Schönhuber, Franz

Lebensdaten
1923 – 2005
Geburtsort
Trostberg an der Alz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Journalist ; Politiker
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 118610198 | OGND | VIAF: 69016638
Namensvarianten

  • Schönhuber, Franz Xaver
  • Schönhuber, Franz
  • Schönhuber, Franz Xaver
  • Schönhuber, Franz
  • Schönhuber, Franz Xaver

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Zitierweise

Schönhuber, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610198.html [02.04.2025].

CC0

  • Schönhuber, Franz Xaver

    1923 – 2005

    Journalist, Politiker

    Der Journalist und Politiker Franz Schönhuber wurde seit den 1970er Jahren als Fernsehmoderator einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 1983 beteiligte er sich an der Gründung der Partei „Die Republikaner“, deren Vorsitzender er von 1985 bis 1994 war. Unter Schönhuber entwickelten sich die Republikaner zeitweilig zur bedeutendsten rechtsextremen Partei der Bundesrepublik.

    Lebensdaten

    Geboren am 10. Januar 1923 in Trostberg an der Alz
    Gestorben am 27. November 2005 in München
    Grabstätte Waldfriedhof in München
    Konfession römisch-katholisch
    Franz Schönhuber, Imago Images (InC)
    Franz Schönhuber, Imago Images (InC)
  • 10. Januar 1923 - Trostberg an der Alz

    - bis 1942 - Trostberg an der Alz; Traunstein; Dresden; München

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Volksschule; Internat der Maristen-Schulbrüder; Oberrealschule; seit 1940 Luitpold-Oberrealschule

    1937 - Dresden

    Mitglied

    Hitler-Jugend

    1941 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1942 - 1945

    Mitglied (1943 Unterscharführer)

    Waffen-SS

    1945 - 1946 - Schleswig

    britische Kriegsgefangenschaft

    1946 - Traunstein

    Entnazifizierung als „Mitläufer“

    Spruchkammer

    1947 - 1949 - Traunstein; Schleswig; Passau

    Schauspieler

    Theater

    1949 - München

    Komparse; Setzer

    Bayerischer Rundfunk (BR)

    1950er Jahre - München

    freier Journalist; Sportreporter

    BR; Deutsche Woche (Wochenzeitung); Süddeutsche Zeitung (Tageszeitung)

    1955 - 1972 - München

    freier Mitarbeiter

    BR

    1969 - 1970 - München

    Kolumnist; 1970 Chefredakteur

    tz (Tageszeitung)

    1970 - 1975 - München

    Kolumnist

    Abendzeitung (Tageszeitung)

    1971 - 1977 - München

    Vorsitzender

    Bayerischer Journalistenverband

    1972 - 1982 - München

    Moderator u. a. der Fernsehsendung „Jetzt red i“

    BR

    1972 - 1975 - München

    Leiter

    Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit des BR

    1975 - 1982 (de jure bis 1983) - München

    Leiter; stellvertretender Chefredakteur

    Programmabteilung Bayern Information des BR; BR

    1983

    Mitglied

    Deutschlandrat (politische Vereinigung)

    1983 - 1995

    Mitbegründer; stellvertretender Parteivorsitzender; seit 1985 Parteivorsitzender; 1995 Parteiaustritt

    Die Republikaner (REP)

    1989 - 1994 - Strasbourg; Brüssel

    Abgeordneter der REP; 1989/90 stellvertretender Fraktionsvorsitzender

    Technische Fraktion der Europäischen Rechten des Europäischen Parlaments

    1998

    parteiloser Kandidat für den Deutschen Bundestag

    Deutsche Volksunion

    2005

    parteiloser Kandidat für den Deutschen Bundestag

    Nationaldemokratische Partei Deutschlands

    27. November 2005 - München

    alternativer text
    Franz Schönhuber, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Fruhstorfer (InC)

    Schönhuber besuchte ein Internat der Maristen-Schulbrüder in Traunstein, ehe die Familie 1935 nach Dresden zog. 1937 trat er der Hitlerjugend bei, 1941 der NSDAP. Um 1940 kehrte die Familie nach Bayern zurück, wo Schönhuber im Juni 1942 in München das Notabitur erhielt. Nachdem er von der Luftwaffe als „fluguntauglich“ abgelehnt worden war, meldete er sich freiwillig zur Waffen-SS und wurde im Juli 1942 zur Leibstandarte SS Adolf Hitler nach Berlin einberufen. 1943 zum SS-Unterscharführer befördert, nahm er an seinem einzigen Kampfeinsatz auf Korsika teil. 1944 war Schönhuber Ausbilder und Dolmetscher bei der 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“. Das Kriegsende erlebte er in einem Lazarett in Schleswig, wo ihn britische Truppen bis 1946 inhaftierten.

