Oppenheimer, Franz
- Dates of Life
- 1864 – 1943
- Place of birth
- Berlin
- Place of death
- Los Angeles (USA)
- Occupation
- Nationalökonom ; Soziologe ; Professor in Frankfurt am Main ; Zionist ; Volkswirt ; Hochschullehrer ; Arzt ; Schriftsteller ; Philologe
- Religious Denomination
- jüdisch?
- Authority Data
- GND: 118641417 | OGND | VIAF: 76382059
- Alternate Names
-
- Oppenheimer, Franz
- Hauser, Franz
- Openhaimer, Frants
- Oppenchaïmer, Phrants
- Oppenheimer, F.
- Oppenheimer, Frank
- Ranzow, Franz
- אופנהימר, פ.
- オッペンハイマー,フランツ
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- Frankfurter Personenlexikon [2014-]
- Verbannte und Verbrannte. Die Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Publikationen und Autoren. [2013]
- * Hessische Biografie [2004-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1999] Autor/in: Kaesler, Dirk (1999)
- I. Singer (Hg.): Jewish Encyclopedia. 1901-1906 [1901-1906]
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
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- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
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- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Frankfurter Personenlexikon [2014-]
Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- NDB 3 (1957), S. 564* (Dehmel, Richard Fedor Leopold)
- NDB 3 (1957), S. 564 (Dehmel, Richard Fedor Leopold)
- NDB 3 (1957), S. 644 (Diehl, Karl)
- NDB 6 (1964), S. 636 (Goltz, Theodor Alexander Georg Ludwig von der)
- NDB 8 (1969), S. 719 (Hertzka, Theodor)
- NDB 9 (1972), S. 195 (Hintze, Otto)
- NDB 12 (1980), S. 653 (Kraft, Julius)
- NDB 13 (1982), S. 726 (Lautenbach, Wilhelm)
- NDB 16 (1990), S. 67 (Mannheim, Karl)
- NDB 19 (1999), S. 573* (Oppenheimer, Carl Nathan)
- NDB 20 (2001), S. 455 (Pinner, Ludwig)
- NDB 21 (2003), S. 323 (Reichwein, Adolf)
- NDB 22 (2005), S. 393 in Artikel Salomon-Delatour, Gottfried (Salomon-Delatour, Gottfried)
- NDB 25 (2013), S. 173* (Steindorff, Georg)
- NDB 25 (2013), S. 293 in Artikel Sternberg, Fritz
- NDB 25 (2013), S. 300 in Artikel Sternfeld, Wilhelm
- NDB 26 (2016), S. 250-251 in Artikel Tiburtius, Joachim (Tiburtius, Joachim Friedrich Ferdinand)
- NDB 26 (2016), S. 737 in Artikel Veit, Otto (Veit, Otto)
- NDB 27 (2020), S. 210 ( Wagner, Adolph Heinrich Gotthilf)
- NDB 27 (2020), S. 422 ( Warburg, Otto)
- NDB 28 (2024), S. 97 in Artikel Wiese und Kaiserswaldau, Leopold von
Places
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Oppenheimer, Franz
Nationalökonom und Soziologe, * 30.3.1864 Berlin, † 30.9.1943 Los Angeles (USA). (israelitisch)
-
Genealogy
V →Julius (1827–1909), Dr. phil., Prediger d. jüd. Reformgde. in B., S d. Gabriel, Kaufm. in Uslar;
M Antonie († 1910), T d. Dr. Johann Davidson, Arzt in Pyritz u. d. N. N. Benda;
B →Carl (s. 2);
Schw →Paula (1863–1918, ⚭ →Richard Dehmel, 1863–1920, Dichter, s. NDB III), Märchendichterin, Elise (* 1865, ⚭ →Georg Steindorff, 1861–1951, Prof. d. Ägyptologie in Leipzig, s. Rhdb.);
– ⚭ 1890 Martha, T d. Rentners Julius Oppenheim u. d. Regina Wolff, 2) Mathilde, T d. Robert Holl u. d. Ellen Pelton;
2 S, u. a. →Hillel (Heinz) (* 1899), Prof. f. Gartenbau u. Pflanzenphysiologie in Israel (s. Who's who in Israel 1955–69; Enc. Jud. 1971), 1 T aus 1), 1 T aus 2);
N →Ulrich Steindorff (* 1888). Schriftst. (s. Wi. 1970–73). -
Biography
Nach dem Abitur am Berliner Friedrichsgymnasium studierte O. 1881-85 Medizin in Freiburg (Br.) und Berlin und promovierte dort 1885 bei →Ernst Leyden zum Dr. med. Nach zehnjähriger Berufstätigkeit in Berlin, zuerst als praktischer Arzt, später als Facharzt für HNO-Erkrankungen, nahm er angesichts der sozialen Probleme der Großstadtbewohner und unter dem Einfluß des „Liberalen Sozialismus“ →Theodor Hertzkas (1845–1924) das Studium der Volkswirtschaft auf. Gleichzeitig betätigte er sich als Chefredakteur der „Welt am Montag“ sowie als freier Publizist und Journalist für wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen. 1908 wurde O. an der Univ. Kiel bei Ludwig Bernhard zum Dr. phil. promoviert. Nach seiner, von Gustav Schmoller und Adolph Wagner unterstützten Habilitation für Volkswirtschaftslehre 1909 an der Univ. Berlin wirkte er dort als Privatdozent und wurde 1917 zum apl. Professor|ernannt. Während des 1. Weltkriegs war er als Referent im Kriegsministerium, später im Kriegsamt tätig. Seit 1919 bekleidete O. das Amt eines o. Professors für Theoretische Nationalökonomie und Soziologie an der Univ. Frankfurt/Main, wo er 1929 emeritiert wurde. Mit seiner jüngsten Tochter Renata emigrierte er 1938 über Japan und China nach Los Angeles.
O., der zu den Begründern der wissenschaftlichen Soziologie in Deutschland zählt, betrachtete diese als eine geschichtsphilosophisch orientierte Universalwissenschaft, welche die soziale Entwicklung der Menschheit in ihrer Ganzheit in den Blick nimmt. Mit seinem frühen Hauptwerk „Theorie der reinen und politischen Oekonomie“ (1910) entwickelte er eine umfassende Theorie des „Dritten Weges“ zwischen liberalem Kapitalismus und marxistischem Sozialismus. In seiner Gesellschaftsanalyse sah er im Monopol am Boden („Bodensperre“) die Ursache des sozialen Elends bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaften. Dementsprechend forderte er die Beseitigung des Großgrundbesitzes und die Gründung von Siedlungsgenossenschaften. Er selbst beteiligte sich maßgeblich an solchen Unternehmungen in Deutschland, wie der Obstbausiedlung „Eden“ bei Berlin-Oranienburg und dem Gut „Bärenklau“ bei Veiten in der Mark Brandenburg. O.s Ideen schufen günstige Voraussetzungen für seine längere Zeit anhaltende aktive Zusammenarbeit mit dem internationalen Zionismus. Auf dem 6. Zionistenkongreß in Basel 1903 legte er sein Projekt der genossenschaftlichen Kolonisation Palästinas vor, welches nachhaltigen Einfluß auf die spätere Entwicklung der jüd. kollektiven Ansiedlungsformen hatte. Trotz seines Rückzugs vom organisierten Zionismus und seiner Opposition zur Gründung eines jüd. Staates wurde O. 1926 beauftragt, die Lage der landwirtschaftlichen kooperativen Kollektivansiedlungen zu überprüfen. Sein eigenes Projekt (, Emek Jesrël“ in Merchawja) und seine Kritik an den zu stark ideologisch bestimmten Methoden anderer Kibbuzim verdeutlichte die Gegensätze zwischen seiner eher liberalen Konzeption und anderen, sozialistisch ausgerichteten zionistischen Projekten. Seine Publikationen umfassen zahlreiche Themenbereiche von der Soziologie bis zur Wirtschaftstheorie, wobei O. durchgehend eine historische Perspektive zugrundelegte (exemplarisch: „Großgrundeigentum und soziale Frage, Versuch einer neuen Grundlegung der Gesellschaftswissenschaft“, 1898, ²1922). Sein Gesamtkonzept versuchte er in seinem „System der Soziologie“ (3 Bde., 1922–26, ²1964) zusammenfassend darzustellen.
