Schönhuber, Franz
- Lebensdaten
- 1923 – 2005
- Geburtsort
- Trostberg an der Alz
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Politiker
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 118610198 | OGND | VIAF: 69016638
- Namensvarianten
-
- Schönhuber, Franz Xaver
- Schönhuber, Franz
- Schönhuber, Franz Xaver
- Schönhuber, Franz
- Schönhuber, Franz Xaver
Vernetzte Angebote
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- * Personen im Personenverzeichnis der Fraktionsprotokolle KGParl [1949-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1975 (via metagrid.ch) [2019]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- Armin Mohler (1920–2003)
- Ekkehard Voigt (1939–2018)
- Franz Handlos (1939–2013)
- Franz Stefani (1923–1989)
- Franz-Josef Strauß (1915–1988)
- Georg Fruhstorfer (1915–2003)
- Gerhard Frey (1933–2013)
- Harald Neubauer (1951–2021)
- Hellmut Diwald (1924–1993)
- Horst Mahler (geb. 1936)
- Jean-Marie Le Pen (1928–2025)
- Ludwig Vogl (1922–2014)
- Rolf Schlierer (geb. 1955)
Orte
Symbole auf der Karte




Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Schönhuber, Franz Xaver
1923 – 2005
Journalist, Politiker
Der Journalist und Politiker Franz Schönhuber wurde seit den 1970er Jahren als Fernsehmoderator einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 1983 beteiligte er sich an der Gründung der Partei „Die Republikaner“, deren Vorsitzender er von 1985 bis 1994 war. Unter Schönhuber entwickelten sich die Republikaner zeitweilig zur bedeutendsten rechtsextremen Partei der Bundesrepublik.
Lebensdaten
Geboren am 10. Januar 1923 in Trostberg an der Alz Gestorben am 27. November 2005 in München Grabstätte Waldfriedhof in München Konfession römisch-katholisch Franz Schönhuber, Imago Images (InC) -
Autor/in
→Moritz Fischer (Aachen)
-
Zitierweise
Fischer, Moritz, „Schönhuber, Franz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118610198.html#dbocontent

Schönhuber besuchte ein Internat der Maristen-Schulbrüder in Traunstein, ehe die Familie 1935 nach Dresden zog. 1937 trat er der Hitlerjugend bei, 1941 der NSDAP. Um 1940 kehrte die Familie nach Bayern zurück, wo Schönhuber im Juni 1942 in München das Notabitur erhielt. Nachdem er von der Luftwaffe als „fluguntauglich“ abgelehnt worden war, meldete er sich freiwillig zur Waffen-SS und wurde im Juli 1942 zur Leibstandarte SS Adolf Hitler nach Berlin einberufen. 1943 zum SS-Unterscharführer befördert, nahm er an seinem einzigen Kampfeinsatz auf Korsika teil. 1944 war Schönhuber Ausbilder und Dolmetscher bei der 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“. Das Kriegsende erlebte er in einem Lazarett in Schleswig, wo ihn britische Truppen bis 1946 inhaftierten.
Nach seiner Rückkehr nach Bayern 1946 stufte die Spruchkammer Traunstein Schönhuber als „Mitläufer“ ein. Anschließend arbeitete er einige Jahre als Theaterschauspieler in Traunstein, Passau und Schleswig. In den 1950er Jahren vorwiegend als Sportreporter für Rundfunk und Tageszeitungen aktiv, avancierte Schönhuber im folgenden Jahrzehnt zum Gesellschaftsreporter, der zahlreiche Dokumentationen für den Bayerischen Rundfunk (BR) produzierte. Sein journalistischer Durchbruch gelang ihm 1970 als Chefredakteur der Münchner Boulevardzeitung „tz“, die er nach Streitigkeiten mit dem Verleger Ludwig Vogl (1922–2014) nach drei Monaten wieder verließ. Seit 1972 beim BR fest angestellt, wurde Schönhuber 1975 Leiter der Programmabteilung Bayern Information, dazu stellvertretender Chefredakteur. In dieser Position setzte er sich für eine stärkere Regionalisierung des Rundfunks ein; von 1971 bis 1977 war er Vorsitzender des Bayerischen Journalistenverbands. Bayernweit bekannt und einer der populärsten Journalisten wurde Schönhuber v. a. als Moderator der von Franz Stefani (1923–1989) 1971 konzipierten Sendung „Jetzt red i“, wo er sich in der Rolle des Anwalts des „einfachen Bürgers“ sah.
Anfang der 1970er Jahre stand Schönhuber der SPD nahe. In seinen Zeitungsartikeln zeigte sich ein latenter Antisemitismus, der sich mit Antiamerikanismus verband. Ab 1977 wandelte er sich zu einem dezidierten Antiliberalen. Sein informeller Einfluss auf Politik und Medienlandschaft in Bayern nahm stetig zu, insbesondere durch seine Verbindungen zur CSU, mit deren Vorsitzendem Franz-Josef Strauß (1915–1988) er befreundet war.
Anfang der 1980er Jahre war Schönhuber auf dem Höhepunkt seiner Karriere und als künftiger Chefredakteur des BR im Gespräch. Als durch anonyme Briefe seine Vergangenheit in der Waffen-SS bekannt und er scharf angegriffen wurde, publizierte Schönhuber 1981 den mehrfach aufgelegten Bestseller „Ich war dabei“ über seine Zeit bei der Waffen-SS, worin er systematisch deren Verbrechen verharmloste. Das Buch löste einen Skandal aus, weshalb ihm der BR 1982 kündigte.
