Menzel, Ottokar

Dates of Life
1912 – 1945
Place of birth
Odessa (Russland, heute Ukraine)
Place of death
Berlin-Wilmersdorf
Occupation
Historiker ; Mediävist
Religious Denomination
römisch-katholisch
Authority Data
GND: 1023661764 | OGND | VIAF: 74231982
Alternate Names

  • Menzel, Ottokar Walter Michael
  • Menzel, Ottokar
  • Menzel, Ottokar Walter Michael
  • Menzel, Ottokar Walther Michael

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Citation

Menzel, Ottokar, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1023661764.html [31.01.2025].

CC0

  • Menzel, Ottokar Walter Michael

    1912 – 1945

    Historiker, Mediävist

    Ottokar Menzel arbeitete von 1936 bis 1938 am Berliner Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde an der Edition der Werke Engelberts von Admont (um 1250–1331). Von 1941 bis 1945 wirkte er in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung beim Oberkommando der Wehrmacht an einem propagandistischen Dokumentationsprojekt zur Darstellung Adolf Hitlers (1889–1945) als Feldherrn mit. Menzels Werdegang zeigt die ambivalente Haltung jener Geisteswissenschaftler während des Nationalsozialismus auf, die zwischen Nähe und Distanz zum Regime Kompromisse eingingen, um ihre Karriere zu fördern.

    Dates of Life

    Geboren am 31. Januar 1912 in Odessa (Russland, heute Ukraine)
    Gestorben am 6. Februar 1945 (Suizid) in Berlin-Wilmersdorf
    Grabstätte Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf bei Potsdam
    Konfession römisch-katholisch
    Ottokar Menzel (InC)
    Ottokar Menzel (InC)
  • 31. Januar 1912 - Odessa (Russland, heute Ukraine)

    ca. 1918 - Ostern 1931 - Odessa (Russland, heute Ukraine); seit 1922 Straubing (Niederbayern); München; Kiel

    Schulausbildung (Abschluss: Abitur)

    Deutsche Schule; Grundschule; Gymnasium

    1931 - 1936 - Heidelberg; Berlin; München

    Studium der Geschichte, Philosophie und Slawistik

    Universität

    1936 - Berlin

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1.4.1936 - Herbst 1937 - Berlin

    wissenschaftlicher Assistent Robert Holtzmanns (1873–1946)

    Historisches Seminar der Universität

    1936 - 1938 - Berlin

    Stipendiat der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft; freier Mitarbeiter bei einem Editionsprojekt der Werke Engelberts von Admont (um 1250–1331)

    Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde

    1.4.1938 - August 1938 - München

    Bibliotheksvolontär

    Bayerischer Bibliotheksdienst

    1.9.1938 - März 1940 - Berlin

    wissenschaftlicher Hilfsarbeiter

    Statistisches Reichsamt, Ostabteilung

    1.4.1940 - 19.5.1941 - Berlin

    wissenschaftlicher Angestellter beim Editionsprojekt der Werke von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716)

    Preußische Akademie der Wissenschaften

    19.5.1941 - August 1941 - Berlin

    Kriegsdienst

    Flakabteilung

    ca. Oktober 1941 - Februar 1945 - Berlin; Mai–September 1944 Berchtesgaden

    wissenschaftlicher Hilfsarbeiter; seit 21.11.1941 Kriegsverwaltungsrat; seit 1.1.1945 Heereskriegsrat

    Kriegsgeschichtliche Abteilung beim Oberkommando der Wehrmacht

    1943 - 1945 - Kiel

    Habilitation für Geschichte; Privatdozent

    Universität

    6. Februar 1945 (Suizid) - Berlin-Wilmersdorf

    Menzel wuchs in Odessa (Russland, heute Ukraine) auf und wurde mit seiner Familie während des Ersten Weltkriegs interniert. 1922 nach Straubing (Niederbayern) übersiedelt, beendete er die Schule zu Ostern 1931 mit dem Abitur in Kiel und studierte zunächst Geschichte und Philosophie an der Universität Heidelberg bei Heinrich Mitteis (1889–1952), Gustav Radbruch (1878–1949) und Ernst Hoffmann (1880–1952). Zum Wintersemester 1931/32 wechselte Menzel an die Universität Berlin und studierte u. a. mittelalterliche Geschichte bei Robert Holtzmann (1873–1946), osteuropäische Geschichte bei Otto Hoetzsch (1876–1946) und Karl Stählin (1865–1939) sowie Slawische Philologie bei Max Vasmer (1886–1962). 1936 wurde Menzel bei Holtzmann mit der Arbeit „Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichtsschreibung des Bistums Halberstadt“ zum Dr. phil. promoviert. Mitglied der NSDAP oder einer anderen NS-Organisation wurde er nicht. Nach einem negativen Gutachten des NS-Dozentenbundes über ihn gab er eine Assistentenstelle bei Holtzmann nach kurzer Zeit wieder auf, da er an der Universität Berlin keine weiteren Chancen für seine Karriere sah.

    Von 1936 bis 1938 war Menzel dank eines Stipendiums der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft freier Mitarbeiter des von Wilhelm Engel (1905–1964) geleiteten Berliner Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde, in das die Monumenta Germaniae Historica 1935 umbenannt worden waren. 1936 gab er als 16. Band der Reihe „Kriegsgeschichtliche Bücherei“ Brun von Merseburgs (gest. nach 1082) Buch vom Sachsenkrieg heraus; 1937 publizierte er in der MGH-Reihe „Das Deutsche Mittelalter. Kritische Studientexte“ die Vita der heiligen Liutbirg (786–um 870) und arbeitete auf Betreiben des Mediävisten Hermann Heimpel (1901–1988) an einer Edition der Werke Engelberts von Admont (um 1250–1331). Am Reichsinstitut trat er in engeren Kontakt mit dem Mediävisten Carl Erdmann (1898–1945) und dem Mittellateiner Nobert Fickermann (1905–1995).

