Krolow, Karl
- Lebensdaten
- 1915 – 1999
- Geburtsort
- Hannover
- Sterbeort
- Darmstadt
- Beruf/Funktion
- Lyriker ; Schriftsteller ; Übersetzer ; Essayist ; Übersetzer ; Kritiker ; Librettist
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118566997 | OGND | VIAF: 108501393
- Namensvarianten
-
- Krolow, Karl Heinrich Gustav
- Karol Kröpke / Pseudonym 1970
- Krolow, Karl
- Krolow, Karl Heinrich Gustav
- Karol Kröpke / Pseudonym 1970
- Kröpcke, Karol
- Krolow, Carl
- Krolow, Carl Heinrich Gustav
- Carol Kröpke / Pseudonym 1970
- Kröpcke, Carol
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- Friedrich Rasche (1900–1965)
- Georg Hensel (1923–1996)
- Hans Ulrich Engelmann (1921–2011)
- Heinz Winfried Sabais (1922–1981)
- Hermann Gaupp (1901–1966)
- Herodots (ca. 485–424 v. Chr.)
- Marcel Reich-Ranicki (1920–2013)
- Oskar Loerke (1884–1941)
- Paul Celan (1920–1970)
- Siegfried Unseld (1924–2002)
- Thomas Duttenhoefer (geb. 1950)
- Wilhelm Lehmann (1882–1968)
Orte
Symbole auf der Karte




Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Krolow, Karl Heinrich Gustav
Pseudonym 1970: Karol Kröpke
1915 – 1999
Lyriker; Schriftsteller, Übersetzer, Essayist
Karl Krolow zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit 1940 publizierte er Gedichtbände, Prosa, Übersetzungen französischer und spanischer Lyrik, Rezensionen sowie poetologische Schriften. Vielfach geehrt, erhielt er 1956 den renommierten Georg-Büchner-Preis für sein Werk.
Lebensdaten
Geboren am 11. März 1915 in Hannover Gestorben am 21. Juni 1999 in Darmstadt Grabstätte Stadtfriedhof Engesohde, Abteilung 13, 125b–125 in Hannover Konfession evangelisch Karl Krolow, Imago Images (InC) -
Autor/in
→Katja Stahl (Ihlow bei Dahme, Mark)
-
Zitierweise
Stahl, Katja, „Krolow, Karl“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118566997.html#dbocontent

Krolow wuchs in Hannover auf, wo er 1935 an einem Realgymnasium das Abitur erhielt. Anschließend studierte er Germanistik, Romanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Göttingen und Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen) und veröffentlichte in dieser Zeit erste Gedichte sowie zahlreiche Buchbesprechungen, u. a. in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, den „Münchner Neuesten Nachrichten“ und der „Berliner Börsenzeitung“. 1942 ließ er sich als freier Schriftsteller in Göttingen nieder und finanzierte sich durch Rezensionen, was ihn angesichts der NS-ideologisierten Presse zu immer neuen Kompromissen zwang. Krolow war seit 1934 Mitglied der Hitlerjugend und seit 1937 der NSDAP. Von einer Kriegsteilnahme wurde er aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt.
1943 erschien Krolows mit Hermann Gaupp (1901–1966) herausgegebener Gedichtband „Hochgelobtes gutes Leben“, 1948 der erste eigene Band „Gedichte“. Krolow zählte sich neben Wilhelm Lehmann (1882–1968) und Oskar Loerke (1884–1941), mit denen er in regem Austausch stand, zu den Naturlyrikern. Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und der politischen Spannungen der Nachkriegszeit entstanden auch Gedichte mit zeitgenössischem Bezug, wie „Nachtstück mit fremden Soldaten“ (1948), „Die Freiheit“ (1956) und „Die Überwindung der Schwermut“ (1952), in denen er seine tiefe Erschütterung über die Unmenschlichkeit während der Kriegsjahre und die tödliche Bedrohung des Individuums thematisierte.
Im Laufe der 1950er Jahre veränderten sich Krolows Themen; Naturlyrik und Todesthematik wurden nun zunehmend von alltäglichem Geschehen durchdrungen. Krolows Sprache wurde – angeregt durch seine Übersetzung und Nachdichtungen französischer und spanischer Lyrik – skeptischer und angstbesetzt, wie in den Gedichten „Hinblick“ und „Gesicht“ („Gedichte“, 1948). Als programmatische Schrift gilt seine Dankesrede zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises 1956, die in überarbeiteter Form u. d. T „Intellektuelle Heiterkeit“ 1961 gedruckt wurde. Weitere Schriften zur Poesie, „Aspekte zeitgenössischer Lyrik“ (1961) und „Ein Gedicht entsteht“ (1973), geben Einblicke u. a. in Krolows Suche nach Form, Erinnerung, Zeitvergehen und Gedächtnis. Die folgenden Gedichte bestanden meist aus reimlosen Versen, wurden in Zeitungen, wie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“ und Süddeutsche Zeitung“, gedruckt und fanden als Beispiele zeitgenössischer Lyrik Eingang in den Kanon bundesdeutscher Schullektüre.