    Nach seiner Rückkehr nach Bayern 1946 stufte die Spruchkammer Traunstein Schönhuber als „Mitläufer“ ein. Anschließend arbeitete er einige Jahre als Theaterschauspieler in Traunstein, Passau und Schleswig. In den 1950er Jahren vorwiegend als Sportreporter für Rundfunk und Tageszeitungen aktiv, avancierte Schönhuber im folgenden Jahrzehnt zum Gesellschaftsreporter, der zahlreiche Dokumentationen für den Bayerischen Rundfunk (BR) produzierte. Sein journalistischer Durchbruch gelang ihm 1970 als Chefredakteur der Münchner Boulevardzeitung „tz“, die er nach Streitigkeiten mit dem Verleger Ludwig Vogl (1922–2014) nach drei Monaten wieder verließ. Seit 1972 beim BR fest angestellt, wurde Schönhuber 1975 Leiter der Programmabteilung Bayern Information, dazu stellvertretender Chefredakteur. In dieser Position setzte er sich für eine stärkere Regionalisierung des Rundfunks ein; von 1971 bis 1977 war er Vorsitzender des Bayerischen Journalistenverbands. Bayernweit bekannt und einer der populärsten Journalisten wurde Schönhuber v. a. als Moderator der von Franz Stefani (1923–1989) 1971 konzipierten Sendung „Jetzt red i“, wo er sich in der Rolle des Anwalts des „einfachen Bürgers“ sah.

    Anfang der 1970er Jahre stand Schönhuber der SPD nahe. In seinen Zeitungsartikeln zeigte sich ein latenter Antisemitismus, der sich mit Antiamerikanismus verband. Ab 1977 wandelte er sich zu einem dezidierten Antiliberalen. Sein informeller Einfluss auf Politik und Medienlandschaft in Bayern nahm stetig zu, insbesondere durch seine Verbindungen zur CSU, mit deren Vorsitzendem Franz-Josef Strauß (1915–1988) er befreundet war.

    Anfang der 1980er Jahre war Schönhuber auf dem Höhepunkt seiner Karriere und als künftiger Chefredakteur des BR im Gespräch. Als durch anonyme Briefe seine Vergangenheit in der Waffen-SS bekannt und er scharf angegriffen wurde, publizierte Schönhuber 1981 den mehrfach aufgelegten Bestseller „Ich war dabei“ über seine Zeit bei der Waffen-SS, worin er systematisch deren Verbrechen verharmloste. Das Buch löste einen Skandal aus, weshalb ihm der BR 1982 kündigte.

    In der Folge kam Schönhuber mit Publizisten und Politikern der bundesdeutschen Rechten wie Armin Mohler (1920–2003) und Hellmut Diwald (1924–1993) in Kontakt, mit denen er 1983 den kurzlebigen Deutschlandrat und im selben Jahr mit den aus der CSU ausgetretenen Bundestagsabgeordneten Franz Handlos (1939–2013) und Ekkehard Voigt (1939–2018) die Partei Die Republikaner (REP) gründete. Mit dem ehemaligen NPD-Politiker und Publizisten Harald Neubauer (1951–2021) plante er, die ursprünglich konservative Partei radikal nach rechts zu rücken. Dies gelang ihm spätestens 1985, als er Handlos als Vorsitzenden ablöste, der Partei ein nationalistisches, revisionistisches und antiliberales Programm gab, sie auf sich persönlich zuschnitt und sich in der Folge zum rechtsextremen Demagogen wandelte.

    1989 zog Schönhuber mit seiner Partei REP in das Europäische Parlament ein, wo er u. a. mit Jean-Marie Le Pen (1928–2025) der Technischen Fraktion der Europäischen Rechten vorstand. Schönhuber und seine Partei äußerten sich fortan vermehrt rassistisch, antisemitisch und revisionistisch, weshalb die Partei seit 1992 vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit der REP seit 1993 suchte Schönhuber 1994 das Bündnis mit Gerhard Frey (1933–2013) und dessen Deutscher Volksunion (DVU). Damit verstieß er gegen einen von ihm selbst herbeigeführten Abgrenzungsbeschluss der REP gegen die DVU, weshalb er 1994 als Parteivorsitzender von Rolf Schlierer (geb. 1955) abgelöst wurde. 1995 verließ Schönhuber die REP und trat seitdem hauptsächlich als Publizist für rechtsextreme Publikationsorgane wie „Nation Europa“ in Erscheinung. Weiterhin war er eng im rechtsextremen Milieu der Bundesrepublik vernetzt und veröffentlichte u. a. mit Horst Mahler (geb. 1936) eine politische Streitschrift. 1998 und 2005 kandidierte er erfolglos als parteiloser Kandidat von DVU und NPD für den Deutschen Bundestag.