    Aufgrund persönlicher Konflikte mit dem neuen Leiter des Reichsinstituts Edmund Ernst Stengel (1879–1968) trat Menzel Anfang April 1938 eine Stelle als Bibliotheksvolontär im Bayerischen Bibliotheksdienst an, ehe er im September 1938 in die Ostabteilung des Statistischen Reichsamts in Berlin wechselte, wo er nach eigenen Angaben mit „wehrwissenschaftlichen Fragen“ beschäftigt war. Er befürwortete die Angriffe der Wehrmacht auf Polen 1939 und die Sowjetunion 1941 zur deutschen „Neugestaltung des Ostens“.

    Wie seine Ehefrau wirkte Menzel 1940/41 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ausgabe der Werke von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) an der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin mit. Im Februar 1943 habilitierte er sich bei Karl Jordan (1907–1984) an der Universität Kiel für Mittelalterliche Geschichte und führte seit Dezember 1943 den Titel Privatdozent; die Habilitationsschrift über das Werk Engelberts von Admont ist nicht erhalten. Im selben Jahr publizierte er zum 70. Geburtstag Holtzmanns eine Übersetzung der Autobiografie Kaiser Karls IV. (1316–1378).

    Nach kurzem Kriegsdienst in einer Berliner Flakabteilung seit Mai 1941 wurde Menzel im Herbst 1941 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der neuen Kriegsgeschichtlichen Abteilung beim Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unter Oberst Walter Scherff (1898–1945), wofür dessen Adjutant, Menzels Studienfreund Wilhelm Heinrich Scheidt (1912–1954), gesorgt hatte. Zentrale Aufgabe Menzels und seiner Kollegen, darunter der mit dem Kriegstagebuch des OKW beschäftigte Felix Hartlaub (1913–1945), war die Sammlung der militärischen Führungsentscheidungen Adolf Hitlers (1889–1945) zu Propagandazwecken, wofür v. a. die Protokolle der Lagebesprechungen aus dem Führerhauptquartier beschafft wurden. Das Projekt erbrachte mit einigen Broschüren eher dürftige Ergebnisse.

    1933 Mitglied im Deutschen Luftsportverein (Luftsportwart)
    1942 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern

    Nachlass:

    Familienbesitz.

    Weitere Archivquellen:

    Archiv der Humboldt-Universität, Berlin, Phil. Fak. 01 Nr. 818. (Promotionsakte)

    Archiv der Humboldt-Universität, Berlin, NS-Doz. 2, Nr. ZD I 0695. (Akte beim NS-Dozentenbund)

    Universitätsarchiv Kiel, Abt. 47, Nr. 6862. (Personalakte)

    Gedruckte Quellen:

    Marianne Feuersenger, Mein Kriegstagebuch. Zwischen Führerhauptquartier und Berliner Wirklichkeit, 1982, Neuausg. u. d. T. Im Vorzimmer der Macht. Aufzeichnungen aus dem Wehrmachtführungsstab und Führerhauptquartier 1940–1945, 1982, 21999, S. 64, 92, 154, 197, 218, 223 f., 227, 229 f., 252, 256, 269 u. 278 f.

    Edition:

    Das Leben der Liutbirg. Eine Quelle zur Geschichte der Sachsen in karolingischer Zeit, 1937, Nachdr. 1978. (Onlineressource)

    Übersetzung:

    Kaiser Karl IV., Selbstbiographie, 1943. (Onlineressource)

    Monografien und Aufsätze:

    Das „Chronicon Hujesburgense“, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 52 (1934), S. 130–145 u. 260.

    Drei Handschriften aus der ehemaligen Cisterzienserabtei Lügumkloster in der Universitätsbibliothek zu Halle, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 53 (1935), S. 407–411.

    Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichtsschreibung des Bistums Halberstadt, Sachsen und Anhalt, in: Jahrbuch der historischen Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt 12 (1936), S. 95–178. (Diss. phil.) (Onlineressource)

    Die Eroberung Konstantinopels 1453, in: Friedrich von Cochenhausen (Hg.), Schicksalsschlachten der Völker, 1936, S. 83–93.

    Brun von Merseburg. Das Buch vom Sachsenkrieg, 1936. (Hg.)

    Das Leben der Liutbirg, in: Sachsen und Anhalt 13 (1937), S. 78–89. (Onlineressource)

    Die „heilige“ Liutbirg, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 2 (1938), S. 189–193. (Onlineressource)

    Johannes Kymeus. Des Babstes Hercules wider die Deudschen, Wittenberg 1538. Als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert, in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse (1940/41), 6. Abhandlung. (Hg.) (Onlineressource)

    Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert. Neue Beobachtungen zu den Wirkungen des Cusanischen Werkes, in: Forschungen und Fortschritte 17 (1941), S. 283 f.

    Bemerkungen zur Staatslehre Engelberts von Admont und ihrer Wirkung, in: Corona Quernea. Festgabe Karl Strecker zum 80. Geburtstage dargebracht, 1941, S. 390–408.

    Robert Holtzmann zum 70. Geburtstag, in: Forschungen und Fortschritte 19 (1943), S. 309–311.

    Martina Hartmann, „Es fragt die Welt nach meinem Ziel, nach deiner letzten Stunde nichts“. Das Wissenschaftler-Ehepaar Hildegund und Ottokar Menzel (1910–1945), 2023. (Qu, L, P)

  • Author

    Martina Hartmann (München)

  • Citation

    Hartmann, Martina, „Menzel, Ottokar“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1023661764.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA