Menzel, Ottokar
- Dates of Life
- 1912 – 1945
- Place of birth
- Odessa (Russland, heute Ukraine)
- Place of death
- Berlin-Wilmersdorf
- Occupation
- Historiker ; Mediävist
- Religious Denomination
- römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 1023661764 | OGND | VIAF: 74231982
- Alternate Names
-
- Menzel, Ottokar Walter Michael
- Menzel, Ottokar
- Menzel, Ottokar Walter Michael
- Menzel, Ottokar Walther Michael
Linked Services
Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Adolf Hitlers (1889–1945)
- Brun von Merseburgs (gest. nach 1082)
- Carl Erdmann (1898–1945)
- Edmund Ernst Stengel (1879–1968)
- Engelberts von Admont (um 1250–1331)
- Ernst Hoffmann (1880–1952)
- Felix Hartlaub (1913–1945)
- Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716)
- Gustav Radbruch (1878–1949)
- Heinrich Mitteis (1889–1952)
- Hermann Heimpel (1901–1988)
- Karl Jordan (1907–1984)
- Karl Stählin (1865–1939)
- Karls IV. (1316–1378)
- Liutbirg (786–um 870)
- Max Vasmer (1886–1962)
- Nobert Fickermann (1905–1995)
- Otto Hoetzsch (1876–1946)
- Robert Holtzmanns (1873–1946)
- Walter Scherff (1898–1945)
- Wilhelm Engel (1905–1964)
- Wilhelm Heinrich Scheidt (1912–1954)
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Places
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Menzel, Ottokar Walter Michael
1912 – 1945
Historiker, Mediävist
Ottokar Menzel arbeitete von 1936 bis 1938 am Berliner Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde an der Edition der Werke Engelberts von Admont (um 1250–1331). Von 1941 bis 1945 wirkte er in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung beim Oberkommando der Wehrmacht an einem propagandistischen Dokumentationsprojekt zur Darstellung Adolf Hitlers (1889–1945) als Feldherrn mit. Menzels Werdegang zeigt die ambivalente Haltung jener Geisteswissenschaftler während des Nationalsozialismus auf, die zwischen Nähe und Distanz zum Regime Kompromisse eingingen, um ihre Karriere zu fördern.
Dates of Life
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Author
→Martina Hartmann (München)
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Citation
Hartmann, Martina, „Menzel, Ottokar“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1023661764.html#dbocontent
Menzel wuchs in Odessa (Russland, heute Ukraine) auf und wurde mit seiner Familie während des Ersten Weltkriegs interniert. 1922 nach Straubing (Niederbayern) übersiedelt, beendete er die Schule zu Ostern 1931 mit dem Abitur in Kiel und studierte zunächst Geschichte und Philosophie an der Universität Heidelberg bei Heinrich Mitteis (1889–1952), Gustav Radbruch (1878–1949) und Ernst Hoffmann (1880–1952). Zum Wintersemester 1931/32 wechselte Menzel an die Universität Berlin und studierte u. a. mittelalterliche Geschichte bei Robert Holtzmann (1873–1946), osteuropäische Geschichte bei Otto Hoetzsch (1876–1946) und Karl Stählin (1865–1939) sowie Slawische Philologie bei Max Vasmer (1886–1962). 1936 wurde Menzel bei Holtzmann mit der Arbeit „Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichtsschreibung des Bistums Halberstadt“ zum Dr. phil. promoviert. Mitglied der NSDAP oder einer anderen NS-Organisation wurde er nicht. Nach einem negativen Gutachten des NS-Dozentenbundes über ihn gab er eine Assistentenstelle bei Holtzmann nach kurzer Zeit wieder auf, da er an der Universität Berlin keine weiteren Chancen für seine Karriere sah.
Von 1936 bis 1938 war Menzel dank eines Stipendiums der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft freier Mitarbeiter des von Wilhelm Engel (1905–1964) geleiteten Berliner Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde, in das die Monumenta Germaniae Historica 1935 umbenannt worden waren. 1936 gab er als 16. Band der Reihe „Kriegsgeschichtliche Bücherei“ Brun von Merseburgs (gest. nach 1082) Buch vom Sachsenkrieg heraus; 1937 publizierte er in der MGH-Reihe „Das Deutsche Mittelalter. Kritische Studientexte“ die Vita der heiligen Liutbirg (786–um 870) und arbeitete auf Betreiben des Mediävisten Hermann Heimpel (1901–1988) an einer Edition der Werke Engelberts von Admont (um 1250–1331). Am Reichsinstitut trat er in engeren Kontakt mit dem Mediävisten Carl Erdmann (1898–1945) und dem Mittellateiner Nobert Fickermann (1905–1995).