    1943 Eisernes Kreuz II. Klasse
    1971–1977 Vorsitzender des Bayerischen Journalistenverbandes (1977–1982 Ehrenvorsitzender)
    1974 Umweltmedaille des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen
    1975 Bayerischer Verdienstorden (1992 zurückgegeben)
    1976 Medaille München leuchtet in Gold der Stadt München (1992 zurückgegeben)
    1978 Preis für Verdienste um die Sudetendeutsche Volksgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft
    1982 Ehrennadel der Bayerisch-Togoischen Gesellschaft

    Nachlass:

    Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München. (weiterführende Informationen)

    Ich war dabei, 1981, 111988. (P)

    Freunde in der Not, 1983, 21983. (P)

    Macht. Roman eines Freistaats, 1985.

    Trotz allem Deutschland, 1987. (P)

    Die Türken – Geschichte und Gegenwart, 1989.

    In Acht und Bann. Politische Inquisition in Deutschland, 1995. (Autobiografie; P)

    Die verbogene Gesellschaft. Mein Leben zwischen NS-Erziehung und US-Umerziehung, 1996.

    Le Pen, der Rebell. Front National, Modell für Deutschland, 1997.

    Europas Patrioten. Die Eurorechte, Chance oder Illusion?, 2000.

    Franz Schönhuber/Horst Mahler, Schluss mit deutschem Selbsthass. Plädoyer für ein anderes Deutschland, 2000.

    Welche Chancen hat die Rechte? Lehren aus Aufstieg und Niedergang der Republikaner, 2002.

    Der missbrauchte Patriotismus in Deutschland und Europa, 2004.

    Die Volksverdummer. Persönliche Erfahrungen mit deutschen Medienleuten, 2005.

    Monografien:

    Kurt Hirsch/Hans Sarkowicz, Schönhuber. Der Politiker und seine Kreise. Mit einem Beitrag von Thomas Assheuer über die „Ideologischen Brücken nach rechts“, 1989. (P)

    Michael Stiller, Die Republikaner. Franz Schönhuber und seine rechtsradikale Partei, 1989. (P)

    Moritz Fischer, Die Republikaner. Die Geschichte einer rechtsextremen Partei 1983–1994, 2024. (P)

    Aufsätze:

    Uwe Backes, Biografisches Porträt. Franz Schönhuber, in: Jahrbuch Extremismus & Demokratie 12 (2000), S. 268–282. (P)

    Moritz Fischer, Die Neue Rechte im letzten Jahrzehnt der Bonner Republik. Armin Mohler, Franz Schönhuber, Hellmut Diwald und die Gründung des „Deutschlandrats“ 1983, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 71 (2023), H. 1, S. 111–153.

    Karsten Wilke, Waffen-SS-Angehöriger und Rechtspopulist. Franz Schönhuber, in: Wolfgang Proske (Hg.), Täter, Helfer, Trittbrettfahrer, Bd. 16: NS-Belastete aus München, 2023, S. 351–362. (P)

    Lexikonartikel:

    Thomas Irmer, Art. "Franz Schönhuber", in: Wolfgang Benz (Hg.), Handbuch des Antisemitismus, Bd. 2/2 (Personen), 2009, S. 744 f. (P)

    Ulla-Britta Vollhardt, Art. „Schönhuber, Franz“, 31.10.2024, in: NS-Dokumentationszentrum München (Hg.), nsdoku.lexikon. (P) (Onlineressource)

    vier Fotografien v. Georg Fruhstorfer (1915–2003), ca. 1965, Bayerische Staatsbibliothek, München, Fotoarchiv Georg Fruhstorfer.

    Fotografie, 1994, Bayerische Staatsbibliothek, München, Stern-Fotoarchiv. (Onlineressource)

  • Autor/in

    Moritz Fischer (Aachen)

  • Zitierweise

    Fischer, Moritz, „Schönhuber, Franz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118610198.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA