Hassel, Kai-Uwe von
von Hassel, Kai-Uwe
1913 – 1997
CDU-Politiker, Ministerpräsident, Bundesminister, Bundestagspräsident
- Lebensdaten
- 1913 – 1997
- Geburtsort
- Gare (Deutsch-Ostafrika, heute Tansania)
- Sterbeort
- Aachen
- Beruf/Funktion
- CDU-Politiker ; Ministerpräsident ; Bundesminister ; Bundestagspräsident ; Politiker
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 118546694 | OGND | VIAF: 32271810
- Namensvarianten
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- Hassel, Kai-Uwe von
- Hassel, Kai Uwe von
- Hassel, Kai-Uwe v.
- Hassel, Cai-Uwe von
- Hassel, Cai Uwe von
- Hassel, Cai-Uwe v.
- mehr
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- * Personen im Personenverzeichnis der Fraktionsprotokolle KGParl [1949-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- CDU - Bundesvorstands-Protokolle
- Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1975 (via metagrid.ch) [2019]
- * Filmothek des Bundesarchivs [2015-]
- * Kabinettsprotokolle der Bundesregierung [2003-]
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Kai-Uwe von Hassel war in der schleswig-holsteinischen Kommunal- und Landespolitik als Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und Ministerpräsident aktiv, außerdem in der Bundespolitik als Abgeordneter, Minister und Bundestagspräsident. Er war Abgeordneter im Europäischen Parlament und als CDU-Landes- und stellvertretender Bundesvorsitzender sowie Präsident der EUCD erfolgreicher Parteipolitiker.
Lebensdaten
Geboren am 21. April 1913 in Gare (Deutsch-Ostafrika, heute Tansania) Gestorben am 8. Mai 1997 in Aachen Grabstätte Muffendorfer Friedhof in Bonn Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
21. April 1913 - Gare (Deutsch-Ostafrika, heute Tansania) -
Genealogie
Vater Theodor Berthold von Hassel 1868–1935 Soldat; Landwirt Großvater väterlicherseits Friedrich Julius von Hassel 1833–1890 General; 1887 erblicher preußischer Adelsstand Großmutter väterlicherseits Elise Helene Christiane von Hassel, geb. Thormann 1846–1896 Mutter Emma von Hassel, geb. Jebsen 1885–1960 Großvater mütterlicherseits Michael Jebsen 1835–1899 Reeder Großmutter mütterlicherseits Clara Jebsen, geb. Offermann 1844–1913 Schwester Gertrud von Hassel 1908–1999 Lehrerin Bruder Friedrich von Hassel 1910–1983 Ingenieur Bruder Michael von Hassel 1915–1969 Kaufmann Schwester Giesela von Hassel 1923–1999 Musiklehrerin 1. Heirat 1940 in Kiel Ehefrau Elfriede von Hassel, geb. Frölich 1914–1971 Hausfrau Sohn Joachim (Jochen) von Hassel 1941–1970 Tod bei einem Starfighter-Absturz 2. Heirat 1972 Ehefrau Monika von Hassel , geb. Weichert geb. 1936 Dr. phil., Journalistin Kinder ein Sohn Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Hassel, Kai-Uwe von (1913 – 1997)
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Großvater väterlicherseits
1833–1890
General; 1887 erblicher preußischer Adelsstand
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Großmutter väterlicherseits
Elise von Hassel
1846–1896
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Mutter
Emma von Hassel
1885–1960
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Großmutter mütterlicherseits
Clara Jebsen
1844–1913
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Schwester
Gertrud von Hassel
1908–1999
Lehrerin
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Schwester
Giesela von Hassel
1923–1999
Musiklehrerin
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1.·Heirat
in
Kiel
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Ehefrau
Elfriede von Hassel
1914–1971
Hausfrau
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2.·Heirat
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Ehefrau
Elfriede von Hassel
1914–1971
Hausfrau
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Biografie
Hassel, dessen Vater Hauptmann bei der Deutschen Schutztruppe in Ostafrika war, wuchs nach der Ausweisung der Familie aus Deutsch-Ostafrika seit 1919 in Glückstadt auf. 1933 legte er sein Abitur in Flensburg ab. Aufgrund seines Wunschs, wieder nach Afrika zurückzukehren, absolvierte er eine Ausbildung zum Tropenlandwirt und war ab 1935 auf verschiedenen Plantagen in Tanganjika tätig. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er von der Britischen Mandatsverwaltung interniert und kam 1940 zurück nach Deutschland. Sogleich zur Wehrmacht eingezogen, leistete er bis 1945 als Leutnant im Heer in Frankreich und Italien Kriegsdienst. Aus britischer Kriegsgefangenschaft kehrte er Ende 1945 nach Schleswig-Holstein zurück und wurde beim Landkreis Flensburg als Beauftragter für Wohnungs- und Flüchtlingsangelegenheiten angestellt.
Hassel, der 1946 in die neu gegründete Christlich-Demokratische Union (CDU) eingetreten und 1947 Bürgermeister von Glücksburg geworden war, wurde von Landrat Friedrich-Wilhelm Lübke (1887–1954) gefördert, zog 1950 als Abgeordneter in den Schleswig-Holsteinischen Landtag ein und rückte 1951 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden hinter Lübke, dem nunmehrigen Ministerpräsidenten und Landesvorsitzenden der CDU, auf. Nach Lübkes Tod 1954 wurde Hassel dessen Nachfolger in beiden Ämtern, weshalb er sein 1953 gewonnenes Bundestagsmandat aufgab. Als Regierungschef Schleswig-Holsteins setzte er die Politik seines Vorgängers fort: Beseitigung der Kriegsschäden, Schaffung von Wohnraum, Integration der Vertriebenen und Förderung der Wirtschaft. Durch die Bonn-Kopenhagener-Erklärung 1955 wurde unter maßgeblicher Beteiligung Hassels der lange schwelende Konflikt um die dänische Minderheit endgültig beigelegt. Die erfolgreiche Politik seiner Landesregierung führte dazu, dass die CDU bei den Landtagswahlen 1958 und 1962 stärkste Partei wurde.