Aufgrund persönlicher Konflikte mit dem neuen Leiter des Reichsinstituts Edmund Ernst Stengel (1879–1968) trat Menzel Anfang April 1938 eine Stelle als Bibliotheksvolontär im Bayerischen Bibliotheksdienst an, ehe er im September 1938 in die Ostabteilung des Statistischen Reichsamts in Berlin wechselte, wo er nach eigenen Angaben mit „wehrwissenschaftlichen Fragen“ beschäftigt war. Er befürwortete die Angriffe der Wehrmacht auf Polen 1939 und die Sowjetunion 1941 zur deutschen „Neugestaltung des Ostens“.
Wie seine Ehefrau wirkte Menzel 1940/41 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ausgabe der Werke von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) an der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin mit. Im Februar 1943 habilitierte er sich bei Karl Jordan (1907–1984) an der Universität Kiel für Mittelalterliche Geschichte und führte seit Dezember 1943 den Titel Privatdozent; die Habilitationsschrift über das Werk Engelberts von Admont ist nicht erhalten. Im selben Jahr publizierte er zum 70. Geburtstag Holtzmanns eine Übersetzung der Autobiografie Kaiser Karls IV. (1316–1378).
Nach kurzem Kriegsdienst in einer Berliner Flakabteilung seit Mai 1941 wurde Menzel im Herbst 1941 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der neuen Kriegsgeschichtlichen Abteilung beim Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unter Oberst Walter Scherff (1898–1945), wofür dessen Adjutant, Menzels Studienfreund Wilhelm Heinrich Scheidt (1912–1954), gesorgt hatte. Zentrale Aufgabe Menzels und seiner Kollegen, darunter der mit dem Kriegstagebuch des OKW beschäftigte Felix Hartlaub (1913–1945), war die Sammlung der militärischen Führungsentscheidungen Adolf Hitlers (1889–1945) zu Propagandazwecken, wofür v. a. die Protokolle der Lagebesprechungen aus dem Führerhauptquartier beschafft wurden. Das Projekt erbrachte mit einigen Broschüren eher dürftige Ergebnisse.
1933 | Mitglied im Deutschen Luftsportverein (Luftsportwart) |
1942 | Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern |
Nachlass:
Familienbesitz.
Weitere Archivquellen:
Archiv der Humboldt-Universität, Berlin, Phil. Fak. 01 Nr. 818. (Promotionsakte)
Archiv der Humboldt-Universität, Berlin, NS-Doz. 2, Nr. ZD I 0695. (Akte beim NS-Dozentenbund)
Universitätsarchiv Kiel, Abt. 47, Nr. 6862. (Personalakte)
Gedruckte Quellen:
Marianne Feuersenger, Mein Kriegstagebuch. Zwischen Führerhauptquartier und Berliner Wirklichkeit, 1982, Neuausg. u. d. T. Im Vorzimmer der Macht. Aufzeichnungen aus dem Wehrmachtführungsstab und Führerhauptquartier 1940–1945, 1982, 21999, S. 64, 92, 154, 197, 218, 223 f., 227, 229 f., 252, 256, 269 u. 278 f.
Edition:
Das Leben der Liutbirg. Eine Quelle zur Geschichte der Sachsen in karolingischer Zeit, 1937, Nachdr. 1978. (Onlineressource)
Übersetzung:
Kaiser Karl IV., Selbstbiographie, 1943. (Onlineressource)
Monografien und Aufsätze:
Das „Chronicon Hujesburgense“, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 52 (1934), S. 130–145 u. 260.
Drei Handschriften aus der ehemaligen Cisterzienserabtei Lügumkloster in der Universitätsbibliothek zu Halle, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 53 (1935), S. 407–411.
Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichtsschreibung des Bistums Halberstadt, Sachsen und Anhalt, in: Jahrbuch der historischen Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt 12 (1936), S. 95–178. (Diss. phil.) (Onlineressource)
Die Eroberung Konstantinopels 1453, in: Friedrich von Cochenhausen (Hg.), Schicksalsschlachten der Völker, 1936, S. 83–93.
Brun von Merseburg. Das Buch vom Sachsenkrieg, 1936. (Hg.)
Das Leben der Liutbirg, in: Sachsen und Anhalt 13 (1937), S. 78–89. (Onlineressource)
Die „heilige“ Liutbirg, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 2 (1938), S. 189–193. (Onlineressource)
Johannes Kymeus. Des Babstes Hercules wider die Deudschen, Wittenberg 1538. Als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert, in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse (1940/41), 6. Abhandlung. (Hg.) (Onlineressource)
Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert. Neue Beobachtungen zu den Wirkungen des Cusanischen Werkes, in: Forschungen und Fortschritte 17 (1941), S. 283 f.
Bemerkungen zur Staatslehre Engelberts von Admont und ihrer Wirkung, in: Corona Quernea. Festgabe Karl Strecker zum 80. Geburtstage dargebracht, 1941, S. 390–408.
Robert Holtzmann zum 70. Geburtstag, in: Forschungen und Fortschritte 19 (1943), S. 309–311.
Martina Hartmann, „Es fragt die Welt nach meinem Ziel, nach deiner letzten Stunde nichts“. Das Wissenschaftler-Ehepaar Hildegund und Ottokar Menzel (1910–1945), 2023. (Qu, L, P)