Die Wirkung O.s, der wissenschaftlich ein Einzelgänger blieb, bestand weniger in seinen Schriften und praktischen Unternehmungen als vielmehr in der Weiterführung seiner Anstöße durch seine Assistenten und Studenten, von denen besonders die Nationalökonomen →Ludwig Erhard, Eduard Heimann, Adolf Löwe, →Erik Nölting, →Erich Preiser, →Alexander Rüstow und Bruno Schultz, sowie die Soziologen →Julius Kraft und Gottfried Salomon hervorgehoben seien.
-
Works
Weitere W David Ricardos Grundrententheorie, Darst. u. Kritik, 1909, ²1927;
Rodbertus' Angriff auf Ricardos Renten-Theorie u. d. Lexis' Diehl’sche Rettungsversuch, Diss. Kiel 1908;
Genossenschaftl. Kolonisation in Palästina, 1910;
Wert u. Kapitalprofit, Neugründung d. objektiven Wertlehre, 1916, ³1926;
Kapitalismus – Kommunismus – wiss. Sozialismus, 1919. ²1932 (verändert u. d. T.: Weder Kapitalismus noch Kommunismus, Nachdr. 1962);
Ges. Reden u. Aufss., 2 Bde., 1924, 1927;
Grundriß d. theoret. Ökonomik, 2 Bde., 1926;
Weder so noch so, Der dritte Weg, 1933;
Das Kapital, Kritik d. pol. Ökonomie, 1938;
Ges. Schrr., hg. v. J. H. Schoeps, A. Silbermann, H. Süssmuth u. B. Vogt, bisher 3 Bde., 1995-98;
– Autobiogr. Darst.:
Die Volkswirtsch.lehre d. Gegenwart in Selbstdarst., II. hg. v. F. Meiner, 1929, S. 69-116 (P);
Erlebtes, Erstrebtes, Erreichtes, Lebenserinnerungen, 1931, ²1964 (P). -
Literature
B. Schultz, Die Grundgedanken d. Systems d. theoret. Volkswirtsch.lehre v. F. O., 1948;
K. Schayer, F. O. u. d. isr. Siedlungsgenossenschaften, in: Archiv f. öff. u. freigemeinwirtsch. Unternehmen 1, 1954;
E. Preiser, in: Hdb. d. Sozialwiss. VIII, 1964;
D. Haselbach. Soziol., Gesch.philos. u. Pol. d. „Liberalen Sozialismus“, 1985;
V. Kruse, Soziol. u. „Gegenwartskrise“. Die Zeitdiagnosen F. O.s u. A. Webers. Ein Btr. z. hist. Soziol. d. Weimarer Rep., 1990;
D. Kaesler. Sociological Adventures, 1991;
B. Vogt, Die Utopie als Tatsache? Judentum u. Europa bei F. O., in: Menora 5, hg. v. J. H. Schoeps u. a., 1994, S. 123-42;
V. Caspari u. B. Schefold (Hg.), F. O. – A. Lowe, Zwei Wirtsch.wiss. d. Frankfurter Univ., 1996;
B. Vogt, Wirtsch., Wiss. u. Ethik, F. O.s „liberaler Sozialismus“, 1997. -
Author
Dirk Kaesler -
Citation
Kaesler, Dirk, "Oppenheimer, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 572-573 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118641417.html#ndbcontent