Nach dem Rücktritt von Franz-Josef Strauß (1915–1988) Ende 1962 übernahm Hassel auf Wunsch von Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) das Amt des Bundesministers der Verteidigung. Seine kurze Amtszeit bis 1966 war v. a. durch Konflikte mit der Führung der Bundeswehr und die zahlreichen Abstürze von Starfighter-Flugzeugen geprägt. In der Auseinandersetzung zwischen Atlantikern und Gaullisten innerhalb der Union, stand Hassel mit Außenminister Gerhard Schröder (1910–1989) auf Seiten der Atlantiker. Infolgedessen unterstützte er auch das von den USA vorgeschlagene Projekt einer atomaren multilateralen Streitmacht.Nach Bildung der Großen Koalition Ende 1966 wurde Hassel im Kabinett von Kurt Georg Kiesinger (1904–1988) Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlingen und Kriegsgeschädigte. In diesem Amt setzte er die Gleichstellung von DDR-Flüchtlingen mit Vertriebenen durch und bereitete den Abschluss der Kriegsfolgengesetzgebung und die Auflösung des Ministeriums bis 1971 vor.
1969 wurde Hassel als Nachfolger Eugen Gerstenmaiers (1906–1986) Bundestagspräsident und in diesem Amt nach der Bundestagswahl am 20. Oktober 1969 mit großer Mehrheit wiedergewählt. Die von ihm bereits 1969 durchgesetzte „Kleine Parlamentsreform“ verbesserte die Arbeitsmöglichkeiten der Abgeordneten und des Bundestags u. a. durch den Ausbau des Wissenschaftlichen Dienstes und die Einführung von wissenschaftlichen Mitarbeitern für die Abgeordneten, durch die Stärkung der Minderheitenrechte und der Pressearbeit des Parlaments. Nach der Bundestagswahl 1972 wurde die SPD-Politikerin Annemarie Renger (1919–2008) Bundestagspräsidentin, Hassel war bis 1976 Vizepräsident.
In den 1970er Jahren verstärkte Hassel sein Engagement auf europäischer Ebene. Seit 1973 Präsident der Europäischen Union Christlicher Demokraten (EUCD), war er 1976 an der Gründung der Europäischen Volkspartei (EVP) beteiligt. Bei der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments 1979 kandidierte er erfolgreich als Abgeordneter und setzte sich in dieser Funktion bis 1984 für mehr Kompetenzen des Parlaments sowie für Straßburg als einzigen Parlamentssitz ein.
Mit seinem Ausscheiden aus dem Europäischen Parlament 1984 zog sich Hassel aus der aktiven Politik zurück. Nach der Barschel-Pfeiffer-Affäre in Schleswig-Holstein war er noch an der Suche nach einem neuen CDU-Landesvorsitzenden beteiligt. In der Debatte um den künftigen deutschen Regierungssitz 1990/91 setzte er sich vergeblich für seinen Wohnort Bonn ein.
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Auszeichnungen
1956 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik 1968–1993 Vorsitzender der Hermann Ehlers Stiftung 1968–1997 Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung 1975 Kai-Uwe-von-Hassel-Förderpreis der Hermann Ehlers Stiftung 1981 Merité Européen in Gold 1989 Kommandeur der Ehrenlegion 1997 Komtur des päpstlichen Ordens des heiligen Papstes Silvester 1997 Kai-Uwe-von-Hassel-Kaserne des Taktischen Luftgeschwaders 51, Kropp (Schleswig-Holstein) -
Quellen
Nachlass:
Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung. (weiterführende Informationen)
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Werke
Föderalismus in der Bundesrepublik: Nach einer Rede vor dem Rhein-Ruhr-Club in Düsseldorf am 1. Juni 1962, 1962.
Verantwortung für die Freiheit: Auszüge aus Reden und Veröffentlichungen in den Jahren 1963/64, 21965.
Europa und Afrika, Dialog zwischen zwei Kontinenten, 1985.
Afrika heute und morgen: Rede vor dem Übersee-Club zu Hamburg am 15.02.1996, 1996.
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Literatur
Hans Ulrich Pusch, Kai-Uwe von Hassel. Ein Porträt, 1970.
Uwe Barschel (Hg.), Im Dienst für die Freiheit. Kai-Uwe von Hassel zum 70. Geburtstag, 1983.
Philipp Jenninger (Hg.), Unverdrossen für Europa. Festschrift für Kai-Uwe von Hassel zum 75. Geburtstag, 1988.
Mark Speich, Kai-Uwe von Hassel. Eine politische Biographie, Diss. phil. Bonn 2001.
Suzanne S. Schüttemeyer, Kai-Uwe von Hassel, in: Udo Kempf/Hans-Georg Merz (Hg.), Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen, 2001, S. 289–296.
Volker Koop, Kai-Uwe von Hassel, Eine politische Biographie, 2007.
Dieter E. Kilian, Kai-Uwe von Hassel und seine Familie. Zwischen Ostsee und Nordafrika. Militär-biographisches Mosaik, 2013.
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Onlineressourcen
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Porträts
Fotografien v. Peter Bouserath (1917–1983), Bildarchiv der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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Autor/in
→Andreas Grau (Bonn)
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Zitierweise
Grau, Andreas, „Hassel, Kai-Uwe von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118546694.html#dbocontent