In der Folge kam Schönhuber mit Publizisten und Politikern der bundesdeutschen Rechten wie Armin Mohler (1920–2003) und Hellmut Diwald (1924–1993) in Kontakt, mit denen er 1983 den kurzlebigen Deutschlandrat und im selben Jahr mit den aus der CSU ausgetretenen Bundestagsabgeordneten Franz Handlos (1939–2013) und Ekkehard Voigt (1939–2018) die Partei Die Republikaner (REP) gründete. Mit dem ehemaligen NPD-Politiker und Publizisten Harald Neubauer (1951–2021) plante er, die ursprünglich konservative Partei radikal nach rechts zu rücken. Dies gelang ihm spätestens 1985, als er Handlos als Vorsitzenden ablöste, der Partei ein nationalistisches, revisionistisches und antiliberales Programm gab, sie auf sich persönlich zuschnitt und sich in der Folge zum rechtsextremen Demagogen wandelte.
1989 zog Schönhuber mit seiner Partei REP in das Europäische Parlament ein, wo er u. a. mit Jean-Marie Le Pen (1928–2025) der Technischen Fraktion der Europäischen Rechten vorstand. Schönhuber und seine Partei äußerten sich fortan vermehrt rassistisch, antisemitisch und revisionistisch, weshalb die Partei seit 1992 vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit der REP seit 1993 suchte Schönhuber 1994 das Bündnis mit Gerhard Frey (1933–2013) und dessen Deutscher Volksunion (DVU). Damit verstieß er gegen einen von ihm selbst herbeigeführten Abgrenzungsbeschluss der REP gegen die DVU, weshalb er 1994 als Parteivorsitzender von Rolf Schlierer (geb. 1955) abgelöst wurde. 1995 verließ Schönhuber die REP und trat seitdem hauptsächlich als Publizist für rechtsextreme Publikationsorgane wie „Nation Europa“ in Erscheinung. Weiterhin war er eng im rechtsextremen Milieu der Bundesrepublik vernetzt und veröffentlichte u. a. mit Horst Mahler (geb. 1936) eine politische Streitschrift. 1998 und 2005 kandidierte er erfolglos als parteiloser Kandidat von DVU und NPD für den Deutschen Bundestag.
1943 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
1971–1977 | Vorsitzender des Bayerischen Journalistenverbandes (1977–1982 Ehrenvorsitzender) |
1974 | Umweltmedaille des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen |
1975 | Bayerischer Verdienstorden (1992 zurückgegeben) |
1976 | Medaille München leuchtet in Gold der Stadt München (1992 zurückgegeben) |
1978 | Preis für Verdienste um die Sudetendeutsche Volksgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft |
1982 | Ehrennadel der Bayerisch-Togoischen Gesellschaft |
Nachlass:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München. (weiterführende Informationen)
Ich war dabei, 1981, 111988. (P)
Freunde in der Not, 1983, 21983. (P)
Macht. Roman eines Freistaats, 1985.
Trotz allem Deutschland, 1987. (P)
Die Türken – Geschichte und Gegenwart, 1989.
In Acht und Bann. Politische Inquisition in Deutschland, 1995. (Autobiografie; P)
Die verbogene Gesellschaft. Mein Leben zwischen NS-Erziehung und US-Umerziehung, 1996.
Le Pen, der Rebell. Front National, Modell für Deutschland, 1997.
Europas Patrioten. Die Eurorechte, Chance oder Illusion?, 2000.
Franz Schönhuber/Horst Mahler, Schluss mit deutschem Selbsthass. Plädoyer für ein anderes Deutschland, 2000.
Welche Chancen hat die Rechte? Lehren aus Aufstieg und Niedergang der Republikaner, 2002.
Der missbrauchte Patriotismus in Deutschland und Europa, 2004.
Die Volksverdummer. Persönliche Erfahrungen mit deutschen Medienleuten, 2005.
Monografien:
Kurt Hirsch/Hans Sarkowicz, Schönhuber. Der Politiker und seine Kreise. Mit einem Beitrag von Thomas Assheuer über die „Ideologischen Brücken nach rechts“, 1989. (P)
Michael Stiller, Die Republikaner. Franz Schönhuber und seine rechtsradikale Partei, 1989. (P)
Moritz Fischer, Die Republikaner. Die Geschichte einer rechtsextremen Partei 1983–1994, 2024. (P)
Aufsätze:
Uwe Backes, Biografisches Porträt. Franz Schönhuber, in: Jahrbuch Extremismus & Demokratie 12 (2000), S. 268–282. (P)
Moritz Fischer, Die Neue Rechte im letzten Jahrzehnt der Bonner Republik. Armin Mohler, Franz Schönhuber, Hellmut Diwald und die Gründung des „Deutschlandrats“ 1983, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 71 (2023), H. 1, S. 111–153.
Karsten Wilke, Waffen-SS-Angehöriger und Rechtspopulist. Franz Schönhuber, in: Wolfgang Proske (Hg.), Täter, Helfer, Trittbrettfahrer, Bd. 16: NS-Belastete aus München, 2023, S. 351–362. (P)
Lexikonartikel:
Thomas Irmer, Art. "Franz Schönhuber", in: Wolfgang Benz (Hg.), Handbuch des Antisemitismus, Bd. 2/2 (Personen), 2009, S. 744 f. (P)
Ulla-Britta Vollhardt, Art. „Schönhuber, Franz“, 31.10.2024, in: NS-Dokumentationszentrum München (Hg.), nsdoku.lexikon. (P) (Onlineressource)
vier Fotografien v. Georg Fruhstorfer (1915–2003), ca. 1965, Bayerische Staatsbibliothek, München, Fotoarchiv Georg Fruhstorfer.
Fotografie, 1994, Bayerische Staatsbibliothek, München, Stern-Fotoarchiv. (Onlineressource)