Neben dieser Form der Lyrik schuf Krolow als Gegenpol Gedichte, in denen er auf traditionelle Formen zurückgriff. Sein „Herbstsonett mit Hegel“ (1980) enthält streng gereimte Terzinen und Sestinen; häufig daraus zitiert wurde das Anfangsgedicht „PLOPP“. Krolows Interesse an Geschichte zeigte sich in dem Gedichtzyklus „Herodot oder der Beginn von Geschichte“ (1983), in dem er eine große Zeitspanne vergegenwärtigte und im Rückgriff auf Herodots (ca. 485–424 v. Chr.) Berichte auf kontinuierlich wiederkehrende Katastrophen aufmerksam machte, die sich in aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen wiederfinden.
Prosaarbeiten legte Krolow mit seinen Bänden „Minuten-Aufzeichnungen“ (1968), „Das andere Leben“ (1979), „Im Gehen“ (1981) und „Melanie“ (1983) vor. Ihnen gemeinsam ist der Umgang mit einer sich ausbreitenden individuellen Einsamkeit der Innenwelt angesichts tiefer Betroffenheit über die Außenwelt, ein kontinuierlicher Themenkreis in Krolows Lyrik, der sich im Alter verstärkte und in dem postum erschienenen Band „Im Diesseits verschwinden. Gedichte aus dem Nachlaß“ (2002) fortgeführt wurde.
Krolows Prosa und Gedichtbände wurden von der Literaturkritik positiv aufgenommen. Besonderes Lob erhielten seine Impulse für die moderne Lyrik, die aus seinen poetologischen Schriften, aber auch unmittelbar aus seiner Lyrik hervorgingen. Während vereinzelt Kritik an der immensen Zahl seiner Publikationen geäußert wurde, wurde zugleich Krolows Verdienst für die Vermittlung europäischer Lyrik hervorgehoben.
Eine lebenslange enge Freundschaft verband Krolow seit seiner Göttinger und Hannoveraner Zeit mit Friedrich Rasche (1900–1965), dem Chefredakteur der Hannoverschen Presse, der ihn förderte. In seiner Darmstädter Zeit unterhielt Krolow persönliche Kontakte zu seinem Verleger, Freund und Förderer Siegfried Unseld (1924–2002) sowie zu Marcel Reich-Ranicki (1920–2013). Über die Gruppe 47, an deren Niendorfer Treffen er 1952 teilnahm, stand er in Verbindung zu Paul Celan (1920–1970), die sich nach einem halbjährigen Aufenthalt Krolows in Paris im Rahmen des UNESCO-Stipendiums 1958 intensivierte und in Darmstadt fortsetzte. Zu einem der engsten Darmstädter Freunde wurde ihm der Dichter Heinz Winfried Sabais (1922–1981), der ihn zur Übersiedlung von Hannover nach Darmstadt bewogen hatte. Wohnhaft auf der Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe, seit 1969 im Park Rosenhöhe, erhielt Krolow durch den regen Austausch mit Literaten und Literaturkritikern wie Georg Hensel (1923–1996) Inspirationen für seine Arbeiten. Auch Krolow wirkte anregend auf seine Darmstädter Künstlerfreunde: Hans Ulrich Engelmann (1921–2011) vertonte dessen Gedicht „Stele für Büchner“ (1989) und nach Krolows Tod 1999 einen Psalm zum Gedenken an ihn. Der von Gesprächen mit Krolow inspirierte Bildhauer Thomas Duttenhoefer (geb. 1950) schuf 1982 ein Bronzebildnis Krolows und 2008 die Statue „Der Dichter als flüchtiger Erdengast“, die auf der Darmstädter Rosenhöhe an ihn erinnert.
1950 | Lyrikpreis des Südverlags für 1949 |
1951 | Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums (Bundesrepublik) |
1953 | Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt (Vizepräsident 1966–1972, Präsident 1972–1975 und 1975–1978) |
1956 | Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt |
1956 | Förderpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie |
1960 | Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz |
1962 | Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München |
1965 | Großer Niedersächsischer Kunstpreis |
1975 | Goetheplakette des Landes Hessen |
1975 | Silberne Verdienstplakette der Stadt Darmstadt |
1975 | Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1975 | Rainer-Maria-Rilke-Preis des Deutschen Literaturarchivs, Marbach am Neckar |
1976 | Dr. h. c., TH Darmstadt |
1983 | Hessischer Kulturpreis |
1983 | Littera-Medaille der LITTERA Autorenvereinigung München |
1985 | Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste |
1988 | Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg |
Nachlass:
Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Deutsche Akademie für Sprache und Dichtkunst, Darmstadt, Akte Präsidium / Erweitertes Kuratorium 1972–1975.
