1972;
NND 1824, II, S. 832-44 (W-Verz.);
BLÄ (W-Verz.). - Vertonungen: A. Barkhausen, Jobsiade (Oper, 1936);
J. Haas, Die Hochzeit d. Jobs. (kom. Oper, 1944). - Zu S Joh. Carl Arnold:
K. Meister, J. C. A. K.s „Gesundheitsbüchlein f. Bergleute“, in: Werkarzt 10, 1963, S. 19-22. -
Porträts
Pastellbild (Bochum, Städt. Mus.), Abb. b. Kleff, s. L.
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Autor/in
Markwart Michler -
Zitierweise
Michler, Markwart, "Kortum, Carl Arnold" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715097.html#ndbcontent
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Cortüm, Karl Arnold
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Biographie
Cortüm: Karl Arnold C., Doctor der Medicin, Stadtarzt und Bergarzt zu Bochum (Provinz Westfalen), bekannter als Dichter der „Jobsiade“, jenes grotesk-komischen, noch jetzt gelesenen und lesenswerthen Heldengedichts, geb. den 5. Juli 1745 als Sohn eines Apothekers zu Mühlheim an der Ruhr, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung auf dem Gymnasium zu Dortmund, studirte dann zu Duisburg und Berlin Medicin und lebte von 1770 an seinem ärztlichen Berufe und seinen mannigfaltigen Liebhabereien (Bienenzucht, Botanik, Malerei, antiquarische Studien, hauptsächlich aber Poesie) zu Bochum bis zu seinem am 26. Aug. 1824 erfolgten Tode. C. hat sich auch in seinen eigentlichen Fachstudien durch Abfassung mehrerer Werke und Abhandlungen als Schriftsteller versucht; seine Thätigkeit ist überhaupt eine sehr vielseitige und zwar auch auf theoretischem Gebiet. Neben stattlichen Pflanzensammlungen und einer Inschriftensammlung legte er sich eine zwei Folianten ausfüllende Brustbildersammlung berühmter Männer an, schrieb „Grundsätze zur Bienenzucht", 1776, legte seine Forschungen auf dem Gebiete vaterländischer Geschichte in verschiedenen Abhandlungen nieder, war selbst auf linguistischem Felde thätig und entfaltete in der Belletristik nach verschiedenen Seiten hin (Märchen, komische Lebensbeschreibungen, Satiren, z. B. „Die Märtyrer der Mode“, 1778, eine selbstgegründete Zeitschrift „Die magische Laterne“, 1784—86) eine große Rührigkeit. Für die Nachwelt behält nur noch Werth das komische Epos vom Candidat Jobs (Münster 1784), der zweite und dritte Theil weniger als der erste. Die gutmüthige Schalkhaftigkeit, der treuherzige Spott über das Zopfthum damaliger Zustände und Anschauungen erscheinen hier, nach Versmaß und Ausdruck, in der adäquaten Form und wirken noch jetzt durch diesen glücklichen Verein höchst ergötzlich auf den Leser, wennschon vieles darin veraltet und unseren Begriffen von Komik nicht mehr entsprechend ist.
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Literatur
Vergl. Neuer Nekrolog der Deutschen von 1824, S. 832 ff.
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Autor/in
Mähly. -
Zitierweise
Mähly; Franck, Jakob, "Kortum, Carl Arnold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 507 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715097.html#adbcontent