Hessisches Staatsarchiv, Darmstadt, Signatur TH22/01 Nr. 316; Nr. 26/76 Akte TH 22/01 Nr. 309.
Lyrik:
Gedichte, 1948.
Auf Erden, 1949.
Die Zeichen der Welt, 1952.
Von nahen und fernen Dingen, 1953.
Tage und Nächte, 1956.
Fremde Körper, 1959.
Unsichtbare Hände, Frankfurt am Main 1962
Schattengefecht, 1964.
Gedicht für Darmstadt, 1965.
Landschaften für mich, 1966.
Alltägliche Gedichte, 1968.
Flug über Heide, Moor und grüne Berge, 1969.
Bürgerliche Gedichte, 1970 (unter dem Pseudonym Karol Kröpcke)
Nichts weiter als Leben, 1970.
Zeitvergehen, 1972.
Der Einfachheit halber, 1977.
Prolog für Darmstadt 1980, 1980.
Herbstsonett mit Hegel, 1981.
Pomologische Gedichte, 1981.
Zwischen Null und Unendlich, 1982.
Herodot oder Der Beginn von Geschichte, 1983.
Schönen Dank und vorüber, 1984.
Nacht-Leben oder Geschonte Kindheit, 1985.
In Kupfer gestochen, 1987.
Als es soweit war, 1988.
Meine Gedichte, 1990.
Wenn die Schwermut Fortschritte macht, 1990.
Ich höre mich sagen, 1992.
Die zweite Zeit, 1995.
Gedichte, die von Liebe reden, 1997.
Die Handvoll Sand, 2001.
Im Diesseits verschwinden, 2002.
Prosa:
Das andere Leben, 1979.
Poetologische und essayistische Schriften:
Das Gedicht in unserer Zeit, 1946.
Aspekte zeitgenössischer deutscher Lyrik, 1961.
Die Rolle des Autors im experimentellen Gedicht, 1962.
Das Problem des langen und kurzen Gedichts heute, 1966.
Ein Gedicht entsteht, 1973. (darin: Intellektuelle Heiterkeit. Rede zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises. Fassung letzter Hand, S. 195–203)
Von literarischer Unschuld, 1977.
Herausgeberschaften und Übersetzungen:
Hermann Gaupp/Karl Krolow, Hochgelobtes gutes Leben, 1943.
Die Barke Phantasie, 1957.
Paul Verlaine, Gedichte, 1957.
Spanische Gedichte des XX. Jahrhunderts, 1962.
Miteinander, 1974.
Deutsche Gedichte, 2 Bde., 1982.
Poesie der Welt – Deutschland, 1982
Werk- und Sammelausgaben:
Gesammelte Gedichte, 4 Bde., 1965–1997.
Ein Lesebuch, 1975.
Gedichte und poetologische Texte, 1985.
Bibliografie:
Rolf Paulus, Karl-Krolow-Bibliographie, 1972.
Rolf Paulus/Gerhard Kolter, Der Lyriker Karl Krolow. Biographie und Weiterentwicklung, Gedichtinterpretation, Bibliographie. Bouvier, 1983.
Walter H. Fritz (Hg.), Über Karl Krolow, 1972.
Artur Rümmler, Die Entwicklung der Metaphorik in der Lyrik Karl Krolows (1942–1962). Die Beziehung zu deutschen, französischen und spanischen Lyrikern, 1972.
Gerhard Kolter, Die Rezeption westdeutscher Nachkriegslyrik am Beispiel Karl Krolows. Zu Theorie und Praxis literarischer Kommunikation, 1977.
Horst S. Daemmrich, Messer und Himmelsleiter. Eine Einführung in das Werk Karl Krolows, 1980.
Rolf Paulus, Lyrik und Poetik Karl Krolows 1940–1970, 1980.
Rolf Paulus/Gerhard Kolter, Der Lyriker Karl Krolow. Biographie und Weiterentwicklung, Gedichtinterpretation, Bibliographie, 1983.
Vera B. Profit, Ein Porträt meiner Selbst. Karl Krolows Autobiographical Poems (1945–1958) and their French Sources, 1991.
Katja Stahl, Hier war die Luft einmal lateinisch. Der Dichter Karl Krolow in Darmstadt, 2010.
Bronzebüste v. Thomas Duttenhoefer (geb. 1950), 1982, Stadtbibliothek Hannover.
Der Dichter als flüchtiger Erdengast. Bronzestatue v. Thomas Duttenhoefer (geb. 1950), 2008, Rosenhöhe, Darmstadt.